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Veröffentlicht am 12.08.2020

Mit Rentnern auf Mörderjagd

Mord in Sunset Hall
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Eine tote Frau liegt im Schuppen. Das beunruhigt Agnes Sharp aber nur bedingt. Die Tote im Nachbarsgarten bereitet ihr da schon mehr Sorgen. Besonders, weil die Polizei daraus falsche Rückschlüsse ziehen ...

Eine tote Frau liegt im Schuppen. Das beunruhigt Agnes Sharp aber nur bedingt. Die Tote im Nachbarsgarten bereitet ihr da schon mehr Sorgen. Besonders, weil die Polizei daraus falsche Rückschlüsse ziehen könnte und das können Agnes und ihre Mitbewohner in der Senioren-WG auf „Sunset Hall“ auf ihre alten Tage nun gar nicht gebrauchen. Schwache Hüften, Vergesslichkeit und die immer wiederkehrenden Monster aus der Vergangenheit reichen vollkommen aus. Doch jemand scheint es auf die alten Leute im Dorf abgesehen zu haben. Denn es geschehen weitere Morde. Wo ist die Verbindung zwischen all den Vorfällen? Können die Monster besiegt werden? Zusammen mit Hund und Schildkröte macht sich die WG daran, den Täter zu entlarven. Jeder dabei auf seine eigene Art und Weise.

Der Einstieg in diesen Krimi ist tatsächlich ein kleines bisschen verwirrend, da Vieles, was auf den ersten Seiten passiert, erst einmal ohne Erklärung bleibt. Warum gleich zwei Tote auf einmal? Wie ist das Verhalten der Bewohner zu erklären? Wie sind die Rückblicke in die Vergangenheit einzuordnen? Aber ich kann versprechen, dass sich alles im Verlauf des Romans auflöst. Die Verwirrung ist insofern auch akzeptabel und ein interessantes Stilmittel, als das wir alles aus den Augen der Rentnerin Agnes und ihren Mitbewohner betrachten, die alle mehr oder weniger unter alterstypischen Beschwerden leiden und das Geschehene manchmal selbst nicht ganz einordnen können.
Nach ein paar Kapiteln kann man sich mit dieser Art der Erzählung sehr gut anfreunden und steigert damit die Spannung in der Geschichte sogar noch zusätzlich. Möglicherweise ein bisschen zu sehr, denn das Ende entwickelt sich dann, im Vergleich dazu, etwas flach. Es ist durchaus überraschend und vielschichtig, wie der Rest der Erzählung davor, aber die Art der Aufklärung hat mich nicht so mitgerissen. Natürlich kann man von einer Gruppe Rentner jetzt auch keine wahre Verfolgungsjagd oder einen mitreißenden Kampf erwarten. Jedoch habe ich mir trotz allem ein etwas knackigeres Finale erhofft.
Die Bewohner der WG finde ich dagegen wieder sehr gelungen. Sie sind allesamt etwas schrullig aber dabei sehr sympathisch und jeder für sich selbst einzigartig. Auch trägt jeder Charakter einen entscheidenden Teil zu dieser besonderen Alters-WG bei. Gut gefällt mir auch die Schildkröte, die als eigenständige Figur auftritt und so auch zu einem festen Bestandteil der Gruppe wird. Ich habe mir die Personen sehr gut miteinander vorstellen können und wie sie ihren Alltag unter diesen besonderen Umständen meistern.

„Mord in Sunset Hall“ ist ein sehr gelungener und runder Kriminalroman, der mit einem ganz eigenen Erzählstil aufwartet, welcher aber auch wunderbar zu der Geschichte und den Charakteren selbst passt. Lediglich das Ende hat eine kleine Schwäche, die bei dem Gesamteindruck des Romans jedoch nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Ich freue mich bereits auf weitere Geschichten von Agnes und ihren Freunden.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Portait eines Künstlers

Der letzte Satz
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Gustav Mahler reist auf Der „Amerika“ von New York zurück nach Europa. Er ist seit längerer Zeit schon gesundheitlich angeschlagen und es ist eine beschwerliche Reise für ihn. Er verbringt die meiste Zeit ...

