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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2025

Die Kaiserin schreibt über die Königin

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
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Endlich! Der neue Roman von Vea Kaiser liegt vor und es gibt nicht viele Autor:innen, deren Werke ich so ungeduldig erwarte wie die ihrigen. Diesmal war die Wartezeit besonders lang - die Autorin ...

Endlich! Der neue Roman von Vea Kaiser liegt vor und es gibt nicht viele Autor:innen, deren Werke ich so ungeduldig erwarte wie die ihrigen. Diesmal war die Wartezeit besonders lang - die Autorin ist nämlich Mutter geworden und dieses Schicksal "blüht" auch ihrer Protagonistin, allerdings nicht sofort.

Wir begegnen Angelika Moser zunächst als junger Frau, die sich vom Leben nimmt, was ihr Vergnügen bereitet. Und das sind nicht nur die durchtanzten Nächte, sondern auch ein guter Job, nämlich der der Buchhalterin im Hotel Frohner, dem ersten Hotel am Platz. Darin ist sie nicht nur gut, sie ist brillant und das weiß der Hotelier alsbald zu schätzen.

Als sie nach einigen Jahren Mutter wird, wartet nach der Elternzeit schon die nächste Stufe auf sie - so sollte es zumindest sein. Doch auch bei der Moserin geht nicht alles nach Plan - der Kindsvater geht ihr flöten, die Rückkehr in den Beruf soll deutlich schneller vollzogen werden als besprochen.

Wie sie sich mit all dem arrangiert, das ist ein wahrhaft kaiserliche Variante von "leben und leben lassen".

Einmal mehr kommt bei Vea Kaiser weder der Humor noch das Wienerische zu kurz und ich habe mich in dem Roman, der mir nicht ganz so gut wie die beiden Vorgänger gefallen hat, gemütlich eingerichtet. Diese Abstufung ist aber eine auf höchstem Niveau und könnte auch der langen Wartezeit geschuldet sein, vielleicht hat diese mich einfach etwas ungnädig werden lassen. Wie es auch fast alle Charaktere in diesem ausgesprochen lesenswerten Roman mitunter sind!

Veröffentlicht am 29.09.2025

Spannend und eindringlich

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
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Vor allem aber ausgesprochen emotional ist dieser Roman, in dessen Mittelpunkt Margret und Hardy stehen. Sie begegnen einander in einem Kinderheim kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, nicht ahnend, ...

Vor allem aber ausgesprochen emotional ist dieser Roman, in dessen Mittelpunkt Margret und Hardy stehen. Sie begegnen einander in einem Kinderheim kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, nicht ahnend, dass sie - abgesehen von einer kleinen Pause - ihr ganzes Leben miteinander verbringen werden.

Margret ist schon fast ein Backfisch, Hardy gerade aus dem Kleinkindalter heraus, als sie einander in der Hölle begegnen. Denn in diesem katholischen Kinderheim im Sauerland ist nichts kindgerecht, die Kinder werden wie Sträflinge behandelt, nein, gar wie Erzfeinde. Margret muss nach ihrer Rettung durch Verwandte erfahren, dass die Hölle sogar noch schlimmer sein kann - dasselbe erfährt Hardy in einem anderen Kinderheim. Dort aber finden sie einander wieder und dank Margrets Mut und Initiative gehen sie Jahre später eigene Wege - zusammen.

In einem parallelen Handlungsstrang begegnen wir ihrer Familie - Tochter Sabine, Enkelin Julia und Urenkelin Emily - jede von ihnen ist zu großen Teilen in Köln-Kalk bei der kalten Margret und dem warmherzigen Hardy aufgewachsen.

In diesem Roman erfährt man in allen Einzelheiten, was es heißt, mit Altlasten zu leben - und zwar für immer. Der neue Roman von Susanne Abel kann ohne Weiteres mit den beiden Vorhängern mithalten - auch hier konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und war traurig, als es zu Ende war. Die Autorin beschäftigt sich vor allem mit den Schwächsten der Gesellschaft - den Kindern und Jugendlichen, beziehungsweise steigt sie in das Leben ihrer Protagonisten ein, wenn diese noch klein bzw. jung sind. Hier zeigt Susanne Abel einmal mehr, was warmherzige Literatur bedeuten kann - fern von Kitsch und Schwülstigem bringt sie die Dinge auf den Punkt. Ein Roman, wie er treffender und damit wertvoller nicht sein könnte!

Veröffentlicht am 29.09.2025

Auf der Spur des Großvaters

Das Polarlichtcafé
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Die junge Töpferin und Bloggerin Jule aus Thüringen hat ihren Großvater nicht mehr kennengelernt, findet aber beim Ausräumen des großelterlichen Haushalts zusammen mit ihrem Vater versteckte Notizen zu ...

