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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2020

EIne gelungene Anleitung zur Selbsthilfe

Ischias & ISG-Schmerzen selbst behandeln
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Mit dem Ratgeber „Ischias & ISG Schmerzen selbst behandeln“ hat das Autorenteam Liebscher/Bracht eine weitere hilfreiche Anleitung zur Selbstbehandlung von diesbezüglichen Schmerzen publiziert.

Wie schon ...

Mit dem Ratgeber „Ischias & ISG Schmerzen selbst behandeln“ hat das Autorenteam Liebscher/Bracht eine weitere hilfreiche Anleitung zur Selbstbehandlung von diesbezüglichen Schmerzen publiziert.

Wie schon im Ratgeber „Knieschmerzen selbst behandeln“ liegt das Geheimnis der Behandlung im Faszientraining und der Stimulation der Triggerpunkte. Dass einiges manchmal, vor allem zu Beginn der Übungen schmerzhaft ist, verschweigen die Autoren nicht.
Dieses Buch befasst sich in einem ausführlichen Theorieteil mit den Ursachen der Schmerzen und den häufigen Fehlinterpretationen der Schulmedizin.

Dass mehr (sanfte) Bewegung Muskeln und Gelenken hilft, ihre Beweglichkeit bis ins hohe Alter zu behalten, ist jetzt nicht ganz neu.

Das (vielleicht) Neue an diesem Buch ist die kompakte Aufbereitung und das anschauliche Bildmaterial. Zusätzlich kann man sich per Newsletter weitere Informationen schicken lassen oder auf youtube Übungen ansehen. Ergänzt wird das Buch durch eine Liste von Therapeuten, die nach der L&B-Methode arbeiten. Die Arbeitsmittel, die verwendet werden kann man im Online-Shop erwerben. Allerdings können ebenso im Haushalt vorhanden Küchenutensilien verwendet werden.

Fazit:

Das Buch richtet sich an jene, die unter Schmerzen im Gesäß- und Hüftbereich leiden und eine Alternative zu Schmerzmitteln suchen.
Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.01.2020

Was gezielte Hasspostings anrichten ...

Im Netz des Lemming
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In diesem fünften Krimi für das verschrobene Duo Leopold „Lemming“ Wallisch und Polivka bekommen es die beiden mit Fake News, Shitstorms und den sonstigen „Errungenschaften“ der Social Media-Gesellschaft ...

In diesem fünften Krimi für das verschrobene Duo Leopold „Lemming“ Wallisch und Polivka bekommen es die beiden mit Fake News, Shitstorms und den sonstigen „Errungenschaften“ der Social Media-Gesellschaft zu tun.

Lemming arbeitet nach seinem Hinauswurf bei der Polizei nun als Nachtwächter im Tiergarten Schönbrunn und fährt auf seinem Weg in den Dienst, mit Mario, einem Schulkollegen seines Sohnes Ben, in der Straßenbahn. Wie es heutzutage so üblich ist, wird in den Öffis wenig gesprochen und mehr auf das Smartphone gestarrt. Nach dem Eingang einer Nachricht springt Mario plötzlich aus der Tramway, der Lemming hinterher und bevor der es noch verhindern kann, stürzt sich der Schüler von der Kennedybrücke auf die darunterliegende U-Bahn-Trasse in den Tod. Zurück bleibt ein geschockter Lemming mit Marios Jacke und Mobiltelefon.
Innerhalb weniger Stunden werden Lemming und Ermittler Polivka in den Sozialen Medien, zerrissen. Der eine als Pädophiler, der andere als unfähiger Polizist, der dann auch auf Druck der Medien suspendiert werden soll, dem aber durch seine Kündigung zuvorkommt.
Gemeinsam machen sich die beiden auf die Such nach der Ursache für den Selbstmord und entdecken schier Unglaubliches. Je tiefer die beiden Ermittler in die Sache eindringen, desto dramatischer wird es und das Netz aus Hasstiraden und tätlichen Angriffen immer engmaschiger.

Meine Meinung:

Stefan Slupetzky nimmt sich in seinem fünften Fall für den Lemmig eines aktuellen Themas an: Der Macht der Sozialen Medien, die diesen Namen gar nicht verdienen, denn sozial sieht anders aus.

