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Venatrix

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Was ist mit Tim und Martha geschehen?

Flammensee
0

Knapp drei Jahre nach dem der damals sechsjährige Tim Mink verschwunden ist, fehlt auch von seiner kleinen Freundin Martha Steinfort, jede Spur. Die Letzte, die das Mädchen im Dingelsdorfer Strandbad gesehen ...

Knapp drei Jahre nach dem der damals sechsjährige Tim Mink verschwunden ist, fehlt auch von seiner kleinen Freundin Martha Steinfort, jede Spur. Die Letzte, die das Mädchen im Dingelsdorfer Strandbad gesehen hat, ist ausgerechnet die Schauspielerin Katharina Mink, also Tims Mutter, die damals verdächtigt worden ist, Tim getötet zu haben.
Sowohl die Familie Mink als auch die Steinfort sind am Bodensee bekannte Gesichter und so liegt die Möglichkeit einer Kindesentführung und die anschließende Erpressung nahe.
Wieder beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, den die Polizei, in Gestalt von Marek Hafen und Marlene Winter, anders als vor drei Jahren, diesmal gewinnen will. Die Polizei bietet alles, was verfügbar ist, auf, um diesmal erfolgreich zu sein. Doch das ist Mink zu wenig und der beauftragt Martin Schwarz, einen ehemaligen Afghanistankämpfer und Privatermittler auf, alle, und besonders seine Frau zu observieren.

Meine Meinung:

Immer wenn kleine Kinder die Opfer von Verbrechen sind, ist Fingerspitzengefühl des Autors gefragt. Das ist hier gut gelungen. Der Leser muss sich nicht mit Details der Taten herumschlagen. Allerdings bekommt man es diesmal mit zwei etwas seltsamen Familien zu tun.

Die beiden Elternpaare, Wolfgang und Katharina Mink sowie Robert und Verena Steinfort sind mit sich selbst und ihren Karrieren beschäftigt, sodass wenig Zeit für die Kinder bleibt, die alle im nahe gelegenen Internat untergebracht sind. Selbst in den Schulferien, bleiben die drei größeren Kinder, die Zwillinge Sebastian und Sarah Steinfort sowie Ruth Mink, allesamt Teenager, sich selbst überlassen. Immerhin sind sie mit den Eltern in das Luxushotel gefahren. Die kleine Martha muss, ob sie will oder nicht, in die Kinderbetreuung. Ein geordnetes Familienleben sieht anders aus.

Nach und nach kommen die Probleme in den Familien ans Tageslicht. Obwohl erfolgreich, haben Wolfgang, Katharina und Verena jeweils eine ähnliche, traumatische Kindheit erlebt. Besonders die Schauspielerin, die für ihre lebensechte Darstellung berühmt ist, hat(te) unter ihrer schizoiden Mutter arg zu leiden und ist, was leicht nachvollziehbar ist, nach Tims Verschwinden und dem anschließenden Spießrutenlauf, unter Depressionen.

Der Krimi ist durchaus spannend, doch hin und wieder erscheint er ein wenig mit Personen überfrachtet, die psychisch angeknackst sind. Neben Katharina, leiden auch Martin Schwarz und die drei Kinder an unterschiedlichen psychischen Problemen. Das wirkt auch mich ein wenig zu dick aufgetragen. Dass Kinder, die in einem so ungesunden Klima aufwachsen, eigene Probleme entwickeln, ist verständlich.

Interessant ist, dass die Polizei so quasi als „Beifang“ einem Kinderhändlerring das Handwerk legt. Das wird wohl im echten Leben auch manchmal passieren, dass unvermutet andere Verbrechen aufgedeckt werden.

Was für mich ein wenig verstörend wirkt ist, dass nur der Leser erfährt, was mit Tim bzw. Martha passiert ist.

Fazit:

Ein Bodensee-Krimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat. Deshalb erhält das Buch 3 Sterne.

Veröffentlicht am 02.11.2020

Was Neugierde alles anrichten kann ...

