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Veröffentlicht am 05.12.2018

Von der Kochsendung zur Familiengeschichte

Das Geheimnis der letzten Schäferin
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Nina Ludwig hat - so scheint es - alles: sie ist jung, ihr Restaurant "Ludwig" in Salzburg ist ein absoluter Schlager, sie hat eine Kochsendung im Fernsehen und dazu noch Eltern und Freunde, die für sie ...

Nina Ludwig hat - so scheint es - alles: sie ist jung, ihr Restaurant "Ludwig" in Salzburg ist ein absoluter Schlager, sie hat eine Kochsendung im Fernsehen und dazu noch Eltern und Freunde, die für sie durchs Feuer gehen.

Doch nun wird Unmögliches von ihr verlangt: sie soll mit Julian Leroy, dem jungen Münchner Szenekoch, eine gemeinsame Sendung drehen. Ausgerechnet mit Leroy, von dem sie so gar nichts hält - ein oberflächlicher Kerl und ein Aufschneider. Doch sie wird vom Sender unter Druck gesetzt...

Für Nina stehen einige Überraschungen parat: die größte davon ist die, dass der Drehort in Bayern der Geburtsort ihrer geliebten, leider schon längst verstorbenen Oma Lieselotte ist. Und offenbar kannte der Besitzer des denkmalgeschützten Hofes, auf dem die Dreharbeiten stattfinden, Lieselotte näher. Bei dem Versuch, mehr über die Jugend ihrer Großmutter, die als Schäferin tätig war, zu erfahren, blockt er jedoch ab. Schnell wird Nina neugierig und versucht, dies zu ergründen.

Dabei ist der Leser immer mindestens auf derselben Ebene wie Nina, oft auch schon einen Schritt voraus, denn die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt, wovon eine Ninas Welt und damit die Gegenwart behandelt, die andere das Leben und die Geschicke von Lieselotte beleuchtet.

Und es zeigt sich, dass die Großmutter Lieselotte, der Nina ihre Liebe zum Kochen verdankt, so einiges erlebt hat. Wobei der Titel "Das Geheimnis der letzten Schäferin" nicht so ganz zutrifft, denn es wird nie ganz klar, ob Lieselotte selbst es überhaupt kannte.

Ein spannender und atmosphärischer Roman mit einigen ungewöhnlichen Aspekten: so kennt man die Autorin Beate Maxian und in dieser Hinsicht hat sie auch diesmal nicht enttäuscht. Allerdings sind einige Entwicklungen, allen voran die von Ninas Einstellung gegenüber Julian Leroy, von Anfang an abzusehen und verkleinern dadurch das Füllhorn der Überraschungen, das über den Leser ausgeschüttet wird, doch um einiges. Dennoch: ein unterhaltsames, lesenswertes Buch für verdiente Mußestunden, das ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 30.11.2018

Eine Familie in Vergangenheit und Gegenwart

Mädelsabend
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Die Ärztin Sara und ihre Großmutter Ruth sind seit jeher ein Herz und eine Seele. Kein Wunder, dass Sara ihre Großeltern - auch ihren Opa Walter liebt sie über alles, ist sie doch schließlich zu einem ...

Die Ärztin Sara und ihre Großmutter Ruth sind seit jeher ein Herz und eine Seele. Kein Wunder, dass Sara ihre Großeltern - auch ihren Opa Walter liebt sie über alles, ist sie doch schließlich zu einem Teil bei ihnen aufgewachsen - auch nach ihrem Umzug in ihre Altersresidenz auf Burg Winnenthal. Bald bekommt sie mit, dass das Miteinander ihrer Großeltern keineswegs ein harmonisches war und dass vor allem Ruth auf vieles verzichten musste. Aus wohlhabender Familie stammend und mit Ambitionen auf ein Studium musste sie sich nach ihrer Heirat der Familie ihres Mannes und vor allem dem überaus strengen und egozentrischen Regiment des Schwiegervaters unterordnen. In Rückblicken wird ihr Leben von Jugendtagen an beleuchtet.

Da ist es bei Sara es heute ganz anders: sie ist - wie auch ihr Vater Klaus - Ärztin geworden und steht am Beginn einer verheißungsvollen Karriere mit Aussicht auf eine Habilitation. Parallel führt sie mit ihrem Lebensgefährten Lars eine harmonische Beziehung, die seit einem Jahr durch Söhnchen Paul bereichert wird. Eine moderne Powerfrau also. Doch ist es auch bei ihr nicht einfach - ein Forschungstipendium in Cambridge lockt - dafür müsste Sara allerdings für ein paar Jahre quasi ein Schmalspur-Familienleben führen. Wird das möglich sein?

