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Veröffentlicht am 17.04.2018

Ungewöhnliche, sehr sarkastische Herangehensweise an geschickt eingefädelte Mythen mit leider nicht nachvollziehbarer da zu schneller Liebesgeschichte

Fenrir
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Inhalt:

Emma will eine erfolgreiche Archäologin werden, doch momentan kämpft sie sich noch mit Praktikanten-Jobs ab. Die Aussicht auf einen plötzlichen Ruhm schnuppert sie, als sie bei einer Expedition ...

Inhalt:

Emma will eine erfolgreiche Archäologin werden, doch momentan kämpft sie sich noch mit Praktikanten-Jobs ab. Die Aussicht auf einen plötzlichen Ruhm schnuppert sie, als sie bei einer Expedition sich alleine im Wald verläuft, in eine Schlucht stürzt, einen Wolf befreit und nach einem Sturz in die Ohnmächtigkeit unter einem nackten Mann aufwacht - mit spitzen Ohren. Bleibt nur die Aufgabe, diesen irgendwie von den neugierigen Blicken ihres Teams abzuschirmen und die Präsentation ihres Fundes vorzubereiten.
Insgeheim ahnt Emma, dass der mysteriöse Fremde, der keine Ahnung von der Welt zu haben scheint, ihren Fragen ausweicht und ungewollt Gefühle in ihr weckt, nicht menschlich ist. Doch was er wirklich ist, bringt ihre ganze Welt ins Wanken ...

Meine Meinung:

Ich bin nicht wirklich gut in die Geschichte reingekommen, was einmal an der Protagonistin liegt, dann aber auch irgendwie an der Handlung. Mein Problem war ein bisschen, dass sich mein Wissen über die nordische Mythologie ähnlich wie bei Emma vor allem auf die "Thor"-Filme stützt, ich aber ganz grob die Legende hinter dem Titel kannte. Was leider grob genug war, dass ich mir zusammen reimen konnte, wer er ist, womit ich Emma um über ein Drittel des Buches voraus war.
Und ja, klar, es macht Sinn, dass er es ihr nicht sagt. Es macht auch Sinn, weil das jetzt nicht gerade zum Standardwissen gehört und es passt auch zum Spannungsaufbau, aber ich fands zwischendurch einfach ein wenig anstrengend, was aber auch mit dem Verhalten der Protagonistin zusammenspielte.
Ansonsten fand ich die Einwebung der Mythologie aber definitiv sehr gelungen und diese im Allgemeinen - da griechische Mythologie doch recht dominierend ist und ich, wie gesagt, nicht so viel über diese weiß - sehr interessant. Erst recht aus dem Blickwinkel der Protagonistin, aber dazu später nochmal. Es gibt teilweise eine ungewöhnliche Herangehensweisen an die Mythen, die aber geschickt in die Handlung eingefädelt wurden und - soweit ich das beurteilen kann - gut recherchiert sind.

Also, die Protagonistin. Diese ist Mitte 20 und hat ihr Studium schon hinter sich. Ansonsten gibt es hier ein paar Klassiker: Sie ist die unscheinbare Frau, die nicht klassisch schön ist - in diesem Fall, weil sie ziemlich groß ist - und hat eine unheimlich gutaussehende beste Freundin, die hier die reinste Zicke ist und nur Männer verführt. Was ich von dieser, äh, Freundschaft halten soll, weiß ich auch noch nicht so ganz, weil Meghans Verhalten echt nicht toll ist.
Emma hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich, an der sie immer noch knabbert, lebt in einer kleinen Wohnung in Berlin, kämpft mit ihren schlecht bezahlten Jobs quasi um ihre Existenz und träumt vom Erfolg in einem nicht erfolgsversprechenden Beruf. Ihre Begeisterung für die Archäologie kam auch wirklich rüber - allerdings für meinen Geschmack im Angesichts der Dinge, mit denen sie es zu tun hat, ein bisschen zu sehr.
Denn manchmal kommt sie so schon ein bisschen naiv rüber, zumindest, wenn sich ihre Gedanken um die Forschung dreht und sie wirklich glaubt, dass es kein Problem sei, den Fremden - der sich Wulf nennt - als ihr Forschungsobjekt vorzustellen und erforschen zu lassen. Ja, klar.

