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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2018

Liebe zu Mode und Schneiderei

Das Leben ist ein Seidenkleid
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Maja liebt Mode und ist gelernte Schneiderin. In dem Kaufhaus, in dem sie arbeitet, fühlt sie sich völlig fehl am Platz. Dort soll sie geschmacklose Ware an die Frau bringen, die ihr überhaupt nicht gefällt. ...

Maja liebt Mode und ist gelernte Schneiderin. In dem Kaufhaus, in dem sie arbeitet, fühlt sie sich völlig fehl am Platz. Dort soll sie geschmacklose Ware an die Frau bringen, die ihr überhaupt nicht gefällt. Für sie haben Kleidungsstücke eine Seele und können ihren Trägern Glück oder eben auch Unglück bringen, wenn sie nicht zu ihnen passen. Doch für ihre Chefin ist Quantität und die Provision ausschlaggebend und nicht das Wohlbefinden der Kundinnen. Majas Traum ist es irgendwann von der Schneiderei leben zu können. Doch davon ist sie meilenweit entfernt.

Während ihres Zweitjobs liefert sie Essen an Senioren aus. Dabei lernt sie den alten Herren Leo kennen. Seine Frau ist schon vor Jahren verstorben und er hütet den Inhalt ihres Zimmers wie seinen Augapfel. Niemand durfte es seit Luises Tod betreten. Zwischen Maja und Leo entsteht eine ganz besondere und wertvolle Beziehung. Leo weiht sie in Luises Leben und Leidenschaft ein. So wird Luise nicht nur Maja, sondern auch dem Leser nach ihrem Ableben sehr sympathisch.

Leo ist mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch. Auch die anderen Senioren, die eine Rolle spielen sind einfach zuckersüß und liebenswert. Doch Leo übertrifft sie dennoch alle und versprüht einen besonderen Charme. Er ist ein echtes Original, hat das gewisse Etwas.

Es ist ein teilweise sehr emotionales Buch, aber dennoch oder grade deswegen sehr herzerwärmend. Doch für mich kam sowohl die Protagonistin als auch der Schreibstil ab und zu ein bisschen naiv daher. Außerdem empfand ich das Ende als etwas zu gut und vor allem als zu schnell zu gut. Ich bezweifle, dass dies im echten Leben tatsächlich so passieren würde. Dadurch hinterlässt das Buch aber ein gutes Gefühl.

Besonders toll transportiert wurde Majas Liebe zur Mode und Schneiderei. Sie sieht mögliche Kleider vor ihrem inneren Auge herumtanzen und schürt die Lust selber zum Stoff zu greifen.

Ein tolles Buch über Freundschaft, Liebe, Mode und den Weg zu sich selbst. Sehr unterhaltsam und eine nette Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Schräg, gefühlsvoll und voller Gefühle

Mein Sommer auf dem Mond
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Fritzi soll den Sommer in einem Therapiezentrum für psychisch erkrankte Jugendliche auf Rügen verbringen. Das stinkt ihr erstmal gewaltig. Würde sie ihre Ferien doch lieber mit ihrer besten Freundin dort ...

Fritzi soll den Sommer in einem Therapiezentrum für psychisch erkrankte Jugendliche auf Rügen verbringen. Das stinkt ihr erstmal gewaltig. Würde sie ihre Ferien doch lieber mit ihrer besten Freundin dort verbringen, das war schließlich schon immer der Traum der beiden.

Sie kommt zusammen mit Bastian, Tim und Sarah in die Wohngruppe “die Astronauten”. Jetzt müssen sie lernen, sich aufeinander einzulassen, zu vertrauen und sich gegenseitig zu helfen. Doch das ist gar nicht so einfach bei so vielen unterschiedlichen Charakteren, die auch noch zusätzlich verschiedene Dämonen mit sich herum tragen. Im normalen Alltag hätten sie sich wahrscheinlich niemals angefreundet oder vielleicht noch nicht mal miteinander gesprochen. Umso toller ist das, was über den Sommer zwischen den Jugendlichen passiert.

Nach und nach erfahren wir, welche Probleme sie haben. Es stecken verschiedene Geschichten und Ängste dahinter. Es ist sehr aufregend hinter diese Schicksale zu blicken. Die Charaktere sind großartig und sehr liebenswert. Besonders sympathisch sind Fritzis ständige Bezüge auf Harry Potter. Als Potterhead habe ich diese natürlich mit Herzchen in den Augen bemerkt.

Underdog und Sprücheklopfer Bastian ist schon zum zweiten Mal im Sonnenhof, weiß also wie es läuft. Er führt Fritzi am ersten Tag herum und ist direkt fasziniert von ihren Marsriegel-Augen. Cool sind seine ständigen Anspielungen zu den Bösewichten der Comic-Welt.

Das Thema psychische Erkrankung, deren Entstehung und Ursprung, Auswirkungen und was sie mit den Menschen macht, finde ich super interessant. Man erhält hier einen spannenden und authentischen Einblick.

Das Buch ist unglaublich emotional und reißt von der ersten Seite mit. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Fritzi und Bastian. Der Schreibstil ist locker, leicht und wird niemals langweilig. Dem Leser wird ein wahrer Gefühls-Cocktail geboten: man schwankt zwischen Freude, Trauer, Schock und Verzweiflung. Gespickt wird das Ganze mit spritzigem Humor.

Neben psychischen Erkrankungen werden aber auch noch andere wichtige und aktuelle Themen aufgegriffen: die erste Verliebtheit, Mobbing und das Entdecken der eigenen Sexualität.

