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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2021

Berauschende Aktivitäten zur Abstinenz vom Alkohol

Berauscht vom Leben
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Die beiden Autorinnen beschreiben in ihrem Buch ihre intensiven Kontakte mit Alkohol, bis hin zur Sucht, und wie sie sich seit dem Wendepunkt in ihrem Leben immer mehr vom Mainstream Alkohol abgewendet ...

Die beiden Autorinnen beschreiben in ihrem Buch ihre intensiven Kontakte mit Alkohol, bis hin zur Sucht, und wie sie sich seit dem Wendepunkt in ihrem Leben immer mehr vom Mainstream Alkohol abgewendet haben und dieses Rauschmittel durch andere Aktivitäten mit berauschender Wirkung ersetzt haben.
Das Buch besteht überwiegend aus Erfahrungsberichten über Aktivitäten, die vom Alkohol ablenken und seine Wirkung übertrumpfen. Würde man diese Ratschläge realisieren, müsste man viel Geld ausgeben, denn aus vielen Beispielen wird ersichtlich, dass Geld für die Autorinnen keine Rolle spielt. Mal eben nach Texas fliegen, um einen Sonnenaufgang zu sehen, mal eben ein Motorrad kaufen und einer Frauen-Motorradgruppe beizutreten, mal eben Geschirr kaufen und es zerschmettern, um seine Wut abzureagieren usw. Das sind für mich Dinge, die sich nicht jeder leisten kann und die deshalb nicht als Beispiele dienen dürften. Solche Vorschläge widersprechen in meinen Augen auch dem 'Downsizing', das in diesem Buch propagiert wird. Kurz gesagt, ich finde die Ratschläge wenig praktikabel, und ob sie den gewünschten Effekt erzielen, erscheint mir fragwürdig.
Einige der Aktivitäten der beiden Autorinnen fand ich recht interessant und gaben mir Impulse zur Freizeitgestaltung, aber insgesamt hatte ich etwas anderes erwartet und fühle mich nicht motiviert, auf mein sporadisches Gläschen Wein zu verzichten.
Das Buch erscheint mir weniger als Ratgeber, sondern es entspricht eher einer Selbstdarstellung, wie die beiden Frauen es geschafft haben, dem Alkohol zu entsagen. Ich denke nicht, dass es einen Leitfaden für andere Abstinenzwillige darstellt. Eine wirkliche Hilfe für Alkoholiker ist es mit Sicherheit nicht.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Gruppendynamische Prozesse

Das Geschenk
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Kathrin und Peter beschließen die Weihnachtstage mit Klaus zu verbringen, einem alten Freund, dessen Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Die Kinder sind erwachsen und gehen ihre eigenen Wege, aber früher ...

Kathrin und Peter beschließen die Weihnachtstage mit Klaus zu verbringen, einem alten Freund, dessen Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Die Kinder sind erwachsen und gehen ihre eigenen Wege, aber früher haben sich beide Familien oft zusammen getan, um etwas zu unternehmen oder Ferien miteinander zu verbringen. Peter freut sich nicht auf das Treffen, da ihn mit Klaus nicht mehr viel verbindet. Aber seine Frau Kathrin hält es für ihre Pflicht, den Witwer aufzuheitern. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als die beiden bei dem alten Freund ankommen und feststellen, dass er eine neue Partnerin hat. Und was für eine.....sie entspricht in keiner Weise der verstorbenen Ehefrau und löst alleine dadurch bei Kathrin starke Aversionen aus.
Von nun an setzen sich in dieser kleinen Gruppe dynamische Prozesse in Gang, die einiges klären, aber auch für so manche Verstimmung sorgen. Vorverurteilungen wechseln sich ab mit Klischeebildung und Arroganz. Nach und nach zeigen die Protagonisten ihr wahres Ich, und dabei wird so manches gut gehütete Geheimnis enthüllt. Ich fand es sehr spannend zu lesen, wie sich die sozialen Beziehungen in der Gruppe verändern, ausgelöst durch Situationen oder Gesprächsnuancen. Die Charaktere sind sehr tiefgründig und werden von der Autorin detailliert beschrieben.
Was mich dann enttäuscht hat, war das eher langatmige und weniger spannende Ende. Hier hatte ich mehr erwartet. Aber abgesehen davon, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Keine Weihnachtsgeschichte mit Lichterglanz und Harmonie, aber durchaus realistisch.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Ein fragwürdiger Brief

Die Schönheit des Himmels
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Vielleicht versucht Sarah Biasini die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit auf diese Weise zu bewältigen. Handelt es sich um eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit? Ihr ist nicht viel an persönlicher ...