Ansonsten ist sie durchaus selbstbewusst, wenn auch manchmal etwas unsicher, und handelt oft impulsiv. Sie ist durchaus mutig und bietet Paroli. Ein wesentlicher Pluspunkt dieses Buches ist sowieso der Humor. Ich mochte Emmas Sarkasmus wirklich sehr und ihre ironischen Kommentar, die sie immer und zu allem einstreut, waren ungemein unterhaltsam. Ihr Sarkasmus ist stets präsent und trägt dadurch deutlich zum Unterhaltungswert bei, was gerade in Verbindung mit den Mythen für zusätzlichen Humor sorgt und was ich wirklich sehr mochte.
Zwischendurch hätte ich mir allerdings gewünscht, dass ihre Selbstständigkeit als Frau noch ein bisschen mehr ausgearbeitet worden wäre, als sie auf die Frage, warum sie keinen Mann hat, ernsthaft sich dafür Schuld gibt, statt zu kontern, dass so eine Einstellung ja wohl sowas von letztes Jahrhundert ist.

Insgesamt kam ich mit ihrem Verhalten aber zum Ende hin besser klar. Fesselnde Passagen wechselten sich mit kleineren Längen ab, ehe ich das Ende dann nochmal in einem Rutsch durchlas.
Auch bei den Nebencharakteren wird oft Tiefe angedeutet und ihre Handlungsgründe sind meist nachvollziehbar. Es gibt nicht direkt ein Schwarz-Weiß-Denken, was ich ebenfalls mochte.

Mein größtes Problem war allerdings die Liebesgeschichte, denn die lief VIEL zu schnell ab. Die beiden schlafen nach EINEM Tag in einem Bett und nach ein paar Tagen ist Emma unsterblich verliebt - wtf? Von Anfang besteht quasi körperliche Anziehung, was ja auch nicht schlimm wäre, wenn das nicht so unheimlich schnell eskalieren würde.
Emma nimmt Wulf aus Mangel an Alternativen - Geld für ein Hotel hat sie nicht - bei sich auf und schon gleich am Abend fängt er an, ihre Sachen ins Ohr zu raunen, und wie gesagt, das Tempo wird danach nicht wirklich geringer. Ich hab echt nicht ganz verstanden, wieso Emma nach ein paar Stunden des Kennens bei seinem Anblick schon quasi vor Erregung zusammenbricht. Und das lief irgendwie ziemlich schnell dann auch durchaus nicht nur auf der körperlichen, sondern auch auf der mentalen und der Gefühlsebene ab.
Hätten die beiden ein paar Tage mehr Zeit gehabt, um sich wirklich mal kennenzulernen, wären viele der Handlungen auch um einiges nachvollziehbarer gewesen. So fand ich die Vorgänge manchmal schon ein wenig, sagen wir, unverständlich und irritierend. Dabei war die Idee durchaus ziemlich cool, sodass ich mich irgendwann dazu entschloss, das einfach hinzunehmen. Romantik-Fans dürften auf ihre Kosten kommen.

Fazit: Coole Umsetzung geschickt eingefädelter Mythen; unheimlich unterhaltsam dank des stets präsenten Sarkasmus der Protagonistin, die anfangs ein wenig naiv anmutet, die mir aber zunehmend sympathischer wurde und durchaus Mut beweist; allerdings nicht nachvollziehbare Liebesgeschichte, da die Beteiligten sich gefühlt nach wenigen Stunden des Kennens schon die Kleider vom Leib rissen

Veröffentlicht am 29.03.2018

Faszinierende Idee, aber holpriger Stil, unrunde Geschehnisse und sehr jugendliche Charaktere

Dreamkeeper 1. Die Akademie der Träume
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In einem Genre, das vor allem vom amerikanischen Setting dominiert wird, sorgt dieses Buch durchaus für Abwechslung. Allegra wohnt in München und wird dann nach Avignon an die Akademie gerufen - alles ...

In einem Genre, das vor allem vom amerikanischen Setting dominiert wird, sorgt dieses Buch durchaus für Abwechslung. Allegra wohnt in München und wird dann nach Avignon an die Akademie gerufen - alles sehr europäisch. Bis zum Schluss überrascht hat mich allerdings, wie fließend Allegra Französisch spricht, dafür, dass sie selbst behauptet, es nur in der Schule gehabt zu haben.

