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Veröffentlicht am 16.12.2025

Grossartig erzählt

Lindt & Sprüngli (Lindt & Sprüngli Saga 1)
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Lange hab ich die Lektüre des ersten Bandes der "Lindt & Sprüngli"-Trilogie heraus gezögert. Doch nach Beenden von "Zwei Familien, eine Leidenschaft" muss ich dafür nicht mehr auf den zweiten Band warten, ...

Lange hab ich die Lektüre des ersten Bandes der "Lindt & Sprüngli"-Trilogie heraus gezögert. Doch nach Beenden von "Zwei Familien, eine Leidenschaft" muss ich dafür nicht mehr auf den zweiten Band warten, sondern kann ihn gleich anhängen und weiterlesen. Das mach ich sehr gerne, denn dieser erste Band hat mir total gut gefallen.

Lisa Graf erzählt die Anfänge von "Lindt & Sprüngli", die Firma, die es so heute nicht mehr gibt, sondern (später auf die Söhne und) in zwei Firmen aufgeteilt: "Lindt & Sprüngli" und "Sprüngli". Die Lindt-Schoggi ist heutzutage weltweit bekannt. Sprüngli ebenso, und zudem - mittlerweile mit vielen Filialen - DIE Adresse in Zürich für höchsten Schoggi-Genuss.

Mit vielen schweizerdeutschen Wörtern versehen macht es enormen Spass die Geschichte von Rudolf Sprüngli zu lesen. Von klein auf hat Rudolf die fixe Idee, Schoggi herzustellen und gibt nicht locker, bis ihm dies gelingt. Dabei hat er einige Schwierigkeiten zu bewältigen. Die grösste aber ist wohl, seinem sturen und altmodischen Vater Paroli zu bieten und an seinen Ideen festzuhalten. Die Leserschaft ist dabei, wenn Rudolf Katharina kennenlernt und auch bei ihr nicht aufgibt, denn sie ist schon von Kindertagen her seine Auserwählte.

Höchst interessant fand ich auch die Szenen, in denen das alte Zürich beschrieben wird, das sich mit den Jahren unablässig veränderte. Erst konnte der Vater die einfache Bäckerei übernehmen, später lief Rudolf drei Stunden Fussmarsch an der Pfnüselküste entlang zu seiner ersten Schoggi-Fabrik nach Horgen. Es ist heute auch kaum vorstellbar, dass man sich damals über Hotelier Baur lustig machte, der an unbeliebter Stelle ein gehobenes Hotel eröffnete und das Eckhaus in der Nähe Rudolf - für seine Vergrösserung des Ladengeschäfts wie auch für das erste Sprüngli-Café - zum Mieten anbot. Heute ist die Lage piekfein, an der Bahnhofstrasse und direkt am Paradeplatz gelegen.

Betreffend den eingesetzten Dialekt-Wörter möchte ich noch erwähnen, dass ich noch keinen Roman gelesen habe, in der diese so gut gepasst haben und obwohl es deren viele sind, wirken sie nicht wie andernorts aufgesetzt, sondern äusserst passend. Da hat die Autorin nicht nur den Dialekt, sondern auch die historischen Begebenheiten sehr akkurat recherchiert.

Ich kann diesen Band uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein unterhaltender Schmöker für alle Schoggi-, Zürich- und Historien-Fans.

Fazit: Grossartig erzählter erster Teil der Geschichte des traditionellen "Lindt & Sprüngli"-Unternehmen.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.12.2025

Wo kaufe ich jetzt meinen Christbaum?

Lichterzauber in New York
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Die Adventszeit in New York kann man mit "Lichterzauber in New York" von Mary Kay Andrews ganz nahe miterleben. Ihre 34jährige Protagonistin Kerry soll aufgrund eines Spitalaufenthalts des Vaters ihren ...

Die Adventszeit in New York kann man mit "Lichterzauber in New York" von Mary Kay Andrews ganz nahe miterleben. Ihre 34jährige Protagonistin Kerry soll aufgrund eines Spitalaufenthalts des Vaters ihren fünf Jahre älteren Bruder dabei unterstützen, Christbäume in New York zu verkaufen. Schon als Kind war Kerry dabei, als die ganze Familie im kleinen Wohnwagen wohnte und auf "ihrem" Platz ihre Tannenbäume von der eigenen Farm in North Carolina verkaufte.

Schon ewig war Kerry nicht mehr dabei, auch "Spammy", dem kleinen Wohnwagen sieht man das Alter an. Doch in der New Yorker Nachbarschaft wartet man bereits auf die Familie, man kennt und hilft sich. Nur Murphy ist mies drauf, er beschwert sich immer wieder, dass der Verkauf der Bäume nicht so gut wie sonst läuft, aber goutiert die kreativen Bemühungen von Kerry, die zusätzlich Kränze gestaltet und weitere tolle Ideen umsetzt, gar nicht. Dabei kurbelt sie das Geschäft damit an. Dies sind nicht die einzig schlechten News, denn auch andere Baumverkäufer wollen an ihrem Platz verkaufen.

