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Veröffentlicht am 20.04.2020

Starker Anfang, unzufriedenes Ende

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Hetty ist studierte Biologin. Eine der ersten Frauen ihrer Zeit und doch hat sie es nur zur einfachen Museumsmitarbeiterin geschafft. Aber der Beginn des zweiten Weltkrieges ändert alles und plötzlich ...

Hetty ist studierte Biologin. Eine der ersten Frauen ihrer Zeit und doch hat sie es nur zur einfachen Museumsmitarbeiterin geschafft. Aber der Beginn des zweiten Weltkrieges ändert alles und plötzlich ist Hetty stellvertretende Museumsleiterin und verantwortlich für die Evakuierung der Säugetierexponate nach Lockwood Manor, einem alten Herrensitz auf dem Land, hoffentlich weit genug weg von London und den Bomben. Auch sie soll sich für die Dauer des Krieges dort aufhalten und die ausgestopften Exemplare pflegen. Doch bereits in der ersten Woche verschwindet ein Tier aus der Ausstellung spurlos und auch in den folgenden Wochen passieren immer mehr merkwürdige Dinge mit den Tieren und Hetty beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln. Zum Glück ist da noch die Tochter des Hausherrn, Lucy, die ebenfalls ihre Probleme mit den Vorkommnissen auf Lockwood Manor zu haben scheint und mit der sich Hetty sehr bald anfreundet. Lord Lockwood dagegen, ist ein eher unsympathischer Mensch, der schnell aufbrausend ist und junge unverheiratete Frauen nicht in einer Führungsposition sehen kann und will. Für ihn sind Frauen nur schmückendes und unter Umständen nützliches Beiwerk. Nur seiner Tochter gegenüber scheint er doch noch seine fürsorgliche Seite zu zeigen. Sein gegensätzliches Verhalten und auch das der wenigen, übriggebliebenen Hausangestellten, macht das Verschwinden der Tiere umso mysteriöser. Und was hat es mit der Frau in weiß auf sich, die angeblich durch das Haus spuken soll? Können Hetty und Lucy die Tiere retten?

Das Buch startet mit einem vielversprechenden Einstieg, denn die Geschichte hat so wahnsinnig viel zu bieten. Sie ist liebevoll und Detailreich beschrieben. Die Gefühle der Personen und die Angst, die auf Lockwood Manor umgeht, werden sehr realistisch dargestellt, so dass man nicht umhinkommt, sich ein bisschen zu gruseln. Irgendetwas ist in dem Herrenhaus nicht in Ordnung. Jetzt kann man an Gespenster glauben oder alles dem verwirrten Geist einer psychisch angeschlagenen Person zuschreiben. Aber was ist, wenn die Phänomene eine ganz menschliche Ursache haben? Diese Gedankengänge machen die Handlung sehr spannend und fesseln den Leser an die Geschichte.
Ab der Mitte des Buches flacht die Spannung dann ein wenig ab. Man möchte zwar immer noch unbedingt wissen, was es mit dem Geheimnis auf sich hat, aber es gibt keiner neuen Entwicklungen dazu. Stattdessen rückt die Beziehung zwischen Hetty und Lucy mehr in den Vordergrund. Das ist an sich auch gut, allerdings ähneln sich die Tage für meinen Geschmack zu sehr und es wird immer wieder erwähnt, wie schwer es den Beiden fällt, nachts einen erholsamen Schlaf zu bekommen, auch wenn nichts Besonderes vorgefallen ist. Das macht die Geschichte leider etwas eintönig.
So in die Länge gezogen der Mittelteil auch ist, so schnell überschlagen sich dann die Ereignisse am Ende des Buches. Das Geheimnis wird, finde ich, urplötzlich aufgelöst, ohne große Vorbereitung auf den Höhepunkt. Aber vollends gelöst ist es dann irgendwie auch wieder nicht. Denn es wird teilweise nur angedeutet, wie es gewesen sein könnte. Den Rest darf sich der Leser selbst zusammenreimen. Was mich besonders an dem Ende gestört hat, ist die Gleichgültigkeit, mit der besonders Lucy das Geschehene aufnimmt. Ohne zu viel verraten zu wollen, ist es doch keine harmlose und einfache Sache, die sich in den vergangenen Jahren auf Lockwood Manor abgespielt hat. Lucy aber ist nicht so geschockt darüber, wie ich es erwartet hätte. Ist ihr denn nicht die Tragweite des Ganzen bewusst und dass es vielleicht auch sie persönlich hätte treffen können? Ihr ganzes Leben war bis zu dem Punkt auf Lügen und Täuschung aufgebaut. Diese Dramatik hätte man viel mehr ausarbeiten können.

