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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Umwelt versus Profit - der ewige Konflikt

Schlangenwald
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In ihrem zweiten Krimi rund um die Werbetexterin und Hobbyermittlerin Paula Ender entführt uns die Grazer Autorin Ilona Mayer-Zach nach Costa Rica.

Wieso? Warum?

Paula Ender, Wienerin, Anfang dreißig, ...

In ihrem zweiten Krimi rund um die Werbetexterin und Hobbyermittlerin Paula Ender entführt uns die Grazer Autorin Ilona Mayer-Zach nach Costa Rica.

Wieso? Warum?

Paula Ender, Wienerin, Anfang dreißig, blond aber nicht blauäugig braucht wieder einmal eine Auffrischung ihrer Finanzen. Auch ein wenig Abstand zu Freund oder Ex-Freund Markus ist nicht unangenehm. Da kommt ihr der Auftrag, eine Werbekampagne für eine nach neusten Umweltstandards errichtete Ferienanlage in Costa Rica zu berichten, gerade recht.

Noch in Wien, entdeckt sie Zeitungsnotizen über einen Flugzeugabsturz, bei dem mehrere Umweltaktivisten ums Leben gekommen sind sowie den bedauerlichen Tod eines Mannes durch einen Schlangenbiss.

Sie reist mit gemischten Gefühlen nach Costa Rica. In der ihr völlig unbekannten, exotischen Welt gehen die Uhren ein wenig anders. Das seltsame Gefühl trügt nicht, denn Paula entdeckt nach und nach einige Ungereimtheiten in dem ach so tollen Urlaubsparadies. Das beginnt damit, dass sie nur im Büro des Chefs Zugang zum Internet hat, dass der Handy-Empfang nachhaltig gestört ist und telefonieren von der Hotelanlage aus nur selten möglich ist.
Sie wird auf Schritt und Tritt bewacht und gerät letztendlich in eine Lebensbedrohlich Situation. So hat sie sich die Zusammenarbeit mit dem Betreiber dieser Ferienanlage nicht vorgestellt.

Was geht hier vor?

Meine Meinung:

Ein durchaus realistischer Krimi im Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und Tourismus.
Gut gelungen ist die Darstellung der Geldgier der „Macher“ und die Armut der Bevölkerung, die trotz aller Versprechungen nichts oder nur wenig vom großen Kuchen erhalten.

Hin und wieder habe ich mir gedacht, dass Paula doch ein wenig zu gutgläubig an die Sache herangegangen ist.
Die anderen Krimis sind „Schmutzwäsche (1)“ und „Schärfentiefe (3)“

Fazit:

Ein Krimi, der ein bisschen zum Nachdenken anregt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Die ersten 100 Jahre der Republik Österreich

Ein österreichisches Jahrhundert
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Wenn sich am 12. November 2018 zum hundertsten Mal die Ausrufung der Republik jährt, so können wir Österreicher auf eine bewegte Geschichte unseres Landes zurückblicken.

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie ...

Wenn sich am 12. November 2018 zum hundertsten Mal die Ausrufung der Republik jährt, so können wir Österreicher auf eine bewegte Geschichte unseres Landes zurückblicken.

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie auf knapp ein Siebentel seiner ursprünglichen Größe und Bevölkerung zusammengestutzt, glaubte niemand an das Überleben des kleinen, deutschsprachigen Rumpfstaates – am wenigsten die Angehörigen des Staates und deren Politiker.
Zwischen Abspaltungstendenzen und Anschlussgedanken vor allem
der westlichen Bundesländer (Vorarlberg an die Schweiz, Salzburg und Oberösterreich an Bayern) beweist die Regierung trotz aller Querelen Tatkraft und eisernen Überlebenswillen. Abgeschnitten von der Industrie und den Lebensmittelproduzenten ist der Weg ein langer und dorniger.

Der Anschluss an Deutschland gelingt dann im Jahr 1938, aber anders als sich das die Menschen 1918 gewünscht haben und endet in der Katastrophe.
Erst mit der Wiedergeburt der Zweiten Republik 1945 scheinen die Österreicherinnen und Österreicher endlich den Wert des Landes zu schätzen. Nicht, dass es nach wie vor das eine oder andere zu verbessern gäbe. Doch ist unser Land im Ausland weitaus angesehener als bei manchen Staatsbürgern.

Hubert Nowak nimmt die Leser mit auf einen Streifzug durch die Geschichte. Er zeigt Bekanntes und weniger Bekanntes, führt interessante Interviews z. B. mit Karl Habsburg, dem Enkel des letzten Kaiser, Franz Fiedler, dem ehemaligen Vorsitzenden des Österreich-Konventes oder Christoph Kardinal Schönborn.