Es ist eine besondere Geschichte um Vertrauen, Freundschaft, Liebe und den Weg zu sich selbst. Schräg, gefühlsvoll und voller Gefühle. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.03.2018

Tolles Geschenk für Katzenfreunde

Eine Katze muss tun, was eine Katze tun muss
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Katzen sind für Liebhaber die tollsten Tiere der Welt. Sie sind süß, eigensinnig und ein bisschen arrogant. Mal verhalten sie sich total verschmust und liegen faul herum, nur um in der nächsten Minute ...

Katzen sind für Liebhaber die tollsten Tiere der Welt. Sie sind süß, eigensinnig und ein bisschen arrogant. Mal verhalten sie sich total verschmust und liegen faul herum, nur um in der nächsten Minute verrückt maunzend durch die Gegend zu rennen. Doch was geht wirklich in ihren kleinen Köpfchen vor?

Diese Frage beantwortet Adrian Searle in seiner kleinen Katzologie. Auf humorvolle Art und Weise kommentiert er 86 liebevoll ausgearbeitete Illustrationen, die aus der Feder von Oliver Ninnis stammen. Jeder Katzenfreund wird seine eigene Fellnase darin wiedererkennen.

Ein tolles Geschenk und eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch!

Veröffentlicht am 11.03.2018

Düster, magisch, fesselnd

Rosen & Knochen
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Muireann und Rose sind Dämonenjägerinnen, die unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot Trolle, Kobolde oder andere böse Kreaturen bekämpfen. Ihr aktueller Auftrag führt sie in einen Wald, in dem ...

Muireann und Rose sind Dämonenjägerinnen, die unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot Trolle, Kobolde oder andere böse Kreaturen bekämpfen. Ihr aktueller Auftrag führt sie in einen Wald, in dem der Geist einer Hexe spuken soll.

Die Atmosphäre ist von Anfang an magisch und düster. Allein schon der Weg zur Hexenhütte wirkt mysteriös und etwas unheimlich. Auch auf dem Grundstück selber geht nicht alles mit rechten Dingen zu, die Stimmung ist recht beklemmend.

Die Geschichte an sich ist einerseits natürlich nicht neu, hält aber dennoch allerlei überraschende Wendungen bereit. Bereichert wird sie dabei durch einige Flashbacks, die das vergangene grausame und haarsträubende Geschehen in und um die Hütte zeigen.

Die beiden Protagonistin wachsen dem Leser direkt ans Herz, sie erinnern sich zusammen teilweise an zusammen erlebte Aufträge, was ganz unterhaltsam war und Lust auf weitere Erzählungen über die beiden macht.

Toll fand ich auch, dass es sich bei Muireann und Rose um ein lesbisches Paar handelt. Dies kommt ja sehr selten in Jugend- und/oder Fantasy-Büchern vor. Die Beziehung wurde sehr liebevoll und warm dargestellt. Allerdings wird das Vertrauen und die Verbindung an sich auf eine harte Probe gestellt, denn eine der beiden jungen Frauen hütet ein Geheimnis.

Düster, magisch, fesselnd - Wer Märchenadaptionen mag, wird diese hier lieben.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Wichtiges Buch über das oft tabuisierte Thema Depressionen

Hummeln fliegen auch bei Regen
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Hannah ist 35 Jahre alt und musste schon einige Schicksalsschläge erleiden. Ihr Vater ist sehr früh verstorben, so dass sie zunächst die Verantwortung für ihre Schwester und ihre Mutter und später für ...

Hannah ist 35 Jahre alt und musste schon einige Schicksalsschläge erleiden. Ihr Vater ist sehr früh verstorben, so dass sie zunächst die Verantwortung für ihre Schwester und ihre Mutter und später für ihren Ehemann übernommen hat. Sie ist eine Internetbeziehung eingegangen, die alles andere als gut ausgegangen ist. Sie fiel in ein tiefes Loch, ein Selbstmordversuch und Klinikaufenthalt folgen. Jetzt steht sie nicht nur von den Trümmern ihrer Ehe, sondern von ihrem gesamten Leben. Sie fühlt sich schlecht. Doch dann fällt ihr ein altes Tagebuch in die Hände. Dort hat sie früher all ihre Träume niedergeschrieben. Das Buch hilft ihr einige Dinge zu überdenken und ihr Leben schrittweise zu ändern.

Das Buch ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Geschrieben aus der Sicht der Protagonistin Hannah erleben wir ihre Gefühlswelt, Teufelskreise in denen sie feststeckt, fehlgeleitete Gedanken, die oft für nicht Betroffene einfach nicht nachzuvollziehen sind. Umso wichtiger ist es, wie das Thema Depressionen hier behandelt und dem Leser näher und vielleicht etwas verständlicher gemacht wird. Hannah wirkt oft egoistisch, gemein gegenüber anderen und sich selber. Man will sie anschreien, schütteln und kann ihr dennoch nicht böse sein, denn es ist ihre Krankheit, die sie so hat werden lassen. Man merkt, dass sie teilweise sogar weiß, dass sie ihr Leben ändern muss, sie kennt die Ursachen und die Lösung, kann sie dann aber nicht umsetzen, weil sie wieder vom Gedankenkarussell erfasst wird.

Die Geschichte ist traurig, tragisch, aufreibend und doch schön. Hinter Hannah stehen drei gute Freundinnen: Claudi, Doro und Pia, die immer zu ihr halten und sie unterstützen. Ob himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt oder in einer Panikattacke gefangen, Hannah kann sich der Unterstützung ihrer Freundinnen sicher sein.

Andrea Kraft hinterlässt hier ein wichtiges Buch über das oft tabuisierte Thema Depressionen, welches durch ihren eigenen Lebensweg inspiriert wurde und daher so authentisch ist. Mich hat es sehr bereichert.