Zum Glück ist da der kleine Austin und der alte Heinz, mit denen Kerry zusammen zeichnet und Spass hat. Auch Patrick, der Vater von Austin, ist ein Highlight in dieser Zeit. Doch Kerry sollte an Weihnachten ja wieder zurück. Nur zurück wohin? Auch ein neuer Job wäre wichtig für sie.

Diese Geschichte über Freundschaft und sich-umeinander-sorgen ist sehr schön erzählt und hat genau die richtigen weihnachtlichen Vibes. Den eigenen Christbaum will man nach der Lektüre am liebsten bei Kerry und Murphy kaufen - was natürlich nicht möglich ist. Man hofft aber, den Baum bei Menschen wie Kerry kaufen zu können und nicht einen Stand wie den von den Brody-Brüdern erwischt.

Die Atmosphäre nimmt einen von Anfang an mit. Tolle Charaktere und der gewohnte mitreissende Schreibstil von Mary Kay Andrews inklusive dem kleinen Geheimnis um Heinz machen diesen Weihnachtsroman zu einer perfekten Lektüre in der Adventszeit.

Fazit: Weihnachtliche Stimmung und gemütliche Lesestunden sind mit dieser schönen Geschichte rund um den Christbaumverkauf garantiert.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.12.2025

"Alles war genau richtig"

Der Klang von Wind und Wellen
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Im zweiten "Amrum"-Band erzählt Anne Barns die Geschichte von Julia, die nach einer Trennung bei ihrem Grossvater wohnt. Obwohl sie weiss, dass es nicht immer so bleiben kann und sie sich eigentlich eine ...

Im zweiten "Amrum"-Band erzählt Anne Barns die Geschichte von Julia, die nach einer Trennung bei ihrem Grossvater wohnt. Obwohl sie weiss, dass es nicht immer so bleiben kann und sie sich eigentlich eine eigene Wohnung suchen sollte, geniesst sie ihre WG sehr. Doch nach dem Tod ihres Grossvaters soll das Haus auf Geheiss ihrer Tante so schnell wie möglich verkauft werden. Nun ist wirklich Zeit vom Haus Abschied zu nehmen, doch noch kann sie sich nicht entscheiden, wohin sie will. Um Abstand zu nehmen und zur Ruhe zu kommen, gleichzeitig aber auch mehr über die Lebensgeschichte ihres Grossvaters zu erfahren, reist sie mit einem alten Foto nach Amrum.

Julia lernt man sehr gut kennen, sie wirkt sofort sympathisch. Für Leserinnen des ersten Bandes gibt es ein Wiedersehen mit Maren, vorher bereits mit Jella, der Mutter von Maren, und Mattes, den grossen blonden Friesen, in den Julia als Teenie verknallt war, der aber vergeben ist.

Auf Amrum war Julia schon oft als Kind, doch nicht mehr seit sie 15 Jahre alt war. Schnell lernt sie dort neue Menschen kennen, Sönne zum Beispiel oder ihre Herbergsmutter Frau Ingwersen. Jetzt im Spätherbst hat es eh fast keine Touristen mehr, und Julia geniesst das ruhige Leben auf der Insel. Man will ihr verschiedene Jobs andrehen, doch sie entscheidet sich im Naturschutzzentrum Wal-Führungen zu geben, die ihr viel Spass machen. Auch ihr Lieblingshobby Backen kommt nicht zu kurz. Dazwischen sinniert Julia über ihr Leben nach.

Es gibt auch hier wieder einen Vergangenheitsteil. Der spielt ab 1856 und erzählt die Geschichte von Ingeline, Thulke und ihren Töchtern Mina und Hille. Dabei erfährt man sehr viel Informatives über das Leben damals auf Amrum. Für mich hätte es die Vergangenheitsgeschichte nicht gebraucht, sie ist nett, müsste aber nicht unbedingt sein.

Ansonsten hat mir dieser zweite Band spätestens ab dem ersten Drittel schon viel besser gefallen als "Der Duft von Kuchen und Meer", da Julia einfach super sympathisch rüberkommt, nahbar ist und ihre Gedanken und Gespräche auch viel mehr in die Tiefe gehen. Sehr einfühlsam von Anne Barns beschrieben. Es ist eine ruhige, eher stille und sehr sanfte Geschichte, die ich sehr sehr gerne gelesen habe.

Fazit: Um es mit der Protagonistin Julia zu sagen: "Alles war genau richtig! (epub S.175/282)
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.12.2025

Besuch in Berlin

Wenn ich eine Wolke wäre
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Volker Weidermann fasst in "Wenn ich eine Wolke wäre" Mascha Kalekos späte Jahre zusammen. Zuerst wird ganz kurz ihr Leben bis zur Ausreise nach Amerika im Jahre 1938 geschildert, auch die Jahre in Amerika. ...

Volker Weidermann fasst in "Wenn ich eine Wolke wäre" Mascha Kalekos späte Jahre zusammen. Zuerst wird ganz kurz ihr Leben bis zur Ausreise nach Amerika im Jahre 1938 geschildert, auch die Jahre in Amerika.

