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Veröffentlicht am 10.02.2021

Ein kniffliger Fall für Rabbi Klein

Der böse Trieb
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In Rabbi Kleins sechsten Fall stirbt einer seiner Klienten, Viktor Ehrenreich. Der Zahnarzt wurde zuhause im deutschen Grenzort Inzlingen erschossen. Seine Ehefrau Sonja beauftragt den netten Zürcher Rabbi ...

In Rabbi Kleins sechsten Fall stirbt einer seiner Klienten, Viktor Ehrenreich. Der Zahnarzt wurde zuhause im deutschen Grenzort Inzlingen erschossen. Seine Ehefrau Sonja beauftragt den netten Zürcher Rabbi die Trauerrede zu halten, da sie sich mit dem orthodoxen Rabbi vor Ort nicht gut versteht. Mit ihrem Mann hatte sie ebenfalls Auseinandersetzungen - und beide voreinander Geheimnisse.

Derart viele, dass jedes davon etwas mit Viktors Tod zu tun haben könnte. Gabriel Klein hört sich die Gespräche mit ihm nochmals an - gut, dass der darauf bestand sie jeweils aufzuzeichnen. Doch was die Gespräche nicht beinhalten, sind diverse weitere Umstimmigkeiten mit seiner Ehefrau und auch, was Viktor in seinem jährlichen Kongo-Aufenthalt alles gemacht oder nicht gemacht hat.

Zum Glück ist Rabbi Klein hartnäckig und deshalb einigen brisanten Dingen auf der Spur. Dass Viktor sich einmal wöchentlich abends in Basel aufgehalten hat, beispielsweise. Wo, und was das sollte, versucht Klein heraus zu finden. In dieser Mission unterwegs, legt er einige Kilometer zurück und fährt zwischen Zürich, Basel und Inzlingen etliche Male hin und her.

Dabei hätte er gar keine Zeit dafür, denn auch in seiner Gemeinde ist der Teufel los. Die benötigten Etrog-Zitronen für das Laubhüttenfest sind allesamt verfault und Ersatz muss her. Der Importeur stellt sich quer, ein Anwalt mischt sich ein und Klein steht mitten in der Schusslinie der verschiedenen Parteien, wie es ihm sein Widersacher Tobias Salomon nur zu gerne unter die Nase reibt.

Wahrscheinlich wäre Klein jetzt gerne wie Wickie, dreimal unter der Nase reiben und alle Probleme sind auf einen Schlag gelöst. So einfach ist es leider nicht, das Etrog-Problem scheint sich nicht zu lösen und der Mordfall ist eine verzwickte Sache - jeder der Verdächtigen könnte der Täter sein und alles was er heraus findet, macht den Fall noch brenzliger.

Somit ist auch dieser sechste Band "Der böse Trieb" ein klassischer Whodunit-Krimi. Sehr erfrischend, kurzweilig und spannend zu lesen. Wie bisher in jedem Band passen Vater Kleins Weisheiten wie die Faust aufs Auge. Ebenso wie das theologische titelgebende Thema, das erneut auf verschiedene Arten vertieft wird.

Fazit: Obwohl schon der sechste Band: es macht noch immer Spass, Rabbi Klein beim Lösen seiner interessanten und kniffligen Fälle zu begleiten!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Zwischen kaputten Rohren und Bücherstapeln

Die Buchhandlung zum Glück
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Obwohl ich noch ein älteres Buch ("Für immer in meinem Herzen") der Autorin auf meinem SuB habe, griff ich zuerst zu diesem neuen Roman von ihr. Nachdem ich ihn gelesen habe, weiss ich nun bestimmt, dass ...

Obwohl ich noch ein älteres Buch ("Für immer in meinem Herzen") der Autorin auf meinem SuB habe, griff ich zuerst zu diesem neuen Roman von ihr. Nachdem ich ihn gelesen habe, weiss ich nun bestimmt, dass der andere Roman nicht mehr lange ungelesen bleibt. Mir gefällt die feinfühlige Art, wie Susan Wiggs über die Harpers schreibt, ausgesprochen gut.

Natalie Harper ist in ihrem Job zwar erfolgreich, aber nicht wirklich glücklich, deshalb fällt es ihr nicht mal so schwer, zurück nach Hause zu ziehen und sich um die Buchhandlung ihrer Mutter und um ihren dementen Grossvater Andrew zu kümmern. Aber all dem Chaos ins Auge zu sehen ist umso schwerer, denn finanziell steht es noch schlechter als gedacht. Ein Verkauf wäre die beste Lösung, umgesetzt werden kann die Idee aus diversen Gründen, die im Roman erklärt werden, aber kaum. Immerhin kümmert sich Handwerker Peach um die nötigsten Sanierungen und freundet sich mit Andrew und Natalie an.

Und zwischen kaputten Rohren, versteckten Dingen, Hochwasser im Keller, Bücherstapeln und erfolglosen Lesungen bahnen sich so einige Überraschungen an.

