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Veröffentlicht am 18.03.2024

Wenn Fremde zu Freunden werden

Die Wolkengucker
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Eine alte Dame, die ihre beste Freundin verloren hat. Eine junge Frau, die sich selbst finden muss. Ein Vater und seine kleine Tochter, die schmerzlich die Ehefrau und Mutter vermissen. Ein Mann, der mit ...

Eine alte Dame, die ihre beste Freundin verloren hat. Eine junge Frau, die sich selbst finden muss. Ein Vater und seine kleine Tochter, die schmerzlich die Ehefrau und Mutter vermissen. Ein Mann, der mit sich selbst zu kämpfen hat. Alle sind so unterschiedlich, haben dennoch so viel gemeinsam und werden einander letztendlich so wichtig. Auslöser dafür ist die Vereinigung der Wolkengucker, eine kleine und bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich alle zwei Wochen in Wilmas Stadtvilla trifft, um gemeinsam Wolken zu betrachten.

Matt kann nicht verstehen, was seine Tochter Mia daran so faszinierend findet. Ihm selbst widerstrebt es in den Himmel zu schauen, erinnert dieser ihn doch zu sehr an seine verstorbene Frau Anna. Auch Wilmas Haushaltshilfe Ayla kann den Wolken nicht viel abgewinnen, sie nutzt die Zeit daher meistens lieber für ein kleines Nickerchen. Und der aufbrausende Ferdinand kann das sonntägliche Getümmel und die damit verbundene Geräuschkulisse im Garten nebenan schlichtweg nicht ertragen.

Ich liebe alle Charaktere, die man durch zahlreiche Perspektivenwechsel sehr gut kennenlernt. Der Umgang miteinander, das langsame Herantasten und Kennenlernen und spätere füreinander Einstehen und Dasein war so schön, emotional, herzerwärmend und humorvoll. Obwohl hier garnicht so wahnsinnig viel passiert, tut sich zwischenmenschlich so unglaublich viel. Dieser Found Family Aspekt hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt sich, dass man zusammen einfach weniger allein ist.

Eine große Rolle spielen die Themen Tod, Verlust, Trauer und Abschied. Diese werden behutsam und auf einfühlsame Art und Weise beschrieben, so dass ich ständig mit einem sprichwörtlichen weinenden und einem lachenden Auge da gesessen habe. Es geht aber auch um Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Optimismus. Das Buch stimmt einen nachdenklich und berührt durch seine Ernsthaftigkeit, die allerdings durch den charmanten und abwechslungsreichen Schreibstil der Autorin aufgelockert wird. Für mich ist „Die Wolkengucker“ ein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Unfassbar gespannt aufs Finale

Vollendet – Die Rache
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Eine Gesellschaft, in der Eltern ihre Kinder zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr nachträglich „abtreiben“ können, in dem sie diese zur Umwandlung freigeben. Dabei wird der Körper des Jugendlichen vollständig ...

Eine Gesellschaft, in der Eltern ihre Kinder zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr nachträglich „abtreiben“ können, in dem sie diese zur Umwandlung freigeben. Dabei wird der Körper des Jugendlichen vollständig zur Organspende genutzt. Aber nicht erst nach dessen Tod, sondern sofort.

🫁🫀🧠

In den letzten Wochen habe ich die Vollendet-Reihe nahezu inhaliert. Die ersten beiden Teile waren absolute Highlights für mich und natürlich bin ich auch nach diesem dritten Band unfassbar gespannt wie es ausgeht. Ich liebe das Szenario, die Charaktere, den Schreibstil, den hohen Spannungsbogen und die unerwarteten Wendungen. Gut gefallen hat mir ebenfalls, dass die Geschichte aus vielen bemerkenswerten Perspektiven erzählt wird, die verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse zulassen.

