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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Frau verschwindet

Einfach unvergesslich
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..und zwar verschwindet sie nicht körperlich, sondern es ist ihr Geist, ihr Verstand, der sich davonmacht: Alzheimer die Diagnose. Besonders schockierend ist es,weil Claire, die Betroffene, erst Anfang ...

..und zwar verschwindet sie nicht körperlich, sondern es ist ihr Geist, ihr Verstand, der sich davonmacht: Alzheimer die Diagnose. Besonders schockierend ist es,weil Claire, die Betroffene, erst Anfang 40 und Mutter eines Kleinkindes und gerade erst frisch verheiratet ist. Caitlin, ihre andere, bereits erwachsene Tochter und ihre Mutter, die bereits den Vater während seiner Demenzerkrankung gepflegt hatte, stehen ihr zur Seite.

Langsam taucht man in die Geschichte, in Claires Leben ein - eine Lehrerin, beliebt und klug, die das Leben allein mit Tochter ganz wunderbar gemeistert hat, bis nach etwa 15 Jahren ihr absoluter Traummann des Weges kam: jünger, sehr attraktiv, von vielen Frauen begehrt - unverständlich für Claire, dass er sich ausgerechnet für sie entschieden hat. Ein glückliches Leben, aber nur sehr befristet, denn bei Claire schreitet die Krankheit schnell voran: rasch vergisst sie den Namen ihrer jüngeren Tochter, findet nicht mehr nach Hause, kann die Schuhe nicht mehr richtig anziehen. Die wachen Momente, die Claire immer noch erlebt, machen es für sie umso schmerzhafter. Doch nicht nur ihre Perspektive wird geschildert, auch Caitlin und Claires Mutter Ruth kommen zu Wort.

Ein schönes, anrührendes, durchaus gelegentlich auch mal auf die Tränendrüsen drückendes Buch, in dem man so richtig schwelgen kann, wenn man sich mindestens eine Großpackung Taschentücher danebengelegt hat. Doch ab und an tauchte in mir ein Zweifel auf, dass es Demenzkranken, ja konkret Alzheimerpatienten konkret so ergehen kann. Ein kleines bisschen zu viel Zucker liegt auch auf der ganzen Geschichte, die ähnlich wie Jojo Moyes mit "Ein ganzes halbes Jahr" immer wieder gefährlich nah am Kitsch vorbeischrammt, trotzdem aber noch die Kurve kriegt.

Und doch: aus meiner Sicht gibt es Überzeugenderes zu dem Thema der frühzeitigen Alzheimerdiagnose, besser, eindringlicher Geschildertes und zwar "Mein Leben ohne Gestern" von Lisa Genova, in dem der schrittweise Verlust der Erinnerung, der geistige Verfall aus meiner Sicht eindringlicher und besser nachvollziehbar geschildert wird.

Trotzdem ein Buch, das ich gerne gelesen habe, ein Buch zum Weinen, aber auch zum Lachen, denn die Autorin Rowan Coleman schreibt es mit einem kleinen Augenzwinkern. Ich bin sicher, dass es viele Leser geben wird, die es noch mehr goutieren werden als ich und dass es sich zum absoluten Liebling der Bestsellerlisten entwickeln wird!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Schlampenleben

Das wirst du bereuen
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War sie's oder war sie's nicht? Also eine Schlampe? Und begeht man deswegen Selbstmord? Nur deswegen? Naja, Schlampen schon! Das denken Sarah und Brielle, die sich vor Gericht wegen Mobbing und - quasi ...

War sie's oder war sie's nicht? Also eine Schlampe? Und begeht man deswegen Selbstmord? Nur deswegen? Naja, Schlampen schon! Das denken Sarah und Brielle, die sich vor Gericht wegen Mobbing und - quasi - Anstiftung zum Selbstmord zu verantworten haben. Selbstgerecht und ohne jedes Schuldgefühl tun sie das - was haben sie denn mit Emmas Tod zu tun?

Harte Kost - Mobbing in der Schule! Kommt nahezu jeden Tag vor, wenn auch - gottseidank - nicht in diesem Ausmaß? Oder doch? Genau wie Mißbrauch ist Mobbing eine delikate Angelegenheit und schwer zu ahnden. Das wird in diesem Buch auch transportiert, aber doch nicht ganz so plastisch, ganz so einfühlsam, wie ich es gern gehabt hätte.

Trotzdem - ein schwieriges Thema - eigentlich müsste man es selbst besser machen, bevor man kritisiert. Diese ganzen Mechanismen und Dynamiken sind so delikat, so diffus, dass es schwer ist, sie als Romanstoff entsprechend zu transportieren. Zumal die Anforderungen entsprechend hoch sind. Wie man hier sieht. Interessant und lesenswert ist es allemal. Ich finde jedoch, man sollte junge Menschen damit nicht allein lassen, sondern es mit ihnen zusammen rezipieren und diskutieren.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein paar Gestalten zu viel

Eines Morgens in Paris
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..treiben sich aus meiner Sicht in diesem ansonsten durchaus anrührenden Paris-Roman herum: um die - soweit ich es verstanden habe - im Zentrum stehende Bäckersfamilie Émile, Immacolata und vor allem ihren ...