In 18 Kapiteln werden maßgebliche Personen und Ereignisse geschildert, die am Werden von Österreich großen Anteil hatten. Mit vielen Zitaten und Auszügen aus Briefen und Dokumenten, die mit zahlreichen Fotos anschaulich unterstützt sind, bringt uns Hubert Nowak einiges aus Österreichs Geschichte seit 1918 näher, das bislang vielleicht nicht so bekannt ist.

Nach jedem Kapitel finden sich Anmerkungen, sodass ein direkter Zusammenhang und eine unmittelbare Möglichkeit zu weiteren Informationen zu kommen, besteht.

Mit dem einen oder anderen tradierten „G’schichterl“ wird ebenfalls aufgeräumt. Besonders interessant finde ich das Kapitel um die Verfassung. Im allgemeinen Sprachgebrauch gilt Hans Kelsen als Vater der Österreichischen Verfassung, doch ist diese nicht sein alleiniger Verdienst. Immerhin gilt sie bis heute.

Ein ausführliches Kapitel widmet sich dem „Föderalismus“, der immer wieder ins Gerede kommt. Hier zeigt sich deutlich, wie sich die „normative Kraft des Faktischen“ auswirkt. Die Macht, die einzelne Landesfürsten (und Fürstinnen) zu haben glauben, steht so, wie sie von den Landespolitikern verstanden wird, in keinem Gesetz geschrieben.

Ob der Föderalismus Segen oder Fluch ist, lässt sich auch hier nicht eindeutig beantworten. Allerdings wäre eine Harmonisierung einiger Landesgesetze durchaus nötig, wünschenswert und angebracht. Denn, warum sind in den neun Jugendschutzgesetzen die Jugendlichen unterschiedlich behandelt? Sind Halbwüchsige in Wien wenige oder mehr schützenswert?
Oder wozu braucht es neun Landesfeuerwehrgesetze? Ist Brandverhütung und Brandbekämpfung nicht in jedem Bundesland oberstes Ziel?

Nach ausführlichen Rückblicken und einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation darf auch der Ausblick in die Zukunft nicht fehlen.

Österreich ist weder eine „Insel der Seligen“ noch ein Sozialparadies, sondern ein Land, auf das seine Staatsbürger stolz sein dürfen.

Feiern wir daher die ersten 100 Jahre der Republik Österreich mit gebührendem Respekt und Anerkennung.


Veröffentlicht am 26.01.2018

Zwei Kurzkrimis ...

Weihnachtsmord auf Sandhamn
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Wie es so bei Kurzkrimis ist, sind sie kurz, ziemlich kurz.

Während der erste Krimi rund um die Weihnachtsfeierfeier der Büroartikelfirma noch mit Mord und Mörder aufwarten kann, ist es im zweiten Krimi ...

Wie es so bei Kurzkrimis ist, sind sie kurz, ziemlich kurz.

Während der erste Krimi rund um die Weihnachtsfeierfeier der Büroartikelfirma noch mit Mord und Mörder aufwarten kann, ist es im zweiten Krimi dem Leser vorbehalten, an ein Verbrechen glauben oder auch nicht.

Nachdem ich ein bisschen ein Problem mit skandinavischen Autoren und deren Schreibstilen habe, ist dies mein erstes Buch von Viveca Sten. Ganz sicher bin mir noch nicht, ob ich ein weiteres Buch der Autorin lesen werde. Aber, vielleicht lohnt sich ein Versuch.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine gekränkte Seele rächt sich spät, aber doch.

In weißer Stille (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 2)
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Dies ist der zweite Fall für den sympathischen KHK Konstantin „Tino“ Dühnfort und sein Team.

Dühnfort wird zur Leiche eines an einen Heizkörper gefesselten alten Mannes gerufen. Es handelt sich um den ...

Dies ist der zweite Fall für den sympathischen KHK Konstantin „Tino“ Dühnfort und sein Team.

Dühnfort wird zur Leiche eines an einen Heizkörper gefesselten alten Mannes gerufen. Es handelt sich um den angesehenen bereits pensionierten Kinderarzt Dr Wolfram Heckenroth, den sein Mörder qualvoll verdursten hat lassen.

Wem ist eine solche Tat zuzutrauen? Bei ihren Ermittlungen stoßen die Beamten auf eine Reihe Nacktfotos von gefesselten jungen Frauen. Hat sich hier eine spät, aber doch gerächt? Oder ist eher Bertram, der jüngere Sohn des Opfers, der Täter?

Je tiefer Dühnfort und seine Kollegen in den Fall eintauchen, desto düsterer Familiengeheimnisse kommen ans Tageslicht. Als dann Bertram scheinbar Selbstmord begangen hat und ein Tagebuch der kürzlich verstorbenen Gattin Heckenroths auftaucht, wird erst das gesamte Ausmaß der Familientragödie sichtbar.