😳😱🤯

Es werden einige philosophisch angehauchte Fragen aufgeworfen, die zum Nachdenken anregen. Insgesamt ist die Vorstellung, dass Jugendliche als Ersatzteillager für andere missbraucht werden, einfach nur schrecklich und menschenunwürdig.

🤔💭🧐

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Botanische Fantasy, Assassinen-Abenteuer, ulkiger Bürokratie-Wahnsinn und Krimi-Elemente

Assassin's Wood
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Penta Colt arbeitet als Beamter für die streng geheime Todesgilde und verwaltet die Tötungsaufträge der ihm zugeteilten Assassinen. Als er eines Tages die Urlaubsvertretung für einen Kollegen übernimmt ...

Penta Colt arbeitet als Beamter für die streng geheime Todesgilde und verwaltet die Tötungsaufträge der ihm zugeteilten Assassinen. Als er eines Tages die Urlaubsvertretung für einen Kollegen übernimmt und damit auch die Betreuung seines größten Idols, des berühmt-berüchtigten Gentleman-Assassinen, wird sein hübsch geordnetes Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Dabei ist ihm auch der sprechende Ginko-Bonsai „Wurzel“ keine große Hilfe. Dieser kann seinen Mund nämlich nicht halten und bringt Penta damit immer wieder in Schwierigkeiten.

Die beiden kreuzen den Weg der jungen Tonia Fill, die seit Jahren beweisen möchte, dass es tatsächlich mordende Assassinen gibt. Doch niemand schenkt ihr Glauben und das obwohl sie selbst vor 20 Jahren Zeugin des Mordes an ihrer Mutter wurde.

Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der beiden Protagonisten. Für Penta ist nichts wichtiger als das Einhalten von Regeln und Vorschriften. Er ist der geborene Bürokrat, was zu einigen irrwitzigen und überspitzten Situationen führt, die einen sprachlos zurücklassen können. Er ist stets bemüht, dass die Geheimnisse der Todesgilde auch geheim bleiben. Da ist er bei Tonia natürlich an der ganz falschen Adresse. Die kann ihr Glück kaum fassen, endlich mehr über die Assassinen erfahren zu können und wähnt sich ihrem Ziel, diese auffliegen zu lassen, ganz nah. Doch da macht ihr ein äußerst pikanter Mordauftrag einen Strich durch die Rechnung.

Mein absoluter Lieblingscharakter ist selbstverständlich Wurzel. Was hat der mich gut unterhalten mit seinen verbalen Ausfällen, frechen Sprüchen, seiner Überheblichkeit und seiner uneingeschränkten Liebe zu der künstlichen Orchidee Moos. Einfach zu goldig.

Ganz besonders gut gefallen haben mir außerdem die Wortspiele, welche sich allesamt auf Pflanzen beziehen. Madera ist eine schwimmende Insel, auf der sich alles um Pflanzen dreht: die Stadtbezirke haben waldige Namen, alles ist aus Holz gebaut, es gibt Blattgeld und sogar Sekten, die sprechende Bäume anbeten. Ich liebe sowas.

Es ist ein gelungener Mix aus botanischer Fantasy, Assassinen-Abenteuer, ulkigem Bürokratie-Wahnsinn und Krimi-Elementen.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Menschenunwürdige Version einer möglichen Zukunft, die einem die Haare zu Berge stehen lässt

Vollendet – Der Aufstand
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Der Krieg zwischen Abtreibungsgegnern und -befürwortern wurde durch die sogenannte Charta des Lebens beendet: Eltern können ihre Kinder zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr nachträglich abtreiben, in dem ...

Der Krieg zwischen Abtreibungsgegnern und -befürwortern wurde durch die sogenannte Charta des Lebens beendet: Eltern können ihre Kinder zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr nachträglich abtreiben, in dem sie diese zur Umwandlung freigeben. Dabei wird der Körper des Jugendlichen vollständig zur Organspende genutzt. Aber nicht erst nach dessen Tod, sondern sofort. Eine Frage, welche die Jugendlichen sich immer wieder stellen, ist die folgende: Wenn jedes einzelne deiner Organe an andere gespendet wird - lebst du dann oder bist du tot?

