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Veröffentlicht am 12.12.2022

Lebendige Geschichte

Der Salon
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Nachdem ‘Der Salon: Wunder einer neuen Zeit schon absolut überzeugen konnte, ist es der Autorin auch mit der Fortsetzung gelungen, uns ein Stück jüngerer deutscher Geschichte lebendig zu vermitteln. Wie ...

Nachdem ‘Der Salon: Wunder einer neuen Zeit schon absolut überzeugen konnte, ist es der Autorin auch mit der Fortsetzung gelungen, uns ein Stück jüngerer deutscher Geschichte lebendig zu vermitteln. Wie schon bei Band eins überzeugten nicht nur die Handlung und die Charaktere, sondern auch die intensive Recherche, die eingeflossen ist und selbst im kleinsten Detail steckt. Dabei kommt der Roman nicht belehrend herüber. Frau Fischer versteht es, die Vergangenheit am Beispiel ihrer Figuren lebendig werden zu lassen, wobei auch diverse Fakten einfließen.
Nicht nur ist es ihr gelungen, das London der swinging 60s bildhaft darzustellen, sondern auch München und die umliegenden Dörfer. Ich war noch nie in München, fühlte mich im Buch aber dort ganz wie zuhause.
Die Umwälzungen in Sachen Frisuren Mode, und sexueller Freiheit welche die 60er Jahre geprägt haben finden wir hier verdeutlicht am Beispiel Lenis und ihrer Freundin Charlotte.
Die Autorin schreckt auch nicht davor zurück, an dunkle Kapitel dieser Vergangenheit zu rühren, wenn es zum Beispiel um Homosexualität geht.
Es ist also nicht alles heile Welt, aber insgesamt ist der Ton leicht und positiv, und am Ende trennt man sich nur ungern von den ProtagonistInnen welche man im Verlauf der Bücher kennen und lieben gelernt hat.
Ich würde dieses Buch allen empfehlen die geschichtsinteressiert sind, oder einfach nur ein sehr gutes Buch lesen möchten.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Großartig!

Transatlantik
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Man mag es sicher kaum für möglich halten, aber dies ist der erste Band dieser Reihe den ich gehört habe. Auch die auf den Büchern basierende Fernsehserie habe ich nie gesehen, noch wusste ich den Autor ...

Man mag es sicher kaum für möglich halten, aber dies ist der erste Band dieser Reihe den ich gehört habe. Auch die auf den Büchern basierende Fernsehserie habe ich nie gesehen, noch wusste ich den Autor zuzuordnen. Ich habe dieses Buch ausgesucht weil mich der Klappentext ansprach, und natürlich der Erzähler, David Nathan!

Aber WOW -- was für ein großartiges, spannendes Buch! Obwohl es schon acht vorhergehende Bände gibt, wurde alles so erzählt, dass ich der Geschichte auch ohne jegliche Vorkenntnisse folgen konnte!
Jetzt bin ich so begeistert, dass ich die versäumten Bände sobald als möglich nachholen werde -- und bis ich das geschafft habe, gibt es hoffentlich schon die eine oder andere Fortsetzung, denn ich will unbedingt wissen wie es weitergeht.

Die beklemmende Atmosphäre im Deutschland unter den Nazis wird sehr eindrücklich beschrieben, nicht nur am Beispiel Charlottes und ihrer Freunde, sondern auch am Beispiel der Schicksale von Fritz und Hannah.
Ich hoffe sehr, auch die Beiden in einer Fortsetzung wieder anzutreffen!

Wie gewohnt liest David Nathan erstklassig, es ist sehr angenehm ihm zuzuhören.
In Verbindung mit dieser wirklich spannenden und faszinierenden Geschichte habe ich die letzten beiden Nächte recht schlaflos verbracht, denn ich musste unbedingt wissen wie es weitergeht!
Auch für Neueinsteiger absolut geeignet.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Hyperinflation statt Goldene Zwanziger

Totentanz – 1923 und seine Folgen (ungekürzt)
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Am Beispiel des Jahres 1923 erleben wir ein Stück Geschichte der Weimarer Republik.
Dieser Abschnitt der Geschichte wird plastisch dargestellt anhand einiger hervorstehender Personen wie zum Beispiel Käthe ...

