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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2017

„Eile dich, sie kommt“

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Sam ist ein Dieb - aber mit einer List gelingt es ihm trotzdem, in die Palastwache von Mythia aufgenommen zu werden. Er träumt von einem neuen Leben, von großen Aufgaben. Vielleicht wird er gar als Wache ...

Sam ist ein Dieb - aber mit einer List gelingt es ihm trotzdem, in die Palastwache von Mythia aufgenommen zu werden. Er träumt von einem neuen Leben, von großen Aufgaben. Vielleicht wird er gar als Wache des Weißen Königs eingesetzt? Doch statt des Königs soll er nur alte, staubige Bücher bewachen, in der riesigen Bibliothek unterhalb der Stadt. Wie langweilig! Sam kann nicht mal lesen. Bald jedoch erfährt er am eigenen Leib, dass die hallenden Bücherschluchten ebenso gefährliche wie fantastische Geheimnisse bergen … (Klappentext)

Der nachfolgende Text kann Spoiler enthalten.

Dieses Buch hat mich einfach nicht gepackt. Obwohl es genau mein Beuteschema ist, eine Bücherstadt, Fabelwesen, Märchen, habe ich mich irgendwann dabei ertappt, entnervt zu schätzen, wie lange ich noch zum Lesen brauchen werde.

Vielleicht liegt es ja daran, dass ich mit keinem einzigen Charakter eine Verbindung aufbauen konnte. Samir – der Hauptcharakter – bleibt für mich recht leblos und irgendwie nicht fassbar. Dabei wird seine Motivation noch schön durch den Autor aufgebaut, aber bei mir kommt einfach kein Hauch von Sympathie an.
Kani, die am Anfang als starke weibliche Person eingebracht wird, verliert nach und nach an Konsistenz, ganz so, als würde sich ihr Wesen in Luft auflösen. Sie mutiert von einer selbstbestimmten Person zu der Damsel in Not, die hinter dem heldenhaften Hauptcharakter hinterhergezogen wird ohne eigene Entscheidungen zu treffen. Tut sie es dann doch, sind sie so dämlich, dass mir mehrmals ein entnervtes Stöhnen entfahren ist.

Assasil, der zweite Antagonist in dieser Geschichte, bleibt bis auf die letzten Seiten nicht greifbar und mutiert dann zu einem jener Bösewichte, die ihren Plan oder hier besser die Geheimnisse der Bücherstadt vor den vermeintlichen Opfern preis geben. Für mich ist das in der Situation einfach nur unglaubwürdig und Mittel zum Zweck, um dem Leser endlich die Antworten zu geben, nach dem es ihn verlangt.
Über die erste Antagonistin, Layl würde ich gerne etwas schreiben, aber man bekommt sie kaum zu Gesicht und mir ist noch nicht so ganz klar, ob sie eigentlich wirklich etwas mit der Geschichte zu tun hat oder einfach nur Dekoration bzw. Schreckgespenst ist.

Die Handlung ist während der ersten ungefähr 18 von 21 Kapiteln recht langatmig und streckenweise ziemlich langweilig – so empfand ich es zumindest – und ich musste mich regelrecht durch Passagen durchquälen. In den letzten vier Kapiteln überschlägt sich dann alles, so gut wie alle Antworten werden geliefert und es folgt der obligatorische Kampf, bei denen einige Statisten ihr Leben lassen müssen.

Tatsächlich konnten mich die gelüfteten Geheimnisse nicht sehr überraschen, denn es war quasi genau das, was ich mir sowieso schon zusammengereimt hatte.
Mir kommt die Erkenntnis, dass man mit den Büchern in der Bücherstadt wenig zu tun hat. Da unten könnten auch Autoreifen liegen und es würde keinen Unterschied in der Handlung machen.