Der Roman hat gut begonnen und baut auf einer tollen Idee auf, die zu einem spannenden Krimi und Familiengeschichte hätte werden können, doch leider zerplatzt die Spannung unvermittelt und lässt einen etwas in der Luft hängend und unzufrieden zurück.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Nicht so stark wie letzten Bücher

Agatha Raisin und das Geisterhaus
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Agatha ist langweilig. In ihrem Heimatdorf Carsley passiert nichts Aufregendes mehr und auch ein Dorffest ist nicht in Sicht. Da kommt ihr der neue Besitzer des Nachbarcottages, Paul und ein Gerücht über ...

Agatha ist langweilig. In ihrem Heimatdorf Carsley passiert nichts Aufregendes mehr und auch ein Dorffest ist nicht in Sicht. Da kommt ihr der neue Besitzer des Nachbarcottages, Paul und ein Gerücht über ein Geisterhaus, ein Dorf weiter, gerade recht. Im Haus der alten Mrs. Witherspoon soll es spuken und Paul animiert Agatha, die erst gar keine Motivation zu einem erneuten Detektivspiel hat, der Sache nach zu gehen. Bei einer nächtlichen Wache im besagten Haus, erscheint auch tatsächlich ein geheimnisvoller Nebel, den Sich Agatha und Paul erst einmal nicht erklären können. Doch bei einer anschließenden Befragung der Dorfbewohner sind diese sich alle einig. Mrs. Witherspoon möchte nur Aufmerksamkeit erregen, wie schon so oft. Doch dann wird sie wenige Tage später tot in ihrem Haus aufgefunden und für Agatha beginnt wieder ein neues Abenteuer.

Auch der aktuelle Roman um Agatha und ihre Kriminalgeschichten ist, wie gewohnt, sehr gut geschrieben. Die Handlung beschränkt sich dieses Mal auf den eigentlichen Mordfall und erzählt weniger von den Geschehnissen drum herum, was aber auch zu der Idee passt, dass in Carsley und in Agathas Privatleben momentan alles eher ruhig ist. Das ist eine gute Abwechslung zu den vorherigen Romanen und ist vielleicht ein Anfang für eine neue Rahmenhandlung. Die eigentliche Ermittlungsarbeit ist dagegen diesmal gar nicht so abwechslungsreich. Vieles dreht sich dabei im Kreis. Die Personen im Umkreis des Opfers werden immer wieder befragt, aber nur sehr kurz, weil einen Grund hat man irgendwie nicht wirklich und Agatha und Paul scheinen nur aus Verzweiflung immer wieder auf dieselben Verdächtigen zurück zu kommen. Trotz dieser ganzen Befragungen lernt man die Charaktere nicht besonders gut kennen und alle bleiben ziemlich farblos. Der Auftritt eines neuen Polizisten bringt leider auch nur wenig Aufregung in den Fall.
Die Auflösung selbst ist aber wieder in sich schlüssig und kann mit Originalität überraschen, was aber dieses Mal auch mit daran liegt, dass man sich aufgrund der blassen Charaktere vorab kein Bild machen und somit aber auch keine gute Idee haben konnte, wer denn nun der oder die Täter sind.

