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Tante_fluffi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2025

Ein Sommer zum Eintauchen

Wenn die Tage länger werden
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"Wenn die Tage länger werden" heißt der neue Roman von Anne Stern. Bisher habe ich von der Autorin nur historische Romane gelesen und konnte immer gut in ihre Geschichten eintauchen. Dieses ...

"Wenn die Tage länger werden" heißt der neue Roman von Anne Stern. Bisher habe ich von der Autorin nur historische Romane gelesen und konnte immer gut in ihre Geschichten eintauchen. Dieses Buch spielt nun in der Gegenwart, wenn auch mit historischen Bezügen. Und auch das gelingt Anne Stern wieder sehr gut.

Cover und Klappentext lassen auf ein leichtes Sommerbuch schließen. Und durch die bildhafte Sprache, riecht und spürt man die warmen Sommertage regelrecht. Diese Atmosphäre geht auch nicht verloren, wenn die ernsten Themen Einzug halten.

Die alleinerziehende Lehrerin Lisa ist zum ersten Mal für einige Wochen von ihrem Sohn Paul getrennt und schaut gar nicht zuversichtlich auf die vor ihr liegenden Sommerferien allein. Als sie ihre alte Geige zu Restaurator Hans bringt, begegnet sie seiner Tochter Ute, einer eigenbrötlerischen Obstbäuerin. Hans bringt sie auf die Spur eines dunklen Geheimnisses.

Während Ute und Hans mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen haben, beginnt Lisa sich einerseits mit ihrer Mutterrolle und gleichzeitig ihrer Familiengeschichte und der Beziehung zu ihrer eigenen Mutter auseinanderzusetzen. Vieles liegt unausgesprochen zwischen den beiden.

Anne Stern schreibt einerseits über die Rolle der Frauen in einer Familie und der Gesellschaft, anderseits über die Abgründe und Geheimnisse, die Familien über Generationen hinweg begleitet haben und es immer noch tun. "Heute spricht man sehr wohl darüber" sagt Lisa an einer Stelle. Und genauso ist es. Viel mehr sollten wir noch über die Vergangenheit unserer Familien sprechen, über Schuld und Verantwortung, über Verletzungen und Traumata.

Ich hätte gern noch mehr über die Figuren gelesen, wäre gern noch tiefer eingetaucht - gleichzeitig bleibt so auch noch Platz für eigene Gedanken und vielleicht auch einen Blick in die eigene Vergangenheit.

Und wenn die Tage länger werden... kann man dieses Buch auch in der Sonne in einem Rutsch durchlesen.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Zu viele Themen auf einmal

Vor hundert Sommern
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"Vor hundert Sommern" von Katharina Fuchs erzählt die Geschichte einer Familie aus Sicht der Frauen über einen Zeitraum von 100 Jahren.

Der Roman beginnt im Jahr 2024 mit Anja und ihrer Tochter Lena und ...

"Vor hundert Sommern" von Katharina Fuchs erzählt die Geschichte einer Familie aus Sicht der Frauen über einen Zeitraum von 100 Jahren.

Der Roman beginnt im Jahr 2024 mit Anja und ihrer Tochter Lena und springt dann immer wieder zurück in die Vergangenheit, um die Geschichte von Anjas Großtante Clara zu erzählen, beginnend im Jahr 1924. Inspiriert wurde die Autorin dabei von der wahren Geschichte genau dieser Großtante Clara, was das Buch für mich gleich noch viel interessanter macht.

Stark sind vor allem die Rückblenden aus Claras Sicht und die Erzählung aus dem Berlin vor 100 Jahren zur Situation der Frauen in einer politisch angespannten Zeit. Es ist immer wieder spannend, in diese Zeit einzutauchen.

Nicht richtig abgeholt haben mich leider viele Kapitel der Gegenwart. Hier habe ich die Dialoge oft konstruiert empfunden und ich hatte das Gefühl, die Autorin versucht wirklich alle Themen, die unsere (weibliche) Gesellschaft zurzeit beschäftigen, im Roman unterzubringen. Das war mir einfach zu viel. Auch die Figuren haben mich nicht erreicht.

