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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2021

OÖ abseits der Toristenpfade

Oberösterreich entdecken
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Mit Josef Leitner, Autor, Theologe, Germanist, Jurist und Kolumnist einer österreichischen Tageszeitung dürfen in 77 Ausflügen Oberösterreich entdecken.

Wir durchstreifen unter seiner fachkundigen Anleitung ...

Mit Josef Leitner, Autor, Theologe, Germanist, Jurist und Kolumnist einer österreichischen Tageszeitung dürfen in 77 Ausflügen Oberösterreich entdecken.

Wir durchstreifen unter seiner fachkundigen Anleitung das Mühlviertel, das Traunviertel machen Rast im schönen Salzkammergut um schließlich durch das Inn- und Hausruckviertel bis in den Zentralraum Oberösterreichs zu gelangen.

Zahlreiche Anekdoten, Tipps zu Sehenswürdigkeiten abseits der üblichen Touristenpfade sowie historisch Interessantes säumen unseren Weg.

Jede Tour ist auf einem Landkartenausschnitt dargestellt. Angaben wie Wegzeit, Wegstrecke, Ausgangspunkte und öffentliche Verkehrsanbindungen ergänzen die Informationen. Fotos und informative Texte machen neugierig auf so manche bislang unbekannte Route.

Fazit:

Gerne vergebe ich für diesen aufschlussreichen Reiseführer 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.11.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Die beiden Schwestern Marlene und Emma Lindow haben es geschafft. Marlene ist Kinderärztin und muss nun ihr Praktikum in der Kinderklinik Weißensee absolvieren. Emma hingegen ist mit Hingabe Kinderkrankenschwester ...

Die beiden Schwestern Marlene und Emma Lindow haben es geschafft. Marlene ist Kinderärztin und muss nun ihr Praktikum in der Kinderklinik Weißensee absolvieren. Emma hingegen ist mit Hingabe Kinderkrankenschwester in derselben Klinik.

Wir schreiben das Jahr 1918 während das Kaiserreich kapitulieren muss überrollt neben den vielen Verwundeten, auch die Spanische Grippe Deutschland. Auch die Kinderklinik Weißensee muss Grippekranke aufnehmen, zu denen auch Emmas Sohn Theodor zählt. Während das Kind mit dem Tod ringt, taucht plötzlich Tomasz, der verschollene Kindsvater wieder auf.

Gleichzeitig kehrt Max von Weilert, Marlenes Verlobter, traumatisiert von seinen Einsätzen in den Frontlazaretten zurück. Die frühere Verbundenheit ist verloren gegangen. Zusätzlich spielt der neue ärztliche Direktor ein unsauberes Intrigenspiel. Marlene und auch Emma sollen ihre Jobs verlieren, denn die Politik will die Frauen wieder an den Herd zurückdrängen ....

Meine Meinung:

Grundsätzlich ist die Fortsetzung gut gelungen. Sie spiegelt die damalige Zeit recht gut wieder. An manchen Stellen wird der tragische Tod von Marlenes und Emmas Mutter mehrfach wiederholt. Ausgerechnet Dr. Ritter, der Chefarzt der Kinderklinik ist dafür verantwortlich. Offen ist nur noch die Frage nach dem leiblichen Vater der beiden Schwestern. Die Beantwortung hebt sich die Autorin bis in den dritten Band auf.

Mir hat der Einblick in die Kinderheilkunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr gut gefallen. Die Leistungen der Ärzte und der Krankenschwestern sind hoch zu würdigen. Sie versuchen ihr Möglichstes, die Kinder zu heilen, obwohl es an grundlegenden Wissen und auch an geeigneten Therapien mangelt.

Emmas Sohn Theodor und die kleine Frieda erobern die Herzen der Leser im Sturm.

Natürlich dürfen Widersacher und Intriganten nicht fehlen. Dass Max‘ Mutter dann ihren Anteil an der Aufdeckung der Intrige gegen Marlene hat, kommt für mich ein wenig überraschend. Da wären ein paar Sätze mehr zu, ein wenig aufschlussreicher gewesen. Aber, das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung der ich gerne wieder 4 Sterne gebe. Freue mich schon auf den dritten Band, der sicherlich beide Schwestern vor große Herausforderungen stellen wird.