„Agatha Raisin und das Geisterhaus“ ist wieder ein solider Krimi mit sympathischen Charakteren und einer originell ausgedachten Kriminalgeschichte. Leider gibt es diesmal etwas zu viele Wiederholungen und wenig Neues, die das Lesevergnügen etwas mindern. Ich hoffe, der nächste Roman wird wieder spannender.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Die moderne Miss Marple

Todesklang und Chorgesang
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Bee Merryweather ist seit kurzem alleinstehend und fühlt sich, mehr denn je, als die Zugezogene in dem kleinen Dörfchen South Pendrick, in welchem sie eigentlich ihren Ruhestand genießen wollte. Um sich ...

Bee Merryweather ist seit kurzem alleinstehend und fühlt sich, mehr denn je, als die Zugezogene in dem kleinen Dörfchen South Pendrick, in welchem sie eigentlich ihren Ruhestand genießen wollte. Um sich mehr in die Dorfgemeinschaft zu integrieren, singt Bee im örtlichen Chor mit, der von Peter Bartholomew geleitet wird. Peter ist speziell und behandelt die Sänger nicht gerade mit Samthandschuhen, besonders, da es aktuell um die Proben für eines seiner eigenen Werke geht. Als Peter eines Morgens von Bee tot in seiner Wohnung gefunden wird, wundert sich daher keiner, dass es ein Mord war. Bee kann nicht akzeptieren, dass es in ihrem geliebten Dorf einen Mord gegeben hat und findet keine Ruhe, bis sie nicht mehr über die Hintergründe erfahren hat. Auch eine drei stündige Fahrt nach Oxford hindert sie nicht daran, weiter zu ermitteln. Doch wer Wissen hat, hat Macht und begibt sich damit ungewollt in das Blickfeld des Mörders.

Nachdem ich zuerst den zweiten Roman auf der Buchmesse entdeckt habe und dieser mir sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich das erste Buch ebenfalls lesen. Und ich muss sagen, auch Bees erste Fall hat mich wunderbar unterhalten. Die Autorin lässt den Leser wieder in das englische, idyllische Dorfleben eintauchen. Durch ihre bildhaften Beschreibungen des Dorfes und auch der Personen, wirkt die Geschichte unglaublich lebhaft und amüsant, als würde man direkt danebenstehen. Dabei schafft es die Autorin, durch die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Dorfbewohner, die Handlung abwechslungsreich zu gestalten. Der Leser erfährt immer ein bisschen mehr, als Bee durch ihre Ermittlungen sich erfragen kann und doch nie genug, um der Geschichte zu weit voraus zu sein. Der Fall bleibt bis zum Schluss undurchsichtig und man kann lediglich raten, wohin sich die Geschichte entwickelt. Das hält die Spannung bis fast zur letzten Seite aufrecht.

Man könnte jetzt argumentieren, dass es ähnliche Geschichten, ganz nach dem Vorbild von Agatha Christie schon mehrfach gegeben hat. Eine ältere Dame ermittelt auf dem englischen Dorf. Da mag man nicht ganz unrecht haben und der Vergleich zu der Kultfigur Miss Marple wird sogar im Roman gezogen. Aber Karin Kehrer schafft es trotzdem, diese Art des Kriminalromans, durch Bees Persönlichkeit, ihre Vorgeschichte und durch die moderne Szenerie, wieder neu wirken zu lassen und den Geschichten ihren ganz eigenen Charme zu verleihen. Das finde ich sehr bewundernswert, da man diesen Schritt erst einmal wagen muss.

„Todesklang und Chorgesang“ ist für mich ein sehr gelungener Krimi, der sich durch einen flüssigen Erzählstil, einen hohen Spannungsbogen und viel Individualität auszeichnet. Fans von Miss Marple und Agatha Raisin werden sich definitiv bestens aufgehoben fühlen.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Unterhaltsamer und spannender Historienroman

Die Herrin der Lettern
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Magdalena ist die Frau des Buchdruckers Ulrich Monhart. Als dieser sich nach einem Herzanfall nicht mehr richtig erholt und schließlich stirbt, erbt sie zusammen mit ihrem Stiefsohn Ulrich die Druckerei. ...

