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Veröffentlicht am 01.07.2021

Hochspannender historischer Roman mit bisweilen zu starker Heldin

Die Highlanderin
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Die historischen Romane, die ich häufig lese, spielen üblicherweise im 17. bis 19. Jahrhundert und ich habe lange gezögert, ob ich einen Roman über Schottland im 13./14. Jahrhundert wirklich lesen will. ...

Die historischen Romane, die ich häufig lese, spielen üblicherweise im 17. bis 19. Jahrhundert und ich habe lange gezögert, ob ich einen Roman über Schottland im 13./14. Jahrhundert wirklich lesen will. Nach Ende der Lektüre bin ich froh, dass ich diesem Buch eine Chance gegeben habe, gerade weil so Vieles neu für mich war, aber auch, weil wir eine sehr untypische weibliche Hauptfigur kennenlernen können. Trotz einiger kleinerer Schwächen habe ich diese Geschichte förmlich verschlungen.

Die Geschichte zweiter Welten

Das erste, was mich überrascht hat, war, wie viel Raum die Vergangenheit der Protagonistin einnimmt, wie viel wir von ihr im Orient sehen. Wenn ich schon über Schottland im 13. Jahrhundert kaum etwas weiß, so trifft dies noch mehr auf Persien zu. Gleichzeitig bietet sich diese Region für historische Romane sehr an, dann gerade in der Wissenschaft waren uns die Menschen dort doch um einiges voraus. Und so habe ich mit großem Interesse und einiges an Überraschung gelesen, wie Enja, die Protagonistin, Heilkunst erlernt und wie gewagt viele der Operationen und Behandlungsmethoden für die damalige Zeit waren – und wie viel man dort schon wusste.

Zurück in Schottland dreht sich natürlich viel um die Unabhängigkeitskriege. Selbst wenn man Geschichte nicht studiert hat, so weiß man doch grob, worum es ging und was geschehen ist. Große Namen wie William Wallace und Robert de Bruce fallen, ohne dass der Fokus wirklich von Enja wegrückt. Die Geschichte bleibt bodenständig, zeigt den Kampf einer starken jungen Frau um Anerkennung und wie sie ihren Clan und ihre Burg erbittert hält. Fiktion mischt sich hier spannend mit Fakten, historische Persönlichkeiten werden zum Leben erweckt, ohne je von der Protagonistin abzulenken. Das ist die größte Stärke dieses historischen Romans.

Eine etwas zu starke Protagonistin

Die Enja, die wir in der Vergangenheit kennenlernen, wie sie zuerst zur Haremsdame, dann zum Assassinen ausgebildet wird, ist eine starke junge Frau – zu stark manchmal. Alles, was sie anfasst, gelingt ihr. Sie lernt problemlos neue Sprachen, eignet sich medizinisches Wissen an, ist nach kurzem Training schneller und gewandter als andere Straßenkinder und übertrifft darin auch bald andere Assassinen. Immer mal wieder scheint es beinahe, als wären wir in einem Fantasy-Roman gelandet, in dem die Heldin übernatürliche Fähigkeiten hat.

Die Enja der aktuellen Zeit, die in Schottland ihren Clan anführt, wirkt da viel menschlicher, echter. Sie ist immer noch stark und den meisten im Kampf überlegen, aber ihr Temperament und ihr Charakter bringen sie immer wieder in Schwierigkeiten, und insbesondere zwischenmenschlich ist sie oft verunsichert und überfordert. Gerade weil sie so stark und unabhängig erscheinen viel, wird sie manchmal schwach. Das ist eine gelungene Darstellung, die in der Vergangenheit fehlt. Generell hatte ich das Gefühl, dass die Enja der Vergangenheit etwas blass bleibt und viele Dinge tut, fühlt und sagt, die dem Plot geschuldet sind. Spannenderweise war es dennoch dieser Einblick in die Vergangenheit, der mich wirklich gefesselt hat – vielleicht, weil die Welt mir so fremd war und ich all die neuen Informationen aufgesogen habe wie ein Schwamm.