..treiben sich aus meiner Sicht in diesem ansonsten durchaus anrührenden Paris-Roman herum: um die - soweit ich es verstanden habe - im Zentrum stehende Bäckersfamilie Émile, Immacolata und vor allem ihren Sohn Octavio tummelt sich ein so breites Spektrum an Akteuren, dass es mir nicht möglich war, hier den Überblick zu wahren und sie beim Weiterlesen immer wieder an passender Stelle einzuordnen. Kurzum: leider gestaltete sich die Lektüre ein wenig wirr.

Ein charmanter, gut zur Stadt Paris passender Schreibstil mit originellen, appetitlichen Assoziationen zu und Vergleichen mit Speisen, vor allem mit süßen Backwaren lädt eigentlich nur so ein zum gemütlichen Lesen und Genießen der Liebesgeschichte des jungen Octavio. Doch sind daran - vor allem im Vorlauf, bis es dazu kommt - so ungeheuer viele Figuren beteiligt, die Kapitel für Kapitel neu eingeführt werden, dass das Buch - eigentlich ein ausgesprochen schmaler Band - quasi schon damit ausgefüllt, davon überladen ist, bevor es an die eigentliche Geschichte geht. Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen, dass sie unter diesem personellen Aufgebot leidet, ja davon erdrückt wird.

Schade eigentlich! Ich kann mir vorstellen, dass ich ansonsten dieses Buch, das mit dem ersten Jahr des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nimmt, durchaus hätte lieben können, doch leider litt ich statt dessen an Verstopfung - einer Abgefülltheit mit Figuren, die mir dies unmöglich machte! Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht mal Leuten mit einem ganz ausgeprägten Paris-Faible Begeisterung entlockt!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Dorfschönheit

Atemnot
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wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein ...

wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein überaus aktives Sexualleben mit zahlreichen wechselnden sowohl männlichen als auch weiblichen Partnern geführt hat, die teilweise sogar in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander stehen.

Da hat DCI Lou Smith, kürzlich erst zur Leiterin eines Ermittlungsteams ernannt worden, alle Hände voll zu tun. Sie ermittelt in alle Richtungen - und das sind unglaublich viele. Dadurch wird der ganze Fall ziemlich umständlich, ja sogar weitschweifig, auch wenn sie eigentlich eine sympathische Figur ist, der man gerne folgt - aber teilweise wird es leider richtig langweilig bzw. habe ich mehrfach den Faden verloren und musste zurückblättern.

Außerdem war Sex nicht nur beim Opfer ausgesprochen präsent, nein, auch im Ermittlungsteam knistert es - zwischen Lou und einigen männlichen Kollegen, vor allem nimmt aber einer von ihnen es mit der ehelichen Treue alles andere als genau und macht sich an alles Weibliche ran, das ihm über den Weg läuft. Und das ist einem mit Figuren förmlich überladenen Krimi - ein Thriller ist dies definitiv nicht, vielmehr ein guter, alter, englischer Whodunnit- nicht gerade wenig, es hat fast etwas von einem wiederkehrenden Element - aus meiner Sicht mit Nervpotential.

Fazit: ein Krimi mit aus meiner Sicht durchaus ansprechenden Ansätzen - aber soooo umständlich. Da geht der Spannung leider immer mal wieder die Puste aus.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Klassik im neuen Gewand

Der Fall Moriarty
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In "Der Fall Moriarty" interpretiert Anthony Horowitz die Ereignisse von Holmes und seinem Gegenspieler Moriarty, der bei Conan Doyle nur zweimal die Ehre hatte, bis er endgültig die Reichenbachfälle hinabstürzte ...

In "Der Fall Moriarty" interpretiert Anthony Horowitz die Ereignisse von Holmes und seinem Gegenspieler Moriarty, der bei Conan Doyle nur zweimal die Ehre hatte, bis er endgültig die Reichenbachfälle hinabstürzte und so ein mehr oder weniger würdiges Ende fand, neu. Allerdings fungiert hier Holmes eher als Randfigur, die zunächst einmal für einige Jahre weg vom Fenster ist, sprich: vermisst ist. Auch sein Freund Dr. Watson steht nicht im Mittelpunkt: nein, dieser gebührt dem Erzähler, dem nach eigenen Worten eher mittelmäßigen New Yorker Detektiv Chase, der - wie soll es anders sein - von Scotland Yard unterstützt wird.

Ich bewundere Horowitz wirklich sehr für seine Fähigkeit, sprachlich - schwuppdiwupp - ins 19. Jahrhundert einzutauchen: er tut dies wirklich ungeheuer atmosphärisch. Ich kann die Detektive in ihren klassischen Outfits mit Lupe und weiterer Ausrüstung praktisch neben mir spüren, wie sie mich mitnehmen und durch den Fall führen. Horowitz versucht nicht, Doyle zu kopieren, vielmehr nimmt er den Faden auf und schafft eine eigenständige Variante, die viel mehr ist als eine reine Interpretation des Stoffes.

Ja, das Lesen hat ganz klar Spaß gemacht und mich in die Welt der Detektivromane des ausgehenden 19. Jahrhunderts versetzt. Warum ich dennoch nicht hellauf begeistert bin? Nun, ein paar Längen gab es dann doch, die ganz klar auf Kosten der Spannung gingen und mir ein bisschen die Lust am Weiterlesen nahmen. Nicht endgültig, nein, eher mal so zwischendurch war ich des Lesens müde, trotzdem fand ich immer wieder hinein und empfehle das Buch daher auch Freunden der klassischen Kriminalliteratur, des herkömmlichen Detektivromans von Herzen weiter.