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Veröffentlicht am 27.03.2024

Jeden Stein umdrehen

Steinerne Schuld
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Wer wie ich viel Brunetti gelesen hat, hat beim Wort Vice Questore ein spezielles Bild vor Augen. VC Aurora Mair schafft ihr eigenes Bild, man denkt dabei nicht an Venedig, aber auch nicht an Florenz, ...

Wer wie ich viel Brunetti gelesen hat, hat beim Wort Vice Questore ein spezielles Bild vor Augen. VC Aurora Mair schafft ihr eigenes Bild, man denkt dabei nicht an Venedig, aber auch nicht an Florenz, wo sie eigentlich stationiert ist, sondern an Montegiardino.

An das kleine Dorf denke ich, wenn ich grün-gelbe Cover sehe. Bei Montegiardino denke ich auch an die Esel von Luca, an den lebendigen Markt, an Baristo Fabio, der je nach Laune mehr oder weniger gut drauf ist und natürlich an Commissario Luca, seine Tochter Emma, die Ärztin Chiara - und eben auch an Aurora Mair, die Vice Questore.

Im dritten "Commissario Luca"-Band tritt auch sie auf, aber sie scheint den Kopf nicht wirklich beim aktuellen Verbrechen zu haben, sondern anderswo. Luca fällt das auf, lässt sie aber erst mal in Ruhe. Denn er braucht seine Konzentration für die Aufklärung des tragischen Todes von Mauro, der in einem Steinbruch in Carrara als LKW-Fahrer arbeitete. Mauro ist der Vater von Emilia, Emmas Freundin. Er lebte aber nicht in Montegiardino, denn er ist von Emilias Mutter Bianca geschieden. Erst denkt man, es wäre ein Unglück aufgrund eines Bremsenversagens, aber nein, hier half jemand nach.

Es stellt sich heraus, dass Mauro sich für den Schutz der Arbeiter in den Steinbrüchen eingesetzt hat, dies aber nicht von allen für gut geheissen wurde. Er eckte damit bei Arbeitgebern und Mitarbeitern, aber auch bei den Aktivisten, die zur Zeit auch vor Ort sind, an. Luca und Aurora geben erneut alles, um den Fall möglichst rasch aufzuklären.

Neben der spannenden Fallaufklärung wartet "Steinerne Schuld" auch mit viel Wissenswertem zu Steinen, sprich Marmor aus Carrara, auf. Da erfährt und lernt man einiges darüber.

"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht" - das hätte Luca vielleicht mal zwischendrin zu Chiara sagen sollen, denn sie wird eifersüchtig auf die enge Zusammenarbeit von Luca und Aurora.

Während Luca und Aurora über Stock und Stein gehen, drehen sie quasi jeden Stein um und bringen Steine ins Rollen und lassen während ihren Ermittlungen auch keinen Stein auf dem anderen. Bei manchen Verdächtigen haken sie öfters nach, ganz nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Wie ein Stein schläft man aber erst, wenn man die letzte Seite dieses Krimis ausgelesen hat.

Fazit: Ein Krimi zum Steine erweichen - hat mir wieder ausserordentlich gut gefallen.
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Rasante Langeweile

Die Entflammten
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Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr ...

Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr interessant. Er war für mich der Grund, diesen Roman von Simone Meier zu lesen.

Der Schreibstil ist sehr speziell. Auf eine Art sehr oberflächlich, nicht im negativen Sinn, obwohl viel Details erzählt werde: es sind oft lange Sätze. Und so geschrieben, dass man kaum Luft holen kann. Man kann nicht anders, man muss rasant lesen, so dass es dann wohl eben diese Oberflächlichkeit erzeugt, und trotzdem ist da nicht mehr viel anderes. Nähe wird durch den Schreibstil nicht zugelassen, hält alles auf Distanz und macht leider auch die Geschichte, vor allem jene von Gina in der Gegenwart, sehr langweilig.

