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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2021

Die Dosis macht das Gift

Rote Belladonna
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Dieser Krimi ist der zweite Fall für die sympathische Apothekerin Maja Ursinus, die zwar mit Leib und Seele Pharmazeutin ist und trotzdem gerne kriminalistische Rätsel löst.

Großonkel Heribert ersucht ...

Dieser Krimi ist der zweite Fall für die sympathische Apothekerin Maja Ursinus, die zwar mit Leib und Seele Pharmazeutin ist und trotzdem gerne kriminalistische Rätsel löst.

Großonkel Heribert ersucht sie, in der Apotheke seiner alten Freundin Elisabeth ein wenig nach dem Rechten zu sehen. Elisabeth, eine Verfechterin der Homöopathie und darin eine Expertin, soll einer alten Dame verfälschte Globuli verabreicht haben, an denen die Frau dann auch tatsächlich verstorben ist. Ihre Reputation und die Existenz der Salus-Apotheke sind nun gefährdet.

Maja nimmt also eine Stelle als Aushilfe an und beginnt sich umzusehen. Dabei entdeckt sie einige Geheimnisse der Angestellten. Doch es scheint niemand einen Grund zu haben, durch Atropin-versetzte Globuli seinen Arbeitsplatz aufs Spiel zu setzen.

Was oder wer ist also für diese Kampagne gegen die Salus-Apotheke verantwortlich? Feinde scheint die Apothekerin in Marburg ja genug zu haben. Und was soll der Einbruch, bei dem nichts gestohlen worden ist?

Meine Meinung:

Als Hintergrund für seinen Krimi hat Autor Jürgen Seibold die Universitätsstadt Marburg gewählt. Eine kleine überschaubare Stadt, wo man sich kennt. Auch hier gibt es, wie in jeder Stadt, Befürworter und Gegner von Samuel Hahnemanns Theorie „Gleiches mit Gleichem zu heilen“. Und, wie schon Paracelsus mit seinem Ausspruch „Die Dosis macht das Gift“ bemerkt hat, spielt die Menge eines Wirkstoffes eine große Rolle. Geschickt bindet der Autor die Herstellung der Globuli in die Handlung ein. Das hat mit gut gefallen!

Gut gelungen sind auch die Charakterstudien. Vor allem die Mitspieler der Apotheke haben alle so ihre Ecken und Kanten. Bei Dr. Kohn, einem echten Feind der Homöopathie, hat sich bei mir sofort das Bild vom Rumpelstilzchen aufgedrängt.

Die Figuren sind n gut und böse eingeteilt. Es gibt wenig Zwischentöne. Daher lässt sich bald der bzw. Täter eingrenzen.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Allerdings und das kostet den 4. Stern, ist die Auflösung viel zu schnell herbeigeführt. Sie wirkt ein wenig hastig, so als hätte der Autor den Abgabetermin dicht vor Augen. Da wären 20, 30 Seiten mehr eine gute Investition gewesen.

Ich werde mir auch den Vorgänger „Schwarzer Nachtschatten besorgen. Die beiden Cover haben einen hohen Wiedererkennungswert, auch wenn mir beim Titel „Rote Belladonna“ die Farbe rot ein wenig gefehlt hat.

Fazit:

Eins sympathische Ermittlerin, die mit Köpfchen und Empathie Verbrechen aufklärt.

Veröffentlicht am 31.01.2021

Eine Diät ist der beste Weg zum Dickwerden

Anleitung zum Diätwahnsinn
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Eine Diät ist der beste Weg zum Dickwerden. Humorvoll dem Diätwahnsinn begegnen und entgehen.

Kabarettist und Psychologe Bernhard Ludwig hat mit Arzt Dr. Ronny Tekal wieder einen amüsanten Ratgeber zum ...

Eine Diät ist der beste Weg zum Dickwerden. Humorvoll dem Diätwahnsinn begegnen und entgehen.

Kabarettist und Psychologe Bernhard Ludwig hat mit Arzt Dr. Ronny Tekal wieder einen amüsanten Ratgeber zum Thema Abnehmen geschrieben.