Neben der Krimi-Handlung, erhält der Leser Einblick in die Geschehnisse in Österreich die im Jahr 2019 das Land in Atem gehalten haben. Der Autor lässt Lemming und Polivka über die aktuelle politische Lage schwadronieren. Die beiden nehmen sich dabei kein Blatt vor den Mund und kommentieren die türkis-blaue Regierung und deren Flüchtlings-, Bildungs- und Sozialpolitik sowie den Populismus mit denen die Politiker aller Couleurs ihre früheren Werte verkaufen. Das klingt stellenweise humorvoll, ist aber vermutlich nur dem Galgenhumor des Autors geschuldet.

Die beiden Hauptfiguren sind desillusioniert und versuchen ihren Frust mit Alkohol zu betäuben. Sie ermitteln nach allen (verbotenen) Regel der Kunst und wirken manchmal tollpatschig. Mehr als einmal geraten sie in Lebensgefahr. Herrlich skurril ist die Szene, als sie sich in der schwankenden Gondel der Reinigungsfirma hoch über dem Trottoir befinden.

Stefan Slupetzkys Schreibstil ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Mir gefällt er außerordentlich gut. Die Beschreibung der Straßen und Plätze und deren Bewohner ist gut gelungen. Wortspielereien und auch Schüttelreime säumen den Weg des Lesers.


Fazit:

Wer einen intelligenten, durchaus politischen Krimi sucht, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hierfür 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.01.2020

Vom Werden Deutschland nach 1945

Die geliehene Schuld
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Deutschland um 1949. Die Folgen des verlorenen Krieges sind nach wie vor deutlich zu spüren, doch regt sich schon mancher Orts so etwas wie Aufbruchstimmung. Während auf der einen Seite in den Nürnberg ...

Deutschland um 1949. Die Folgen des verlorenen Krieges sind nach wie vor deutlich zu spüren, doch regt sich schon mancher Orts so etwas wie Aufbruchstimmung. Während auf der einen Seite in den Nürnberg ein Teil der Nazi-Verbrecher vor Gericht steht, können Dutzende Täter über die selben Fluchtrouten entkommen, über die vor einigen Jahren Juden und andere Verfolgte in Sicherheit gebracht wurden.
Gleichzeitig versuchen die Geheimdienste aller Alliierten ihren Einfluss und ihr Wissen zu vergrößern. Jetzt, nachdem der Faschismus besiegt scheint, kommt die Angst vor dem Kommunismus (begründet oder nicht) wieder ans Tageslicht.
Unter dem wachsamen Auge der Amerikaner versucht KOnrad Adenauer der Republik eine neue Verfassung zu geben ...
Das ist das historische Umfeld in dem sich dieser historische Roman bewegt.

Dass ein Menschenleben in dieser Zeit noch immer wenig zählt, wenn es darum geht die eigene Haut oder Gesinnung zu retten, wird klar, als Marie Fragen zu ihrem gefallenen Vater stellt. Für sie war er immer der Held, doch als sie erfährt, dass er als hochrangiger Mitarbeiter des RSHA in abscheuliche Kriegsverbrechen verwickelt ist und zusätzlich unter falschem Namen lebt, bricht sie mit ihrer Familie. Als sie die Jüdin Lina und das Schicksal deren Familie, kennenlernt, zerbricht sie beinahe an der von ihrem Vater "geliehenen Schuld".

Maries Freund, der Journalist Jonathan, ist geflohenen Kriegsverbrechern auf der Spur. Er fühlt sich beobachtet und kann seine Aufzeichnungen gerade noch rechtzeitig an seine Kollegin Vera übermitteln. Marie und Jonathan werde im Abstand von nur wenigen Tagen ermordet.

Für den Mord an Marie wird Lina verantwortlich gemacht, deren jüdische Familie bis auf sie und ihren Bruder in Maly Trostinec ermordet wurde, ausgerechnet zu jener Zeit als Maries Vater dort stationiert war.