Die Autorin Anne Gesthuysen arbeitet sorgfältig die Unterschiede beider Leben heraus und stellt sie einander gegenüber. Die Fortschritte der Entwicklung des Miteinanders beider Geschlechter werden hier klar und deutlich dargelegt, dazu kommt eine gehörige Portion niederrheinischen Lokalkolorits, mit viel Charme und einer Prise Humor vermittelt.

Dass mich das vorliegende Buch doch nicht so restlos begeistern konnte wie der Vorgängerroman "Sei mir ein Vater", liegt an den Wertvorstellungen, die die Autorin aus meiner Sicht trotz vielfacher Herausstellung der verbesserten Situation der Frau in der Gegenwart im Vergleich zur Nachkriegszeit vermittelt. Denn letztendlich sollte man einerseits (in Ruths Fall) verzeihen und zwar nahezu grenzenlos, andererseits (Sara) sollte man auch heute seine eigenen Interessen hinter die der Familie stellen. Dass es gerade für Sara abgesehen von der vorgestellten Alternative zahlreiche andere Möglichkeiten gegeben hätte, wird leider ausgeklammert.

Mein Fazit also: Ein eindringlicher Roman über das Leben am Niederrhein - vor allem aus weiblicher Sicht - von den 1950ern bis in die Gegenwart. Doch ist das Fazit aus meiner Sicht ein nahezu niederschmetterndes, beinhaltet es doch für mich die Botschaft, dass das wahre Glück einer Frau in ihrer Familie liegt und sie weitere Interessen, ja Berufungen hintenan zu stellen hat. Und zwar immer noch mehr, als das bei einem Mann der Fall ist.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Wiedersehen mit alten Weggefährtinnen

Als das Leben vor uns lag
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Die fünf Frauen Julia, Nina, Lola und die Zwillingsschwestern Marta und Olga kennen sich aus der gemeinsamen Zeit im Internat - einer harten Zeit fernab von aller Internatsromantik, die im Sommer 1950 ...

Die fünf Frauen Julia, Nina, Lola und die Zwillingsschwestern Marta und Olga kennen sich aus der gemeinsamen Zeit im Internat - einer harten Zeit fernab von aller Internatsromantik, die im Sommer 1950 nach einem gemeinsamen, sehr extremen Spiel abrupt endete. Wie auch die Freundschaft der fünf so ungleichen Frauen, wobei einige von ihnen noch bilateral weiterhin Kontakt hielten.

Olga, damals eine Art Rädelsführerin, führt als Erwachsene ein aus ihrer Sicht langweiliges Leben als Gattin eines Mediziners und Mutter bereits erwachsener Kinder - sie organisiert im Jahr 1980 ein Wiedersehen im Restaurant ihrer als Kochbuchautorin berühmten Schwester, mit der sie im Alltag nichts mehr verbindet.

Autorin Care Santos widmet jeder der Frauen ein Kapitel, in dem sie deren Werdegang und auch das aktuelle Leben darstellt - somit erfährt der Leser mehr als die Schülerinnen, die gemeinsam am Tisch sitzen.

Wobei eine fehlt: Julia, die nach dem Desaster 1950 im Internat die Schule verlassen musste und aus der eine erfolgreiche Politikerin geworden ist. Gerade auf sie sind die anderen am meisten gespannt. Nicht zuletzt Olga, die nicht ganz unschuldig an den Ereignissen von 1950 war...

Care Santos ist eine elegante Charakterstudie gelungen, die - vor allem zum Ende hin - die ein oder andere Überraschung beinhaltet. Auch wenn das ein oder andere voraussehbar ist, habe ich diesen fesselnden Roman, seine eindringliche Sprache und seine klaren Darstellungen sehr genossen. Ein Werk, das den Leser packt und nicht mehr so leicht loslässt und das ich sehr empfehle.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.11.2018

Dramatische Weihnachten

Weihnachtswunder in den Bergen
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drohen Chris, die auf dem Weg zu besinnlichen Weihnachtstagen im Schnee mit den Kindern ihrer Schwester, den sechsjährigen Zwillingen Josie und Juju in ein Schneegestöber irgendwo in den Alpen geraten ...

drohen Chris, die auf dem Weg zu besinnlichen Weihnachtstagen im Schnee mit den Kindern ihrer Schwester, den sechsjährigen Zwillingen Josie und Juju in ein Schneegestöber irgendwo in den Alpen geraten ist. Sie stranden sozusagen mit dem Auto und sind gezwungen, sich zu Fuß einen Weg auf der Suche nach einer Unterkunft zu bahnen.