Da es unglaublich viele 5-Sterne-Bewertungen für dieses Buch gibt, muss es ja für manche Leser geeignet sein. Für mich war es das nicht, aber ich habe mich in den letzten Monaten damit abgefunden, zu der sehr anspruchsvollen Leserschaft zu gehören, die sich mehr von einer Geschichte erhoffen, als fadenscheinige Charaktere und klischeehafte Gegner.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Opulent und bildgewaltig

Das Erwachen des Feuers
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Im riesigen Gebiet von Mandinorien gilt Drachenblut als das wertvollste Gut. Rote, grüne, blaue und schwarze Drachen werden gejagt, um an ihr Blut zu kommen. Das daraus gewonnene Elixier verleiht den wenigen ...

Im riesigen Gebiet von Mandinorien gilt Drachenblut als das wertvollste Gut. Rote, grüne, blaue und schwarze Drachen werden gejagt, um an ihr Blut zu kommen. Das daraus gewonnene Elixier verleiht den wenigen Gesegneten übernatürliche Kräfte. Doch das letzte Zeitalter der Drachen neigt sich seinem Ende zu.
Kaum jemand kennt die Wahrheit: Die Drachen werden immer weniger und schwächer. Sollten sie aussterben, wäre ein Krieg Mandinoriens mit dem benachbarten Corvantinischen Kaiserreich unausweichlich. (Klappentext)


Der nachfolgende Text kann Spoiler enthalten.

Mir kommt als erstes das Wort „opulent“ in den Sinn, wenn ich über das gelesene nachdenke. Um ganz sicher zu gehen, habe ich den Begriff noch einmal nachgeschlagen und ja, dieses Buch ist üppig, reich und schwelgerisch. Und das sage ich mit dem allergrößten Respekt. Tatsächlich ist dieses Buch mühelos in meinen Pantheon der besten Bücher aufgestiegen. Vielleicht hat mir auch der Geruch nach frischem Buch ein bisschen den Verstand vernebelt, aber druckfrische Bücher sind einfach unschlagbar.

Kommen wir zum wesentlichen. Es gibt drei Handlungsebenen mit drei Protagonisten. Sie fügen sich alle so wunderbar in das Leseerlebnis ein, als würde man sie schon ewig kennen. Bei allem, was sie tun, agieren sie glaubwürdig und nehmen den Leser Stück für Stück in ihre Geschichte mit. Dabei sind alle Handlungsstränge dicht miteinander verzahnt, und spätestens auf der letzten Seite wird einem klar, wie alle zusammenhängen.

Dabei ist das Buch mit soviel Kunstfertigkeit geschrieben, dass ich vor Freude fast in Tränen ausgebrochen wäre, vor allem im Hinblick auf die nicht so gelungenen Bücher, die in letzter Zeit gelesen und besprochen habe. Das hier ist ein richtig schöner Wälzer, der diesen Namen verdient, und mit seinen 700 plus Seiten kann man lange in einem außergewöhnlichen Abenteuer schwelgen, das verschiedene Elemente in sich vereint. So spielt die Geschichte zwar in einem vordergründigen Fantasy-Universum, aber man findet Anklänge von Spionageromanen, Steampunk und ein wenig Piraten-Action.

„Das Erwachen des Feuers“ ist also beileibe kein beliebiger 08/15 Fantasyroman, sondern setzt mit seinen komplexen Handlungsebenen und den zahlreich vorkommenden Figuren schon ein wenig Hirnschmalz voraus und in Gang.

Die „Draconis Memoria“ Bücher werden vermutlich drei oder vier Bände umfassen. Der zweite Band ist auf englisch schon erschienen. Ein deutscher Termin steht noch nicht fest. Auf der Seite des Autors kann man sich mit mehr Hintergrundinformationen über die Welt dieser Reihe versorgen.

Für mich ist „Das Erwachen des Feuers“ eines der besten Bücher, die ich bisher in diesem Jahr gelesen habe. Mir gefällt besonders seine Vielseitigkeit und der elegante Schreibstil, der einen die Zeit vergessen lässt. Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Entnervendes Technogebabbel

Amalthea
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05:03:12 Weltzeit. Die Stunde Null. Nach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der ...