Am Beispiel des Jahres 1923 erleben wir ein Stück Geschichte der Weimarer Republik.
Dieser Abschnitt der Geschichte wird plastisch dargestellt anhand einiger hervorstehender Personen wie zum Beispiel Käthe Kollwitz, Anita Berber, und Hugo Stinnes -- wobei nur letzterer von der Inflation profitierte.
Das Buch ist eine Faktensammlung, aber durch die Personalisierung der Fakten wirkt es eher wie ein Roman und wird an keinem Punkt langweilig.
Das Thema Der Inflation ist natürlich momentan sehr brisant, da Deutschland zur Zeit eine Inflation erlebt wie schon seit 70 Jahren nicht mehr.
Prompt fragte dann auch der MDR am 29. September diesen Jahres: "Droht uns eine Hyperinflation wie in den Zwanzigern?"
Dieser Gedanke ist tatsächlich sehr beunruhigend, auch wenn der MDR zu dem Schluss kommt, dass Deutschland von einer Hyperinflation meilenweit entfernt ist -- trotzdem erleben wir alle die Auswirkungen der Inflation, und keiner weiß, wohin das noch führen wird. Als Kassiererin erlebe ich hautnah, wie die Preise fast täglich steigen, es ist extrem beunruhigend.

Ich würde das Buch jedem empfehlen der mal die andere, dunkle Seite der goldenen 20er Jahre entdecken, und zeitgleich ein wichtiges Stück deutscher Geschichte erleben möchte das den Boden bereitete für die Nazis -- auch heutzutage ist ein deutlicher Rechtsruck in der verunsicherten Bevölkerung zu erleben.
Es ist alles sehr beunruhigend.

Stephan Schad liest das Buch großartig, ohne Effekthascherei, aber auch nicht dröge; seine Erzählweise trägt absolut zu dem Bucherlebnis bei; man kann sich in der Erzählung verlieren und stundenlang zuhören.

Vielen Dank an Harper Audio via Netgalley für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Verworren

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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Ich äußere mich normalerweise nicht über das Cover, finde es aber in diesem Fall sehr gelungen, da es sowohl einen Bezug zum Titel, als auch zu der Postkarte hat die alles ins Rollen bringt.

Das -- und ...

Ich äußere mich normalerweise nicht über das Cover, finde es aber in diesem Fall sehr gelungen, da es sowohl einen Bezug zum Titel, als auch zu der Postkarte hat die alles ins Rollen bringt.

Das -- und die ausgezeichnete Erzählung von Jonas Minthe sind dann aber schon die einzigen uneingeschränkt positiven Seiten die ich dem Buch abgewinnen kann.

Ich habe unverhältnismäßig lange gebraucht um es zu hören. Mich hat die Idee sehr interessiert, aber die Umsetzung lässt mich fragen ob das Buch einfach nur sehr verwirrend, oder gar verworren ist. Tatsächlich tendiere ich zu Letzterem. Dass mein kostenloses Rezensionsexemplar keinerlei Kapitelüberschriften hat, ja die Tracks nicht einmal nummeriert sind, hat sicherlich zu der Verwirrung beigetragen.

Der gesamte mittlere Teil hat mich derart gelangweilt dass ich öfter eingeschlafen bin, und ohne Lesezeichen war die Suche dann extrem schwierig.

Das letztere hat natürlich mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun, aber die vielen Zeitsprünge in diverse Realitäten trugen ein übriges dazu bei dass ich mitunter nicht wusste, ob ich was verpasst hatte, und wenn ja, was.

