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Veröffentlicht am 28.03.2019

mehr Fachbuch als Sachbuch

Geheimnisse der Vernehmungskunst
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Worum geht’s?


Josef Wilfling hat über 40 Jahre als Polizist gearbeitet, davon über 22 Jahre bei der Mordkommission. Er kennt den Alltag und die Polizeiarbeit und möchte mit seinen Büchern Einblicke in ...

Worum geht’s?


Josef Wilfling hat über 40 Jahre als Polizist gearbeitet, davon über 22 Jahre bei der Mordkommission. Er kennt den Alltag und die Polizeiarbeit und möchte mit seinen Büchern Einblicke in eine Welt gewähren, die vielen normalerweise verborgen bleibt oder nur aus Tatort-Sendungen bekannt ist. Sein viertes Buch „Geheimnisse der Vernehmungskunst“ soll sein enormes Erfahrungswissen rund um das Thema Vernehmungen für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen und damit noch tiefere Einblicke in die Welt der Strafverfahren liefern.



Schreibstil / Gestaltung


Das Cover zeigt Herrn Wilfling mit einem Tisch samt Stuhl im Hintergrund, das typische Bild eines Vernehmungszimmers. Der Titel ist in einer schreibmaschinenartigen Schrift geschrieben und passt zum Vernehmungsthema. Als Highlight gibt es zudem einen roten „Stempelabdruck“, der die Strategien des legendären Mordermittlers verspricht. Insgesamt wirkt die Gestaltung etwas effekthascherisch, passt zugleich aber auch zu den drei bisherigen Büchern des Autoren.


Das Buch umfasst nach einem Vorwort grob acht Hauptabschnitte mit jeweils mehreren kürzeren Unterabschnitten. Jeder Hauptabschnitt befasst sich mit einem anderen Aspekt rund um das Thema Vernehmung. Die Unterabschnitte sind von halbseitig bis mehrere Seiten lang. Im Anhang findet man Vernehmungskonzepte und ein Schlagwortregister. Der Schreibstil ist sehr nüchtern und sachlich gehalten mit vereinzelten persönlichen Äußerungen des Autoren.


Mein Fazit


Noch nie war ich nach der Lektüre eines Buches so zwiegespalten wie bei „Geheimnisse der Vernehmungskunst“. Mir sind die drei bisherigen Bücher des Herrn Wilfling bekannt und auch Jahre später gelten sie als eine meiner Top-Empfehlungen im Bereich der Real Crime Bücher. Groß war daher die Freude, als ich sah, dass Herr Wilfling ein weiteres Buch herausbringt. Ich ging davon aus, dass es in eine ähnliche Kerbe schlagen würde wie die Vorgänger. Auch der Klappentext klang für mich nach berichtender Erzählung aus der Polizeipraxis mit Erkenntnissen für den Alltag.


Als ich in der Vorschau das Inhaltsverzeichnis sah, war ich kurzzeitig irritiert und nicht überzeugt – und habe mich entgegen meines Bauchgefühls für das Buch entschieden. Das, so musste ich mittlerweile feststellen, war ein Fehler. Doch wieso? Ich weiß nicht, ob es an falscher Erwartung meinerseits aufgrund der bisherigen Bücher lag oder ob der Klappentext und die Infotexte etwas Falsches suggerieren: Geheimnisse der Vernehmungskunst ist für mich kein Real Crime Buch, es ist für mich kein Sachbuch und es ist vor allem kein Publikumsbuch. Bereits das sehr kleinschrittige Inhaltsverzeichnis gab den Hinweis darauf und dennoch habe ich es „übersehen“. Dieses als Handbuch bezeichnete Buch ist nichts anderes als ein Lehrbuch. Detailliert wird jeder Schritt rund um das Thema Vernehmung durchgearbeitet, inklusive gesetzlicher Grundlage und zahlreicher juristischer Definitionen. Das Buch liest sich von Seite 1 an wie eine Anleitung für (angehende) Vernehmungsbeamte. Herr Wilfling erwähnt in seinem Vorwort, dass die Erkenntnisse „für jene Leser, die nicht dem professionellen Bereich angehören“ auch alltagstauglich sind. Welche Erkenntnisse dies sein sollen, vermag mir bis zum Ende nicht einzuleuchten. Ich erfahre in diesem Buch, dass jemand nicht via Postkarte geladen werden darf, den Unterschied zwischen Spontanäußerungen und informatorischen Befragungen und wie der BGH und das BVerfG zum Thema verdeckte Ermittler stehen. Außerdem weiß ich jetzt, welche Punkte Verteidiger gerne anprangern – laut Autor unberechtigt, laut meiner Erfahrung oftmals berechtigt – und welche Stolpersteine später vor Gericht warten. Sind das Informationen, die der durchschnittliche Leser eines Publikumsverlags sucht? Ich denke nicht. Sind es Inhalte gewesen, die ich erhofft oder erwartet habe? Ja, aber anders verpackt.