Bernhard Ludwig spricht aus langjähriger Erfahrung, hat er doch (nach eigenen Angaben) im Lauf seines Lebens rund 200 kg ab- und wieder zugenommen.

Das Resümee der Autoren:

Wenn man wirklich dick werden will, braucht man viele Abmagerungskuren. Ich (Ludwig) bin Diättäter und Opfer in einer Person. Ich habe sehr viele Diäten selbst ausprobiert, ich habe Diätwahnsinn im Kabarett gespielt und war selbst dick. Als ich das durchschaut habe, habe ich abgenommen. Das war vor zwanzig Jahren und seither halte ich das Gewicht, aber nicht mit der Waage, sondern mit der Kleidergröße. Das ist viel besser als die Waage selbst.

Das Buch ist launig geschrieben und wird noch zusätzlich durch zahlreiche Zeichnung aufgelockert. Über die eine oder andere Formulierung musste ich allerdings schon recht schmunzeln:

„Überlassen Sie das Fasten asketischen Mönchen, veganen Fundamentalisten und Feinden“

Das Buch ist nicht unbedingt für die breite Masse (sorry für das Wortspiel) gedacht, denn man muss sehr sorgfältig lesen und die Ironie hinter den Sätzen auf sich wirken lassen und das Gegenteil davon zu tun.

Fazit:

Ich persönlich kann mit dieser Art von Anleitung (egal zu welchem Thema) wenig anfangen und kann daher nur drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 05.01.2021

Hat mich nicht vollends überzeugt

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Das Buch geht auf eine Initiative der NachDenkSeiten zurück, jener Webseite, die zum kritischen Nachdenken anregt und die ich auch gerne besuche, um einen anderen Blickwinkel zu erhalten.

In 70 ausgewählten ...

Das Buch geht auf eine Initiative der NachDenkSeiten zurück, jener Webseite, die zum kritischen Nachdenken anregt und die ich auch gerne besuche, um einen anderen Blickwinkel zu erhalten.

In 70 ausgewählten Briefen und eMails werden die Erfahrungen, Ängste und Nöte der deutschen Bevölkerung mit der Covid-19-Pandemie dargestellt. Vieles liest sich ähnlich, der Aufschrei, seine persönliche Freiheit sei eingeschränkt und die eigene Bequemlichkeit beschnitten, macht mich persönlich ärgerlich.

Als Österreicherin kann ich nicht beurteilen, ob dies wirklich so ist, wie beschrieben.

Leider gibt es auch bei uns Menschen, die Verschwörungstheorien verbreiten und sich nicht an die verordneten Maßnahmen halten. In meinem Umkreis haben viele gejammert, dass die Urlaube ausfallen und man nicht reisen durfte. Was ist die Alternative zu den strengen Regeln? Alles offenlassen? So tun als ob es keine Pandemie gäbe? Einen ähnlichen Weg hat Schweden eingeschlagen, den „Erfolg“ sieht man an den Sterbezahlen.

Natürlich sind die Einkommensverluste und Einbußen groß, aber deswegen gleich eine Diktatur des Staates vermuten? Vielleicht liegt der Aufschrei auch daran, dass die meisten von uns in der sozialen Hängematte großgeworden sind und weder Krieg noch Diktatur und die damit verbundenen Beschränkungen erlebt haben.

Natürlich sind die Politiker überfordert. Eine solche Pandemie ist in unserer satten Gesellschaft ein Novum.

Natürlich sind manche Entscheidungen zu hinterfragen. Aber das Geraunze, dass in einem deutschen Bundesland dieses und in einem anderen jenes erlaubt oder verboten ist, ist Jammern auf hohem Niveau. Warum beginnt die Ausgangssperre in einem Bundesland früher bzw. später? Warum beschließen die unterschiedlichen Kommunen verschiedene Maßnahmen? Die Unterschiede passieren deswegen, weil wir in demokratischen Ländern leben.

Natürlich muss man sich als mündiger österr. Staatsbürger wundern, warum Buchhandlungen nicht aufsperren durften, aber Waffengeschäfte „als Geschäfte zur Abdeckung des persönlichen Bedarfs“ schon. Da wiehert der Amtsschimmel doch gewaltig. Also ich stufe meinen täglichen Bedarf an Büchern höher ein als an Munition. Von ersteren brauche ich viele, von zweiterem genau gar nichts.