Generell hätte ich mir auch mehr ausführlich beschriebene Kampfszenen gewünscht. Uns wird oft gesagt, wie überlegen sie ist, doch wir sehen nur selten wirklich etwas davon. Ich hoffe, dass wir im zweiten Teil mehr von Enja in Aktion sehen werden.

Fazit

Der historische Roman „Die Highlanderin“ ist ein hochspannendes und stark recherchiertes Portrait einer jungen Frau, die sich nicht den Regeln der Zeit fügen will. Während der Fokus stets auf ihr und ihrem Werdegang liegt, lernen wir viel über den Orient, Schottland, die Unabhängigkeitskriege und die Medizin der damaligen Zeit. Auch wenn die Protagonistin Enja bisweilen zu übermächtig wirkt, habe ich doch bis zum Schluss mitgefiebert und ihr Erfolg gewünscht. Trotz kleinerer Schwächen kann ich den im Oktober erscheinenden zweiten Band „Der Weg der Highlanderin“ kaum abwarten.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Gut für die Seele

Dein Herz in tausend Worten.
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Manche Bücher verzaubern mich von der ersten Seite an, ohne dass ich genau weiß, warum. So erging es mir mit „Dein Herz in tausend Worten“ – als ich die Leseprobe zu Ende gelesen hatte, wusste ich, dass ...

Manche Bücher verzaubern mich von der ersten Seite an, ohne dass ich genau weiß, warum. So erging es mir mit „Dein Herz in tausend Worten“ – als ich die Leseprobe zu Ende gelesen hatte, wusste ich, dass dies eine Geschichte ist, in der ich versinken kann, die mich glücklich macht. Umso glücklicher war ich, als ich das Buch endlich in den Händen hielt und weiterlesen konnte.

Dieser Liebesroman in Notting Hill hält bis zur letzten Seite, was er mir versprochen hat: Es ist ein modernes Märchen, das ohne viel Aufregung und Drama einfach nur gute Laune machen will, gerade indem es Melancholie und Verlust und Ängste aufgreift. Während die weibliche Hauptfigur mit sehr realen sozialen Ängsten zu kämpfen hat, sucht der Protagonist nach einer Möglichkeit, seine innere Leere zu füllen. Ihnen wird dabei von verschiedener Seite geholfen, unter anderem auch von einer älteren Dame, die definitiv zu klug und intuitiv ist, um so in der Realität existieren zu können.

Es gibt viele Zufälle und Beinahe-Begegnungen, bei denen man stets erwartet, dass diese jetzt zum großen Wiedersehen führen werden, doch die Geschichte setzt sich über solche Erwartungen hinweg und geht einen eigenen Gang. Während sehr viele Klischees bedient werden, die mich als Leserin in Sicherheit wiegen und angenehme Wärme verbreiten, warten trotzdem immer wieder Überraschungen und ins Gegenteil verkehrte Klischees auf uns. Es ist ein Kunststück, einen Liebesroman zu schreiben, der so leicht und warm ist, und gleichzeitig so tief und emotional. Ebenso stark ist, dass der Schreibstil mühelos zwischen Ich-Perspektive und dritter Perspektive hin- und herwechselt, wie es die Situation gerade erfordert. Während ich normalerweise solche Wechsel nicht schätze, funktioniert es hier und verstärkt den Eindruck, dass wir uns in einem erzählten Märchen befinden.

Gleichzeitig sehe ich, dass das Buch gewiss nicht für jeden ist. Es gibt keinen großen, zentralen Konflikt, es gibt kein Drama, es gibt keine Antagonisten. Die Hindernisse im Weg sind die Protagonisten selbst, aber sie wirken dabei nie überzeichnet oder übermäßig leidend. Gerade weil die beiden Protagonisten so real wirken, während einige andere Figuren und die Geschehnisse um sie herum eher einem Märchen entsprungen scheinen, funktioniert die Geschichte. Es ist eine Romanze, wie wir sie uns wünschen, nach der wir uns sehnen. Und am Ende sind alle glücklich.