Lügenpfad
5

Dieser Krimi ist der nunmehr fünfte der Reihe rund um den sympathischen Dorfpolizisten Frank Liebknecht. Anstatt in einer großen Polizeidienststelle Karriere zu machen, hat er es vorgezogen, in Vielbrunn, ...

Dieser Krimi ist der nunmehr fünfte der Reihe rund um den sympathischen Dorfpolizisten Frank Liebknecht. Anstatt in einer großen Polizeidienststelle Karriere zu machen, hat er es vorgezogen, in Vielbrunn, einem beschaulichen Ort in hessischen Odenwald, seinen Dienst zu versehen. Nach Anfangsschwierigkeiten ist er nun von der Bevölkerung akzeptiert und gerne gesehen.

Eigentlich wollte er nur eine spannende Geburtstagsüberraschung für seinen Freund Marcel vorbereiten, da entdeckt er eine alte Akte zu einer vermissten Frau. Neugierig und blauäugig - und vor allem ohne Auftrag - beginnt er sich für den Cold Case zu interessieren und stößt auf dunkle Geheimnisse, die sich um das seit zwanzig Jahren aufgelassene Militärlager der US Army im nahen Wald und die damalige Szene der Friedensbewegung ranken. Gerüchten zur Folge soll die vermisste Frau mit der RAF in Verbindung gestanden sein.

Franks Fragen öffnen die Büchse der Pandora. Als dann Marcel spurlos verschwindet, wird aus dem Cold Case und den Gerüchten ein aktueller Fall, der Frank Liebknecht alles abverlangt.

Meine Meinung:

Dieser fünfte Fall ist ein wenig anders als die vier Vorgänger. Diesmal dauert es eine geraume Zeit, bis der Funke bei mir übergesprungen ist. Stellenweise schleppt sich die Handlung dahin. Manches wird episch breit ausgewalzt, was die Handlung nicht wirklich weiterbringt.

Gut gelungen ist die Darstellung der Atmosphäre der eingeschworenen Dorfgemeinschaft. Die Freunde von damals, die gegen die Amerikaner protestiert haben, die u. a. auch den einen oder anderen Sabotageakt verübt haben, schwelgen nun wieder in Erinnerungen, nachdem sie nun rund zwanzig Jahre ihr Leben gelebt und die Vergangenheit abgestreift haben. Manches stellt sich in der Erinnerung verklärt dar und an manches will man so gar nicht erinnert werden.

Die Geschichten, denn es sind hier mehrere Handlungsstränge, werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Nicht immer ist klar, welche Kapitel nun zusammengehören. Manches wird durch die detaillierte Schilderung ein wenig verschleppt. Da wäre Brigitte Pons sicherlich gut beraten gewesen, die eine oder andere Szene zu straffen.

Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, erfahren wir viel über den Odenwald und dürfen den Menschen im Dorfwirtshaus zuhören, wenn sie in ihrem ureigensten Dialekt unterhalten.

Die historischen Bezüge zur RAF bzw. zum Widerstand gegen das Munitionsdepot der US Army bieten einen interessanten Hintergrund. Leider hat mir die Umsetzung des Themas diesmal nicht ganz so gut gefallen. Für mich wird die eine oder andere Frage nicht ganz rund beantwortet. Aber, vielleicht gibt es ja noch einen 6. Band.

Fazit:

Für mich persönlich nicht der beste Krimi aus der Reihe, daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 31.10.2020

Hat mich nicht überzeugt

Winzerschuld
0

Kurt-Otto Hattemer, Winzer und Hobbydetektiv, darf nun schon zum vierten Mal ermittelt.

Es ist wieder einmal der Freitag vor den Fassenacht und wie jedes Jahr herrscht der Ausnahmezustand im beschaulichen ...

Kurt-Otto Hattemer, Winzer und Hobbydetektiv, darf nun schon zum vierten Mal ermittelt.

Es ist wieder einmal der Freitag vor den Fassenacht und wie jedes Jahr herrscht der Ausnahmezustand im beschaulichen Winzerort. Es sind jene Tage, die Kurt-Otto so überhaupt nicht ausstehen kann, denn auch die sonst so gesundheitsbewusste Frau Gemahlin schlägt über die Stränge. Nicht nur das, sie verkleidet sich und auch Kurt-Otto regelmäßig, um an den diversen Fassenachtssitzung und Umzügen teilzunehmen.