Anders verpackt, das wäre es gewesen. Denn der innere Zwiespalt, in dem ich mich befinde: Das Buch ist brillant. Es ist lehrreich, es ist ausführlich, es ist hilfreich. Aber nicht für den Durchschnittsleser. So ein Buch erwarte ich im Bereich (juristischer) Fachliteratur. Es ist das optimale Lehrbuch, schön auf den Punkt geschrieben, mit zahlreichen Anekdoten und Meinungen gepaart. Man merkt, dass der Autor Polizeischüler unterrichtet. Denn genau so liest sich „Geheimnisse der Vernehmungskunst“ – wie ein ausformuliertes Vorlesungsskript. Aber so wirkt das Buch nun einmal äußerlich nicht. Insbesondere Kenner der Vorgängerbände könnten hier enttäuscht werden und interessierte Leser sich von der Sachlichkeit erschlagen fühlen. Das Cover suggeriert für mich einfach ein nettes Real Crime Erfahrungsberichte Buch und das hält das Buch nicht. Die wenigen Fälle, die erwähnt werden, wirken wie Übungsfälle an einer Polizeischule, zudem arbeitet der Autor mit vielen Zusammenfassungen – schwierig, wenn ein Unterabschnitt nur aus zwei Seiten besteht, was muss hier denn noch zusammengefasst werden?


Kurios anmutend finde ich auch den Abschnitt im Klappentext „Blick hinter die Kulissen, wie er spannender nicht sein könnte“. Dieses Buch hat gewiss vieles, aber sicher keine Spannung. Ich wüsste auch nicht, an welcher Stelle Spannung aufkommen könnte. Es ist definitiv informativ, es ist breit gefächert und es gewährt einzigartige Einblicke. Aber die nüchternen Beschreibungen, die andauernden Hinweise auf mögliche Fehlerquellen und das Gefühl, dass ich als Leser nicht Zielgruppe bin, lassen zu keiner Zeit auch nur den Hauch von Spannung aufkommen.


Mehr als einmal störte ich mich zudem an Äußerungen des Autoren. So schlägt er auch gern gegen Anwälte. Auf S. 51/52 wird unter anderem thematisiert, dass er als unschuldig Beschuldigter natürlich auf Teufel komm raus reden würde und sich erklären würde und er daher Anwälte mit ihrem Schweigerat nicht verstehen könne – gerade von jemanden, der erzählt, wie komplex Vernehmungssituationen sind und hier auf über 200 Seiten Tipps gibt, wie man am besten die Vernehmung beeinflussen kann, hätte ich mehr Weitsicht erwartet. Da der Autor aber bereits im Vorwort sagt, der Leser muss seine Meinung nicht teilen, schaue ich hierbei darüber hinweg.


Insgesamt bleibt der Eindruck, dass man äußerlich ein publikumswirksames Buch auf den Markt bringen wollte – innerlich aber Fachliteratur präsentieren mag. Wäre das Buch als solches deklariert gewesen, hätte es von mir die volle Punktzahl erhalten (wobei: wäre es ausdrücklich als Lehrbuch deklariert gewesen, hätte ich es nie gelesen). Da es als solches für mich aber nicht erkennbar ist und daher für mich nicht den Erwartungen entsprach, kann ich hier leider nur Abstriche machen. Ich rate daher jedem: Vor dem Kauf das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe anschauen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 27.03.2019

süße Story mit zu wenig Tiefgang

My Missing Piece
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„Ich war da. Ich war in ihrem Haus und ich kämpfte jeden Tag darum, überhaupt wahrgenommen zu werden. Nicht, dass meine Eltern gemein waren. Sie wollten mich nicht vergessen, weil sie mich nicht liebten, ...

„Ich war da. Ich war in ihrem Haus und ich kämpfte jeden Tag darum, überhaupt wahrgenommen zu werden. Nicht, dass meine Eltern gemein waren. Sie wollten mich nicht vergessen, weil sie mich nicht liebten, aber ich glaubte wirklich, dass sie mich nicht sehen wollten. Sie sahen sie, wenn sie mich sahen.“ (Mackenzie in My missing piece)

Worum geht’s?

Einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag entscheidet sich Willow Malcolm, Selbstmord zu begehen. Ihre Zwillingsschwester Mackenzie bleibt allein zurück, mit einem Haufen Fragen und in tiefster Trauer. Gerade erst in einen neuen Ort gezogen, liegt ihr Leben in Trümmern. Sie muss sich an einer neuen Schule einfinden, ohne Freunde und mit wenig Unterstützung ihrer Familie. Doch dann lernt sie Ryan kennen, der beliebteste Junge der Stadt. Und er scheint Mackenzies Gefühle zu verstehen. Doch Trauer kann verschiedene Facetten haben und manchmal kann man nicht einfach weitermachen…

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover gefällt mir von der Farbgestaltung her sehr, das Motiv passt aber leider überhaupt nicht zum Buch und wirkt vollkommen unpassend. Bei einer derart emotionalen Geschichte wäre es angebrachter gewesen, auf die lyx-typischen halbnackten Eyecatcher zu verzichten.

Der Schreibstil ist ganz angenehm, relativ flüssig und zum teil emotionsgeladen. Das Buch ließ sich gut über längere Zeit lesen und war sprachlich angemessen für das Highschool-Setting. Die Geschichte wird ausschließlich aus Mackenzies Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und ist größtenteils linear.

Mein Fazit

„My missing piece“ ist mein erstes Buch der Autorin Tijan. Der Klappentext klang sehr gut und vor allem ziemlich emotional, weshalb ich das Buch gern lesen wollte.

Leider hatte ich bereits einen holprigen Start. Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht durchsteige. Die Geschichte beginnt mit Mackenzie, die nachts unfreiwillig im Bett von Ryan landet, weil sie sich in der Tür geirrt hat. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich begriffen habe, wieso sie bei Ryan übernachtet und wie der zeitliche Ablauf ist, insbesondere auch auf den Hinblick ihres Verlustes. Tatsächlich habe ich kurzerhand das Buch neu angefangen und beim zweiten Versuch mehr Durchblick gehabt. So einen Start in ein Buch hatte ich bisher noch nie gehabt.