Ginas Story, die ihren Vater in Griechenland besucht und ein Buch - über Jo van Gogh-Boger - schreiben will, fand ich komisch. Was der Sinn dieser Geschichte war, konnte mir die Autorin leider nicht wirklich vermitteln. Einfach nur der Gedanke, dass Gina in Vaters Spuren tritt? Die Beziehung der beiden ist schwierig, ihre Kindheit wird aufgegriffen, doch das Ende ist lasch.

Ohne Gina hätte dieser Roman für mich wohl besser funktioniert. Die beiden Storys wechseln sich im Ebook fast pausenlos und nahtlos ab, was zum schnellen Schreibstil passt, aber ausser dem Van Gogh-Bild aus Ginas Zimmer gibt es dennoch keine Verbindung zwischen den beiden Geschichten.

Die Geschichte mit Jo ist ein bisschen interessanter, aber auch nicht wirklich, wenn man schon viele Bücher über Vincent van Gogh und andere Impressionisten gelesen hat.

Eh schon nicht begeistert vom Roman, haben mir die letzten dreissig Seiten mit hauptsächlich Fantasiegesprächen zwischen Jo und Gina dann gar nicht mehr gefallen. Da konnte die schöne Sprache auch nichts mehr heraus holen, sie kommt schlicht nicht zur Geltung, weil das Erzähltempo viel zu hoch ist und das Endergebnis fad.

Fazit: Rasant präsentiert, aber mir viel zu langweilig und emotionslos.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Ausflug auf die Isle of Mull

Ein schottischer Buchladen zum Verlieben
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Buchläden in Büchern sind immer gut und Schottland zieht bei mir auch. Als ich den Roman in der Vorschau gesehen habe, dachte ich erst an einen Stand Alone, doch kurz vor dem Erscheinungstermin fand ich ...

Buchläden in Büchern sind immer gut und Schottland zieht bei mir auch. Als ich den Roman in der Vorschau gesehen habe, dachte ich erst an einen Stand Alone, doch kurz vor dem Erscheinungstermin fand ich heraus, dass "Ein schottischer Buchladen zum Verlieben" der erste Band einer Trilogie ist.

Es geht darin um drei Freundinnen, die auf der Isle of Mull leben. Im vorliegenden Band geht es hauptsächlich um Allison, die eine Buchhandlung führt. Ganz in der Nähe ist der Blumenladen von Lin und nicht viel weiter weg Haileys Café. Man lernt alle drei gut kennen und das, was von man von ihnen mitbekommt, macht definitiv Lust darauf, auch die Geschichten von Lin und Hailey zu lesen.

Die drei leben gerne auf der Insel, auch wenn anderswo die Möglichkeiten grösser wären. Sie sind grösstenteils zufrieden, wenn auch zwei Drittel von ihnen sich der Liebe nicht entziehen würden, würden sie sie entdecken. Doch entsprechende Männer gibt es kaum welche auf der Insel.

Die Gerüchteküche brodelt heiss, als Jamie Pearson wieder auf der Isle of Mull auftaucht. Auch Ally ist überrascht und fragt sich, wieso er wohl zurück gekehrt ist. Sie selbst stellt eigene Vermutungen an, besonders nachdem Jamies Tochter Anna - die sich oft die Nase am Schaufenster der Buchhandlung platt drückte, bevor Ally ihr erlaubte, einfach so in den Laden reinzukommen - eine bestimmte Äusserung von sich gab - anstatt ihn einfach konkret danach zu fragen. Anna verbringt Zeit bei Ally, Jamie ebenso, aber selten gemeinsam. Langsam lernen sich die beiden näher kennen und verlieben sich.