Auch meine Familie war und ist betroffen. Wir sind noch immer im Homeoffice, unser Sohn war mehrere Wochen in Kurzarbeit. Unser Urlaub ist ins Wasser gefallen. Wir durften unsere Oldies, die in einem Pensionistenheim in Wien leb(t)en von 13. März bis 08. Mai nicht sehen. Die beiden wurden von den Betreuern fürsorglich behandelt, mehrmals getestet (immer negativ). Auffallend war, dass weil die täglichen langen Spaziergänge ausgefallen sind (nur der Garten bzw. die Dachterasse war erlaubt), ein langsamer Muskelschwund eingetreten ist. Als Oma im Bad gestürzt ist und im Krankenhaus anschließend ein überdurchschnittlich schnell wachsendes Karzinom festgestellt wurde, hat die Pflegedienstleitung ihren dementen Mann in eine entsprechende Station verlegen lassen. Alles sehr liebevoll und professionell, nie hatten wir Zweifel an der Richtigkeit der Maßnahmen. Die letzten paar Tage ihres Lebens durfte Oma im Zimmer von Opa erleben. Wir konnten uns auch von ihr verabschieden. Oma ist im Sommer von uns gegangen, Opa Anfang Dezember. Auch hier, trotz erneuten Lockdowns durfte er unter Einhaltung besonderer Vorsichtsmaßnahmen doch noch besucht werden. Im Gegensatz zu den im Buch beschriebenen Zuständen/Vorfällen haben wir bei Anrufen immer Auskunft bekommen, im Gegenteil, das Pflegepersonal hat auch ungefragt zwei bis dreimal in der Woche über Opas Zustand berichtet, dass er letztlich an einer Lungenentzündung gestorben ist, hat sicher auch damit zu tun, dass er Oma vermisst hat, mit der er (bis auf wenige Wochen) mehr als 60 Jahre täglich zusammen war.

Mit fällt es diesmal schwer, das Buch zu bewerten. Einerseits ist es wichtig und notwendig, andersdenkenden Raum zu geben, andererseits finde ich diese siebzig ausgewählten Wortmeldungen nicht unbedingt als repräsentativ. Das Sample ist meiner Meinung nach nicht aussagekräftig genug. Nach welchen Kriterien sind die Beiträge ausgewählt worden?

Mit dem Unverständnis und Ärger, dass Fußball für kleine Vereine verboten, aber internationale Spiele stattfinden dürfen, gehe ich 100% d’accord.

Ich denke, das Gemeinwohl hat im Fall einer solchen Bedrohung Vorrang gegenüber der Freiheit des Einzelnen. Wie heißt es so schön „Meine Freiheit endet dort, wo die des nächsten eingeschränkt wird“.

Veröffentlicht am 22.12.2020

Leider nur mittelmäßig

Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc
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Autorin Maria Dries lässt ihren pensionierten Kommissar Philip Lagarde nun zum zwölften Mal ermitteln. Als Spezialist für ungeklärte oder komplexe Fälle wird er überall dort eingesetzt, wo die örtlichen ...

Autorin Maria Dries lässt ihren pensionierten Kommissar Philip Lagarde nun zum zwölften Mal ermitteln. Als Spezialist für ungeklärte oder komplexe Fälle wird er überall dort eingesetzt, wo die örtlichen Kriminalisten nicht weiterkommen. So verschlägt es ihn diesmal an die Côte du Goëlo.

Bei Renovierungsarbeiten einer alten Abtei werden insgesamt fünf Skelette und ein Medaillon gefunden. Das Schmuckstück führt die Ermittler zu vier seit Jahren vermissten jungen Frauen. Das Gemeinsame ist, dass sie alle eine leichte geistige Behinderung hatten und in Saint-Andrè, einer staatlichen Betreuungseinrichtung lebten. Dem Verschwinden der Frauen hat man kaum Bedeutung beigemessen, da man von Ausreißerinnen ausgegangen ist.

Nun kommt neuer Schwung in die Ermittlungen.