Man erfährt bereits relativ am Anfang, dass sich Mackenzies Zwillingsschwester Willow umgebracht hat und man erfährt auch sehr detailliert, wie und vor allem das Auffinden ihrer Leiche. Diese Szene hat mich emotional sehr ergriffen und mir wirklich Gänsehaut beschwert. Bei „My missing piece“ steht das Verarbeiten und das Trauern im Vordergrund, generell also sehr emotionale Themen. Tatsächlich hatte ich aber das Gefühl, dass – abgesehen von der Selbstmordszene – die Emotionen in diesem Buch nicht wirklich stark sind. Mackenzie lernt Ryan kennen, der vor einige Zeit einen Freund verlor und daher ihre Trauer etwas verstehen kann. Sie freunden sich an, Mackenzie kommt an die neue Schule und auch familiär beeinflusst der Verlust natürlich das Leben. Doch irgendwie bleibt alles relativ oberflächlich. In der Schule gibt es die standardmäßigen Rangordnungsrumhackereien, außerschulisch geht es um das Thema Verlieben und Entdecken der Sexualität – die typischen Inhalte von Young Adult Romanen. Mir war zuerst nicht ganz bewusst, dass die Geschichte genretechnisch wohl am ehsten als Young Adult einzustufen ist, da die Charaktere zwar volljährig sind, jedoch zur Highschool gehen und somit das gewohnte Highschool-Drama vorkommt. An vielen Stellen war dies für mich auch nicht nachvollziehbar und wirkte unnötig aufgebauscht.

Nach einem wirklich emotionalen Start kam lange Zeit einfach gefühlt gar nichts. Ein bisschen Drama hier, ein bisschen Streit da, ein wenig Party hier, ein bisschen Rummachen da. Zwar denkt Mackenzie durchgängig an Willow, sie erscheint ihr regelmäßig als Geist, sie redet mit Willow in ihren Gedanken, sie träumt von ihr – aber dennoch kommt für mich die komplette Trauerthematik viel zu kurz. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich die Autorin nicht entscheiden konnte, ob sie ein Young Adult Buch schreiben möchte oder ein emotionales Drama. Und somit landet „My Missing piece“ irgendwo dazwischen und stellt aber in keiner Hinsicht eine volle Zufriedenheit her. Der Trauerprozess bleibt blass bis unbeleuchtet, das Highschool-Thema bleibt oberflächlich, Willows Beweggründe bleiben komplett offen. Auf dem Weg zum Ende wird fast schon klischeehaft abgearbeitet, was man so braucht: Das erste Mal, Familienprobleme, die Highschool-Oberzicke, nutzlose Therapiestunden, Partys, der ein oder andere Wutausbruch. Es fehlt einfach an der Tiefe.

Und nicht nur der Story mangelt es an der Tiefe, auch den Charakteren. Mackenzie wird als einzige noch einigermaßen beleuchtet, sämtliche andere Charaktere aber werden nur grob umrissen. Insbesondere bei Ryan ist es doch sehr schade. Denn er ist ab Seite 1 da und irgendwie fehlte mir das Verständnis, wieso. Denn er wirft sich immer wieder für Mackenzie in die Schusslinie, er kommt nachts zu ihr, er ist immer da – dabei bleibt er aber einfach nur eindimensional. Wer ist Ryan und was sieht er in Mackenzie? Diese Frage ist mir bis zum Schluss nicht beantwortet gewesen. Ihre Beziehung wurde mir einfach vorgesetzt und ich musste sie akzeptieren, fertig.

Ich hatte große Hoffnungen, dass das Buch nach hinten heraus Land gutmachen kann. Ich hatte gehofft, dass hier irgendwo noch eine emotionale, starke Geschichte kommt und das Verarbeiten von Trauer thematisiert wird. Denn insgesamt habe ich vereinzelt Mitleid mit Mackenzie empfunden, aber über weite Teile habe ich einfach gar nichts gespürt. Zwischenzeitlich ging mir Mackenzie sogar stark auf die Nerven. Mir ist bewusst, dass jeder Mensch anders trauert. Dennoch ist Mackenzie permanent krawallgebürstet, legt sich – entgegen ihres Charakters, aber entsprechend Willows Charakters – immer wieder mit Leuten an und katapultiert sich hiermit ungewollt zu einem der beliebtesten Mädchen der Schule. Ich denke, die Autorin wollte hiermit für Mackenzie Raum schaffen, an ihrer Schwester festzuhalten, indem sie ihr Verhalten adaptiert. Tatsächlich machte es für mich aber Mackenzie nur noch wenig greifbarer. Ich wurde von Anfang an nicht wirklich warm mit ihr und das blieb leider auch so. Gegen Ende des Buches wurden dann viele Register gezogen, um den Leser mit einem Gefühl von „für Mackenzie wird alles gut“ zu entlassen. Das wirkte phasenweise etwas überzogen, phasenweise passte es aber auch gut ins Gesamtbild des Buches. Das Buch endet mit einer erschreckenden Erkenntnis, die für mich nicht ganz so überraschend kam, sich aber hervorragend in das Buch einfügt und mich ein wenig versöhnlicher gestimmt hat, andererseits aber mehr als ein Fragezeichen hinterlässt.

Insgesamt ist „My missing piece“ für mich ein netter Young Adult Roman, der aber leider nicht rund ist und dem die Tiefe und das Gefühl fehlt, um mich emotional so richtig mitzunehmen. Das Potenzial wäre auf jeden Fall da.