Allegra habe ich am Anfang irrtürmlich für achtzehn gehalten, ehe ich herausfand, dass sie erst sechzehn ist, was deutlich besser zu ihrem doch recht jugendlichen Verhalten passt. Das Buch wird von dem Verlag ab vierzehn Jahren empfohlen, zwischendurch hatte ich aber fast das Gefühl, die Zielgruppe bestünde aus jüngeren LeserInnen, was einerseits an dem doch recht jugendlichen Verhalten der Charaktere lag, aber auch daran, dass mich das Ganze teilweise an eine Abenteuer- oder wahlweise Detektivsgeschichte erinnerte - zumindest von der Art, wie die Charaktere sich teilweise verhalten.
Hinzu kam, dass ich persönlich den Stil als sehr holprig empfunden habe. Hatte ich am Anfang noch die Hoffnung, dies würde sich legen, bestätigte sich das nicht. Auch die Sprache ist recht jugendlich gehalten, gleichzeitig fühlten sich für mich auch die Geschehnisse nicht ganz rund an.

Allegra wird mit sechzehn vorzeitig an die Akademie gerufen, weil man hofft, dass sie dieselbe einzigartige Gabe hat wie ihr Vater, und weil AgentInnen in der Traumwelt verschwunden sind. Um diese zu finden, drängt die Zeit. Allegra bekommt das Flugticket am Vortag, taucht dann da auf und hat plötzlich nur noch zehn Minuten, um die AgentInnen zu retten. In den zehn Minuten wird sie ganz entspannt begrüßt, ihr das Grundkonzept erläutert und zu einem anderen Raum gelaufen - mit anderen Worten, das waren sehr, sehr lange zehn Minuten.
Später wird Allegra mitten im Schuljahr in den Unterricht gesteckt, während ihre MitschülerInnen gut zwei Jahre älter sind, weil man normalerweise erst mit achtzehn dort anfängt, was aber anscheinend gar kein Problem ist.
Auch zum Schluss hin konnte ich die Ereignisse nicht immer ganz ernst nehmen, was auch daran lag, dass das Verhalten der Charaktere zu der eigentlichen Ernsthaftigkeit für mich nicht ganz passte.

Dabei ist es nicht mal so, dass keine Spannung da wäre. Von Anfang ist eine gewisse Grundspannung vorhanden, und mich hat es dann auch nicht gestört, wenn sich nicht eine Action-Szene an die nächste reihte, sondern Wert darauf gelegt wurde, die Informationen zu dieser durchaus faszinierenden Idee zu vermitteln. Dabei bemüht sich die Autorin, dem Ganzen einen Hauch Wissenschaftlichkeit zu vermitteln, jedoch hatte ich mir persönlich mehr Verbindungen zur tatsächlichen Traumforschung gewünscht.
Wem man trauen kann und wem nicht war tatsächlich teilweise nicht ganz klar, teilweise dann schon, wobei ich vermute, dass das bei den letzteren Fällen bewusst so war, eben um Spannung aufzubauen.
Eine kleine Liebesgeschichte gibt es auch, die jedoch im Hintergrund spielt und sich eher langsam, wenn auch vorhersehbar entwickelt. Allerdings fand ich hier teilweise das Timing nicht so ganz passend.

Allegra ist wie gesagt eher jugendlich. Ihre naive, impulsive und teils trotzige Art mag man als Ecken und Kanten werten können, für mich als Leserin war sie aber teilweise ziemlich anstrengend. Minderwertigkeitskomplexe sucht man immerhin hier vergebens, Allegra ist selbstbewusst und weiß, was sie will. Nichtsdestotrotz sind ihre Handlungen manchmal ein wenig sehr direkt und unüberlegt, sodass ich sie manchmal fast dämlich fand und oft nicht wirklich nachvollziehen konnte. So konfrontiert sie bei einem Verdacht diese Person direkt, als würde die jetzt zugeben, dass sie der/die VerräterIn ist ...
Gleichzeitig ist sie die klassische Besondere mit der einzigartigen Gabe, die sie dazu befähigt, fast mühelos in diese Aktivität einzusteigen. Ihre Eltern wurden vor Jahren bei einem Einsatz ermordet und gelten heute in der Akademie als Helden. Während sie sich anfangs noch darüber beschwert, auf ihre Eltern reduziert zu werden, fordert sie später, dass man ihr die genauen Informationen über den Einsatz und das Drumherum mitteilt, weil sie ja quasi ein Anrecht darauf hätte. Dabei wissen ihre MitschülerInnen auch nicht wirklich mehr, und ich meine, das ist eine Geheimorganisation ...