Die Figuren sind allesamt Sympathieträger. Sei es die kleine Dorothy, Natalie, die beiden Buchladen-Angestellten Cleo und Bartie, sogar Trevor. Den sympathischen Peach mag man sowieso, weil er so bodenständig, verständig und hilfsbereit ist.

Allen voran ist Grossvater Andrew - ihn muss man einfach lieben! Ich mochte es, wie er mit dem Vergessen umgeht und vor allem seine gedanklichen Rückblicke in die Vergangenheit, die - zusammen mit einigen gegenwärtigen Sequenzen - eine tragische Familiengeschichte offenbart, die sich in diesem historischen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude abgespielt hat.

Das Thema des Romans ist nicht die Buchhandlung per se, sondern Andrews Krankheit und die historischen Begebenheiten, die in der Gegenwart ihre Bedeutung finden.

"Die Buchhandlung zum Glück" ein Roman für Leserinnen, die mit sich selbst im Reinen sind und nicht gefallen müssen. Dies ist die Botschaft dieser wunderschönen und sensiblen Geschichte, der ich eine klare Leseempfehlung ausstellen darf.

Fazit: Ergreifende, ans Herz gehende Geschichte um einen demenzkranken Grossvater und die Geheimnisse eines alten Hauses in San Francisco.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Die Queen lässt ermitteln

Das Windsor-Komplott
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Im April 2016 wird Pianist Maxim Brodsky nach einer Abendeinladung im Windsor Castle in kompromittierender Lage tot in seinem Zimmer aufgefunden - gegen aussen muss dies verschwiegen werden. Der Geheimdienst ...

Im April 2016 wird Pianist Maxim Brodsky nach einer Abendeinladung im Windsor Castle in kompromittierender Lage tot in seinem Zimmer aufgefunden - gegen aussen muss dies verschwiegen werden. Der Geheimdienst findet schnell Verdächtige, doch die Queen glaubt nicht an deren Vermutung, was sie sich heimlich von einem Experten in dieser Frage bestätigen lässt.

Also lässt sie ermitteln. Sie beauftragt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie Oshodi Erkundigungen einzuholen und gewisse Botengänge zu erledigen. Privatsekretär Sir Simon darf davon aber nichts mitbekommen. Er und viele andere im Palast denken, man dürfe die Queen nicht mit Details zum Mord behelligen. Lilibet wird behandelt, als seie sie weltfremd.

Noch vor der Hälfte erfährt man, dass bereits Rozies Vorgängerinnen von der Queen jeweils Geheimaufträge erhielten, und ebenfalls, dass die Queen es am Ende so darstellen wird, dass andere die Fälle lösten.

Natürlich hat das seinen Reiz, aber dies wird auf eine kühle elegante Art beschrieben. Einerseits passt diese zurückhaltende Art ins Königshaus, andererseits erlebt man eine Queen, die ihre Familie liebt und das Herz am rechten Fleck hat. Ihr Alltag kommt dazwischen: Termine, Veranstaltungen, Besuche von Präsidenten und und und. Die Zeit vergeht, der Fall ist nicht gelöst. Die Ermittlungen kommen nicht vorwärts - die Queen sieht das selbst so -, auch wenn Rozie sehr oft unterwegs ist.

Mir hätte es besser gefallen, wenn die Queen selbst mehr ermittelt und nicht so viel delegiert hätte. Oder zumindest die Ergebnisse mit Rozie diskutiert hätte. Da fehlte einfach etwas mehr Einsatz.

Zudem fand ich die Auflösung des Falles, bzw. den Grund für den Mord, nicht sehr interessant. Ebenso wie er der Queen präsentiert wurde: ein Déjà-vu für die Leser, die ja schon mitbekommen haben, um was geht, es fehlten nur noch ein, zwei Verbindungen oder Namen. Vielleicht wäre das anders, wäre da mehr Dynamik im Schreibstil gewesen.

Ein kleiner Funke Elan war da und zwar immer, wenn Prinz Philipp ins Spiel kam. Die Szenen mit ihm waren witzig, davon hätte ich gerne mehr gehabt. Ausserdem könnte ich ihn mir auch gut als Ermittler vorstellen - zusammen mit der Queen und Rozie, das wär der Hit.

Fazit: Theoretisch ist die ermittelnde Queen eine gute Idee, die Umsetzung haperte aber an der lahmen und spannungsarmen Handlung.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Poetisch-zärtliche Melancholie

Pinguine bringen Glück
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Dass er vor fünf Jahren von seiner Mutter verlassen wurde - damit kommt der fünfzehnjährige Dom mehr oder weniger zurecht. Dass gerade sein Vater verstorben ist - kommt völlig überraschend.

Dom möchte ...

Dass er vor fünf Jahren von seiner Mutter verlassen wurde - damit kommt der fünfzehnjährige Dom mehr oder weniger zurecht. Dass gerade sein Vater verstorben ist - kommt völlig überraschend.

Dom möchte am liebsten nur in Ruhe gelassen werden und noch lieber zurück nach Groix, auf die bretonische Insel, von der er stammt. Dom hat Sehnsucht nach Groix, es ist sein Sehnsuchtsort, der Ort, den er seine Heimat nennt, als ob er nur dort glücklich sein könnte. Ausserdem will er wissen, wer die blonde Frau war, die bei seinem Vater war. Eine schwierige Suche, denn blonde Frauen gibt es viele in der Nachbarschaft.