Meine Meinung:

Ich habe die Reihe um Tino Dühnfort völlig unorthodox beim letzten Band („Sieh nichts Böses-8“) begonnen und arbeite mich langsam durch.

Der Krimi hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Das literarische Geplänkel mit Agnes hat mich ein wenig verwirrt, aber mir fehlt hier ja das Vorwissen. Obwohl das Privatleben von Dühnfort und auch Gina Angelucci einen großen Raum einnimmt, stört es nicht nachhaltig, was manchmal bei Krimis der Fall ist. Für mich ist die Darstellung der privaten Seite gut ausgewogen und lässt die Charaktere schön rund erscheinen.

Der Schreibstil ist flüssig und die Autorin versteht es, die Leser zu fesseln. Ich hab zwar schon recht bald eine Vermutung was den Prolog bzw. den Täter betrifft (und bin richtig gelegen), doch die polizeiliche Kleinarbeit zu beobachten, hat mir Spaß gemacht.
Den Leser erwarten nicht nur Spannung, sondern auch tiefe Emotionen und nachdenklich stimmende Familiengeheimnisse. Die im Laufe der Geschichte auftretenden Fragen werden am Ende des Buches nicht nur logisch sondern auch menschlich nachvollziehbar aufgeklärt.
Inge Löhnig schreibt realitätsnahe Krimi, die so oder ähnlich auch im wahren Leben, gleich nebenan, passieren könnten.

Fazit:

Eine absolut gelungene Mischung aus Familiengeschichte und Kriminalfall, von der Autorin perfekt arrangiert und bis zum dramatischen Ende spannend und mitreißend. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Wer hat den Schriftsteller entführt?

Serbische Bohnen
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Autor Andreas Pittler nimmt seine Leser in das Wien von 1991 mit. Der Jugoslawienkrieg ist mit der Auflösung des Staatenbundes vor nicht allzu langer Zeit zu Ende gegangen. Als Nachbarland ist Österreich ...

Autor Andreas Pittler nimmt seine Leser in das Wien von 1991 mit. Der Jugoslawienkrieg ist mit der Auflösung des Staatenbundes vor nicht allzu langer Zeit zu Ende gegangen. Als Nachbarland ist Österreich Auffangbecken von ehemaligen Geheimdienstlern, Flüchtlingen aus allen Provinzen und Klein- bzw. Großkriminellen aus dem ehemaligen Ostblockstaat. Kleiner oder größerer Scharmützel finden unter den Augen der österreichischen Polizei und Nachrichtendienste statt, wobei jedes Mal über mögliche politischen Konsequenzen nachgedacht werden muss, wenn die Polizei eingreift. In vielen Fällen sind den offiziellen Ermittlern die Hände gebunden. Dann schlägt die große Stunde des englisch-stämmigen Privatermittler Henry Drake und seiner KOntakte.

Im vorliegenden zweiten Fall für Henry wird er ex-jugoslawische Schriftsteller Mladen Slovac aus seiner Wohnung entführt. Nachdem unklar ist, welche der rivalisierenden Gruppen hinter dem Verbrechen steht, klappert der übergewichtige Drake Vertreter von Serben, Kroaten und Bosniern ab. Unterstützt wird er von der charismatischen Andrina, die mit erotischen Aufnahmen ihren Lebensunterhalt verdient und der Polizistin Grete „Maggie“ Habib. Unerwartete Hilfe erhält er durch den ehemaligen Geheimdienstler Delic, der nach wie vor bestens vernetzt ist.

Wer steckt also hinter der Entführung des Schriftstellers, der eigentlich ohne nennenswertes Vermögen ist?

Meine Meinung:

Ein für mich eher ungewöhnlicher Krimi von Andreas Pittler. Als „Balkan-Krimi“ eingestuft spielt er doch mitten in Wien. Allerdings passt das ganz gut, denn wie jedermann in Österreich weiß, „fängt der Balkan beim Südbahnhof“ an.

Markant ist diesmal die derbe Umgangssprache, die aber perfekt zum Milieu passt, in der dieser Krimi angesiedelt ist: So wird herrlich geflucht. Drake raucht wie ein Schlot „Camel“. Die Männer nehmen Hochprozentiges in Form von Whisky und Slibowitz zu sich und sexistisches Verhalten ist stark verbreitet.
Ein wenig erinnert mich der Schreibstil an Raymond Chandler und seinen umtriebigen Privatdetektiv Philipp Marlowe.

Wie wir es von Historiker und Autor Andreas Pittler gewöhnt, sind, werden die geschichtlichen Hintergründe geschickt und subtil in die Handlung eingebaut.

Fazit:

Ein völlig anderer Krimityp von Andreas Pittler, dem ich gerne 4 Sterne gebe.