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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2022

Spannend erzählte Familiengeschichte

Das Geheimnis des Orangengartens
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Zum Inhalt
Eine Villa am Wannsee mit einer Orangerie bildet das verbindende Glied für diese Geschichte, die in zwei Epochen spielt. Wir lernen Emilia im Berlin des Jahres 1899 kennen, die in dem luxuriösem ...

Zum Inhalt
Eine Villa am Wannsee mit einer Orangerie bildet das verbindende Glied für diese Geschichte, die in zwei Epochen spielt. Wir lernen Emilia im Berlin des Jahres 1899 kennen, die in dem luxuriösem Anwesen, wie in einem Käfig lebt und die Chance sucht um einer unglücklichen Ehe zu entfliehen.
In Berlin des Jahres 2019 kommt Leandra als Übersetzerin in die Villa und wird in ein dunkles Geheimnis verwickelt und versucht dieses gemeinsam mit dem Sicherheitschef Tim und ihrer Schwester zu lösen.

Cover und Titel
Der Titel passt, es geht letztendlich um ein Geheimnis und der Orangengarten spielt hierbei eine Rolle. Das Cover gefällt mir grundsätzlich gut, würde ich es aber sehen ohne die Geschichte zu kennen, würde ich denken, dass der Roman eher in Italien spielt als in Berlin.

Meine Meinung
Der Roman wechselt zwischen den beiden Epochen und beiden Frauen ab, was mir gut gefällt, jede Entwicklung in der Vergangenheit scheint in der Gegenwart Auswirkungen zu haben. Die Zeit Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts ist wirklich gut erzählt, man kann sich in die Zwänge, denen Emilia Witt ausgesetzt ist. Vom Vater mehr oder weniger verscherbelt, gefangen an einen lieblosen Mann, der sich selbst der nächste ist und das Familienvermögen verspielt. Dazu noch ein Schwiegervater, der auch ein sehr fragwürdiges Verhalten an den Tag legen und Dienstboten, die ihr fast ausnahmslos nicht freundschaftlich gesonnen sind. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der exotische Emanuel von Ruffin bald ihr Herz erobert. Erschwerend für die heimliche Liebesgeschichte ist aber, dass Emanuel verheiratet ist und auch noch der erklärte Feind ihres Schwiegervaters.
In der Gegenwart versucht Leandra ihr Leben in den Griff zu bekommen, frisch getrennt, ein schlechtbezahlter Job mit einer fordernden Chefin und die Entfremdung von ihrer Familie machen es ihr nicht leicht. Als sie in der Villa Ruffin einen Job als Übersetzerin annimmt und das Porträt einer Frau entdeckt, der sie verblüffend ähnlich sieht, ahnt sie, dass sie einem Geheimnis auf der Spur ist. Mithilfe des Sicherheitschefs der Villa, Tim, der ebenfalls ein Geheimnis hat versucht sie es zu lösen. Das alles ist gut miteinander verwoben, nebenher laufen noch ein paar andere Handlungsläufe (wie die Annäherung zwischen Leandra und ihrer Schwester), aber im Fokus bleiben immer die beiden Frauen. Der Wechsel ist gut gelungen, so dass man Stück für Stück dem Geheimnis de4 beiden Frauen näher kommt.
Der Schreibstil ist flüssig und der Roman ist gut ausgearbeitet und erzählt, den Anfang der Geschichte finde ich besser erzählt, am Schluss nimmt das Tempo zu, aber es wird dann zu viel reingepackt, für das dann zu wenig Platz da ist.




Fazit
Die Geschichte ist wirklich gut und spannend erzählt, vor allem die Abschnitte, die in der Vergangenheit spielen, sind toll aufgebaut, man will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Passagen, die in der Gegenwart spielen, sind etwas schwächer und auch die Auflösung der diversen Geheimnisse wird etwas „übers Knie gebrochen“ – hier hätten dem Buch 20 – 30 Seiten mehr gut getan. Aber insgesamt sehr unterhaltsamer Roman, der absolut lesenswert ist.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.02.2021

Langatmig und mit wenig Spannungsmomenten

Flieh, so weit du kannst
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Zum Inhalt:
Ava arbeitet in einer Londoner Agentur und steigt dort die Karriereleiter nach oben. Privat geht es hier aber wesentlich schlechter, zum einen ist vor kurzem ihre gute Freundin und Kollegin ...