Gustav Mahler reist auf Der „Amerika“ von New York zurück nach Europa. Er ist seit längerer Zeit schon gesundheitlich angeschlagen und es ist eine beschwerliche Reise für ihn. Er verbringt die meiste Zeit damit, an Deck zu sitzen, liebevoll umsorgt von einem Schiffsjungen. Die wenigen Ablenkungen auf hoher See lassen ihn an seine Vergangenheit zurück denken. Seine Anfänge als Musikdirektor und Komponist, seine Ehe und natürlich seine beiden Töchter. Von einer musste er sich leider schon sehr früh verabschieden. Nun ist er der Nächste, der geht. Aber verabschiedet hat er sich eigentlich schon viel früher.

In diesem wunderbar authentisch und leicht geschriebenen Buch begleiten wir Gustav Mahler auf seiner Gedankenreise und erfahren so mehr über sein Leben und seine Person. Der Autor schafft es aus dieser Perspektive ganz beiläufig, ein Bild von Mahler entstehen zu lassen, ohne dessen Eigenheiten, Freuden oder Sorgen direkt beim Namen zu nennen. Dieser Stil gefällt mir persönlich sehr gut, da es diese kleine Geschichte lebendig macht. Die etwas sprunghafte Art der einzelnen Gedankengänge und diese wertfrei im Raum stehen zu lassen, unterstützt hier noch einmal die Authentizität. Insgesamt ist der Text sehr direkt und unaufgeregt geschrieben und kommt dabei gut ohne umfangreiche Rahmenhandlung aus.
Mahler ist ein Künstler durch und durch, und das wird mit diesem kleinen Portrait sehr gut nach außen transportiert. Man sollte hierbei nicht mehr von diesem Buch erwarten, als dass, was es ehrlich bieten kann. Eine kleine Exkursion durch das Leben eines berühmten Komponisten und Künstler. Nicht mehr Dramatik, nicht mehr Romantik und Tragik, als im wahren Leben von Gustav Mahler.

Auch wenn diese Rezension sehr kurz gehalten ist, hat mit das Buch sehr gut gefallen. Es war ein spontaner Kauf eines Buches, über einen mir bekannten Musiker, von einem mir unbekannten Autor. Das hat sich jetzt zum Glück geändert.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Gute Unterhaltung, die aber erst spät Fahrt aufnimmt

Der Teufel im Leibe
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Penny ist die Kräuterhexe von Tarbet und verwendet ihre Zauber gerne bei sich selbst, um die örtliche Männerwelt zu verführen. Doch eines Abends taucht ein Mädchen in ihrem Garten auf, schwanger und völlig ...

Penny ist die Kräuterhexe von Tarbet und verwendet ihre Zauber gerne bei sich selbst, um die örtliche Männerwelt zu verführen. Doch eines Abends taucht ein Mädchen in ihrem Garten auf, schwanger und völlig verängstigt. Penny empfindet Mitleid mit dem Mädchen und nimmt sie bei sich auf. Sie versucht das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen, die selbst ihren Namen aus Angst nicht verraten möchte. Deshalb tauft Penny sie auf den Namen Faye. Und auch den Rest von Fayes Geschichte zu erfahren, stellt sich als schwieriger heraus, als zunächst gedacht und so greift Penny erneut zur Magie. Dieses Mal nicht aus reinem Selbstzweck. Mit einem Märchenbuch und einer guten Portion Einfühlungsvermögen, erfährt Penny sehr bald, dass nicht nur das Mädchen in großer Gefahr schwebt.

Der zweite Band von Felicity Green und ihrer Highland-Hexen-Saga beginnt etwas ruhiger als das erste Buch. Auch dauert es gefühlt länger, bis etwas Entscheidendes passiert und die Geschichte Fahrt aufnimmt. Bis dahin wird die Handlung von Penny und Faye dominiert und ihrem gegenseitigen Versuch, einander besser kennen zu lernen und zu vertrauen. Zusätzlich versucht Penny, mit etwas magischer Hilfe, mehr über Fayes Vergangenheit heraus zu finden. Das leider aber auch mit zu wenig Varianz, da sie sich, wie ich finde, immer wieder der gleichen Methoden und Personen bedient. Schon sehr bald ist klar, worum es in der Geschichte gehen wird und welches Ziel Penny und ihre Hexenkolleginnen erreichen wollen und müssen. Das diese Unterfangen nicht reibungslos verläuft und die Frauen einige Rückschläge einstecken müssen, ist fast schon vorprogrammiert und zieht die Geschichte eigentlich nur etwas in die Länge.
Glücklicherweise nicht zu sehr und je näher man dem großen Finale der Geschichte nähert, desto spannender und fesselnder wird es dann doch noch einmal. So ist man auch wieder ein bisschen mit dem Mittelteil versöhnt. Schön ist auch die kleine Randgeschichte, die gegen Ende ihre Auflösung findet und Penny und ihren Charakter nochmal ein bisschen in den Vordergrund rückt, was ich sehr gut finde, da mir die Hexen selbst und ihre Gemeinschaft, etwas zu kurz gekommen sind.