Bis zum Happy End passiert aber so einiges, und somit ist jede einzelne Seite lesenswert. Um es mit Mister Tenner zu sagen: "Bei solchen Büchern ist das Ende doch eigentlich immer klar. Nur der Weg dorthin ist so aufregend." (S.63/303 im eBook)

Genau so war es auch, weshalb mich dieser erste Band total überzeugt hat. Ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Geschichte der beiden wird toll aufbereitet, denn es ist sehr spannend, gemeinsam mit Ally und Jamie ihre jeweiligen Familiengeschichten zu entdecken. Ausserdem fühlt man sich wohl auf der Isle of Mull und wird fast auch schon zum Einwohner, weil man quasi mit lebt und gefühlt seine Bücher auch bei Ally kauft und sich bei Lin Kaffee und Kuchen und ab und an ein Mittagessen gönnt.

Emma Bishop ist das Pseudonym von Tanja Neise. Bisher hab ich noch nie etwas von ihr gelesen, aber das wird sich ändern. Von daher ist es natürlich perfekt, dass es sich bei "ein schottischer Buchladen zum Verlieben" eben doch nicht um einen Stand Alone handelt. Am liebsten hätte ich ja sowieso gleich weiter gelesen. Bedingt ist das zwar möglich, denn im Anhang ist als Leseprobe das erste Kapitel des zweiten Bandes abgedruckt, aber es ist halt trotzdem gemein, wenn man direkt weiter lesen möchte

Fazit: Toller und beeindruckender erster Band der Isle of Mull-Reihe!
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Champagner für alle

Das kleine Weingut in Frankreich
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Hattie, die bereits in "Das kleine Schloss in Schottland" einen Auftritt hatte, wird von ihrem Onkel gebucht, um die Hochzeit seiner Tochter zu organisieren. Nicht in London, sondern auf einem kleinen ...

Hattie, die bereits in "Das kleine Schloss in Schottland" einen Auftritt hatte, wird von ihrem Onkel gebucht, um die Hochzeit seiner Tochter zu organisieren. Nicht in London, sondern auf einem kleinen Weingut in Frankreich soll die Hochzeit stattfinden. Auf Hatties Ankunft ist allerdings niemand vorbereitet. Nur Luc, der Sohn der Winzerfamilie, der auch erst vor wenigen Stunden heimgekehrt ist, nimmt sich Hattie an.

Luc will gegen den Willen seines Vaters wieder Champagner aus den eigenen Trauben produzieren, die in den letzten Jahren an andere Hersteller verkauft wurden. Er rechnet mit der Unterstützung seiner Grosstante Marthe, die sonst immer an seiner Seite ist, aber sie blockt ab und möchte Luc auf das nächste Jahr vertrösten.

Hattie hingegen muss gegen Yvette, die Tochter der trauernden Haushälterin Solange antreten, die ihre eigene Hochzeit ebenfalls auf dem Weingut feiern will. Hattie schlägt sich super. Andere hätten längst aufgegeben, doch Hattie findet einen Weg - vor allem auch mit Hilfe von Charakteren aus vorherigen Bänden, wie zum Beispiel Fliss, die sich mit dem brummligen Winzer Alphonse ein Duell liefert.

Luc und Hattie ziehen nicht unbedingt am selben Strick, zumindest nicht zu Beginn, doch die Anziehung der beiden ist unübersehbar. Luc erklärt Hattie den Weinanbau, unternimmt Ausflüge mit ihr, die Hattie sehr geniesst. Doch bei all dem, was auf Hattie einprasselt, wäre ich längst nicht so ruhig geblieben wie sie. Sie meistert die Komplikationen toll, und auch Luc ist einer, der sich wehrt und nicht alles nimmt, wie es kommt.

"Das kleine Weingut in Frankreich" ist wieder ein toller "Romantic Escape"-Band, der zehnte bereits. Es ist ein Roman zum Entspannen, während man die Geschehnisse auf dem Weingut verfolgt. Lust auf die eine oder andere Köstlichkeit, sei es in fester oder flüssiger Form, bekommt bei der Lektüre sehr schnell.