Als ich darüber aber hinweg gesehen habe, konnte ich auch wieder gut in eine spannende und bewegende Geschichte abtauchen und fühlte mich von dem Roman dennoch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Der große Riss durch ein Land

Der große Riss
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In "Der große Riss" erzählt Cristina Henríquez, was der Bau des Panama-Kanals für die Menschen und die Gesellschaft vor Ort bedeutet hat, dabei stellt sie in ihrem Roman vor allem die Frauen in den Vordergrund. ...

In "Der große Riss" erzählt Cristina Henríquez, was der Bau des Panama-Kanals für die Menschen und die Gesellschaft vor Ort bedeutet hat, dabei stellt sie in ihrem Roman vor allem die Frauen in den Vordergrund.

Viele Menschen suchten in Panama Arbeit, die dort "wie Äpfel von den Bäumen zu pflücken" war, um der bitteren Armut zu entkommen, um sich ein besseres Leben zu ermöglichen - und dabei riskieren sie alles. So macht sich auch die junge Ada aus Barbados auf den Weg nach Panama, um Arbeit zu finden und ihrer kranken Schwester das Leben zu retten.

Was sie vorfindet ist eine gespaltene Gesellschaft: Privilegierte Menschen aus den USA, viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern, die in Armut leben und voller Hoffnung auf mehr Geld ihr Glück suchen und natürlich auch die Panamaerinnen und Panamaer, deren Land und Alltag sich durch das Eingreifen der USA völlig verändern und die darum fürchten, ihr Zuhause verlassen müssen.

Cristina Henríquez schafft es durch die parallele Erzählung aus verschiedenen Perspektiven, dass die Leserinnen und Leser tief eintauchen können in die Atmosphäre in Panama zur Zeit des Kanalbaus. Spannend und traurig lesen sich die einzelnen Schicksale der Menschen von damals. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und viel gelernt über ein Thema, von dem ich bisher nicht viel wusste.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

"Frieden lässt sich durch nichts ersetzen"

Russische Spezialitäten
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Dmitrij Kapitelman erzählt in "Russische Spezialitäten" die Geschichte seiner Familie, die in den 1980er Jahren aus der Ukraine nach Leipzig kam.
Im ersten Teil des Buches bringt Kapitelman anhand von ...

Dmitrij Kapitelman erzählt in "Russische Spezialitäten" die Geschichte seiner Familie, die in den 1980er Jahren aus der Ukraine nach Leipzig kam.
Im ersten Teil des Buches bringt Kapitelman anhand von Anekdoten den Leser*innen seine Familie, Freunde und Bekannte und ihre Lebensumstände näher. Immer gespickt mit jeder Menge trockenem Humor. So wachsen einem die Personen schnell ans Herz, gleichzeitig merkt man die Zerrissenheit, die der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine für ihn mit sich bringt. So vertraut Kapitelmans Mutter stets auf die "Informationen", die ihr das russische Staatsfernsehen übermittelt. Um sie von der Realtität zu überzeugen, fährt er mitten im Krieg mit dem Flixbus nach Kiew und trifft dort auf alte Bekannte, Angst und dennoch einen Alltag, den die Menschen vor Ort leben.
Oft musste ich schmunzeln über die Figuren und Geschichten, die Dmitrij Kapitelman beschreibt. Trotzdem gehen die ernsten Themen wie Krieg, Antisemtismus und auch Flucht beim Lesen unter die Haut.
"Doch wenn der Frieden fehlt, spürt man das sofort. Frieden lässt sich durch nichts ersetzen." Das ist nur eins von zahlreichen Zitaten, die mich kalt erwischt haben.
Es ist ein besonderes Buch, das mir neue Perspektiven im Bezug auf den Ukraine-Krieg aufgezeigt hat und welche Konflikte damit innerhalb der russischsprachigen Community einhergehen.

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