Zum Inhalt:
Ava arbeitet in einer Londoner Agentur und steigt dort die Karriereleiter nach oben. Privat geht es hier aber wesentlich schlechter, zum einen ist vor kurzem ihre gute Freundin und Kollegin Olivia an eine Überdosis gestorben, was umso verzwickter ist, weil Olivia die Tochter des Agenturchefs David war. Und auch in ihrer Beziehung läuft es rund, ihr Freund ist ein Kontrollfreak, der auch immer gewaltätiger wird. So entschließt sich Ava das Angebot Davids anzunehmen und vorübergehend in die Wohnung seiner verstorbene Tochter zu ziehen. Dabei ahnt sie nicht, dass David auch so das ein oder andere Geheimnis hütet.

Das Cover:
Das Cover finde ich gelungen, vor allem weil man nicht so ganz erkennt, welcher Gegenstand abgebildet ist. Ist es ein Dolch, ein Ornament von einem Gartenzaun oder doch ein Schmückstück. Erkennbar ist aber auf jeden Fall der rote Blutstropfen, der nach unten tropft. Die Farbe "rot" wird dann auch im Namen der Autorin aufgenommen. Insgesamt erzeugt das ganze Spannung und die Erwartung wird nach oben geschraubt.

Meine Meinung:
Um es gleich vorwegzunehmen: die Erwartung, die durch das Titelbild nach oben gesetzt werden, werden in keinem Punkt erfüllt. Zum einen fehlt ein Handlungsstrang, den man folgen kann. Anfangs ist das auch in Ordnung, da geht es um Avas Beziehnung und ihren gewaltätigen Freund, dann ist da das Leben und Arbeiten in der Agentur, voller Intrigen, einem Chef, dem man nicht ganz trauen kann und einer Kollegin, die sich zunehmend von einer Freundin zur Rivalin entwickelt. Die Todesfälle, die es in Davids Vergangenheit gab usw. Das alles läuft aber parallel und findet kaum oder wenn zu vorhersehbar zusammen. Die Charaktere sind wirklich durch die Bank unsympathisch. Das ist natürlich nicht immer ausschlaggebend, aber dann müsste dann die Entwicklung des "Bösen" konsequent erzählt werden, das Moment fehlt hier komplett, das Ende war für mich schon nach dem Lesen des ersten Kapitel klar, da fehlte komplett der Spannungsmoment.

Fazit:
Leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt, vor allem weil es weder Thriller noch Charakterstudie ist. Einzig der Blick in die Psyche von Jade, einer Arbeitskollegin von Ava, war gut herausgearbeitet, das war mir aber insgesamt zu wenig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.01.2021

Das Leben und seine unzähligen Möglichkeiten

Die Mitternachtsbibliothek
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Zum Inhalt:
Nora Seed, 35 Jahre, lebt nach ihrem Empfinden, das schlimmste aller möglichen Leben. Sie hätte Profischwimmerin werden und olympisches Gold gewinnen können oder Rockstar mit viel Geld, Erfolg ...

Zum Inhalt:
Nora Seed, 35 Jahre, lebt nach ihrem Empfinden, das schlimmste aller möglichen Leben. Sie hätte Profischwimmerin werden und olympisches Gold gewinnen können oder Rockstar mit viel Geld, Erfolg und Ruhm. Stattdessen hält sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, hat ihre Verlobung gelöst, kaum Kontakt zu Familie und Freunden. Als dann noch ihre Katze stirbt, entschließt sie sich, dass sie nicht mehr weiterleben will.

Das Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut, in der Buchhandlung würde ich danach greifen, weil Titel, sowie Bild und Farbgestaltung einfach so stimmig sind.

Meine Meinung:
Wer kennt sie nicht, die Gedanken, die man sich über ein „was-wäre-wenn“-Leben macht. Was wäre aus mir und meinem Leben geworden, wenn ich an der ein oder anderen Stelle eine andere Entscheidung getroffen hätte. Nora Seed erhält die Chance, genau das auszuprobieren. Ihr Selbstmord bringt sie in die Mitternachtsbibliothek, wo sie auf eine alte Bekannte trifft, ihre ehemalige Schulbibliothekarin. Nora, verzweifelt und voller Reue über ihre Entscheidungen, erhält die Chance Entscheidungen rückgängig zu machen, anders zu treffen und wird in die dazugehörigen Lebenssituationen hineinkatapultiert. Sie erhält die Chance Olympiasiegerin zu werden, ihren Ex-Verlobten zu heiraten und ein Mega-Rockstar zu werden.
Sie lebt aber auch andere Leben, die die vielleicht zunächst gar nicht im Blick hatte.
Das alles wird von Matt Haig ziemlich unaufgeregt erzählt und begleitet mit so einigen philosophischen aber auch naturwissenschaftlichen Exkursen. Dabei geht es aber immer um Nora und die Erkenntnisse, die sie aus der jeweiligen Situation zieht. Vor allem, je öfter sie merkt, wie eine bestimmte Entscheidung ganz unterschiedliche Folgereaktionen nach sich zieht. Trotz des Themas, gleitet die Geschichte nie ins kitschige ab und es macht großen Spaß Nora in allen von ihr gewählten Leben zu begleiten.