Fazit

Der Liebesroman „Dein Herz in tausend Worten“ von Judith Pinnow erzählt eine modernes Märchen darüber, wie wir auch als Menschen mit Altlasten, Ängsten und Traurigkeit noch Liebe finden können. Ohne Aufregung, ohne allzu viel Konflikt verfolgen wir die zauberhafte Romanze von Will und Millie, die wie für einander geschaffen scheinen. Der leichte Schreibstil kombiniert mit authentischen Charakteren, die auf ihre Art alle sehr emotional sind, hinterlässt bei mir einfach nur gute Laune und Zufriedenheit. Es muss nicht immer der starke, pure Espresso sein, manchmal ist ein süßer Latte Macchiato mit einem Schuss Karamell genau das richtige für die Seele.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Forschung und Kunst erwachen zum Leben

Frau Merian und die Wunder der Welt
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Bevor ich diesen Roman gelesen habe, war mir das Leben von Maria Sybilla Merian unbekannt. Die gründliche Recherche, die die Autorin hier offensichtlich investiert hat, macht das Buch zusammen mit den ...

Bevor ich diesen Roman gelesen habe, war mir das Leben von Maria Sybilla Merian unbekannt. Die gründliche Recherche, die die Autorin hier offensichtlich investiert hat, macht das Buch zusammen mit den ausgedachten, passenden Details zu einem faszinierenden Einblick in das Leben einer außergewöhnlichen Frau am Ende des 17. Jahrhunderts. Obwohl die Geschichte zwischendurch einige Längen hat, ist dieser Mix aus mitreißender Lebensgeschichte und Forschung von Anfang bis Ende eine angenehme Lektüre.

Kunstgeschichte und Forschung lebendig gemacht

Von Anfang an erleben wir Maria als eine Forscherin, die mit sehr viel Geduld die Techniken erlernt hat, die nötig sind, um Insekten und Schmetterlinge zu präparieren. Darüber hinaus ist sie eine begabte Malerin, die auch andere unterrichten kann. Diese Mischung aus Forscherin und Malerin erlaubt ihr einen außergewöhnlichen Blick auf ihre Umgebung. Durch ihre Augen sehen wir Details und Feinheiten, die anderen verborgen bleiben würden. Es ist eine Freude zu sehen, wie in ihrem Inneren immer Neugier und Offenheit vorherrschen.

Da wir uns im 17. Jahrhundert befinden, sind viele Dinge den meisten Menschen natürlich auch noch verborgen. Vieles, was wir heute kennen und durch die Globalisierung für jeden leicht zu bekommen ist – zum Beispiel die Ananas oder Zucker -, ist noch fremd und bietet so viel Potential für eine neugierige Forscherin, es zu entdecken oder durch Analyse noch besser zu verstehen. Maria malt und forscht nicht nur für sich selbst, sondern sie erstellt auch Bücher, die sie sowohl für die gehobene Gesellschaft als auch für Kinder machen will. Bei allem steht für sie immer im Vordergrund, wie sie es anderen zeigen kann.

Teilweise flache Charaktere und eine komplexe Liebesgeschichte

Wir sind beim Lesen in der Perspektive von Maria und bekommen so oft auch ihre Gedanken mit. Dadurch wird sie schnell zu einem komplexen Charakter mit Stärken und Schwächen. So mutig und entschlossen sie auch ist, wenn es um ihre Forschung geht, so offensichtlich unsicher und zurückhaltend ist sie im Umgang mit anderen Menschen. Leider bleiben die meisten Figuren um sie herum eher blass, insbesondere ihre Töchter, die ihr bei der Arbeit zur Hand gehen. Obwohl sie ständige Begleiter sind, liefern sie meistens nur das, was gerade für den Plot relevant ist, ohne einen richtigen Charakter zu entwickeln.