Insgesamt hat mir der Roman wieder gut gefallen, allerdings unter Berücksichtigung der eben genannten Abstriche. Ich hätte mir zudem noch etwas mehr Mystik und Zauber über die Geschichte verteilt gewünscht. Da war der erste Band, für mein Empfinden, deutlich geheimnisvoller und damit auch überraschender. Den dritten Band werde ich aber sicher bald in Angriff nehmen.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Liebevoll aber etwas zu öberflächlich

Ein Sonntag mit Elena
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Ein älterer Mann erwartet seine Tochter und ihre Familie zu einem gemütlichen Sonntagsessen. Er kauft alles ein, deckt den Tisch und versucht sich das erste Mal im Kochen. Denn seine Frau kann diese Aufgabe ...

Ein älterer Mann erwartet seine Tochter und ihre Familie zu einem gemütlichen Sonntagsessen. Er kauft alles ein, deckt den Tisch und versucht sich das erste Mal im Kochen. Denn seine Frau kann diese Aufgabe nicht mehr übernehmen, sie ist vor acht Monaten bei einem Unfall ums Leben gekommen. Doch als der Mann fertig ist mit seinen Vorbereitungen, erreicht ihn eine weitere Unglücksnachricht. Seine kleine Enkelin ist gestürzt und die Familie kann daher nicht zum Essen kommen. Besorgt aber auch ein wenig enttäuscht macht er sich auf den Weg in einen nahgelegenen Park. Dort trifft er auf Elena und ihren Sohn, einem begeisterten Skateboardfahrer. Elena und der Mann kommen ins Gespräch, denn beide haben großen Bedarf zu reden. Und da kommt ihnen eine Idee. Warum verbringen sie diesen Tag nicht zusammen, bei einem leckeren Essen, was fertig zubereitet auf einem gedeckten Tisch wartet.

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Zwei einsame Menschen, die sich spontan finden und zusammentun um gemeinsam weniger alleine zu sein. Ein sehr schöner Gedanke. Der erste Eindruck durch eine Leseprobe hat mich dann aber etwas verwirrt. Es war schwer in die Geschichte einzusteigen, da für mich nicht eindeutig war, wo wir uns befinden, welche Figuren gerade handeln und warum. Neue Charaktere tauchten plötzlich aus dem nichts auf und man fragte sich, welche Rolle sie für den weiteren Verlauf spielen sollten. Alles blieb ungewohnt vage. Auch im weiteren Verlauf der Handlung haben sich diese Fragen kaum beantwortet. Der gesamte Aufbau der Geschichte macht eher den Eindruck einer Sammlung von Erinnerungen, als einer zusammenhängenden Geschichte. Manche Abschnitte wollten einfach nicht so ganz zum Rest des Textes passen. Möglicherweise war das Absicht, aber dann muss ich zugeben, dass dies nicht mein bevorzugter Schreibstil ist.
Die eigentliche Geschichte zwischen dem alten Mann und Elena kam jedoch trotzdem gut zwischen den etwas verwirrenden Abschnitten hindurch und war auch sehr schön geschrieben, was mich mit diesem Buch wieder etwas versöhnt hat. Man konnte mit den beiden Personen gut mitfühlen und freute sich über ihre neu gewonnen Bekanntschaft. Am Ende des Buches kann man sogar die kleine Botschaft ausmachen, dass wir bereit sein müssen, jeden Menschen nach Möglichkeit so zu akzeptieren, wie er ist und die Fehler, die jeder Mensch hat und macht, auch verzeihen zu können. Die Zeit alleine heilt eben nicht alle Wunden.