Julie Caplin fängt die Atmosphäre der Champagne durch Ausflüge nach Reims und Marktbesuche toll ein und bringt zudem auch am Ende ein bisschen Spannung in die Geschichte, als Luc auf seinem Areal etwas entdeckt.

Ich hab die Lektüre sehr genossen und freue mich auf weitere "Romantic Escapes"-Romane.

Fazit: Dieser Band ist wirklich eine romantische Flucht aus dem Alltag! Hab ich sehr gerne und genüsslich gelesen.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Einfühlsam und leise

Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten
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"Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten" ist eine eher ruhige Erzählung, in der zwar sehr viel geschieht, aber die doch sehr leise ist. Ich fand es sehr angenehm, denn die Geschehnisse sind stark und ...

"Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten" ist eine eher ruhige Erzählung, in der zwar sehr viel geschieht, aber die doch sehr leise ist. Ich fand es sehr angenehm, denn die Geschehnisse sind stark und laut genug, so dass man sie nicht noch mit Trompetenwirbel schildern muss.

Man kann den Roman übrigens auch nicht mit "Die Bibliothek der Hoffnung" vergleichen. Trotz Bücher und Krieg als sich überschneidende Themen sind die beiden Bücher sehr verschieden und erzählen andere Geschichten.

Im Original heisst der Titel "Air Raid Bookclub", also "Luftangriff Buchclub", der mir passender erscheint, als der deutsche Titel, von dem man denkt, dass es im Roman um einen Buchclub und noch ein bisschen um das Drumherum geht. Doch es ist umgekehrt, es geht um das Drumherum, also vor allem um Gertie Bingham und ihr Umfeld.

Gertie ist müde, kommt über Tod von Harry nicht hinweg und will ihre Buchhandlung aufgeben, doch dann kommt Hedy und der Krieg. Und sie macht weiter. Gertie mochte ich - eigentlich ist sie tatkräftig aus Leidenschaft und in Persona, doch der Tod ihres Mannes hat sie lebensunlustig gemacht. Glücklicherweise kann sie immer wieder dieser leichten Depressionstrauer entkommen, auch über ihren Schatten springen, wobei man spürt, welche Energie sie in sich trägt.

Auch Betty, Charles Ashford und Onkel Thomas Arnold sind sehr sympathisch, Miss Snipp, ist, wie ihr Name schon sagt, schwieriger. Harry, Gerties Mann, muss wunderbar gewesen sein, man erlebt ihn nur im Prolog auf den ersten Seiten. Es kommen viele weitere Figuren dazu: junge, wilde Teens and Tweens und solche im gesetzteren ruhigen Alter.

Hedy zum Beispiel, die 14jährige, die aus Deutschland geholt wird, um in England in Sicherheit zu leben. Die kinderlose Gertie fragt sich, wie das Zusammenleben mit Hedy funktionieren soll, zu Recht, aber bald verbindet sie mehr als nur die Liebe zu den Büchern.

Diese Liebe zu Büchern ist bereits auf den ersten Seiten merklich spürbar und hält bis zur letzten Seite an. Einige Figuren müssen sich erst auf Bücher einlassen, innert Kürze merken jedoch alle, dass die in Büchern erzählten Geschichten vom bedrohlichen realen Leben ablenken können. Besonders während man im Schutzbunker sitzt - und da kommt der Buchtitel ins Spiel.

Der Roman ist geprägt von Freundschaft und Mut. Beides brauchen alle Charaktere. Unter anderem wird eindrücklich geschildert, wie Hedy auf Lebenszeichen ihrer Eltern und ihrem Bruder wartet, und später auch alle vor Ort, als in England die Männer in die Armee eingezogen werden und niemand wird allein gelassen.

Die Kapitel werden mit Zitaten aus Klassikern überschrieben, das hat mir gut gefallen.

Fazit: Einfühlsamer Roman, der sich leicht lesen lässt.
4 Punkte.

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