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Veröffentlicht am 08.07.2021

Möderisches Urlaubsfeeling

Trüffelgold
3

Marie ist eine erfolgreiche Kommissarin in Paris. Doch sie benötigt dringend eine Auszeit von der stressigen Verbrecherjagd. Wo geht das besser als im wunderschönen Périgord, wo sie früher bereits ihre ...

Marie ist eine erfolgreiche Kommissarin in Paris. Doch sie benötigt dringend eine Auszeit von der stressigen Verbrecherjagd. Wo geht das besser als im wunderschönen Périgord, wo sie früher bereits ihre Sommerferien bei der Großmutter verbracht hat. Während eines Spazierganges in dem malerischen Örtchen trifft sie auf Franck, dem Freund ihrer Bekannten aus Kindertagen, Helene. Noch weiß sie nicht, dass Franck nur wenig später erschossen aufgefunden wird. Wer war Franck wirklich und wer hatte ein Motiv ihn zu töten. Trotz Auszeit ist Maries Spürsinn geweckt und sie nimmt, zusammen mit dem sympathischen Kommissar Leblanc, die Ermittlungen auf.

Der Roman hat einen sehr flüssigen Erzählstil und die Ereignisse bauen logisch aufeinander auf. Der Leser kann so tief in die Geschichte eintauchen und sich in der schönen Landschaft des Périgord verlieren. Diese ist zudem sehr schön beschrieben und auch die Charaktere passen sehr gut in die Szenerie. Jede Figur für sich ist einzigartig und gibt der Geschichte ihren ganz persönlichen Anstrich.

Das Buch gehört definitiv in das Genre des Cozy-Crimes. Dennoch hat es mit persönlich etwas an Spannung gefehlt. Damit müssen nicht immer blutige Details gemeint sein. Dennoch wäre ein bisschen mehr Geheimniskrämerei schön gewesen. Leider merkte man allzu oft schon vorab, ob eine Situation gut ausgeht oder nicht.

Auch der eigentliche Täter wird für meinen Geschmack dann etwas zu unspektakulär aus dem Hut gezogen, besonders dafür, dass er bis dahin gar keine so große Rolle in der Geschichte gespielt hat. Ich habe mir nur gedacht: ´Ah, ok, die Person also. Nun gut. ´ Es fehlte doch ein bisschen der Wow-Faktor. Die Aufklärung anschließend war dann allerdings wieder sehr stimmig und es blieben keine Fragen offen.

Insgesamt empfand ich diesen Krimi sehr unterhaltsam zu lesen, gefesselt im kriminalistischen Sinne hat er mich leider dennoch nicht. Dafür lag der Fokus meiner Meinung nach zu sehr auf anderen Dingen, wie das Leben in dem schönen Dorf und das Leben der Hauptfiguren. Beides war toll erzählt und auch so interessant zu lesen, dass man sich fragt, wie es wohl weitergeht. Doch die Gewichtung sollte in einem Krimi, finde ich, anders gewählt werden.

Trotz allem empfehle ich dieses Buch gerne weiter. Als unterhaltsame Lektüre zwischendurch oder im Urlaub und um sich damit an einen noch sehr ursprünglich, romantischen Teil Frankreichs entführen zu lassen, wenn man selbst gerade nicht reisen kann (oder darf).

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.05.2021

Wunderbares Cozy-Crime Debüt

Frau Helbing und der tote Fagottist
1

Frau Helbing ist Rentnerin und alleinstehend und mit ihrem bisherigen Leben eigentlich ganz zufrieden. Eines Tages zieht ein neuer Nachbar, Henning van Pohl, in das Haus, direkt in die Wohnung über ihr. ...

Frau Helbing ist Rentnerin und alleinstehend und mit ihrem bisherigen Leben eigentlich ganz zufrieden. Eines Tages zieht ein neuer Nachbar, Henning van Pohl, in das Haus, direkt in die Wohnung über ihr. Henning ist Musiker und schenkt Frau Helbing zwei Eintrittskarten für sein aktuelles Konzert und obwohl sie mit klassischer Musik eigentlich nichts am Hut hat, geht sie zusammen mit ihrer Freundin Heide zu dem Konzert. Wenige Tage später allerdings, ist der Musiker tot. Angeblich eine allergische Reaktion auf Wespenstiche. Aber wer hat gleich drei davon unter den Füßen? Frau Helbing ist sich sicher, dass ging nicht mit rechten Dingen zu. Doch die Polizei, mit ihrer recht barschen Kommissarin an der Spitze, glaubt ihr nicht. So muss sie die Sache selbst in die Hand nehmen.