Vielleicht versucht Sarah Biasini die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit auf diese Weise zu bewältigen. Handelt es sich um eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit? Ihr ist nicht viel an persönlicher Erinnerung an ihre Mutter geblieben, obwohl sie als Schauspielerin immer wieder in alten Filmen in Erscheinung tritt. Aber da sind keine privaten Emotionen im Spiel.
In ihrem Buch möchte die Autorin ihr distanziertes Verhältnis zu ihrer berühmten und so früh verstorbenen Mutter aufzeigen, und noch viel mehr möchte sie verhindern, dass ihr eigenes Kind auch diese bitteren Erfahrungen machen könnte. Deshalb schreibt sie dieses Buch, um ihrer Tochter Anna etwas zu hinterlassen, das sehr persönlich ist. Hier frage ich mich allerdings, warum diese sehr intimen Dinge in Form eines Buches für alle interessierten Leser veröffentlicht werden. Wie wird ihre Tochter als erwachsene Frau darauf reagieren? Die Autorin beschreibt ihre Schwangerschaft und die Geburt, was teilweise für den Leser recht langatmig ist.
Schlimm wird es nach der Geburt, denn die Autorin beschreibt detailliert ihre Verlustängste, ihre Versagensängste und auch ihr teilweise psychotisches Verhalten. Z.B. verletzt sie sich selbst, um mit ihrer Tochter, die hingefallen war, zu leiden. Wie wäre es einfach mit Trostspenden? Sie möchte ihr Kind am liebsten für sich alleine und wird schon eifersüchtig, wenn der Kindesvater sich mit der Kleinen beschäftigt. Ist dies alles wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt?
Die Autorin beschreibt das Buch als Brief an ihre Tochter, um ihr etwas zu hinterlassen. Der Brief erinnert aber eher an Tagebucheinträge, es fehlt ein roter Faden, denn es sind viele Zeitsprünge enthalten, so dass man sich immer wieder neu orientieren muss, um welche Phase es geht.
Grundsätzlich habe ich laut der Klappenbeschreibung andere Inhalte erwartet, mehr Bezug zu ihrer Mutter, die ich früher als Schauspielerin geschätzt habe. Im Gegenteil bin ich enttäuscht, dass Sarah Biasini ihre Mutter überwiegend kritisiert und sogar Aggressionen entwickelt. Schade!

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Die Queen kann es nicht lassen

Die unhöfliche Tote
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Und sie liebt ihre geheime Detektivarbeit, die zwar gemächlich verläuft, aber durchaus effektiv ist. So nun auch in diesem zweiten Band, auf den ich mich richtig gefreut habe, nachdem ich schon den ersten ...