Ähnlich ist es auch mit dem romantischen Gegenpart zu Maria, Jan. Er ist offensichtlich ein erfahrener, weitgereister Mann mit Geheimnissen, aber bis zum Schluss bleibt sein Leben ein Mysterium. Ich konnte die Liebe der beiden nachfühlen, gerade weil sie so gegensätzlich sind, aber bisweilen tritt der Plot ein wenig auf der Stelle, während Maria immer nur besorgt ist, wo Jan ist und ob er noch lebt. Gerade im Mittelteil, ehe die große Reise losgeht, wiederholen sich hier Tage und Wochen mit den immer selben Gedanken und Ängsten.

Im Gegensatz dazu ist das Ende sehr passend, da es offen bleibt und auch die Liebe von Maria und Jan, so tief und echt sie auch ist, kein definitives Ende findet. Gerade dadurch schafft es die Autorin, am Ende den Fokus auf Marias eigenes Leben und ihre Errungenschaften zu richten, auch wenn die Liebesgeschichte viel Raum einnimmt.

Fazit

Der historische Roman „Frau Merian und die Wunder der Welt“ besticht durch die grandios aufgearbeitete Kunstgeschichte und Forschung, die die echte Maria Sybilla Maria betrieben hat. Gleichzeitig hat Ruth Kornberger fantasievoll ausgedachte Elemente eingebaut, die der Geschichte noch mehr Tiefgang verleihen und Maria zu einer sympathischen Hauptfigur machen. Zwischendurch hat das Buch einige Längen, doch bleibt es insgesamt bis zum Schluss spannend.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Gut recherchiert, mäßig umgesetzt

Die Architektin von New York
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Dies ist der zweite Roman, den ich zu der Frau, die mithalf, die brücke von Manhattan nach Brooklyn zu bauen, gelesen habe. Obwohl das Thema mir bekannt war, habe ich mich auf die Lektüre gefreut und war ...

Dies ist der zweite Roman, den ich zu der Frau, die mithalf, die brücke von Manhattan nach Brooklyn zu bauen, gelesen habe. Obwohl das Thema mir bekannt war, habe ich mich auf die Lektüre gefreut und war zu Beginn begeistert von den vielen Charakteren, die so frisch und authentisch geschildert werden. Leider ist das im weiteren Verlauf immer mehr erschlafft.



Gut recherchiert und aufgearbeitet

Die Figur von Emily Roebling ist nicht fiktiv, sie hat existiert und insbesondere über ihre späteren Jahre ist durch Briefwechsel und andere Quellen ein wenig bekannt. Wie viel sie tatsächlich in den Bau der Brooklyn Bridge involviert war, ist unklar, doch genau das macht den Reiz eines fiktiven Romans aus. Von Beginn an bekommt der Leser hier das Gefühl, hautnah beim Bau dazu zu sein. Ohne dass man Architektur oder Ingenieurwesen studiert haben muss, bekommt man Grundwissen vermittelt und wächst gemeinsam mit Emily an der Aufgabe.

Während die Brücke Stück für Stück wächst, sehen wir zudem auch das Leben in New York zum Ende des 19. Jahrhunderts. Wie leichtfertig mit Tod auf der Baustelle umgegangen wird, ist ebenso einfühlsam dargestellt wie der Kampf um das Frauenwahlrecht und die Unterschiede zwischen den sehr reichen und den sehr armen Bewohnern von Manhattan und Brooklyn. Die Grundlage dieses historischen Romans ist mehr als solide.



Charaktere ohne eigene Handlungsmotivation

Leider leiden die Charaktere zunehmend darunter, dass im Fokus die Brücke steht. Nicht nur wirft der Bau einen Schatten auf die Ehe von Emily und Washington, sie rücken zudem selbst immer mehr in den Hintergrund. Egal, was die beiden tun, der Bau der Brücke schreitet fort. Sie liefern zwar regelmäßig Berechnungen und Berichte, besichtigen die Baustelle und sprechen mit Sponsoren, doch nie scheint es so, als wäre das, was sie tun, wirklich bedeutend für den Fortgang des Baus.