Ausführlich erzählt der Autor dann aber über jene Zeit im Jahr 1956, in der Mascha nach Deutschland zurückkehrt, "ihre" Stadt Berlin und weitere deutsche Städte besucht und neu entdeckt.

Kurz reist sie nach Amerika zurück, bevor sie sich mit ihrem Mann Chemjo 1959 in Israel niederlässt. Sie besucht aber einmal im Jahr Europa, v.a. die Schweiz und Deutschland, um Verlegerkontakte zu pflegen.

In dieser Zeit erlebt sie so vieles: das geteilte Berlin, das Wiedersehen mit ihrer Schwester Lea, den Tod ihrer Eltern, ihres Sohnes, später auch den von Chemjo. Ebenso erfährt man vieles Interessantes über die Entwicklung der Buchverlage und der Kontakt mit den Verlegern in den Nachkriegsjahren und über die anderen Künstler, mit denen Mascha in Kontakt stand.

Es ist nicht nur Maschas Geschichte, sondern auch eine Art Dokumentation über das, was die geflüchteten Menschen bei einem Besuch oder ihrer Rückkehr in Deutschland erwartete. Die dortigen Erlebnisse lösen vielfältige und unterschiedliche Gefühle bei Mascha aus, die sie in ihren Briefen an Chemjo und in ihren Gedichten verarbeitet. Immer wieder werden an passender Stelle ihre Gedichte wiedergegeben, was das zuvor Gelesene sogleich vertiefen lässt.

Fazit: Feinfühlig erzählt Volker Weidermann Mascha Kalekos Geschichte, mit ihren Gedichten achtsam unterlegt. Leseempfehlung!
4 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.11.2025

Herrlich schräg!

Der Doktor und der liebe Mord
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Wenn man sich das Cover dieses Tierarzt-Krimis genau anschaut, erkennt man, dass es deutlich in Richtung Humor geht. Auch der Klappentext verrät selbiges. Doch dass es in Richtung schwarzer Humor geht, ...

Wenn man sich das Cover dieses Tierarzt-Krimis genau anschaut, erkennt man, dass es deutlich in Richtung Humor geht. Auch der Klappentext verrät selbiges. Doch dass es in Richtung schwarzer Humor geht, merkt man erst beim Lesen der ersten Kapitel. Mich erinnerte dieser Tierarzt-Krimi an die "Monsieur Comte"-Reihe von Pierre Martin. Auch dort geht es um Auftragsmorde und der "Killer" will hier wie da eigentlich gar nicht morden. Doch von Anfang an:

Der scheue Tierarzt Severin Herr arbeitet in einer Praxis auf einem Gutshof, der altersschwache Tiere aufnimmt. Sein Chef, Professor Thalheim, ist arrogant, intrigant und ein Besserwisser. Das wird ihm - endlich! - zum Verhängnis, als er sich wieder einmal in eine Behandlung einmischt. Der Professor ist tot, glücklicherweise. Aber Severin denkt, er wäre schuld an Thalheims Tod. Damit dessen ungewöhnlicher Tod nicht auffällt, lässt sich Severin einiges einfallen.

Um den Hof zu halten, braucht Severin aber Geld, viel Geld. Wie er zu diesem kommen soll, für das hat eine Mitarbeiterin, Putzfrau Jedna, eine ihrer Meinung nach super Idee: er soll inoffiziell als Auftragskiller arbeiten, was ihm gar nicht gefällt. Der erste Auftrag lässt auch nicht lange auf sich warten. Doch Severin will erst die Unschuld dieser Person beweisen, bevor er sich auf den Deal einlässt. Derweil hat er dazu noch Kommissarin Helene Sommerfelt-Stur an der Backe, die skeptisch ist, was die Unschuld der Gutshof-Mitarbeitenden betrifft. Viel lieber hätte Severin mit dem umgänglichen Kommissar Albin zu tun, doch der kommt nur selten allein vorbei.

Es ist ein wirklich schräger Krimi mit vielen originellen Figuren. Severin Herr ist ein einfühlsamer Arzt, der sich um die Tiere und auch die Besitzer kümmert, das Herz hat er am rechten Fleck. Jedna ist undurchschaubar. Tierarzt-Gehilfe Tristan kommt daher wie ein hartherziger Rocker, ist aber äusserst sensibel und tierlieb. Von Tierpfleger Leopold hätte ich gerne ein bisschen mehr erfahren.

Der Schauplatz "Gnadenhof" ist gut gewählt, inhaltlich alles gewollt eine Spur zu überdreht. Der unterhaltende Krimi spielt in der kalten Jahreszeit, von daher wäre jetzt die perfekte Lesezeit für "Der Doktor und der liebe Mord". Und ihr habt keine Ahnung, wie oft ich mir den Titel falsch notierte: an den "lieben Mord" konnte ich mich einfach nicht gewöhnen, bei mir wurde immer "das liebe Vieh" daraus

Fazit: Ideenreicher, schwarzhumoriger und unterhaltender Krimi. Wer in der Adventszeit eine nicht ganz so besinnliche, aber trotzdem zur Saison passende Lektüre lesen möchte, liegt hier goldrichtig.
4 Sterne.

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