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Inhaltlich gab es auch einige Szenen, die für mich nicht gepasst haben. Insbesondere fand ich dabei eine Szene befremdlich, in der Mackenzie nach Hause kommt, ihre Mutter weg ist, ihr Vater nicht da ist und sie allein ist. Nachts trifft sie auf ihren Vater, der seine Sachen packt und nach fremden Parfüm riecht. Mackenzie kombiniert, dass er fremdgeht und auszieht. Damit konfrontiert bestätigt der Vater tatsächlich, dass er zu einer Kollegin zieht und die Familie verlässt. Einige zig Seiten später stellt sich aber heraus, dass sie keine Affäre ist und er nur temporär zu ihr zog wegen eines Projektes, sich die Eltern aber dennoch trennen wollen. Mackenzie macht ihren Standpunkt hierzu klar und dann zieht ihr Vater doch wieder zurück. Zunächst fand ich es komplett verwerfbar, dass ihr Vater in der bestehenden Krisensituation nicht die Notwendigkeit sieht, seiner Tochter die tatsächliche Situation zu schildern, sondern einfach ihrem Affärevorwurf zustimmt. Aber auch die Auflösung der Situation und das Zurückziehen des Vaters wirkte zu schnell, zu perfekt, zu gekünstelt. Was auf mich auch kurios wirkte, war die permanente Ansage der Mutter an die immerhin volljährige Mackenzie, dass sie keinen Sex haben soll. Mackenzie trinkt, schwänzt die Schule, schleicht sich nachts heraus – aber die einzige Sorge ist, sie soll kein Sex haben. Das wirkte alles etwas inkonsequent und deplatziert.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 21.03.2019

wichtiges Thema hervorragend herausgearbeitet

Falschaussage
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„Wenn es um Vergewaltigung ging, stießen die Opfer regelmäßig auf Zweifel – von Seiten der Polizei, aber auch von der eigenen Familie und von Freunden. Sowohl in den Polizeiwachen als auch in der breiten ...

„Wenn es um Vergewaltigung ging, stießen die Opfer regelmäßig auf Zweifel – von Seiten der Polizei, aber auch von der eigenen Familie und von Freunden. Sowohl in den Polizeiwachen als auch in der breiten Öffentlichkeit herrschte die Ansicht vor, dass nicht jede Anzeige einer Vergewaltigung der Wahrheit entsprach. Das Problem war, dass niemand wusste, wie viele es tatsächlich waren.“ (aus „Falschaussage – Eine wahre Geschichte“)

Worum geht’s?

Die 18jährige Marie wird 2008 in ihrer Wohnung von einem Unbekannten überfallen und vergewaltigt. Sie erstattet bei der Polizei Anzeige. Sie will Gerechtigkeit und andere vor den Täter schützen. Doch die Polizei zweifelt an ihr, ihr Umfeld zweifelt an ihr, irgendwann zweifelt Marie an sich selbst. Und so wird aus einer Vergewaltigungsanzeige nicht die Jagd nach einem Täter, sondern ein Strafverfahren gegen das Opfer – wegen Falschbeschuldigung. Doch was niemand zu diesem Zeitpunkt weiß: Marie ist nur die Spitze des Eisberges. Aber erst 2011 wird die unermüdliche Arbeit mehrere Ermittler die unfassbare Reichweite ans Tageslicht bringen.

Falschaussage ist die Geschichte eines echten Falles, der sich in den USA im Zeitraum von 2008 bis 2011 ereignet hat.

Schreibstil / Gestaltung

Die äußerst kreative Covergestaltung zeigt im Hintergrund originale Polizeidokumente. Das Farbenspiel beim Titel und dem Untertitel ist interessant und verrät dem Leser, was ihn hier erwartet. Generell ist die Gestaltung eher schlicht und für das Buch und die Thematik angemessen.

Das Buch ist durchgängig in einem berichtendem Erzählstil geschrieben. Es handelt sich bei Falschaussage um einen Tatsachenbericht aus dem Real Crime Genre und so wird auch erzählt. Der Erzählstil ist minimal wertend, größtenteils aber eher neutral und durchgängig faktenbasiert.

Falschaussage wird nicht in der chronologischen Reihenfolge erzählt, sodass es immer wieder zu Zeitsprüngen und Ortswechseln kommt. Erst im letzten Viertel des Buches wird chronologisch erzählt. Dem Buch vorgestellt sind Landkarten für die im Buch relevanten Orte. Es gibt kein Vorwort, aber einen längeren Epilog, ein Nachwort durch die Autoren und ein ausführliches Belegverzeichnis, welches die jeweils für die Kapitel verwendeten Dokumente und Studien ausführt.

Mein Fazit

„Sie sagt, sie wurde vergewaltigt. Die Polizei sagt, sie lügt.“ So steht es als Untertitel auf dem Cover von Falschaussage. Vermutlich war diese Aussage das entscheidende Kriterium, wieso ich zu diesem Buch gegriffen habe. Ich lese gern und viel aus dem Real Crime Bereich und war durchaus gespannt, was für eine Geschichte mich hier erwarten möchte.