Zudem wird der Bau der Brücke auch schnell zu einem Zwang. Zunächst will der Sohn die Brücke bauen, weil sein Vater es tun wollte, dann will die Ehefrau die Brücke bauen, weil ihr Ehemann es wollte. Dass diese Charaktere das auch selbst wollen oder warum, scheint beinahe nebensächlich. Und obwohl das Schicksal der kleinen Familie berührend und tragisch ist, fehlt doch emotionale Tiefe, um als Leser wirklich mitzufiebern. Emily und Washington werden mehr und mehr zu Zuschauern, während der Bau der Brücke in mehr und mehr Details geschildert wird.

Daraus ergibt sich ein hochspannendes Buch über das Brückenbauen, das aber als Geschichte, die uns das Leben von Menschen erzählen will, nicht gut funktioniert. Das ist schade, denn ich habe bei jeder Zeile gespürt, wie viel Herz die Autorin in ihre Recherche gesteckt hat.



Fazit

Mit dem historischen Roman „Die Architektin von New York“ gelingt es Petra Hucke, eindrucksvoll den Bau der Brooklyn Bridge zu schildern und den historischen Kontext greifbar aufleben zu lassen. Leider bleiben die Charaktere und ihre Entwicklung dahinter zurück, so dass echte Spannung und emotionale Involviertheit fehlen. So sehr mir der Schreibstil und das Material selbst gefallen haben, so wenig konnte mich das Buch am Ende als Geschichte überzeugen.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Zu wenig Spannung und Tiefe

Die Ingenieurin von Brooklyn
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Ich habe mich auf dieses Buch gefreut, da ich Romane über echte historische Figuren sehr gerne lese, insbesondere wenn es dabei um Frauen geht, die entgegen ihrer Zeit für sich und ihre Träume gekämpft ...

Ich habe mich auf dieses Buch gefreut, da ich Romane über echte historische Figuren sehr gerne lese, insbesondere wenn es dabei um Frauen geht, die entgegen ihrer Zeit für sich und ihre Träume gekämpft haben. Leider konnte mich dieser Roman aber nicht überzeugen.

Von Beginn an hatte ich das Gefühl, eher eine Zusammenfassung von Ereignissen zu lesen als eine richtige Geschichte. Während ich zunächst dachte, dass dies nur so ist, weil der Roman den eigentlichen Plot mit Hintergrundwissen vorbereiten muss, wurde ich mit jeder Seite mehr enttäuscht. Der Stil blieb gleich – beschreibend und flach, ohne Gefühle und damit auch ohne Spannung. Einzelne Elemente, wie Rückblenden, um Trauma zu erklären, wurden abgehandelt, als wären sie eine Pflichtübung für die Autorin.

So blieben auch die Charaktere blass. Die Romanze zwischen Walsh und Emily beginnt sehr plötzlich und so sehr sie auch für ihn schwärmt, blieb mir bis zum Schluss unklar, woher die echte Liebe kam. Während durchaus Ansätze da sind, Emily zu einem komplexen Charakter zu machen – hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu ihrem Ehemann, den sie immer unterstützen will, und ihren Idealen und Träumen, für die Suffragetten-Bewegung zu kämpfen – bleiben alle anderen eindimensional. Sie sind zwar leicht zu unterscheiden, doch meist nur auf eine Eigenschaft beschränkt. Jeder hier scheint Statist zu sein, damit die Autorin den Charakter von Emily entwickeln kann.

Es gibt hier viel Potential: Die Ideen sind gut und auch, dass die Autorin verschiedenste Formen von Trauma anspricht, um das Wesen der Charaktere zu zeigen, hat mir gefallen. Es scheitert leider für mich stets an der Umsetzung, da ich nie das Gefühl bekam, wirklich mitgenommen zu werden.


Fazit

Der Historische Roman Die Ingenieurin von Brooklyn“ nimmt sich eine spannende historische Figur vor, um uns ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Der Plot hat viel zu bieten – von Trauma über die Frauenwahlrechtsbewegung bis hin zum eigentlichen Bau der Brücke -, doch gelingt es bis zum Schluss nicht, die Elemente in eine stimmige Geschichte zu gießen.

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