Meine Meinung:

Die Idee, einen pensionierten Kriminalbeamten für besondere Fälle einzusetzen, gefällt mir sehr gut. So kommen Ermittler und Leser kreuz und quer in Frankreich herum, wobei der Schwerpunkt doch eher in der Normandie liegt.

Leider wirkt dieser Krimi hier irgendwie lieblos, nach Schema F heruntergeschrieben. Es gibt deutlich bessere Krimis von Maria Dries.
Dass bei Ermittlungen, die Insassen einer staatlichen Einrichtung betreffen, manchmal nicht sorgfältig durchgeführt werden, ist vermutlich Tatsache. Daraus hätte ein fesselnder Handlungsstrang werden können. Nachdem dann vier der fünf Skelette identifiziert werden können, fallen Lagarde ein paar Zufälle in den Schoß. Das Schicksal des fünften Skeletts bleibt im Dunkeln und ein Fall für Archäologen. Auch da wäre eine Weiterverfolgung interessant gewesen.
Ein bisserl haben mich diesmal die kulinarischen Ergüsse und die latenten Avancen von der Nachbarin gestört. Ja, Lagarde ist gut aussehend, aber muss jede Frau ihn anhimmeln?

Fazit:

Sehr leichte Krimikost, die ich nur mit drei Sternen bewerten kann. Schade!

Veröffentlicht am 29.11.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Annette, ein Heldinnenepos
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Dieses Buch ist ein Auszug aus dem bewegten Leben der Anne Beaumanoir, die alle Welt Annette nennt.

Annette, die außerhalb Frankreichs (bis jetzt) völlig unbekannt ist, wird 1923 als Kind eines sozialistisch ...

Dieses Buch ist ein Auszug aus dem bewegten Leben der Anne Beaumanoir, die alle Welt Annette nennt.

Annette, die außerhalb Frankreichs (bis jetzt) völlig unbekannt ist, wird 1923 als Kind eines sozialistisch eingestellten Gastwirtehepaares in der Bretagne geboren. Die links Gesinnung der Eltern färbt ab und deshalb schließt sie sich recht früh der Résistance an und versteckt zwei jüdische Kinder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird sie ihr Medizinstudium abschließen, heiraten und drei Kinder bekommen. Später wird sie ihre Familie verlassen und sich für die Unabhängigkeit Algerien von Frankreich engagieren. Dafür wird sie Frankreich zu zehn Jahren Haft verurteilt, vor deren Vollzug sie sich durch Flucht entzieht.

Das Buch, das in einer unüblichen Schreibweise, eben als nicht reimendes Versmaß daherkommt, ist dann recht flott zu Ende. Das hat mich ein wenig gestört. Um die Persönlichkeit der Anne Beaumanoir besser darzustellen, wäre es in meinen Augen notwendig, eine lückenlose Biografie zu verfassen, denn viele Facetten ihres langen Lebens bleiben offen. Immerhin ist Anne Beaumanoir eine - unter ihren Berufskollegen - anerkannte und geschätzte Wissenschaftlerin. Diese Jahre werden einfach nicht beleuchtet. Schade!

Gut gefällt mir, dass die Autorin interessante Fragen stellt. Nicht immer werden sie befriedigend beantwortet. Ist Annette eine Terroristin, weil sie sich gegen ein (Unrechts)Regime stellt oder ist sie genau deswegen eine Heldin? Im Fall ihres Engagements gegen Nazi-Deutschland ist man geneigt, mit einem lauten „natürlich eine Heldin“ zu antworten. Doch wie steht es damit im Algerienkrieg? Hier wie dort ist es eine Frage des Blickwinkels. Dass sie sich der Verbüßung der Haft durch Flucht entzieht, kratzt ein wenig am Heldenmythos. Wahre Helden gehen für ihre Gesinnung auch ins Gefängnis, manche in den Tod, oder?

Fazit:

Dieses Buch wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet und sticht aufgrund seines ungewöhnlichen Formats aus der Fülle der Kandidaten heraus. Ich hätte mir eine echte Biografie der Anne Beaumanoir gewünscht. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ganz hat mich dieses Buch nicht überzeugt, daher gibt es nur 3 Sterne.