Vorab möchte ich an dieser Stelle bereits einige Worte zur Umschlagsgestaltung loswerden. In meinen Augen sind diverse Elemente der Gestaltung nicht passend für das Buch. Das bereits erwähnte Untertitel trifft meiner Meinung nach nicht genau die Geschehnisse des Buches, auf der Buchrückseite ist die Rede von „hochspannend mit einem Twist, der John Grisham alle Ehre machen würde“ – dies ist meiner Meinung nach schon fast respektlos für dieses Buch. Das hier ist kein Thriller, das hier ist kein spannender Pageturner mit Twists, die den Leser in Verzückung bringen – dieses Buch ist bittere, tragische Realität und erzählt die Geschichte einer Polizei-Ermittlung, die keine war, aber eine hätte sein sollen. Sollte man an diese Buch mit der Erwartung herangehen, einen spannende Thriller mit viel Sex and Crime zu erhalten, so mag ich dazu raten, dieses Buch nicht zu lesen. Es ist nicht der Anspruch des Buches, dies zu leisten. Das Buch möchte die entsetzliche Geschichte um Marie und ihre Leiden erzählen, eingekleidet in die noch viel größere Geschichte um die Jagd nach einem Serientäter. Wer zu diesem Buch greift, darf nie vergessen, dass es aus dem Real Crime Genre kommt und vor allem als Tatsachenbericht dienen möchte.

Bei Falschaussage geht es wie bereits gesagt um Marie, die 2008 vergewaltigt wurde. Im Rahmen ihrer Anzeigenerstattung hegte die Polizei sehr schnell Zweifel an ihren Ausführungen und machte hierbei vor allem den Fehler, sich durch externe Meinungen beeinflussen zu lassen. Am Ende der Zweifel stand die Konfrontation mit Marie, die ihre Aussage sodann mehrfach widerrief und auch den Widerruf widerrief. Doch auch, wenn der Fokus Maries Fall liegt und die Frage, ob und inwiefern die Polizei ihr Unrecht getan hat, ob sie gelogen hat und ob das polizeiliche Vorgehen gerechtfertigt war, ein Hauptaspekt der Geschichte ist, so tut man dem Buch Unrecht, sich nur hierauf zu versteifen.

Denn Falschaussage möchte viel mehr erzählen: Die Geschichte eines Mannes, der über Jahre hinweg an verschiedenen Orten Frauen überfiel und vergewaltigte, die Geschichte mehrere Frauen, denen die Polizei nicht immer glaubte und vor allem die Geschichte von guter und nicht so guter Polizeiarbeit, die teils vor Mängel und mangelndem Fachwissen im Umgang mit Sexualdelikten nur so strotzte. Das Buch ist eine Gesamtschau auf einen großen Fall mit vielen Opfern, noch mehr Beamten und einem Täter, der so perfide und so organisiert jahrelang die Justiz zum Narren halten konnte.

Falschaussage ist ein Blick in die Welt von Polizeiermittlungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Im Laufe des Buches lernt der Leser zahlreiche Polizisten kennen, die an diesem Fall mitgearbeitet haben. Jeder für den Fall relevante Polizist wird hierbei etwas ausführlicher vorgestellt, was leider manchmal etwas ausufernd erschien und den Lesefluss für mich immer wieder unterbrach. Da die Geschichte zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten von verschiedenen Fällen handelt, die wiederum von verschiedenen Beamten bearbeiten wurden, hat der Leser sehr schnell eine riesige Liste an Beteiligten. Ich kam hierbei regelmäßig durcheinander, musste zurückblättern und verlor immer wieder den Faden, über welchen Fall ein Kapitel gerade geht.

Strukturell konnte mich das Buch daher größtenteils nicht überzeugen. Selbst jetzt am Ende könnte ich keine saubere Chronologie aufzeichnen und kann nach wie vor die meisten Beamten nicht richtig zuordnen. Es tut letztendlich dem Verständnis keinen Abbruch, dennoch wäre es vielleicht schön gewesen, wenn – ähnlich wie die Landkarten am Anfang – ein Zeitstrahl oder ähnliches ins Buch eingearbeitet worden wäre oder zumindest zu Kapitelbeginn nicht nur Zeit und Ort notiert wäre, sondern auch welcher Fall und welche Ermittler. Dadurch, dass anfangs mehrere Geschichten nebeneinander laufen, wird dem Leser einiges abverlangt. Am Ball bleiben, Verbindungen ziehen, ein komplexes Geflecht nachvollziehen – dazu kommt noch die emotionale Komponente des Buches.

Dafür ist das Buch inhaltlich aber ein Volltreffer und das ist, worauf es ankommt. Man merkt, dass die beiden Autoren sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt haben. Neben den eigentlichen Fallrecherchen, den Gerichtsakten und Interviews mit den Beteiligten werden auch Unmengen von Studien, Wissenschaftlern und Experten zitiert, wiederum alles belegt und zum Nachlesen. Die Autoren haben hierbei einen exzellenten Spagat zwischen „Fallbericht“ und „grundlegenden Informationen“ geschafft und ein für mich vollkommen rundes Buch geschaffen, ohne dabei eine Hexenjagd auf die Beamte zu starten und sich selbst als moralische Instanz hinzustellen. Durch den Fall um Marie, den Fall um den Serienvergewaltiger und die Worte der weiteren Opfer, aber auch die Einblicke in die Gedankenwelt des Täters (es gibt einige Kapitel, die auch seine Geschichte beleuchten), wird der Leser mitgenommen auf eine Reise zwischen Hoffnung, Wut, Entsetzen und Mitleid. Und die Autoren haben die Geschichte weder mit der Festnahme noch mit dem Urteil beendet. Sie haben auch das „Aftermatch“ gezeigt, was aus den Beteiligten geworden ist und die vielleicht noch wichtigere Frage: Hat die Behörde aus Maries Fall gelernt?