Dieses Krimidebüt hat genau meinen Geschmack getroffen und mich damit überzeugen können. Es ist sehr kurzweilig geschrieben ohne dabei an Informationen oder guten Dialogen einzubüßen.
Die Hinweise und Indizien kommen, für meinen Geschmack, genau an den richtigen Stellen und den richtigen Abständen. Der Schreibstil ist locker und passt sehr gut zu den einzelnen Charakteren, die dadurch auch hervorragend getroffen werden.
Kein Abschnitt oder Zusammenhang wirkt für mich gestellt oder konstruiert, was ebenfalls zu dem sowieso schon angenehmen Lesevergnügen beitrug.
Jetzt kann man kritisieren, dass es manchem Krimifan in der Handlung an Spannung und Nervenkitzel fehlen würde, aber ich finde, ein zu starker Spannungsbogen hätte nicht zu der alten Dame und ihrer Art, den Fall zu lösen, gepasst.
So haben wir hier einen wunderbaren Cozy-Krimi, der alle Punkte, die dieses Genre ausmachen, erfüllt und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Eine große Komponistin ihrer Zeit

Fanny Mendelssohns unerhörtes Gespür für Musik
0

Jeder, der sich heutzutage ein wenig mit klassischer Musik beschäftigt, kennt Felix Mendelssohn. Aber wer hat schon von seiner, nicht weniger begabten Schwester Fanny gehört? Dieses Buch klärt Interessierte ...

Jeder, der sich heutzutage ein wenig mit klassischer Musik beschäftigt, kennt Felix Mendelssohn. Aber wer hat schon von seiner, nicht weniger begabten Schwester Fanny gehört? Dieses Buch klärt Interessierte mit einer sehr fundierten und abwechslungsreichen Geschichte, vielleicht mehr einer Abhandlung, über das Leben und Wirken der Fanny Mendelssohn auf.

Ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass ihre Geschichte in einem Roman verarbeitet wird, war aber auch nicht enttäuscht, dass dem nicht so war. Die Autorin schafft es auch in dieser Form, die Erlebnisse von Fanny und ihre Sorgen und Gedanken dem Leser näher zu bringen. Dabei behilft sie sich mit Auszügen aus persönlichen Briefen der Familie Mendelssohn und mit bereits erforschten Fakten rund um Felix Mendelssohn. Aber auch andere berühmte Persönlichkeiten hatten engen Kontakt zu der Musikerfamilie und aus ihren Tagebüchern und Erzählungen lässt sich mindestens genau so viel erfahren. Diese Mischung hat mir sehr gut gefallen.

An manchen Stellen hätte ich mir allerdings noch etwas mehr zeitliche Bezüge gewünscht, diese gingen ab und zu verloren. Auch wurde das Buch sehr wahrscheinlich nicht chronologisch geschrieben, was an sich auch nicht untypisch ist. Jedoch wiederholen sich an manchen Stellen Angaben und Namen, als würden sie dort das erste Mal im Buch auftauchen, was mich persönlich, in meinem Lesefluss, stolpern lies.
Ich kann dieses Buch aber nur allen empfehlen, die sich für (klassische) Musik begeistern und mehr über die großen Komponisten unserer Vergangenheit erfahren möchten. Denn, so viel darf ich verraten, zu diesen Komponisten gehörte auch Fanny Mendelssohn.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Familiengeschichte aus einem anderen Blickwinkel

Dein ist das Reich
0

Deutschland Anfang des 20. Jahrhundert. Gerade auf den Dörfern ist das Leben noch sehr religiös geprägt. So sehen es viele Bewohner als ihre große Aufgabe an, diesen christlichen Glauben den vermeintlich ...

Deutschland Anfang des 20. Jahrhundert. Gerade auf den Dörfern ist das Leben noch sehr religiös geprägt. So sehen es viele Bewohner als ihre große Aufgabe an, diesen christlichen Glauben den vermeintlich rückständigen Völkern zu überbringen. Um ihnen damit den Halt und die Struktur zu bieten, den ihnen der Glauben selbst auch schenkt. Der Gedanke, dass diese vorwiegend im Südpazifik lebenden Völker, bereits ihre eigene Struktur haben und für ihre Verhältnisse ein gutes Leben führen, liegt jenseits der Vorstellungskraft eines, zur damaligen Zeit, guten Christen.

Heiner Mohr und Johann Hensolt sind solche guten Christen und sie machen sich auf die lange Reise in fremde Länder, um als Missionare ihre Arbeit zu tun. Das Buch „Dein ist das Reich“ beschreibt den Lebensweg dieser beiden Männer und ihren Familien. Erzählt von den Sorgen und Problemen, die sie in ihrer neuen Heimat erwarten und zeigt, dass auch so weit von Deutschland entfernt der politische Einfluss der 30er und 40er Jahre keinen Halt vor ihnen macht.

Der Aufbau des Buches war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da wir hier nicht einen klassisch geschriebenen Roman vor uns haben, sondern eine Nacherzählung der Enkelin der vier Hauptcharaktere. Durch frühere Berichte ihrer Großmutter, aber auch ihrer eigenen Eindrücke zeichnet sie ihre Familiengeschichte auf ganz eigene Weise nach. Oft weißt sie dabei darauf hin, dass es ihr gerade in jungen Jahren schwer viele die Geschichte ihrer Großeltern zu verstehen und für sich zu verarbeiten. Auch der Leser dieses Buches wird es sicher das ein oder andere Mal schwer haben, sich in die Gefühle und Gedanken der Personen hineinzuversetzen. In den letzten hundert Jahren hat sich die Welt glücklicherweise stark verändert.
Trotz allem wird hier nicht mahnend der Finger gehoben, was ich im Zusammenhang mit der Geschichte sehr passend finde. Denn so war es nun mal und wir selbst können es nur besser machen.