Fazit:
Ein zutiefst philosophischer Roman, ohne aber zu moralisierend zu sein. Eine fantastische Geschichte, die auch einem selber die Augen für den Moment öffnet.
Wer sagt, dass es meinem anderen ich, in einem anderen Leben soviel besser geht. Vielleicht lebe ich schon das beste aller Leben, das einzige was nötig ist, ist Dich jeden Tag, mit jeder Entscheidung darüber bewusst zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Starker erster Teil, plätschert aber im zweiten Teil nur dahin

Strömung des Lebens
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Starker erster Teil, plätschert aber im zweiten Teil nur dahin

Zum Inhalt:
Zane Bigelow hat als Kind und Jugendlicher schreckliches erlebt, von den eigenen Eltern wurde er psychisch und physisch misshandelt ...

Starker erster Teil, plätschert aber im zweiten Teil nur dahin

Zum Inhalt:
Zane Bigelow hat als Kind und Jugendlicher schreckliches erlebt, von den eigenen Eltern wurde er psychisch und physisch misshandelt und musste Angst haben, dass seiner kleinen Schwester ein ähnliches Schicksal widerfährt. In einer schrecklichen Nacht eskalieren die Ereignisse, befreien ihn aber von seinen Eltern.
Als er Jahrzehnte später in seinen Heimatort zurückkehrt um einen Neuanfang zu wagen, trifft er auf die Landschaftsgärtnerin Darby McCray. Doch auch in Darbys Vergangenheit gibt es einige dunkle Kapitel und die Idylle am See erweist sich doch als trügerisch.

Das Cover:
Das Cover ist in sich stimmig, passt aber nicht so ganz zum Titel. Der See ruht doch eher still von einer Strömung ist nicht soviel erkennbar.

Meine Meinung:
Das Buch gliedert sich in zwei Teile, der erste Teil spielt in der Vergangenheit. Der Teil ist atmosphärisch dicht erzählt, das Spannungsmoment ist hoch, über die Gewalt die Zane widerfährt, muss man mehr als einmal heftig schlucken. Die Verzweiflung und Angst, die Zane begleiten, sind mit den Händen zu greifen. Vor allem die Szenen, als Zane und seiner Schwester Britt die Befreiung gelingt und auch die zuvor eskalierende Gewalt, lassen einen atemlos zurück. Hier gefällt mir auch gut, dass es ein Blick hinter der bürgerlichen Fassade ist, Zanes Eltern sind gut situiert, die Gewalt findet in einem Milieu statt, in dem man sie vielleicht nicht erwartet hätte.
Der zweite Teil versetzt uns dann in die Gegenwart, Zane, mittlerweile erfolgreicher Anwalt, kehrt in seinem Heimatort Lakeview zurück. Dort wohnen noch seine Schwester und seine Tante, die bei der "Rettung" der Kinder bereits eine Rolle spielte. Dort trifft er auf die junge Landschaftsgärtnerin Darby, die frisch in den Ort gezogen ist. Und dann wird es vorhersehbar, auch Darby hat Gewalt erfahren, beide finden zueinander, beide gaben genug Geld um sich alles leisten zu können. Die Familie und die Freunde sind ebenfalls liebevoll und allen "Guten" gelingt auch einfach alles. Zwar gibt es noch die ein oder andere Begegnung mit den Geistern der Vergangenheit, doch diese Ereignisse werden einfach aneinandergereiht, der Spannungsbogen fehlt hier komplett. Dafür ist hier alles zu vorhersehbar und eindimensional.