Falschaussage ist ein Buch, welches einen hohen Anspruch an sich selbst hat und diesen auch erfüllt. Es ist ein Must-Read für Genrefans und Leute, die sich für das Thema generell interessieren. Es ist ein ganzheitliches Werk über einen Fall, wie er leider immer noch regelmäßig passieren kann. Es ist ein Werk, welches dem Leser die wackelige Welt zeigt, in der der Staat versucht, in intimen Bereich der Sexualdelikte für Gerechtigkeit zu sorgen und manchmal an seinen eigenen Idealen scheitert. Es ist ein Buch, welches zeigt, wie schmal die Gratwanderung zwischen professioneller Skepsis und zu schneller Vorverurteilung ist. Es ist ein Buch, welches zeigt, dass Traumata nicht identisch verlaufen müssen, Menschen aber zu schnell eine Checkliste anlegen und jemandem Unglaubwürdigkeit unterstellen. Vor allem aber ist es ein Buch, welches einem auch über die letzte Seite hinweg weiter zum Nachdenken bringen wird. Denn man fragt sich: Wie hätte ich reagiert als Polizist, wie hätte ich reagiert als Umfeld, wie hätte ich reagiert als Marie?

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 16.03.2019

spannend und absolut mitreißend

ENDGAME Buch 3
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„Die Königin verfügt über Freiheiten, die dem König fehlen. Sie entscheidet selbst über ihr Schicksal.“
(Avery in Endgame 3)

Worum geht’s?

Avery ist in großer Gefahr. Nach dem dramatischen Ende von Band ...

„Die Königin verfügt über Freiheiten, die dem König fehlen. Sie entscheidet selbst über ihr Schicksal.“
(Avery in Endgame 3)

Worum geht’s?

Avery ist in großer Gefahr. Nach dem dramatischen Ende von Band 2 hat Gabriel eine Festung um sie gebaut, inklusive bewaffneter Wachleute, Rundumüberwachung und Ausgangsverbot – sein Haus ist ihr Käfig geworden. Zu groß ist die Gefahr, die außerhalb der Mauern lauert. Doch was Gabriel nicht weiß und Avery zu verdrängen droht: ein Vogel ist nicht nur außerhalb seines Käfigs in Gefahr. Denn wird Avery auch innerhalb ihres Käfigs gejagt – von sich selbst. Schon bald ist sie sich nicht sicher, ob Gabriel sie wirklich beschützen oder nur besitzen möchte…

Endgame – Der Turm ist Band 3 einer dreiteiligen Reihe. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 und 2 auf und kann daher nicht eigenständig gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Auch Band 3 verfügt wieder über ein Schwarz-Weiß-Cover mit roten Highlights. Erneut ist das Cover unaufdringlich und passt sehr gut zu seinen Vorgängern. Wie die Vorgängerbände wird das Buch aus Averys Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, mit Ausnahme eines kurzen Prologs aus Gabriels Sicht. Der Schreibstil war erneut angenehm und das Buch leicht zu lesen. Es kommen vereinzelt Kraftausdrücke vor.


Mein Fazit

Mit einem freudigen Auge, aber zugleich auch mit einem weinenden Auge habe ich Band 3 entgegengesehen. Obwohl das Ende von Band 2 für mich keinen wirklichen Cliffhanger-Charakter hatte, wollte ich doch unbedingt wissen, welche Gefahr für Avery besteht und wieso auf sie Jagd gemacht wird. Und natürlich wollte ich auch eine Antwort auf die unausgesprochene Frage: Welche Rolle spielt Avery eigentlich für Gabriel?

Nach dem rasanten Ende von Band 2 mit viel Drama und Action war ich anfangs über den doch relativ seichten Einstieg in Band 3 irritiert. Avery ist bei Gabriel im Haus, er hat es rundum gesichert und es geht vor allem um das Miteinander der Beiden. Doch ich habe mich hiervon in falscher Sicherheit wiegen lassen, denn nach etwa einem Viertel des Buches nimmt die Geschichte fahrt auf und ab da an wurde ich hilflos hin und her geworfen. Die Gefahr für Avery ist omnipräsent und man möchte als Leser wissen, wieso. Stück für Stück kommen aber auch Zweifel hinzu, ob Gabriel aufrichtig um Averys Sicherheit besorgt ist oder er sie eventuell nur kleinhalten möchte. Und auch Avery steht vermehrt ihren Dämonen gegenüber. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Endlich gibt es die zahlreichen Antworten zu den Fragen, die aus Band 1 und 2 offengeblieben sind. Und je mehr ans Licht kam, desto schlimmer wurde es. Ich befand mich während des letzten Buchdrittels permanent zwischen Schock, Entsetzen, Verzweiflung, Ekel und Hoffnung. Denn die Twists und Erklärungen, die hier präsentiert wurden, haben mich eiskalt erwischt und waren für mich nicht vorhersehbar. Und noch härter traf mich die Erkenntnis, wie weitreichend und verworren die Geschichte eigentlich zurückgeht, wie perfide Averys ganzes Leben vorbestimmt war. Ich habe mit großen Enthüllungen gerechnet, habe erwartet, dass Gabriel als der perfekte Strippenzieher hinter allem steckt, aber was am Ende wirklich dahintersteckte: wow. Diese (Doppel-)Auflösung war wirklich ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Endgame 3 hat mir häufiger eine mal angenehme, mal unangenehme Gänsehaut verursacht.