Ich hatte von dem Buch und seinem Inhalt zugegebenermaßen etwas mehr erwartet. Etwas mehr Tiefe und vielleicht auch ein überraschendes Moment. So blieb die Geschichte für mich leider etwas oberflächlich auch wenn sie in Teilen sehr liebevoll erzählt war.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Modernes Märchen

Die kleinen Geheimnisse des Herzens
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May lebt alleine in ihrem kleinen Cottage in dem Küstenörtchen Pengelly. Sie kann auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken, denn sie ist bereits 110 Jahre alt. Doch um so alt werden zu können, benötigte ...

May lebt alleine in ihrem kleinen Cottage in dem Küstenörtchen Pengelly. Sie kann auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken, denn sie ist bereits 110 Jahre alt. Doch um so alt werden zu können, benötigte sie die Kraft von Erinnerungen. Diese stecken in persönlichen Gegenständen aller Art, die May zu diesem Zweck, gerne auch mal widerrechtlich an sich nimmt, wenn sich die Gelegenheit bietet. Doch im Alter wurden diese Möglichkeiten immer geringer und May überlegt verzweifelt, wie sie an neue Erinnerungen kommen kann. Steht doch ihr 111. Geburtstag kurz bevor. Ein Meilenstein, den May unbedingt noch erreichen will. Da kommt unverhofft eine Lösung auf. Ida, eine engagierte Frau aus der Gemeinde, möchte die älteren Leute mit ihrem „Leih-Oma-Projekt“ näher zusammenbringen. May wird ausgerechnet die 80-jährige Julia zugewiesen, mit der sie eher eine jahrelang gewachsene Abneigung verbindet als gute Nachbarschaft. Warum, weiß nach so langer Zeit, keine der beiden Frauen mehr so genau. Da war May´s verstorbener Ehemann, der nicht sehr sympathisch war und dieser ungelöste Familienstreit in Julias Familie um einen Opalring. Aber es ist nie zu spät, über die Vergangenheit zu sprechen und vielleicht auch eine andere Richtung einzuschlagen. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die alles ändern.

Das Buch beginnt mit eben dieser Szene und führt uns damit direkt an den Schauplatz und in das Thema der Geschichte. Man stellt sehr bald fest, dass alle Bewohner Pengellys auf ihre eigene Art alleine sind. Fast jeder hat seinen persönlichen Rucksack zu tragen, aber keiner vertraut sich dem Anderen an. Aus reiner, falschverstandener Höflichkeit. Das finde ich sehr schade, denn besonders in der Zeit von Kurznachrichten und sozialen Medien, wird der direkte Kontakt zu Freunden und Nachbarn absolut unterschätzt. Oft gibt es einem dann das Gefühl, sich den Menschen nicht mehr persönlich nähern zu können und die Dinge mit sich selbst ausmachen zu müssen. Zum Glück gibt es aber Menschen wie Ida und ihre Idee der „Leih-Oma“, was auch gar nicht so wörtlich genommen werden soll. Was anfangs als ein Projekt zur Unterstützung der älteren Menschen gedacht ist, kommt über Umwege auch den jüngeren Menschen zugute. Auf die unterschiedlichsten Wege werden Jung und Alt zusammengebracht. Jeder kann von dem anderen noch etwas lernen und auf jeden Fall sind alle am Schluss ein bisschen weniger allein.

Der Roman ist sehr eingängig geschrieben und der Gedanke, dass Gegenstände eine Form von Magie enthalten können, die einem Menschen die nötige Kraft zum Überleben geben kann, fand ich richtig schön, auch wenn man es wohl mehr als Metapher betrachten kann. Darüber hinaus, finde ich die Erzählung über May und ihre Nachbarn und Freunde sehr realitätsnah. Auch wenn die eine oder andere Begebenheit etwas konstruiert wirken mag, so läuft bei Weitem nicht alles reibungslos und auch nicht jedes Geheimnis wird zur Gänze gelöst. So ist es im echten Leben auch oft und die entscheidende Frage dabei ist ja, ob man die Vergangenheit wirklich immer aufwühlen muss oder auch einfach mal weitergehen und trotzdem zufrieden sein kann.
Eine wunderbar vielfältig erzählte Geschichte mit ein bisschen Magie, einer Moral und einem Happy End. Fast wie im Märchen eben.

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