Fazit:
Gute und solide Unterhaltung, allerdings mit einer starken ersten Hälften. Im zweiten Abschnitt wird mir das Ganze zu seicht. Zu glatt läuft es immer für die beiden Protagonisten und zu durchschaubar sind die Begleitereignisse. Der Spagat zwischen Psychothriller und Liebesroman gelingt hier einfach nicht.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Jede Familie hat ihr Geheimnis

Das Unrecht der Väter
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Zum Inhalt:

Das Buch "Das Unrecht der Väter" ist der Auftakit einer mehrteiligen Fammiliensaga rund um die Familien von Falkenbach und Lehmann, die in Bernried am Starnberger See eine gemeinsame Topf- ...

Zum Inhalt:

Das Buch "Das Unrecht der Väter" ist der Auftakit einer mehrteiligen Fammiliensaga rund um die Familien von Falkenbach und Lehmann, die in Bernried am Starnberger See eine gemeinsame Topf- und Porzellanfrabrik führen. Die Geschichte setzt im Jahr 1936 einb, Paul-Friedrich von Falkenbach und die beiden Brüder Lehmann haben im Ersten Weltkrieg gemeinsam gedient und sich anschließend als Geschäftspartner und Freunde zusammengetan. Aber nicht nur das schweißt sie zusammen, sondern auch ein Geheimnis aus Kriegszeiten, das unter keinen Umständen zu Tage kommen darf.


Das Cover:

Sepiafarben gehalten, passt es sehr gut zu einem historischen Roman, den größten Teil nimmit der Titel ein, im unteren Titel ist das Bild einer Villa, direkt an einem See gelegen, davor steht ein Automobil. Das alles gibt insgesamt ein rundes Ganzes ab.


Meine Meinung:

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Geschichte ist insgesamt gut zu lesen und man kann dem Geschehen, trotz der Vielzahl an handelnden Akteuren gut folgen. Auch der Zeitgeist ist gut getroffen, der latent und dann auch offene Antisemitismus, der zunehmend erkennbar und Teil des Lebens war, die fast schon erahnende Kriegsgefahr, der Einfluß der Nationalsozialisten, das alles ist präsent und wird mit der Geschichte gekommt verwoben, ohne dass man jedoch mit historischen Daten und Fakten erschlagen wird. Das ist wirklich sehr gekonnt umgesetzt.

Während man am Anfang noch meint, dass es in dem Band um die Aufklärung eines Geheimnisses aus der Vergangenheit geht, merkt man relativ schnell, dass das nicht der Fokus ist. Jedes der Familienmitglieder hat mehr oder weniger etwas zu verbergen und somit wird auch jedem Familienmitglied genug Raum gegeben es kennenzulernen und auch die Verbindung zu den anderen Familienmitgliedern zu erforschen.

Die Charaktere sind auch wirklich vielfältig, Wilhelmine, die rebellische Tochter, die sich für andere einsetzt, Wilhelm. der sich für seine Familie einsetzt und moderat und gerecht auftritt, im Gegensatz dazu sein Bruder Heinrich, der um das Geheimnis zu bewahren, auch vor schrecklichen Taten nicht zurückschreckt.

Der Klappentext gibt es tatsächlich nicht so wieder, aber für mich sind es die Frauenfiguren, die die "starken Rollen" einnehmen. Auch hier ist bei jeder die Charakterzeichnung vielschichtig, oft habe ich mich ertappt, wie ich z.B. schon eine Figur für mich "abgestempelt" hatte und dann mein Urteil revidieren musste. Wilhelmine ist eben nicht nur das verwöhnte Gutstöchterlein, sondern widersetzt sich den Nazis, Clara, die zunächst nur berechnend erscheint, führt ein Doppelleben und versucht nur ihre Schwester zu retten. Jede Schattierung ist vorhanden, jeder Akteur spielt seine Rolle und alle Beziehungen untereinander scheinen gleichermaßen wichtig zu sein.


Fazit:

Insgesamt ist dies für mich ein spannender Auftakt in die Familiensage rund um die von Falkenbachs und Lehmanns, die absolut Lust auf mehr macht. Die Charaktere sind gut gezeichnet, mir gefällt, dass es nicht "den einen" Hauptcharakter gibt, sondern hier verschiedene Erzählstränge parallel laufen und es auch mehrere Geheimnisse zu entdecken gilt. Der Cliffhanger am Schluß ist klasse, aber es wäre trotzdem schön gewesen, wenn zumindest mit Abschluss des ersten Bandes auch ein Erzählstrang sein Geheimnis offenbart hätte.

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