Neben den bereits bekannten Charakteren wird die Geschichte zusätzlich aus einigen neuen Perspektiven erzählt: Starkey, ein gestorchter Jugendlicher, der zum Wandler wird und große Ambitionen hat, was das Übernehmen einer Machtposition angeht. Storchen bedeutet, dass Mütter das Recht haben, ihre Neugeborenen auf der Türschwelle Fremder zu hinterlassen. Schaffen sie dies ohne erwischt zu werden, muss die betreffende Familie das Kind behalten und großziehen. Störche werden oft diskriminiert und werden verhältnismäßig oft zur Umwandlung freigegeben. Ein weiterer Neuling ist Cam, der wirklich eine sehr spannende, wenn auch erschreckende und dennoch Mitleid erregende Person ist. Nelson kennen wir bereits aus dem ersten Band, wo Connor ihm übel mitgespielt hat. Hier übernimmt er jetzt eine wichtige Rolle.

Nach dem spektakulären Ende des ersten Teiles hat sich einiges geändert, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch in der Gesellschaft - im positiven, aber leider ebenso im negativen Sinne. Die Lage spitzt sich also weiter zu. Und so wird es wieder spannend, nervenaufreibend und erschreckend. Neal Shusterman begeistert mit allerlei Überraschungen, einem grandiosen, kurzweiligen Schreibstil und entführt uns dabei in eine menschenunwürdige Version einer möglichen Zukunft, die einem die Haare zu Berge stehen lässt.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Fesselndes Finale

Immortality
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Die junge Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden. Das ist für eine Frau im Jahre 1817 aber nahezu unmöglich. Doch Hazel wäre nicht Hazel, wenn sie nicht doch einen Weg finden würde, um für ...

Die junge Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden. Das ist für eine Frau im Jahre 1817 aber nahezu unmöglich. Doch Hazel wäre nicht Hazel, wenn sie nicht doch einen Weg finden würde, um für ihren Traum zu kämpfen. Und so bekommt sie unverhofft die Gelegenheit die kranke Prinzessin Charlotte zu behandeln. Dabei findet sie sich nicht nur an einem glamourösen Königshof wieder, sondern sieht sich mit allerlei Intrigen und Geheimnissen konfrontiert. Nichts ist wie es scheint und jeder hat etwas zu verbergen - allen voran der mysteriöse Club der Todesgefährten. Und schon bald steht mehr als nur Hazels Zukunft als Chirurgin auf dem Spiel.

Hazel an sich ist schon eine starke Protagonistin, aber wir dürfen sogar noch mehr interessante Frauen kennenlernen, die ihrer Zeit bereits weit voraus sind. Dabei handelt es sich unter anderem um Prinzessin Charlotte und ihre Zofe Elisa. Spannend! Aber natürlich gibt es auch noch andere erwähnenswerte Charaktere, so hat es mir beispielsweise Dr. von Ferris angetan.

Die Atmosphäre ist eher düster und makaber. Durch die Beschreibungen von bestimmten ärztlichen Tätigkeiten oder anderen zwielichtigen Aktivitäten wird es immer wieder ziemlich blutig und teilweise etwas eklig. Das ist definitiv nichts für schwache Nerven, dafür sind aber Gänsehaut-Momente garantiert!

Wir finden in dieser düsteren Regency Romance einen gelungenen Mix aus Liebe, Feminismus, Medizin sowie einigen wenigen Fantasy-Elementen. Es handelt sich dabei um den Abschluss einer Dilogie. Dieser war wieder sehr fesselnd und das Ende ist definitiv rund. Dennoch ist es schade, dass wir nicht erfahren, wie es weitergeht. In diesem Fall gefällt mir der Interpretationsspielraum aber ziemlich gut.

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