Und sie liebt ihre geheime Detektivarbeit, die zwar gemächlich verläuft, aber durchaus effektiv ist. So nun auch in diesem zweiten Band, auf den ich mich richtig gefreut habe, nachdem ich schon den ersten gelungen fand.
Diesmal dreht sich alles um zwei Probleme, die aber letztendlich miteinander verwoben sind. Die Queen stellt eines Tages im Rahmen einer Ausstellung fest, dass eines ihrer Bilder (mit der Yacht Britannia) plötzlich den Besitzer gewechselt hat, es befindet sich in Plymouth. Es ist zwar kein sehr wertvolles Gemälde, aber für Elizabeth sind schöne Erinnerungen damit verknüpft. Wem hat sie diese Frechheit zu verdanken? Ein Fall für die königliche Miss Marple! Und dann wird am königlichen Pool die Leiche der langjährigen Haushälterin gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, erweckt kurze Zeit später das Misstrauen der Queen, zumal auch noch Drohbriefe bei einigen Angestellten auftauchen. Und sie beginnt mit ihren Ermittlungen...Sie recherchiert nicht direkt und nicht allein, sondern dirigiert aus dem Hintergrund ihre Leute, insbesondere ihre Privatsekretärin Rozie, die aus Nigeria stammt. Die beiden sind ein perfektes Team und verstehen sich auf Detektivarbeit.
Wie erhofft hatte auch dieser Band wieder viel für Royal-Fans bereit: das Buch ist durchdrungen von feinem britischen Humor, skurril und voller Ironie, sowie auch von bedeutungsträchtigen Anspielungen auf andere bekannte Royals sowie Personen des öffentlichen Lebens in GB. Diesmal hat mich die Beschreibung der Premierministerin Theresa May begeistert, insbesondere bezüglich ihres Schuh-Ticks. Das war ganz nach meinem Geschmack. Außerdem hat die Autorin augenscheinlich gut recherchiert, denn man erfährt so einiges über die Gewohnheiten und Vorlieben der Queen, die ich teilweise auch bereits aus anderen Büchern oder Zeitschriften kannte und die dadurch ergänzt wurden. Für mich sehr informativ!
Insgesamt hat mir dieser Band besser gefallen als der erste, weil hier für mich alles nachvollziehbar und verständlich war. Allerdings gibt es auch hier wieder einige Längen, wo man immer denkt, es passiert gleich was, aber da kommt nichts mehr. Die Spannung lässt an diesen Stellen zu wünschen übrig. Was mich auch etwas stört, ist Rozies Perfektion, sie kann einfach alles und alles gelingt ihr, sogar im Finanzwesen kennt sie sich aus. Auch sollte bei der Übersetzung auf Fehler geachtet werden.
Alles in allem kann ich das Buch jedoch empfehlen, angenehme royale Unterhaltung und immer wieder witzige Einlagen.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Klischeebeladen

Schwarzes Herz
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Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. ...

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. Aber alles bleibt hier an der Oberfläche, eine Aneinanderreihung von diskriminierenden Vorfällen, erlebt von einer farbigen Deutschen (ihr Vater stammt aus Afrika).
Rassismus ist schändlich, Rassismus ist demütigend für die Betroffenen, Rassismus ist verachtenswert, Rassismus hält sich leider schon seit langer Zeit. Alles richtig, und ich hasse Rassismus. Seit vielen Jahren wird er bekämpft, aber er lässt sich nicht ausrotten. Jeder weiß, dass es Rassismus gibt, und da frage ich mich, warum ein Buch erscheinen muss, dass in geballter Form alle weithin bekannten Diskriminierungsstrategien nochmals auf den Tisch bringt. Soll das Buch den Rassismus bekämpfen? Da hat es keine Chancen....
Was mich allein schon stört ist die Sprache, die vielen F- und Sch-Wörter. Das ist für mich in schriftlicher Form in dieser Menge unmöglich! Dann die äußere Form, die sich besonders beim Hörbuch bemerkbar machte. Alles wird in einem Stück gelesen, ohne längere Pausen, so dass man die Zeitsprünge, die zahlreich vorhanden sind, nicht erkennt und sich erst einmal zurechtfinden muss.
Ich war von einer Autobiographie ausgegangen, mittlerweile habe ich aber erfahren, dass nur Teile der Selbsterfahrung der Autorin entsprechen. Da stellt sich die Frage nach der Verteilung. Mir kommt das alles sehr gehäuft vor. Natürlich hat es sicherlich all diese Vorfälle schon gegeben, ich verstehe nur nicht, warum man Reales und Fiktives in so geballter Form für eine Person zusammenmixt.
Irgendwie erinnert mich die Ausweglosigkeit der Protagonistin in diesem Roman an die Bücher der 80er Jahre, als Frauen in fremden Kulturkreisen eingesperrt und misshandelt wurden, kontrolliert wurden und keine Möglichkeit zur Flucht hatten ('Nicht ohne meine Tochter'). Aber die Autorin selbst ist in den 80er Jahren geboren, seitdem hat sich einiges geändert und Hilfseinrichtungen entstanden. Von daher ist nicht zu verstehen, wieso sie sich diesen Demütigungen so lange aussetzt. Es erscheint mir deshalb so unrealistisch, weil die Protagonistin keineswegs schüchtern und zurückhaltend wirkt, sondern eher austeilend und aggressiv, was nicht zu ihrer Opferrolle passt.
Das Buch war leider nicht das, was ich erwartet hatte.

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