Am Tag nach der großen, für ihn mehr feuchten als fröhlichen, Sitzung sucht Kurt-Otto nach seinem verloren gegangenen giftgrünen Kopfschmuck und findet im Müllcontainer eine weibliche Leiche. Hat die mit dem Verschwinden des Georg Winternheimer, seines Zeichens Großwinzer und Till der Fassenachtsitzung zu tun? Georg ist als Womanizer und Schreck aller Sitzungen bekannt, denn er übertreibt es mit dem Sarkasmus.

Meine Meinung:

Für mich ist dieser Fall der erste der bislang vierteiligen Reihe rund um Kurt-Otto Hattemer. Leider komme ich mit dieser Figur nicht so ganz klar. Möglicherweise fehlen mir die Vorgänger. Die Abneigung gegen diese Fassenachtbräuche kann ich sehr gut nachvollziehen, warum er den Detektiv zu spielt, erschließt sich mir nicht. Neugierde? Langeweile? Oder will er schlichtweg seiner dominanten Ehefrau entkommen, die ihn neben dem Faschingstreiben noch auf Diät setzt bzw. Zum „Winzer-Yoga“ mitschleppt?

Sehr einfühlsam ist die Lebensgeschichte der Eleonore eingeflochten, die 1944 in Hadamar ermordet worden ist und deren gewaltsamer Tod, in der Gegenwart eine Rolle spielt.
Interessant sind auch die Beschreibungen der Winzerarbeit. Hier merkt der Leser, dass der Autor vom Fach ist, während die eigentliche Krimi-Handlung sowie die polizeilichen Ermittlungen eher ein Schattendasein führen.


Fazit:

Mir sind die vielen Details rund um die Fassenacht, die am Mord unbeteiligten Dorfbewohner und Kurt-Ottos Eheleben ein wenig zu ausführlich geraten. Ich hätte mir mehr Krimi gewünscht. Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 24.10.2020

Für mich nicht der beste Krimi von Cay Rademacher

Stille Nacht in der Provence
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Die Stimmung zwischen Andreas und Nicola Kantor ist ebenso frostig wie das Wetter in der Provence, denn Andreas hat seine Frau zum wiederholten Male vor vollendete Tatsachen gestellt und so verbringen ...

Die Stimmung zwischen Andreas und Nicola Kantor ist ebenso frostig wie das Wetter in der Provence, denn Andreas hat seine Frau zum wiederholten Male vor vollendete Tatsachen gestellt und so verbringen die beiden die Weihnachtsfeiertage im mittelalterlichen Miramas-le-Vieux. Dort hat ein Lehrerkollege von Andreas ein Haus, dass er den beiden zur Verfügung stellt.

Gleich zu Beginn des Aufenthaltes bricht ein Stück des Innenhofes ein und legt ein mittelalterliches Kellergewölbe frei. Andreas glaubt, im dichten Schneetreiben einen Sarg zu erkennen. Verwirrt versucht er, Hilfe zu bekommen. Doch als er mit Milène Tanguy, einer Künstlerin, zurückkehrt, ist der Sarg mit seinem morbiden Inhalt verschwunden.
Niemand glaubt ihm, denn wer sollte einen Sarg im Keller verstecken? Hat er aufgrund seiner Überarbeitung Halluzinationen? Gleichzeitig macht aber das Verschwinden eines jungen Mannes vor zwei Jahren die Runde. Hat sich Andreas doch nicht getäuscht?
Während der Schneefall immer dichter wird, kommen sich Nicola und Andreas wieder näher, sprechen ihre Probleme an und beginnen auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.