Die junge Töpferin und Bloggerin Jule aus Thüringen hat ihren Großvater nicht mehr kennengelernt, findet aber beim Ausräumen des großelterlichen Haushalts zusammen mit ihrem Vater versteckte Notizen zu einer Reise nach Norwegen 1961, von der weder sie noch ihr Vater etwas wussten. Sie begibt sich auf dessen Spuren auf eine Reise, die ihr Leben verändern wird.

Parallel dazu wird der Lesende von Beginn an in eine Parallelhandlung in Norwegen im Jahre 1961 eingeführt, wo es um Janne geht, deren Wunsch es ist, auf Kreuzfahrtschiffen zu arbeiten, die statt dessen aber das Café ihrer Eltern am nördlichen Polarkreis bewirtschaften muss. Dort begegnet sie dem Journalisten Andreas aus Ostberlin, der mit einem Kollegen eine Reisereportage zu Norwegen vorbereitet. Eine schicksalhafte Begegnung mit Folgen.

Beide Handlungsstränge entwickeln sich zunächst individuell, wobei der historische Teil mich deutlich stärker berührt hat. Jule ist mir mit ihrer ständigen Bloggerei auf dem Weg in den hohen Norden doch sehr auf den Geist gegangen. Erst ganz zum Schluss werden die Geschichten von Jule und Janne zusammengeführt - auf ergreifende und überzeugende Art und Weise. Eine insgesamt sehr lohnenswerte Lektüre, während der doch sehr viel Geduld mit der jungen Jule und ihren Prioritäten haben musste.

Veröffentlicht am 27.09.2025

Vorübergehend aussortiert

Der Tote im Kamin
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Frank Grasby, Inspector in York, schmückt sich eher mit Missgeschicken als mit Erfolgen und wird daher in ein winziges Kaff namens Elderby abgeschoben, bis sich die Wogen glätten. Auch, wenn er sich dort ...

Frank Grasby, Inspector in York, schmückt sich eher mit Missgeschicken als mit Erfolgen und wird daher in ein winziges Kaff namens Elderby abgeschoben, bis sich die Wogen glätten. Auch, wenn er sich dort nur um Diebstähle kümmern soll, beschert ihm gleich der Tag seiner Ankunft eine geheimnisvolle Leiche in einem Kamin - ein Opfer, das niemand kennt. Bald folgt der nächste Todesfall und schon bevor er die Bewohner des Ortes alle kennt, weiß Grasby schon nicht, wem dort überhaupt zu trauen ist. Wir schreiben das Jahr 1952 und es geistern noch diverse Mähren über das Überleben Hitlers und seinem Versteck auf der britischen Insel wie auch andere haarsträubende Geschichten.

Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter und mehr noch mit der amerikanischen Praktikantin Deedee nimmt Grasby die Fährte unverdrossen auf - wird er in einen Komplott geraten oder befindet er sich bereits mittendrin!

Dieser alles andere als dörflich-gemütliche Krimi ist ebenso spannend wie amüsant, dazu kommt die überzeugende Darstellung der Charaktere und natürlich der Lokalkolorit. Ein ausgesprochen lesenswerter Krimi, der mir viel Freude bereitet hat!

Veröffentlicht am 22.09.2025

Schade um den Titel

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei
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Denn der stellt - zumindest aus meiner Sicht - das Buch in die Reihe der kuschligen kleinen Cafes und Stübchen, die derzeit fast inflatorisch unseren Büchermarkt überschwemmen und die ich von Beginn ...



Denn der stellt - zumindest aus meiner Sicht - das Buch in die Reihe der kuschligen kleinen Cafes und Stübchen, die derzeit fast inflatorisch unseren Büchermarkt überschwemmen und die ich von Beginn an meide. Gottseidank fand ich hier das Cover so interessant und fesselnd, dass ich dem Buch nicht nur einen zweiten, sondern auch den dritten und vierten Blick schenkte und es als ausgesprochen lesenswert empfand - ein Eindruck, der sich während der Lektüre bestätigte: denn dieses Buch ist aufgrund seiner Thematik - ein Kontakt der Verstorbenen mit den Lebenden - vor allem jedoch aufgrund der literarischen Umsetzung etwas ganz Besonderes.

Ein Roman, den wir Lebenden von der anderen Seite lesen und gemeinsam mit der Hauptfigur Yeonhwa einen ganz ungewöhnlichen Kontakt zu den Verstorbenen erhalten: sie nämlich erbt eine Konditorei, die nur spätabends beziehungsweise nachts zu einer ganz bestimmten Uhrzeit geöffnet ist und dann auch nur ganz besondere Kunden - und auch nur einen pro Nacht empfängt und das von diesem gewünschte Gebäck backt.

Was genau dahinter steckt, das erfahren Sie in diesem berührenden Roman, der nur an wenigen Stellen ein bisschen von seiner Faszination einbüßt, insgesamt aber ausgesprochen lesenswert ist.