05:03:12 Weltzeit. Die Stunde Null. Nach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren, schickten die Nationen der Erde eine Flotte von Archen ins All. Der Asteroid Amalthea, der ursprünglich zu Forschungszwecken an eine internationale Raumstation angedockt worden war, soll der Kolonie als Schutzschild dienen. Doch das Leben im Weltraum fordert einen hohen Tribut, und die meisten Menschen sterben, bis schließlich nur noch sieben Frauen übrig sind, um eine neue Zivilisation zu begründen. 5000 Jahre später existieren zwei Völker: die Nachfahren derer, die die Katastrophe auf der Erde überlebt haben, sind primitive Siedler; die sieben Stämme der Nachkommen der Sieben Evas von der Raumstation hingegen hochkultiviert — und sie machen sich auf, die Erde zu kolonialisieren … (Klappentext)

Der nachfolgende Text kann Spoiler enthalten.

Das ist wieder eines dieser Bücher, dass mir furchtbare Kopfschmerzen bereitet hat. An und für sich eine spannende Handlung, hätte die Hälfte an Seiten auch völlig ausgereicht, um die eigentliche Geschichte zu erklären. Denn der Autor hat es sich offenbar zum Ziel gesetzt, denn nichtsahnenden Leser zu einem Physik- und Ingenieurswissenschaftsstudenten zu verwandeln und ungefähr die Hälfte des Buches besteht nur aus technischem Geschwafel, aus dem ich nicht wirklich schlau geworden bin, das mich nicht interessiert und und welches ist irgendwann einfach übersprungen habe. Durch diese Flut an uninteressanten Informationen muss man sich erst einmal wühlen, und genau das macht dieses Buch so unheimlich ermüdend.

Nach ungefähr 2/3 des Buches verlassen wir dann auch die üblichen Protagonisten um einen riesigen Schritt in die Zukunft zu gehen, ohne dass man irgendwie nähere Informationen bekommt und der auch unter diesen langweiligen technischen Beschreibungsflut leidet, wie der Teil davor. Gerade als es hier irgendwie spannend wird und man endlich mal ein wenig die Zusammenhänge versteht, ist das Buch dann auch schon fertig und lässt den Leser mit vielen offenen Fragen zurück. Tatsächlich ist mir nicht so ganz klar, worauf der Autor eigentlich hinaus wollte. Ich bin im Moment einfach nur froh, das Buch hinter mir gelassen zu haben.

„Amalthea“ ist eines jener Bücher, die einem unentwegt Kopfschmerzen bereiten, die den Leser aber doch ständig mit der Verheißung einer spannenderen Handlung locken, die sie im Endeffekt aber nicht einlösen. Sollte man nicht auf ausdauerndes technisches Geschwätz stehen, sollte man von diesem Buch lieber die Finger lassen und sich eine andere Beschäftigung suchen.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Ehre, Pflicht und Loyalität

Die Midkemia-Saga 2
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Der ehemalige Magierlehrling Pug ist als Kriegsgefangener zu der gefährlichen Arbeit in den Sümpfen Tsuranis verdammt. Doch da erkennt einer der überaus mächtigen Magier Tsuranis Pugs wahres Talent und ...

Der ehemalige Magierlehrling Pug ist als Kriegsgefangener zu der gefährlichen Arbeit in den Sümpfen Tsuranis verdammt. Doch da erkennt einer der überaus mächtigen Magier Tsuranis Pugs wahres Talent und übernimmt dessen Ausbildung. Pug ist ihm dankbar, und je mehr er über die Kultur der Tsurani lernt, desto mehr schätzt er sie. Ihm wird sogar erlaubt, die Frau, die er liebt, zu heiraten. Aber tief in seinem Herzen hat Pug nie vergessen, dass er aus Rillanon stammt – und dass die Tsurani seine Feinde sind! (Klappentext)

Der nachfolgende Text kann Spoiler enthalten.

Nachdem der erste Band an manchen Stellen noch ein wenig langatmig war, denn der bereitete den Weg für die Abenteuer in diesem fremden Land, nimmt der zweite doch deutlich Fahrt auf.