Meine Meinung:

Ich kenne Cay Rademachers historische Krimis aus der unmittelbaren Nachkriegszeit in Hamburg und seine Provence-Krimis. Deshalb habe ich mich an diesen hier gewagt.
Die Idee hat mir gut gefallen. Die Atmosphäre ist stellenweise recht gruselig und passt so richtig zu den „locked room“-Krimis à la Agatha Christie. Der Schneefall, das Dorf, das retardiert wirkt und die wenigen Einwohner, die sich merkwürdig benehmen. Andreas sieht in jedem Dorfbewohner einen möglichen Täter. Aber, man sieht nur, was man sehen will.

Was ich allerdings überzogen finde, ist die Kletterpartie über schneebedeckte und rutschige Dächer sowie den Einbruch in das Haus eines potenziellen Verdächtigen. Diese Vorgehensweise passt irgendwie nicht zu einem etwas in die Jahre gekommenen Gymnasiallehrer.

Gut gelungen sind die Charaktere der Dorfbewohner, die allesamt nicht sehr freundlich wirken. Warum sie schroff daherkommen, wird im Laufe der Geschichte glaubwürdig enthüllt. Eine recht merkwürdige Figur ist der Dorfpolizist, der letztlich der Einzige ist, der sich mit Andreas auf die Suche nach dem Sarg macht. Die Auflösung ist für mich nicht ganz unerwartet gekommen.

Fazit:

Nicht der beste Krimi von Cay Rademacher. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Hat mich leider diesmal mich ganz überzeugt

Die Sehnsucht der Kormorane
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Joe Prohaska, ehemaliger Kriminalhauptkommissar und nunmehriger Frühpensionist, lebt in einem kleinen Dorf nahe Rovinj. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ivo betreibt er ein Fotogeschäft. Zusätzlich verdient ...

Joe Prohaska, ehemaliger Kriminalhauptkommissar und nunmehriger Frühpensionist, lebt in einem kleinen Dorf nahe Rovinj. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ivo betreibt er ein Fotogeschäft. Zusätzlich verdient sich seinen Lebensunterhalt als Fotograf von Hochzeiten. Sein aktuelles Projekt ist ein Bildband von Istrien.

Hin und wieder kommt seine kriminalistische Ader wieder zum Vorschein und so stolpert Joe in die eine oder andere gefährliche Ermittlung.

Diesmal wird er von Inspektor Rossi sogar dringend gebeten, sich den neuesten Fall anzusehen und ein paar Fragen zu stellen. Welcher Fall? Miroslav, der Betreiber des Strandlokals „Plavi Komoran“ in Opatija (das frühere Abazia) wird ermordet aufgefunden. Um die Spuren zu verwischen, haben der oder die Täter das Haus abgefackelt. Der Verdächtigen gibt es viele, war der Tote doch in allerlei illegale Geschäfte verwickelt. Auch Marina, die verschwundene letzte Geliebte des Opfers zählt dazu.

Joe soll Marina schleunigst finden, doch zu seiner Verwunderung nimmt die junge Frau von sich aus Kontakt zu ihm auf. Doch dann verschwindet sie so schnell, wie sie aufgetaucht ist, auch wieder.

Meine Meinung:

Ich kenne die drei Vorgänger, die alle eher ruhige Krimis sind. Dieser vierte Fall ist irgendwie ohne Höhepunkte, wenn man davon absieht, dass Joe fast ganz offiziell ermitteln darf. Die Handlung plätschert lau vor sich hin.
Finden sich in den anderen Krimis noch Hinweise auf Land und Leute, so fehlt mir das Lokalkolorit in diesem. Ein bisserl klischeehaft ist von den üblichen Verdächtigen am Balkan wie korrupte Politiker, Mafiaangehörigen und Dealern die Rede.

Auf mich wirkt der Krimi ein wenig lieblos heruntergeschrieben. Ein paar Dutzend Seiten hätten der Geschichte gutgetan. Warum Marina, die plötzlich verschwindet, dann ebenso zackig mit einem fremden Mann als Begleiter in einer Polizeidienststelle auftaucht, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Vor allem bekommt der Leser das nur en passant das mitgeteilt. Show nicht tell, wäre hier eine bessere Variante gewesen.

Fazit:

Hier wurde einiges Potenzial verschenkt, was sehr schade ist. Es reicht für knappe 3 Sterne vergeben.