Wie bereits oben erwähnt, ist es für meinen Geschmack eher eine Nacherzählung von Ereignissen und es fehlt daher der gewohnte strukturelle Aufbau eines Romans, der hier für etwas mehr Spannung sorgen könnte. Das sollte man bei der Wahl des Buches berücksichtigen.
Zusammenfassend aber kann ich sagen, dass ich die Geschichte in großen Teilen und abgesehen von ein paar wenigen, etwas eintönigen Stellen, sehr interessant fand. Der Schreibstil hat mir ebenfalls zugesagt und hat das Lesen sehr flüssig und leicht gestaltet.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Ein Engel für das Schicksal

Sieben Tage am Meer
3

Die drei Freundinnen Marlies, Cornelia und Gitta sind unglücklich. Alles, was sie sich je gewünscht und erhofft haben in ihrem Leben, ist ausgeblieben. Kinder, eine steile Karriere als Sängerin oder die ...

Die drei Freundinnen Marlies, Cornelia und Gitta sind unglücklich. Alles, was sie sich je gewünscht und erhofft haben in ihrem Leben, ist ausgeblieben. Kinder, eine steile Karriere als Sängerin oder die Liebe für das ganze Leben. Jede der drei Frauen hat ihren Rucksack zu tragen. Daher beschließen sie, sich für eine kleine Auszeit vom traurigen Alltag auf der Insel Sylt zu treffen. Doch bereits in der ersten Nacht im Ferienhaus erscheint ihnen im Schlaf ein Engel, der sie in den „Club der Engel“ aufnimmt und ihnen aufträgt, andere Menschen glücklich zu machen. Am nächsten Morgen sind sich die drei sicher. Da war zu viel Alkohol im Spiel. Oder doch nicht?

Obwohl der Roman sehr leicht und flüssig geschrieben und damit angenehm zu lesen war, habe ich mich gleichzeitig sehr gehetzt gefühlt. Das mag zum einen an den, speziell für den Beginn einer Geschichte, relativ kurzen Erzählabschnitten gelegen haben. Möchte man doch die einzelnen Charaktere erst einmal in Ruhe kennen lernen. Hauptsächlich lag es aber daran, dass sich die Handlung, für meinen Geschmack, als eine stete Aneinanderreihung von Superlativen entpuppt hat. Anstatt sich intensiver mit den persönlichen Gefühlen auseinander zu setzen, stolpert eine Freundin nach der anderen, immer noch frustriert über das eigene Schicksal, in eine verrückte Situation nach der anderen. Dabei wirkten diese Situationen sehr oft so gemacht und konstruiert, dass sie nur wenig glaubwürdig waren (auch mit Engelskräften).
Mit den Charakteren an sich, konnte ich mich ebenfalls nur schwer identifizieren. Für mich fehlte es ihnen an Individualität. Das hat sich auch während des Lesens bemerkbar gemacht, indem es mir schwer fiel, die einzelnen Frauen auseinander zu halten und ich mich ständig fragte: Ist das jetzt die, welche von ihrem Mann verlassen wurde oder die, ohne glitzernde Karriere? Ein Mitfühlen mit den drei Frauen war damit kaum möglich.
Die Idee mit dem Engel als Unterstützer und Vertrauter in schwierigen Lebenssituationen fand ich dagegen sehr schön, muss aber auch hier sagen, dass sie mir nicht tief genug ging. Viele Fragen bleiben hier unbeantwortet und damit die Handlung für mich in großen Abschnitten nur schwer greifbar. Nur am Ende des Buches nahm die Geschichte für mein Empfinden nochmal einen positiven und realistischen Verlauf, den ich mir für das ganze Buch gewünscht hätte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Geschichte deutlich gezeigt hat, dass es nie gut ist, sich und sein Leben ständig mit dem Anderer zu vergleichen und man ein Stück weit sein Schicksal, oder wie man es auch nennen möchte, einfach annehmen sollte. Das ist immer einfacher gesagt als getan und einen Engel zur Seite gestellt zu bekommen, der einen das Vertrauen in das eigene Leben wieder zurückgibt, ist sicher für jeden ein beruhigender Gedanke. Einfach zu wissen, dass alles, was passiert, vielleicht doch einen Sinn ergibt und man so einen Engel einfach mal lassen machen kann.
Leider fühlte ich mich zu oft an eine Daily Soap, wie Sturm der Liebe, oder auch an Sketch Comedy Szenen erinnert. Mal übertrieben kitschig dann wieder unglaublich komödiantisch. Diese sind für sich genommen gut und zu Recht erfolgreich, aber in einem Buch zusammengewürfelt und mit einem Engel gespickt doch etwas zu viel des Guten und damit nicht mein Lesegeschmack.

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