Magdalena ist die Frau des Buchdruckers Ulrich Monhart. Als dieser sich nach einem Herzanfall nicht mehr richtig erholt und schließlich stirbt, erbt sie zusammen mit ihrem Stiefsohn Ulrich die Druckerei. Magdalena ist gewillt, mit ihm zusammen um das Überleben des Geschäftes zu kämpfen, doch Ulrich ist eifersüchtig auf seine Stiefmutter und unternimmt alles, um sie als unfähig dastehen zu lassen, was man in der damaligen Zeit für mehr als glaubwürdig hält. Eine Frau kann nun mal kein Geschäft führen, das hat Gott so nicht vorgesehen. Als Ulrich mit einer seiner Aktionen die Buchdruckerei beinahe komplett zugrunde richtet, schmeißt Magdalena ihn raus. Doch damit hat der Krieg zwischen den beiden erst richtig begonnen. Denn auch die Gesellschaft ist gegen sie. Sie hat zwei Möglichkeiten. Erneut einen Buchdrucker zu heiraten, der dann das Geschäft für sie übernimmt oder kämpfen. Magdalena entscheidet sich für Letzteres und muss all ihre Kraft, ihr Können und ihren Mut zusammennehmen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.

In „Die Herrin der Lettern“ begeben wir uns auf eine abenteuerliche Reise in das Deutschland des 16. Jahrhunderts und damit in das späte Mittelalter, was nach wie vor geprägt ist von harter Arbeit, Armut und drohender Krankheiten und dem Glauben an die kirchlichen Gesetze. Das Buch ist sehr gut recherchiert und kommt durch die geschichtlichen Fakten und dem, gut in die Erzählung eingebetteten, Hintergrundwissen sehr glaubwürdig rüber. Der Aufbau der Geschichte ist dabei abwechslungsreich gestaltet und durch die immer wieder wechselnden Blickwinkel sehr spannend geschrieben. Die Autorin schafft es außerdem, die Charaktere in ihrer Zeit sehr lebendig zu beschreiben. Man kann gar nicht anders als mit Magdalena mit zu fiebern und zu hoffen und im Gegenzug ihren Stiefsohn Ulrich zu hassen. Man merkt schon am Anfang, dass er nicht der nette und fürsorgliche Mann ist, der er kurz vorgibt zu sein. Allein durch die schiere Menge der Charaktere passiert es, dass der ein oder andere etwas blass zurückbleibt, was aber die Erzählung nicht großartig stört und bei so vielen Menschen nur sinnvoll ist, um nicht durcheinander zu geraten.
Magdalena ereilt ein Schicksalsschlag nach dem anderen und es fällt einem aus heutiger Sicht nur sehr schwer, die damaligen Beweggründe und Reaktionen der Menschen zu verstehen. Hier zeigt sich einmal wieder, wie froh wir sein können, dass sich schon so viele geändert hat. Genau das verdanken wir aber auch Frauen, für die Magdalena beispielhaft in diesem Roman steht.

Was mich ein bisschen am Lesefluss gehindert hat, ist die Formatierung in diesem Buch. Hier wurden Absätze eingebaut, wo, für meinen Geschmack, keine notwendig waren, da diese eigentlich einen neuen Abschnitt oder einen Perspektivwechsel in der Geschichte andeuten, wo aber in diesem Buch keiner war.

Das Ende von Magdalenas Geschichte bleibt offen und ist somit nur ein vorläufiges Ende eines Abschnittes in ihrem Leben. Vielleicht hat sich die Autorin damit den Raum für eine Fortsetzung gelassen? Ich würde sie auf jeden Fall lesen.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Der Krimi mit dem Gin

Der Gin des Lebens
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Ben scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein. Er ist Besitzer einer Autowerkstatt, die zwar nur leidlich läuft, aber Geld ist ja nicht alles im Leben. Wichtig ist seine Leidenschaft für das Schrauben ...