Die Charaktere aus dem ersten Band sind deutlich älter geworden und gereift, auch wenn ich immer noch nicht sagen kann, wer mein Liebling ist. Tatsächlich ist mir bei dieser Erzählung etwas passiert, was sehr selten ist, nämlich dass mir alle Protagonisten gleich lieb sind und ich doch trotzdem für keinen tiefgehende Sympathien entwickle. Ich betrachte mich eher als Beobachter, der wissen möchte, wie es mit dem Königreich weitergeht und wer alles seine Finger im Spiel hat.
Das heißt nicht, dass die handelnden Figuren nicht gut beschrieben und ausgearbeitet wären – im Gegenteil. Es ist schon eine Weile her, dass ich so gut geschriebenen Charakteren begegnet bin, tatsächliche denke ich da spontan an Tad Williams und seinen „Drachenbeinthron“. Vom Genre her sind die beiden auch durchaus vergleichbar.

Besonders gut gefällt mir, wie dezent mit den romantischen Beziehungen der einzelnen Personen umgegangen wird. Sie werden nicht verleugnet oder ausgeblendet, aber auch nicht übertrieben zur Schau gestellt. Sie ergänzen die Erzählung und geben ihr Lebendigkeit, werden aber nie zwanghaft in die Geschichte integriert. Das ist sehr erfrischend nach den letzten desaströsen Büchern, die ich gelesen habe.

Tatsächlich hat mich die Handlung im letzten Drittel des Buches doch sehr überrascht, obwohl mir schon klar war, dass es im Mittelteil für die Protagonisten zu einfach war und sich noch irgendwas gemeines ergeben würde. So ganz klar sind mir die Beweggründe hinter diesem Verrat noch nicht, und ich weiß nicht genau, welcher Story der dritte Band folgen will, aber ich schätze, dass es etwas damit zu tun haben wird.

Die Welt Midkemia hat mich bisher völlig in ihren Band gezogen und so warte ich immer noch begeistert auf den Moment, an dem ich den nächsten Band in den Händen halte und meinen Spekulationen über eine mögliche Handlung dieses Bandes ein Ende gesetzt wird.

Auch nach dem zweiten Band kann ich dieser Serie meine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Wer auf klassische Fantasy steht, wird hier garantiert nicht enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Vom Himmel in die Lesehölle in 500 Seiten

Zeitkurier
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Die Erde hat sich in der Zukunft in ein verseuchtes Ödland verwandelt, und die Menschheit musste ins äußere Sonnensystem ausweichen. Dort, in den Weiten des Alls, sind Ressourcen allerdings ein seltener ...

Die Erde hat sich in der Zukunft in ein verseuchtes Ödland verwandelt, und die Menschheit musste ins äußere Sonnensystem ausweichen. Dort, in den Weiten des Alls, sind Ressourcen allerdings ein seltener Luxus, und so bedient sich die menschliche Zivilisation der Zeitreise als letztes Mittel. Sogenannte Zeitkuriere reisen in die Vergangenheit, um dort nach Ressourcen und Antworten zu suchen. Bei seinem letzten Auftrag macht der Zeitkurier James Griffin-Mars jedoch den größten Fehler: Er greift in die Zeitlinie ein – und rettet eine Frau. Jetzt bleibt ihnen nur noch die Flucht in die Gegenwart … (Klappentext)

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Das ist wieder eines der Bücher, die mir Magenschmerzen bereiten. Es hat sehr sehr gut und spannend angefangen – um dann mit fragwürdigen Charakteren, idiotischen Handlungen der betreffenden Personen und absolute Langatmigkeit zu enden.

James ist ein emotional instabiler Chronaut in einer sehr zerstörten Zukunft, der mehr als nur latent selbstmordgefährdet ist. Angesichts seiner Realität aber alles andere als verwunderlich. Ein wenig fällt mir der Zugang zu seinem Charakter schwer. Ich mag auch Protagonisten nicht, die nur durch die Zufuhr von Unmengen an Alkohol überleben können. Und wegen einer seiner unüberlegten Handlungen lernen wir auch Elise kennen, die er verbotenerweise rettet und für die er unerwarteterweise Gefühle entwickelt hat. Also klammert er, und zwar gewaltig.