Doch nun muss er sich vor allem mit seiner blöden Tante Désir herumschlagen, die an seine Wohnung will. Zum Glück hat er noch eine weitere Tante und einen Onkel, die sich für ihn einsetzen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Doms Sicht und die der blonden Frau erzählt. Dom steckt zwischen Trauer, Neugier und Sehnsüchten fest. Der mysteriösen Geliebten, die im Hintergrund bleibt, ergeht es ebenso.

Lorraine Fouchet erzählt in "Pinguine bringen Glück" eine traurige, aber optimistische Geschichte. Mit der ihr eigenen poetischen, zärtlichen Melancholie deckt die Autorin allerhand Geheimnisse auf, auf die man als Leser nie gekommen wäre und die den Roman spannend machen.

Spannungsreich sind auch die Ausflüge nach Groix und die spätere Expedition nach Patagonien. Sie nehmen die Leser mit auf eine Reise, bei der es vieles zu entdecken gibt.

Die Musikliste, die am Ende des Romans beigefügt wurde, hätte ich gerne am Anfang des Romans gehabt, denn dann hätte ich mir vor dem Lesen eine Playlist zusammenstellen können und hätte beim Lesen die passende Musik hören können.

Der Roman ist - wie der letzte Song, der erwähnt wird - letztendlich ein Dank an das Leben ("Gracias a la vida" von Mercedes Sosa), auch wenn es nicht immer leicht ist und oft anders daher kommt, als man es sich wünscht.

Fazit: Eine traurige, aber immer optimistische Erzählung voller Geheimnisse.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

RomCom mit viel Com(edy) und wenig Rom(antik)

Mein Glück in deinen Händen
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Ein kaputtes Kunstwerk, Kuchen-Diebe und eine Hochzeitssaboteurin - das sind die Eckdaten zum neuen Roman von Mary Simses.

Unter einem Vorwand lockt die Mutter Sara nach Hause, wo sie auf ihre Schwester ...

Ein kaputtes Kunstwerk, Kuchen-Diebe und eine Hochzeitssaboteurin - das sind die Eckdaten zum neuen Roman von Mary Simses.

Unter einem Vorwand lockt die Mutter Sara nach Hause, wo sie auf ihre Schwester Mariel trifft. Die ist die letzte, die Sara sehen will, denn Mariel hat Sara den Mann ausgespannt und will ihn in den nächsten Wochen heiraten.

Nun, da Sara schon extra Urlaub genommen hat und zuhause ist und ihre Nerven extrem gereizt sind, übernimmt sie unter Protest die Hochzeitsplanung und versucht so viel wie möglich anders zu machen, als ihre Schwester sich das wünscht. Angefangen von den Brautjungfern-Geschenken bis hin zu der Musikwahl.

Eigentlich wäre das nichts, was ich lesen mag, denn es ein total kindisches Verhalten ist - ja auch in einem fiktionalen Roman. Weil ich dachte, die Autorin könnte es schaffen die Story so zu schreiben, dass sie nicht komplett überzogen wirkt, hab ich den Roman doch gelesen. Leider schaffte Mary Simses es nicht, auf dem schmalen Grat zwischen "grad noch lustig" und "geht gar nicht" zu balancieren.

Es war mir schon fast zu viel, doch dann hat Mary Simses die Kurve grad noch gekriegt, bevor die Story kippte. Aber später setzte sie ein anderes "witziges" Drama drauf, das es in diesem Ausmass nicht gebraucht hätte - ein bisschen entschärft wäre es eine nette Episode gewesen.

Die Geschichte ist also in allem, nicht nur betreffend der Hochzeit, zu übertrieben. Sie ist sehr klamaukig und es hat witzige, aber halt zu viele und vor allem inhaltslose Aufhänger. Ein paar weniger davon, dafür mehr Emotionen, wäre glaubhafter gewesen. Die Gefühle - ausser Saras Enttäuschung und Neid - fehlten mir vollkommen.

Die wären leicht unterzubringen gewesen, denn einige Begegnungen mit alten Bekannten fand ich gut umgesetzt. So richtig sympathisch fand ich niemanden, ausser vielleicht noch den Tierarzt. Ja, den mochte ich am liebsten. Alle anderen kamen entweder zu unbeschwert (die Mutter), zu aufgesetzt (Carter) oder zu still und blass (David) rüber. Figuren tauchten auf und schienen wichtig zu werden, aber dann tauchten sie höchstens noch für eine Handvoll Sätze oder gar nicht mehr auf. Am wenigsten mochte ich Mariel - an Saras Stelle hätte ich eine Hochzeitskarte geschickt und hätte mir einen tollen Urlaub weit weg von Mariel geleistet.

Fazit: Zu viel Drama, Baby. Wer auf übertriebene romantische Komödien ohne Romantik steht, wird es mögen.
3 Punkte.

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