Vera hingegen heftet sich auf die Spuren von Jonathan und fördert Haarsträubendes zu Tage. Auch sie wird mehrfach bedroht und gerät zwischen die Mahlsteine der konkurrierenden Parteien. Hier die Nazis, die ihre alten Machenschaften unentdeckt wissen wollen und bereits an neuen Seilschaften basteln und dort jene, die als Betroffene Aufklärung und „Recht, nicht Rache“ fordern.

Meine Meinung:

Das ist mein erstes Buch von Claire Winter. Die Autorin hat, so weit ich das überblicke, penibel recherchiert und geschickt Fakten mit Fiktion verknüpft. Die Verstrickung der katholischen Kirche in die Fluchthilfe für die alten Nazis ist ja unter dem Begriff „Rattenlinien“ bekannt. Allerdings wird die Beteiligung der Kirche gerne heruntergespielt. Leute mit Geld und Einfluss konnten es sich schon immer richten.

Gut gelungen ist der Autorin die perfiden Ränkeschmiede darzustellen. Besonders „Onkel Karl“ benützt sein Wissen und spielt die Mitglieder von Maries Familie zu seinem eigenen Vorteil rücksichtslos gegeneinander aus.

Der Schreibstil ist flüssig und eingängig. Stellenweise liest sich das Buch wie ein Krimi. Ich konnte es kaum aus den Händen legen und habe es in nur zwei Tagen gelesen. Durch die bildhafte Sprache habe ich mich gleich direkt im Geschehen gefunden.

Fazit:

Ein fesselnder Roman aus dem Deutschland der Nachkriegszeit, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 03.01.2020

EIne gelungene Biografie

Hedy Lamarr
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„Ich bin die schönste Frau der Welt. Ich bin eine große Erfinderin. Wenn jemand mein Leben erfindet, dann bin ich es.“

Dieses eindeutige Selbstbild der Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr versucht die ...

„Ich bin die schönste Frau der Welt. Ich bin eine große Erfinderin. Wenn jemand mein Leben erfindet, dann bin ich es.“

Dieses eindeutige Selbstbild der Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr versucht die Autorin Michalea Lindinger zurecht zu rücken.

Wer war sie nun die Hedy Lamarr?

Sie ist als Hedwig Maria Kiesler 1914 in eine Wiener jüdische Familie hineingeboren und in einem großbürgerlichen Haushalt mit Bediensteten aufgewachsen. Wie damals üblich kümmern sich die Eltern wenig um ihre Tochter. Die Mutter scheitert mit ihren Versuchen dem verzogenen Kind Grenzen zu setzen, da der Vater seiner hübschen Tochter jeden Wunsch erfüllt und jede Marotte durchgehen lässt. Sie bricht die Schule ab und versucht sich als Schauspielerin.

1933 ist ein bedeutendes Jahr für die junge Hedwig Kiesler: Sie dreht den Film „Ekstase“, in dem sie für knappe 7 Sekunden nackt über die Leinwand flimmert und heiratet den reichen Waffenproduzenten Fritz Mandl.
Diese 7 nackten Sekunden begründen ihren „Weltruhm“, denn der Film schockiert Publikum und Eltern. Fritz Mandl, pathologisch eifersüchtig versucht, alle Film-Kopien aufzukaufen. Ausgerechnet jene, die im Besitz von Großkunden Benito Mussolini ist, wird er nicht bekommen. Die Ehe scheitert und Hedwig Kiesler flüchtet 1937 nach Amerika. Schon auf der Überfahrt ändert sie ihren Namen in Hedy Lamarr.

Ihre Schauspielkunst hält mit ihrem Aussehen nicht mit. Sie gilt als schwierig und stürzt sich von einer Ehe in die andere, von einer Liebschaft in die nächste – Hollywood eben. Das „Who is Who“ des Filmgeschäfts liegt ihr zu Füßen von Frank Sinatra bis zu Pablo Picasso.

Vermutlich wäre ihr als Model mehr Erfolg vergönnt gewesen. Sie ist größer als die durchschnittliche amerikanische Schauspielerin und hat, für die Ansprüche Hollywoods, viel zu wenig Busen. Dass sie eine Brustvergrößerung, wie ihr die Filmbosse nahe legen, verweigert, spricht für sie, genauso wie jenes Zitat.

„Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur still stehen und dumm dreinschauen.“

Sie ist insgesamt sechs Mal verheiratet und hat zwei leibliche Kinder, die sie - ähnlich wie ihre eigene Mutter - dem Personal überlässt.

Die Traumfabrik Hollywood ruiniert ihre Gesundheit wie die von Dutzenden anderen Schauspielerinnen und Schauspielern. Berühmt berüchtigt sind die „Vitamin-Cocktails“ des Dr. Feelgood genannten Arztes, der seine Klienten mit Tranquilizern und Aufputschmitteln versorgt.

Michaela Lindinger geht auch Hedy Lamarrs Ruf als Erfinderin des „Frequenzsprungverfahrens“, für das sie gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil ein Patent bei der US-Patentanwaltschaft eingereicht und erhalten hatte, nach. Anders, als immer wieder behauptet, ist weder die Erfindung neu noch wirklich bahnbrechend. Der Grund für die Geheimniskrämerei der US-Militärs liegt wohl darin, dass man sich im Krieg gegen Nazi-Deutschland befand und sich jede auch nur entfernt mögliche technische Spielerei für einen Vorteil nützen wollte. Man ließ Hedy Lamarr in dem Glauben, eine tolle Erfindung getätigt zu haben, um mit ihrem Namen und ihrer Schönheit amerikanische Soldaten für den Krieg zu begeistern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblasst der Ruhm des „schönsten Gesichts“ Hollywoods, langsam. Der langjährige Abusus von Psychopharmaka zeigte seine Wirkung. Hedy Lamarr stirbt im Jänner 2000 in Florida.

Meine Meinung:

Michaela Lindinger ist eine umfassende Biografie von Hedy Lamarr gelungen, die ich gerne gelesen habe. Sie stellt eine objektive Ergänzung zu „Hedy Darling“ dar, jener Biografie von Jochen Förster, die auf den Erzählungen von Hedy Lamarrs Sohn Anthony Loder, basiert.

Die Autorin verwendet Begriffe aus der Filmsprache wie Vorspann und Abspann, um die acht Kapitel der Biografie zu verbrämen. Das Buch ist in einer gediegenen Aufmachung im Verlag Molden erschienen. Zahlreiche offizielle und private Fotos ergänzen diese Biografie.

Fazit:

Eine gelungene Biografie, die das Leben der Hedy Lamarr „Filmgöttin, Antifaschistin, Erfinderin“ ein wenig zurecht rückt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.12.2019

Ein sehr persönliches Klassentreffen

Das Jubiläumsklassentreffen der Kriegskinder - Nachkriegskinder - Wunderkinder
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Dieses Buch ist eine höchst interessante Geschichte! Ein Lehrer und seine Schülerinnen und Schüler treffen sich 2006 zum 50-jährigen Abituriententreffen. Obwohl man einige Jahre in einer Klasse war und ...

Dieses Buch ist eine höchst interessante Geschichte! Ein Lehrer und seine Schülerinnen und Schüler treffen sich 2006 zum 50-jährigen Abituriententreffen. Obwohl man einige Jahre in einer Klasse war und oft auch nebeneinander gesessen ist, wissen die Teilnehmer nur wenig voneinander, gerade soviel, dass einige als Flüchtlinge im Gymnasium von Beerheim aufgenommen worden sind.

So werden sie vom 96-jährigen ehemaligen Klassenvorstand aufgefordert, ihre Lebensgeschichte in Kurzform darzustellen. Was dann folgt, sind höchst emotionale Geschichten von Flucht und Vertreibung, von ermordeten Verwandten und anderen traumatischen Kriegserlebnissen.

Dieses Buch habe ich mit großem Interesse gelesen, zumal ich in diesem Jahr mit meinen Klassenkameraden das 40-jährige Maturatreffen gefeiert habe. Allerdings weniger opulent und nicht wirklich emotional. Vielleicht ist dieses Buch ein Ansporn, das nächste runde (oder halbrunde) Jubiläum in ähnlicher Form zu begehen.

Fazit:

Ein sehr persönliches Stück Zeitgeschichte, das hier im Rahmen eines Abituriententreffens erzählt wird. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.