Elise ist der Typ „Ich tue aus Prinzip nicht das, was du gesagt hast“ und damit bringt sie mich fast zur Weißglut. Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Mut bzw. Selbstbewusstsein und Dummheit und den hat sie definitiv überschritten. Warum es leicht haben, wenn man es allen noch viel schwerer machen kann? Selbstgerecht ist sie auch noch und verhält sich im Allgemeinen wie ein kleines Kind, die durch ihre Taten alle in Gefahr bringt, sich aber für wahnsinnig emanzipiert hält.

Man kann also sagen, dass die Schilderung von Frauen durch den Autor nicht sehr realistisch ist, denn die beiden einzigen anderen weiblichen Figuren in diesem Buch sind eine sadistische Sicherheitsoffizierin, die an dem Gedanken, tausende Menschen umzubringen nicht wirklich was auszusetzen findet, und eine völlig von sich selbst eingenommene, abgehobene Wissenschaftlerin, die auch als die Mutter der Zeit bekannt ist, und sich sowieso für das klügste je lebende Geschöpf hält. Alle anderen sind unter ihrer Würde.

Abgesehen von den nervigen Charakteren beginnt die Handlung ziemlich gut. Der Stil des Autors ist exzellent, auch die Entwicklung der Geschichte zeigt großes Potential. Allerdings konzentriert sie sich recht schnell nicht mehr auf die Intrigen innerhalb der Behörde, sonder nur noch auf Elise und ihre selbstgerechten Forderungen. Es verhält sich wie meistens: Sobald auf Biegen und Brechen eine Romanze mit eingebaut wird, kann man die spannende Geschichte vergessen. Bei Verzicht hätte es zusätzlich ein paar Seiten langatmigen Geplappers gespart und den Fokus vielleicht wieder mehr auf das Thema des Buches – nämlich Zeitreisen – gelegt.

Auch ihre „Mission“, die Erde zu retten, verplempert meiner Ansicht nach ihr Potenzial. Da schreibt man schon eine Geschichte über Zeitreisen und lässt dann Wissenschaftler nach einem Heilmittel fanden, anstatt zu versuchen in die Zeitströmen einzugreifen – was ja nur schon längst geschehen ist. Tatsächlich sind die Zeitreisen an sich sehr spärlich gesät, zumindest die, über die man etwas erfährt. Und am Ende des Buches hat sich eigentlich immer noch nichts getan.

Es wiederholen sich auch einfach dumme Verhaltensweisen immer wieder, so scheint es z. B. keiner der beiden „Wissenschaftlerin“ großartig zu stören, ob sie mit den ständigen Zeitreisen irgendwelche Zeitströme verändern oder Menschen in der Vergangenheit schaden. Niemand blickt wirklich über seinen Tellerrand und sie führen nur weiter ihre Verfolger zu sich und bemühen sich nicht einmal, vorsichtig zu sein.

Dieses Buch ist mal wieder ein grandioses Beispiel dafür, wie man ein gutes Konzept versenken kann. Ich wünsche mir wirklich mehr weibliche Charaktere zu sehen, die nicht nur Statisten sind oder sich wie verzogene kleine Gören benehmen und sich dabei auch noch wie der Gipfel der Schöpfung zu fühlen. Eine Science-Fiction Geschichte ohne eine krampfhaft in den Plot konstruierte Romanze würde mein Herz auch erfreuen. Denn man kann auch spannende Geschichten schreiben, ohne dass von jeder Seite der Kitsch triefen muss. Und Emanzipation hat nichts damit zu tun, auf Teufel komm raus genau das Gegenteil von allem zu machen, dass ein Mann zu einem sagt.

Offenbar ist dies der Eröffnungsband einer Trilogie, wenn man den Informationen zu dem Originaltitel glauben darf. Das könnte auch die künstlich in die Länge gezogene Handlung im Mittelteil erklären. Für mich ist dieser „Zeitstrom“ allerdings versiegt, denn ich spüre kein Bedürfnis, Elise und James je wieder zu sehen.