Veröffentlicht am 07.11.2021

Ein gelungener Reihenauftakt

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Dieser historische Roman entführt uns in das Berlin der 1920er Jahre. Das Autoren-Ehepaar lässt die Lebenswege mehrerer höchst verschiedener Frauen vor uns erstehen.

Magda Fuchs‘ Mann, ein Staatsanwalt ...

Dieser historische Roman entführt uns in das Berlin der 1920er Jahre. Das Autoren-Ehepaar lässt die Lebenswege mehrerer höchst verschiedener Frauen vor uns erstehen.

Magda Fuchs‘ Mann, ein Staatsanwalt wird ermordet. Daher kehrt sie Hildesheim den Rücken und beginnt in Berlin als Polizeiärztin ein neues Leben. Dort lernt sie die Schattenseiten des Molochs Berlin kennen. In Ina, der Fürsorgerin, findet sie eine Freundin, die ihr hilft, sich im Großstadtdschungel zurecht zu finden.

Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit Doris, deren erklärtes Ziel ist, Schauspielerin zu werden.

Und dann haben wir noch Celia, die als junges Mädchen an einen wesentlich älteren Mann verheiratet worden ist. Ihr Traum ist, Medizin zu studieren und die Praxis ihres Vaters zu übernehmen. Doch dazu muss sie sich erst aus der erzwungenen Ehe befreien.

Meine Meinung:


Mit diesem Buch ist ein breit gefächertes Sittenbild der 1920er Jahre gelungen. Es zeigt nicht nur die Welt von reich und schön, sondern auch jene der (dünnen) Mittelschicht und vor allem den Kampf ums Überleben jener Frauen, die ohne Männer und ohne Einkommen dazustehen. Der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe sind noch nicht lange her. Das Elend wird täglich größer. Viele Frauen sind gezwungen ihre Körper zu verkaufen, um ihre Kinder recht und schlecht zu versorgen.

Sehr gut werden hier die Schwierigkeiten der Frauen angesprochen. Zum einen sind sie verwöhnt, aus guten Hause und andererseits werden sie nach den Kriegsjahren, in denen sie die Männer ersetzen mussten, wieder an den Herd zurückgedrängt. Doch viele lassen sich die gewonnene Freiheit nicht wieder nehmen. Die Schwierigkeiten, die Magda in ihrem Beruf hat, werden ebenso beleuchtet wie die Denkweise von Celias Mutter.

Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Zwickmühle in denen Magda als ausgebildete Frauenärztin steckt: einerseits ist sie durch den Hippokratischen Eid (und sich selbst) verpflichtet keine Abtreibung vorzunehmen, doch wenn sie das Elend der ständig schwangeren Frauen (und Kinder) sieht, bekommt ihre Überzeugung feine Risse.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet.

Fazit:

Diesem Auftakt einer Trilogie gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.11.2021

Der Tanz auf dem Vulkan geht weiter

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Im zweiten Band der Reihe um Magda Fuchs, der Polizeiärztin, erleben wir wieder hautnah das Berlin der 1920er Jahre. Langsam klettert die Inflation unaufhörlich in die Höhe. Wer jetzt weder Arbeit noch ...

Im zweiten Band der Reihe um Magda Fuchs, der Polizeiärztin, erleben wir wieder hautnah das Berlin der 1920er Jahre. Langsam klettert die Inflation unaufhörlich in die Höhe. Wer jetzt weder Arbeit noch Sachwerte hat, die eingetauscht werden können, muss sich bei den Armenausspeisungen anstellen oder sich entweder prostituieren oder kriminell werden. Gleichzeitig tanzen die Vermögenden den Tanz auf dem Vulkan, auf dem ein gewisses weißes Pulver eine Rolle spielt. Das muss auch Celia erleben, die nun (wieder) mit einem reichen Mann zusammenlebt. Wiederholt sich hier die Vergangenheit, die sie abgestreift zu haben glaubt?

Magda Fuchs erlebt mit ihrem Kollegen Kuno ein zweites Glück, das allerdings auch nicht frei vom Tagesgeschehen ist. Immer wieder muss sie sich der Frage stellen, ob sie dem Hippokratischen Eid folgen oder nicht doch den Frauen ihrer unmittelbaren Umgebung, die durch die xte Schwangerschaft in Not gertane sind, helfen soll.

Meine Meinung:

Das Dilemma in dem Magda steckt, ist gut heraus gearbeitet. Sie scheint in ihrem Entschluss zu schwanken, als sich Doris mit der Bitte, ihre ungewollte Schwangerschaft zu unterbrechen an sie wendet. Dass sie den Eingriff dann doch verweigert, hat für Doris schwerwiegende Folgen.