Endgame 3 ist definitiv der spannungsgeladenste und actionreichste Teil der Reihe. Die Autorin hat es geschafft, jedem Buch einen anderen Fokus zu verleihen. Während Band 1 die Beziehung Gabriel – Avery beleuchtet hat, war Band 2 auf Averys Vergangenheit fokussiert. Band 3 schlägt in die Kerbe, wie beides miteinander zusammenhängt und wie Averys Gegenwart und Zukunft damit zusammenhängt. Das Buch war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt viele Twists, die unaufhaltsam auf die große, alles verändernde Enthüllung zusteuern. Und am tollsten finde ich, dass die Autorin Avery nach dieser Enthüllung Raum gibt, geschockt zu sein. Denn oftmals wird nach so einer Bombe einfach weitergemacht, wie bisher. Hier nicht und es tat mir im Herzen weh, Avery so zu erleben. Erotik kommt in diesem Band auch nicht zu kurz, ist für mein Empfinden aber auch nicht so häufig thematisiert wie in Band 2. Eine gewisse sexuelle Grundspannung ist jedoch allgegenwärtig.

Die beiden Protagonisten sind in diesem Band extrem stark. Gabriel zeigt, wie gewillt er ist, Avery zu beschützen. Und je weiter man liest, desto mehr versteht man, wieso. Man mag seine Verhaltensweisen nicht immer gutheißen, aber am Ende steht die Erkenntnis, dass Gabriel weiß, was er tut und der Leser versteht, wieso er es tut. Aber die größte Entwicklung hat Avery durchgemacht. Wenn ich zurückdenke, wie naiv und weltfremd sie in Band 1 teilweise auf mich wirkte, war ich beeindruckt, wie sehr sie gereift ist mit der Zeit. Verständlich bei den ganzen Erlebnissen, aber dennoch schön anzusehen. Ich war stolz auf sie, dass sie sich nicht hat unterkriegen lassen, dass sie sogar Gabriel die Stirn bietet und ihren finalen Kampf selbst in die Hand nehmen wollte. Statt zu zerbrechen, ist Avery stark geworden.

Und nach der letzten Seite bleibt die große Enttäuschung, dass diese tolle Buchreihe nun vorbei ist. Sie endet mit einem starken, absolut würdigem Abschlussband und so bleibt nur zu sagen: Endgame ist eine Reihe, bei der jedes Buch einen anderen Schwerpunkt hat, die Bände aber wunderbar ineinandergreifen. Hier erhält man viel Spannung, viel Drama und eine gehörige Portion Erotik verpackt in einer fesselnden Story mit starken Charakteren. Endgame hat mein Herz mehr als einmal gebrochen und meinen Verstand mehr als einmal vorgeführt. Und ich habe es geliebt. Ich kann die komplette Endgame-Reihe uneingeschränkt empfehlen, insbesondere auch für Leute, die sich an das Dark Romance Genre erst herantasten, da Endgame eher im unteren Bereich der Heftigkeitsskala in diesem Genre anzusetzen ist

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Ein kleines Manko ist allerdings, dass ich das Gefühl hatte, dass einige Nebenstorys im Sande verliefen. Im Großen und Ganzen sind fast alle meine offene Fragen geklärt, es gibt aber einige Nebenfragen, die sich für mich nicht beantwortet fühlen. So fehlt mir die Erklärung, was mit Averys Vater passiert ist, wer eigentlich Hannah ist und welche Rolle der stets auftauchende Justin spielt. Auch hätte ich gern noch ein wenig mehr über Penny und ihre Erlebnisse erfahren. Insgesamt ist das alles zwar vertröstbar, dennoch wäre es ganz schön gewesen, um einen runden Abschluss hinzubekommen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.03.2019

spanennd und heiß, aber nicht ganz so herzzerreißend

ENDGAME Buch 2
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„Du sagst das, als wäre es etwas Gutes. Liebe. Meiner Erfahrung nach macht das alles nur noch schlimmer. Sie treibt Leute dazu, Schreckliches zu tun, Dinge, die sie sonst nicht tun würden.“
(Gabriel zu ...

„Du sagst das, als wäre es etwas Gutes. Liebe. Meiner Erfahrung nach macht das alles nur noch schlimmer. Sie treibt Leute dazu, Schreckliches zu tun, Dinge, die sie sonst nicht tun würden.“
(Gabriel zu Avery in Endgame 2)

Worum geht’s?

Avery hat hoch gepokert – und alles verloren. Nachdem sie ihre Jungfräulichkeit höchstbietend versteigert hat und einige Zeit mit Gabriel Miller verbrachte, schickte er sie weg. Zurück in ihr Leben, welches einem Trümmerhaufen gleicht. Doch Averys Fall geht noch weiter, denn das Haus, was sie mit der Versteigerung retten wollte, wurde ihr jetzt auch noch weggenommen – ausgerechnet von Miller Industries. Welches Spiel versucht Gabriel zu spielen und wieso möchte er sie so leiden sehen?

Endgame – Der Springer ist Band 2 einer dreiteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 auf.

Schreibstil / Gestaltung

Wie bereits Band 1 kommt auch Band 2 mit eine relativ schlichten, aber etwas erotischerem Cover in schwarz-weiß daher. Wieder gibt es ein rotes Highlight auf dem Cover. Unaufdringlich und auch ein wenig unaussagekräftig. Auch Band 2 ist ausschließlich aus Sicht von Avery in der Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich unterscheidet sich das Buch nicht von Band 1, es ist gut und schnell lesbar und punktet mit einem flüssigen Erzählstil.

Mein Fazit

Nachdem Band 1 mich in wahre Begeisterungsstürme versetzt hat und das Ende mir mein Herz zerfetzt hat, war klar, dass ich schnellstmöglich wissen muss, wie es mit Avery und Gabriel weitergeht. Auch Band 2 habe ich erneut in einem Rutsch durchgelesen.