Mit dem Ende kann ich leben, aber letztendlich war mir der Ausgang tatsächlich irgendwann egal.

Außer Joe konnte ich keinem der Charaktere etwas abgewinnen, besonders nicht der Person, die Joe so verzweifelt suchte. Leider kann ich zu deren Charakter nichts sagen ohne zu spoilern.

Fazit:

Das Buch wird definitiv seine Liebhaber und Fans haben, war aber nichts für mich. Nachdem mich schon der Uhrmacher in der Filigree Street nicht überzeugen konnte, und der Leuchtturm jetzt auch nicht, werde ich keine weiteren Bücher dieser Autorin lesen.

Dieses ist ein Buch das ich vermutlich abgebrochen hätte, wäre es nicht ein Rezensionsexemplar gewesen.

Mein Dank für das Rezensionsexemplar geht an

Jumbo_Verlag via

Netgalley

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Erinnerungen

Unterwegs nach Chevreuse
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Jean Bosmans führt uns zurück in seine Vergangenheit : auf zwei Ebenen. Wir gehen mit ihm sowohl 15, als auch 50 Jahre zurück. Dieses Erinnern an das Erinnern ist ein sehr wirkungsvolles Stilmittel zum ...

Jean Bosmans führt uns zurück in seine Vergangenheit : auf zwei Ebenen. Wir gehen mit ihm sowohl 15, als auch 50 Jahre zurück. Dieses Erinnern an das Erinnern ist ein sehr wirkungsvolles Stilmittel zum erzeugen von Spannung.
Im Grunde passiert im Roman nicht wirklich etwas, aber das Rätsel will gelöst werden: warum ist jemand hinter Jean her, und warum fühlt er sich bedroht?
Dazu muss er in seine Kindheit zurück reisen, wo er etwas gesehen hat, das für andere wichtig ist.
Lange Zeit ist seinem 20jährigen Ich nicht klar, wie alles zusammenhängt.
Mit jedem neuen Erinnerungsfetzen wird er jedoch unruhiger, er bemerkt, dass seine Bekanntschaften nicht zufällig sind, und dass ein Plan hinter zum Beispiel der Reise nach Chevreuse steckt.
Chevreuse: das sind vornehmlich Erinnerungen an eine wundervolle Landschaft, an Sommer. Freunde, und das Haus in dem er aufwuchs.
Wo seine Eltern sich befanden wird nicht erklärt, sie scheinen aber abwesend zu sein.
Stattdessen sind da eine Frau und ein Mann, und an beide wird er 15 Jahre später erinnert durch Gegenstände die er als Kind schon gesehen hat.

Überhaupt wird gut beschrieben, was alles Erinnerungen auslösen kann, und wie heftig man auf diese Erinnerungen reagieren kann. Auch die Tatsache, dass Erinnerungen keine Fakten sind und sehr trügerisch sein können, wird nicht außer Acht gelassen. Das bemerkt man schon als Jean feststellt, dass alles, was ihm als Kind groß vorgekommen ist, aus der heutigen Perspektive viel kleiner ist; ja selbst die Zeit ist eine andere.
Die Sprache ist poetisch und nimmt einen gefangen. Man spürt, wie sich das Netz, dass gewoben wird, zusammenzieht, und ist erleichtert, dass es ein Entkommen gibt.

Walter Kreye hat eine sehr angenehme Stimme und hat das Buch perfekt vorgelesen. Wäre es in Ich-Erzählung geschrieben, hätte man sicher denken können Walter Kreye 'sei' der Protagonist.
Er liest das Buch in unaufgeregter Weise vor, ohne dass es jemals langweilig würde; auf gut neudeutsch gesagt: er liest es pitch perfect.
Ich habe mal geguckt, was er sonst noch so gelesen hat und könnte mir gut vorstellen, dass ich eines oder mehrere dieser Bücher anhören werde.

Vielen Dank an Netgalley und Hörbuch Hamburg für das Rezensionsexemplar.

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