Ben scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein. Er ist Besitzer einer Autowerkstatt, die zwar nur leidlich läuft, aber Geld ist ja nicht alles im Leben. Wichtig ist seine Leidenschaft für das Schrauben an den Autos und die Liebe zu seiner Freundin, der er folgerichtig einen Heiratsantrag machen will. Doch als diese den wohlgeplanten Antrag ablehnt, mit der Begründung, sein Leben wäre vorhergeplant und absehbar, bricht für Ben eine Welt zusammen. Ganz benommen von dieser Wendung in seinem Leben und wütend auf die Welt, findet Ben den selbstgemachten Gin seines Vaters. Angeblich das einzig wertvolle, was er seinem Sohn nach einem tragischen Unfall hinterlassen hat. Auch wenn Ben sich mit Gin nicht besonders gut auskennt, merkt er doch, dass dieser Tropfen etwas Besonderes hat und er macht sich auf die Suche nach der Geschichte dieses Gins und der seines Vaters. Die Reise führt ihn nach England, wo er weit mehr über sich und seine Familie herausfindet, als er je ahnen konnte.

Der Klappentext und das Setting haben mich davon überzeugt, dieses Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Englische Landschaft und ein Familiengeheimnis gepaart mit einem guten Krimi, sind genau mein Geschmack. Das Buch ist sehr spannend geschrieben und offenbart erst sehr spät die eigentlichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Handlungssträngen, so dass sich der Leser seine eigenen Gedanken machen kann und immer wieder auf ein Neues überrascht wird. Interessant finde ich auch, dass das Hauptaugenmerk nicht so sehr auf der Kriminalgeschichte liegt, wie ich anfangs vermutet hatte, sondern sich die Handlung mehr auf das Auffinden des Gins und der Entdeckung des Familiengeheimnisses konzentriert. Der Autor schafft es aber dabei trotzdem, alle Aspekte des Romans in einem guten Gleichgewicht zu halten. Die Charaktere sind sehr bildhaft beschrieben und das egal, ob es ein liebevoller oder ein bösartiger Charakter ist. Man kann gut mit den einzelnen Personen mitfühlen und spürt die Wut oder die Anspannung in den einzelnen Situationen.
Stellenweise fällt es mir allerdings schwer, das daraus resultierende Handeln der Personen, komplett nachzuvollziehen. Gibt es auf der einen Seite, für mein Empfinden, zu viel unnötige Brutalität, reagiert der andere Teil mit unglaublicher Naivität und unüberlegten Aktionen. Dabei lässt sich nur schwer beurteilen, wie die Menschen in der Realität in solchen Situationen gehandelt hätten und in wie fern man überhaupt einen Vergleich ziehen kann, aber ich hätte mir an manchen Stellen etwas mehr Besonnenheit gewünscht und vielleicht auch mehr Originalität. Das plötzliche Auftauchen eine Ginhändlers aus Deutschland und die Tatsache, dass auch er nicht nur zu friedvollen Methoden greift, um an das begehrte Ginrezept zu kommen, hat der ganzen noch die Krone aufgesetzt. Irgendwie vermittelt es den Eindruck, als sei das Geschäft mit dem Gin kriminell und mehr als hart umkämpft. Die Vorstellung gefällt mir leider nicht so und stört etwas den, bis dahin durchweg positiven, Eindruck von dem Buch.
Am Schluss werden alle Handlungsstränge wieder zusammengeführt und enden in einem großen Finale, was der Geschichte dann nochmal eine positive Wendung gibt. Gerne hätte das Buch auch bis zur letzten Seite so detailreich sein können, wie der Rest des Buches, aber es gibt nur eine kurze Zusammenfassung und einen Ausblick in das Hier und Jetzt. Somit hat das Buch zwar einen runden Abschluss, aber ich finde, der Schluss passt sich damit nicht so harmonisch in die Gesamterzählung ein.

„Der Gin des Lebens“ ist trotz allen Kritikpunkten ein spannender Kriminalroman, der nicht ganz so klassisch verläuft, wie man es vielleicht erwartet und damit auch den Vielleser noch überraschen kann.

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