Wobei das auch nicht gerade umsichtig ist und ihnen zum Verhängnis werden könnte, doch die Kinder entdecken ein Licht, wodurch die drei in der Almhütte von Hannes unterkommen. Der alte Mann hat sich dorthin zurückgezogen, um Weihnachten allein zu sein: der Trubel, den seine Schwiegertochter zu Hause veranstaltet, nervt ihn viel zu sehr.

Und jetzt gerät er sozusagen wie die Jungfrau zu einem Kind, nein sogar zu zweien und die sind nicht ohne! Dennoch, es gelingt ihm nicht ganz, sich ihrem Charme zu entziehen, ebenso wenig wie sein Sohn Tobias, der ihn mit dem Schneemobil mit Lebensmitteln versorgt, dem Zauber von Chris entziehen.

Und so wird der Traum des kleinen Juju, der sich nichts mehr als Weihnachten in einer Herberge und mit ganz viel Schnee wünscht, doch noch wahr. Wenn auch auf ganz andere Art und Weise, als dies in der Bibel verkündet wird. Wobei: wenn man richtig eintaucht, lassen sich gewisse Parallelen erkennen und zwar nicht zu knapp.

Mein Fazit also: Hier wird die Weihnachtsgeschichte ganz modern und neu (nach)erzählt. Auch wenn es ein ganz anderes Setting ist, das neben den üblichen Komponenten auch noch eine richtige Liebesgeschichte mit allem Zipp und Zapp (der geneigte Leser darf gespannt sein und sich drauf freuen!), steht sie dem Original an Besinnlichkeit und Warmherzigkeit in nichts nach!

Veröffentlicht am 24.11.2018

Die erfolgreiche Annabelle zurück im heimischen Puxdorf

Ich küss dich tot
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Irgendwas ist da falsch gelaufen für die erfolgreiche Annabelle, die auf der Karriereleiter im Hotelfach gerade auf dem Weg nach ganz oben ist. Von ihrem erfolgreichen Job in New York aus ist sie nach ...

Irgendwas ist da falsch gelaufen für die erfolgreiche Annabelle, die auf der Karriereleiter im Hotelfach gerade auf dem Weg nach ganz oben ist. Von ihrem erfolgreichen Job in New York aus ist sie nach Singapur verpflichtet worden.

Doch statt in der asiatischen Metropole findet sie sich auf einmal im heimischen Puxdorf wieder, im elterlichen Hotelbetrieb "Edelweiß", in dem nicht nur der Name für sie alt und angeschlagen ist. Nein, das ganze Haus inklusive Gaststätte ist den Bach runter gegangen und die Eltern erwarten etwas von Annabelle. Die hier übrigens Anna oder sogar Anni heißt.

Und sich sowas von fehl am Platz fühlt. Denn gleichzeitig scheint ihr ganzes Leben inklusive Freundschaften und Beziehungen den Bach runter zu gehen. Außerdem durchdringen Baulöwen die Ortschaft und gerade auch das Edelweiß und wollen neuen touristischen Schwung in die Region bringen. Und warum sterben auf einmal die Leute wie die Fliegen, unmittelbar in Annabelles Umfeld? Ganz klar - das ist der Anfang vom Ende!

Oder doch nicht? Denn jedem Anfang- und gewissermaßen ist auch dies einer - wohnt bekanntlich ein Zauber inne.

Wie sich Annabelle in Puxdorf schlägt, was es mit der Not der Eltern auf sich hat und ob sie sich wirklich von allen Jugendfreunden entfernt hat - all das und noch viel mehr lässt sich im spritzigen Weihnachtsroman - richtig, Annabelles Rückkehr findet unmittelbar vor den Feiertagen statt - nachlesen. Einem weihnachtlichen Roman, der so gar nicht besinnlich ist, aber ordentlich zur Aufbesserung der Feiertagsstimmung beiträgt - wie eine Rakete im Silvesterfeuerwerk. Denn auch Silvester ist noch Bestandteil der Geschichte - eine runde Sache also, mit der man sowohl Freunde als auch Verwandte erheitern kann - zuallererst aber am besten sich selbst. Sehr empfehlenswert als Lektüre in der nahenden Adventszeit wie auch als Weihnachtsgeschenk!