Neben ihrer Praxis arbeitet sich nach wie vor bei der Polizei und kommt gemeinsam mit Kuno einem Kinderhändlerring auf die Spur. Eine nicht ganz ungefährliche Geschichte.

Der Roman ist gut in die „Goldenen Zwanziger Jahre“, die für die meisten so golden gar nicht waren, eingebettet. Magdas Erlebnisse bei ihrem Ausflug in das Scheunenviertel gibt einen kurzen Vorgeschmack auf die kommenden Aufmärsche der Rechten und die Verfolgung der Juden und anders Denkender.

Aus der Figur von Polizeikommissar Ernst Wagner hätte man noch ein wenig mehr herausholen können. Bei diesem Charakter gibt es immer wieder Andeutungen, doch bleibt er ein wenig blass. Sein Mitarbeiter Adolf Lamour hingegen, gewinnt ein wenig an Profil.

Fazit:

Ein gelungene Fortsetzung, der ich wieder vier Sterne gebe.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Regt zum Nachdenken an

Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen
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Achim Doerfer, Jude und Nachkomme von Überlebenden der Shoa geht in diesem Buch einem verdrängten Kapitel der Erinnerungskultur nach: Dem jüdischen Widerstand und dem Wunsch nach Rache und Vergeltung.

Das ...

Achim Doerfer, Jude und Nachkomme von Überlebenden der Shoa geht in diesem Buch einem verdrängten Kapitel der Erinnerungskultur nach: Dem jüdischen Widerstand und dem Wunsch nach Rache und Vergeltung.

Das Buch gliedert sich nach einem Prolog in drei Teile:

Teil 1 Jüdischer Widerstand und Rache
Teil 2 Das Versagen der deutschen Politik und Justitz nach 1945
Teil 3 Das Märchen von der deutsch-jüdischen Versöhnung

Den meisten Menschen ist nur der Aufstand im Warschauer Ghetto als jüdischer Widerstand bekannt. Dennoch gibt es zahlreiche Aktionen von Jüdinnen und Juden dem NS-Terror Paroli zu bieten. Leider sind nur wenige schriftlichen Zeugnisse darüber erhalten. Achim Doerfer listet nun diese Widerstands- und Rachegeschichten auf, um dem Vorwurf „die Juden hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen“, aufzuräumen. Denn mit diesem Vorwurf sind die Überlebenden der Shoa bei ihrer Ankunft in Palästina/Israel von den dort bereits ansässigen Juden konfrontiert. „Warum habt ihr euch nicht gewehrt?“

Zunächst berichtet Doerfer vom wohl bekanntesten jüdischen Widerstandskämpfer und Partisanen, dem Gründer der Organisation „Nakam“ (=Rache) Abba Kovner (1918-1987), der 6 Millionen Deutsche mittels vergifteten Trinkwasser töten wollte. (Das heizt den ewigen Vorwurf der „Juden als Brunnenvergifter“ wieder an.)

Einen weit größeren Teil des Buches nimmt die beschämende Haltung sowohl der Alliierten als auch dann der deutschen Nachkriegspolitiker den Opfern gegenüber ein. Sowohl Politiker als auch Justiz und Exekutive sind sehr lasch bei der Verfolgung der Täter. „Persilscheine“ werden am laufenden Band ausgestellt und plötzlich „will keiner dabei gewesen sein“, „Keiner etwas gewusst haben“ etc..
Penibel listet Achim Doerfer auf, wie den Opfern Gerechtigkeit vorenthalten wurde. Sie mussten ihre Ansprüche auf Restitution von geraubten Wertsachen mühevoll einklagen und oft haben sie nichts zurückerstattet bekommen. Denn die Täter von damals sind in ihren Posten wieder bestätigt worden oder oft sogar aufgestiegen. Der einhellige Tenor der Politik (auch in Österreich): Man war dafür, alles in die Länge zu ziehen, bis der letzte Überlebende nicht mehr ist.

Der Wunsch der Überlebenden der Shoa nach Bestrafung der Täter ist legitim.

Fazit:

Achm Doerfer leistet mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur, in dem er das Bild der „Juden, die sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen ließen“, zurecht rückt. Gerne gebe ich diesem wichtigen Buch 5 Sterne.