Die Geschichte setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 1 an. Avery hat das Haus verloren, ihr Vater ist in einer exklusiven Pflegeeinrichtung und sie selbst in ein billiges Motel gezogen. Gabriel Miller hat sie besiegt, in so vielerlei Hinsicht und Avery muss ihre Wunden lecken. Aber aus dem etwas naiven jungen Mädchen ist vermehrt eine schlagkräftige Frau geworden und so will sie für das Haus kämpfen. Natürlich führt dabei kein Weg an Gabriel vorbei. Doch je mehr Avery für das Andenken an ihre Mutter kämpfen möchte, indem sie das Haus zurückgewinnt, muss sie auch feststellen, dass ihre Eltern ihr vielleicht nicht immer alles erzählt haben. Im Fokus steht hierbei vor allem ein altes Tagebuch ihrer Mutter. Doch sind die Geheimnisse hieraus erst einmal enthüllt, gibt es kein Zurück mehr und so endet das Buch in einem sehr dramatischen Showdown.

Anders als in Band 1 geht es in Band 2 hauptsächlich um Avery und die Vergangenheit ihrer Eltern. Hier liegen einige Geheimnisse verborgen und Avery enthüllt sie Stück für Stück. Hierbei wird der Leser einige Überraschungen und auch Schockmomente erleben. Averys Verzweiflungstat aus Band 1 wird gelegentlich angesprochen, steht aber nicht mehr so sehr im Fokus. Gabriel fordert allerdings die laut Vertrag noch verbleibenden Tage von Avery ein. Entsprechend empfand ich Band 2 als deutlich sexueller als Band 1, wobei auch hier die Erotikszenen stets niveauvoll bleiben, aber häufiger vorkommen. Gabriel agiert auch weiterhin als perfider Puppenspieler im Hintergrund und wie bereits in Band 1 hatte ich permanent das Gefühl, dass mir noch eine Information fehlt, um endlich das große Puzzle zusammenzusetzen. Welche Rolle er spielt, bleibt weiterhin unklar. Fakt ist aber: Hier steckt etwas Großes dahinter und Gabriel ist immer gefühlt 20 Schachzüge voraus.

In diesem Band spielen deutlich mehr Nebencharaktere mit. Weiterhin dabei ist Averys Vater und auch der aus Band 1 bekannte Damon Scott. Ihre Freundin Harper erhält dieses Mal einen längeren Auftritt und auch ihr Ex-Verlobter Justin kommt mehrfach vor. Hinzu kommen zahlreiche Personen aus dem Dunstkreis um Averys Eltern und eine Bekanntschaft von Avery aus dem Motel. Gerade gegen Ende hin sind auf einmal sehr viele Charaktere auf einem Haufen und da habe ich einige Seiten zweimal lesen müssen, da ich hier doch ein wenig durcheinanderkam. Gerade Harper empfand ich aber als sehr erfrischend.

Die beiden Protagonisten zeigen mehr Facetten von sich, insbesondere Gabriel. Während Avery wirklich wie eine Löwin in diesem Buch kämpft und deutlicher erwachsener und aufgeklärter als in Band 1 wirkt, blieb Gabriel fast bis zum Ende undurchsichtig für mich: Ist er der Engel, der vorgibt ein Teufel zu sein? Ist er der Teufel in Person, der sich teilweise als Engel verkleidet? Fast bis zum Ende war ich mir unsicher, ob er sich an Averys Verderben ergötzt und nur immer wieder eingreift, damit er am Ende selbst das Messer am tiefsten in Averys Herz jagen kann, oder, ob er wirklich auf Avery aufpassen möchte und dabei nur nicht ganz aus seiner Haut kann. Die sexuelle Spannung der beiden ist in diesem Buch deutlich greifbarer als in Band 1 und es geht teilweise sehr heiß her zwischen den beiden.

Das zweite Band von Endgame kommt für mich deutlich spannender daher als Band 1. Während in Band 1 der Schwerpunkt auf der Beziehung Avery-Gabriel lag, geht es in Band 2 hauptsächlich um die Enthüllungen bezüglich Averys Mutter. Das rasante Ende ist hochspannend und hochdramatisch und war für mich so nicht vorhersehbar. Anstelle der Autorin hätte ich das Buch allerdings etwas früher beendet, um den Spannungsbogen zu erhalten und Cliffhanger zu produzieren. Denn tatsächlich ist das Ende dann doch relativ seicht. Es bleiben einige Fragen offen, deren Antwort man gerne hätte, jedoch wäre ein dramatisches Ende wahrscheinlich etwas heftiger gewesen. Während das Buch als im Bereich Spannung punkten kann, konnte es mich im Bereich Emotionen nicht ganz so mitreißen wie Band 1. Zwar empfand ich regelmäßig Mitleid mit Avery, als das von ihr bekannte Leben langsam demontiert wird und sie der Wahrheit ins Auge schauen muss, allerdings fehlte mit vor allem die Verzweiflung und der Herzschmerz im Bezug auf Gabriel. Denn in Band 1 hat er mich mit seiner Undurchsichtigkeit wesentlich mehr in den Wahnsinn getrieben.

Insgesamt muss ich somit sagen, dass dieser erotiklastigere und spannendere Teil zwar erneut die Messlatte ziemlich hoch legt, aber für mich nicht ganz an Band 1 herankommt. Denn Band 1 hat mich mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen und mich brennen lassen, schnellstmöglich Band 2 zu lesen. Am Ende von Band 2 empfinde ich zwar das Bedürfnis, Antworten auf meine Fragen zu finden, allerdings bringt es mich nicht um den Verstand, nicht sofort weiterzulesen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]