Was ich ganz schön fand, war die Beziehung zu ihrer Schwester, die als sehr eng und vertraut dargestellt wird und von viel Nähe geprägt ist. Ihre ältere Schwester, die mit der Akademie an sich nichts zu tun haben möchte, kann sie jederzeit anrufen und um Rat fragen.
Bei den anderen Charakteren werden teils typische Rollen eingenommen - die beste Freundin und Zimmernachbarin, die Zicke -, die aber nicht konsequent in alle stereotypischen Bereiche verfolgt werden. Wobei sie auch nicht wirklich stark ausgearbeitet werden. Aber auch die Charaktere in Allegras Alter haben sich für mein Empfinden oft sehr jugendlich verhalten. Internatsfeeling wurde dabei beispielsweise durch gemeinsame Unternehmungen hergestellt.

Fazit: Trotz faszinierender Idee habe ich die Charaktere als sehr jugendlich und den Stil als sehr holprig empfunden, und hatte teilweise das Gefühl, weniger eine Young Adult-Fantasy-Story als vielmehr eine Abenteuergeschichte für jüngere LeserInnen zu lesen. Die Geschehnisse fühlten sich für mich oft einfach nicht rund an. Die Protagonistin ist zwar durchaus selbstbewusst, dabei aber auch naiv und impulsiv, und handelt oft unüberlegt und direkt.

Veröffentlicht am 05.03.2018

Sarkastische, selbstbewusste Protagonistin in einer erfrischend klischeefreien Story

Tanz, meine Seele
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Dieses Buch ist alles andere als eine typische New Adult-Story, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Es gibt keine unbescholtene Protagonistin, die zum ersten Mal hinaus in die Welt auf ein College ...


Dieses Buch ist alles andere als eine typische New Adult-Story, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Es gibt keine unbescholtene Protagonistin, die zum ersten Mal hinaus in die Welt auf ein College zieht und dort den mysteriösen Bad Boy mit der tragischen Vergangenheit trifft und sich unsterblich in ihn verliebt - nichts läge dieser Geschichte ferner. Dieses Buch beweist, dass das Genre so viel mehr kann als die üblichen Klischees, und begeisterte mich mit einer Geschichte, die zwar nicht direkt unvorhersehbar ist, aber doch auf ihre Weise einzigartig.
Zum Einen spielt die Story erst mal zu meiner Freude nicht in den USA, sondern in Frankfurt. Was im Übrigen eine Stadt ist, die mir da erste Mal als Setting begegnet, was ich ebenfalls als positiv wahrnahm.

Die Protagonistin Harper, bei der alle Mitmenschen erst mal durchgefallen sind, die ihren Namen nach der Vorstellung ungläubig wiederholen, studiert eigentlich auch eher halbherzig Sprachwissenschaft, ihre eigentliche Leidenschaft gilt dem Tanz. Ihre Tanzrichtungen sind dabei vor allem Modern, Contemporary und Street. An dieser Stelle möchte ich als Tänzerin einfach mal sagen, dass mir die Darstellung des Tanzes total gefallen hat. Die Leidenschaft kam rüber, das, was das Tanzen ausmacht, die Disziplin, die darein gesteckt werden muss ... alles.
Somit spielt das Tanzen auch eine wesentliche Rolle in dem Buch, zumal es Harpers Traum ist, eine professionelle Ausbildung zu absolvieren - auch wenn ihre bisherigen Bewerbungen im Sand verlaufen sind. Auch das zeigt die Autorin: Dass man nicht immer Erfolg hat, dass man auch mal scheitert und dass man dann weiterkämpfen muss. Und Harper kämpft.

Harper ist generell eine Protagonistin, die mir unheimlich sympathisch war. Von der ersten Zeile an. Das liegt vor allem auch an dem Schreibstil, in dem sich ihr ausgeprägter Sarkasmus wiederspiegelt. Sie spart nicht an bissigen Kommentaren und ironischen Bemerkungen, und brachte mich damit immer wieder zum Grinsen, was das Lesen unheimlich unterhaltsam macht. Allein wegen dieses Stils lohnt es sich das Buch zu lesen - und der Rest ist genauso gut. Zudem hatte er die Angewohnheit, mich so in seinen Bann zu ziehen, dass ich die abgesteckten Leseabschnitte in der Leserunde regelmäßig überschritt, weil ich versehentlich wieder ein Kapitel zu weit gelesen hatte.
Gleichzeitig greift Harper manchmal auch typische Buchklischees auf, die dann selbstironisch kommentiert werden, so macht sie sich gleich zu Beginn über diese typische Spiegelbild-Selbstbeschreibung-Szene lustig.

Harpers Sarkasmus kommt auch deshalb so gut rüber, weil sie alles andere als das unbedarfte, schüchterne, selbstzweifelnde Mauerblümchen ist. Stattdessen ist sie absolut selbstbewusst, selbstständig, weiß, was sie kann, steht zu sich selbst und lässt sich nicht unterkriegen. Selbstsicher gibt sie anderen Kontra, was sich gerade dann auszeichnet, wenn ein gutaussehender Typ auftaucht und sie immer noch nachdenken und Paroli bieten kann, ohne sich jemals zu verstellen. Das war einfach unheimlich erfrischend und auch deswegen habe ich das Buch sehr gerne gelesen.
Das heißt jedoch nicht, dass sie keine Ecken und Kanten hätte. Sie ist manchmal ein wenig sehr direkt, was zu Differenzen mit ihrer besten Freundin führt, die blind vor Liebe zu ihrem Freund steht, der sie offensichtlich wie den letzten Dreck behandelt, was Harper schlichtweg nicht nachvollziehen kann. Sie selbst war noch nie wirklich verliebt und Sex ist für sie nur Spaß.
Je mehr man sie kennenlernt, desto mehr taucht man auch in ihre Gefühle und Ängste ein und lernt ihre Schwächen kennen. Manchmal hätte ich sie ganz gerne einfach nur in den Arm genommen, da sie viele ihrer Gefühle selbst nicht zulässt.

Was ich auch mochte, war, dass zwar mehrere Männer in dem Buch eine Rolle spielen, aber es nie zu sowas wie einer Dreiecksgeschichte kommt, auch, weil deutlich wird, dass man Menschen auf verschiedenen Ebenen mögen kann und Harper eben auch weiß, was sie will und dazu steht. Und auch wenn dieser Bereich eher weniger überraschend für mich war, fand ich ihn doch auch authentisch und nachvollziehbar dargestellt, wobei auf unnötige Dramen verzichtet wird. Was nicht heißt, dass das Buch mich nicht trotzdem emotional mitzunehmen wusste.
Auch das Thema Depressionen wird angeschnitten, dadurch, dass Harpers Mutter depressiv ist. Hierbei wird vor allem der Fokus darauf gelegt, was für eine Belastung das auch für Angehörige bedeutet, und ich fand, dass die Balance gut gehalten wurde.

Fazit: Ein tolles Buch mit einer für das Genre eher ungewöhnlichen, authentischen und mitreißenden Story, die auch dank der sehr sarkastischen und sehr selbstbewussten Protagonistin absolut unterhält und sich viel ums Tanzen dreht, dessen Leidenschaft nachempfindbar dargestellt wird!

Veröffentlicht am 05.02.2018

Fesselnde Steigerung zum Vorgänger

Strikers Fall
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Fünf Jahre sind vergangen und Amelies und Strikers Wege haben sich getrennt. Amelie arbeitet mittlerweile als Polizistin bei der Mordkomission und ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Fünf Jahre sind vergangen und Amelies und Strikers Wege haben sich getrennt. Amelie arbeitet mittlerweile als Polizistin bei der Mordkomission und hat sich dort ein Leben aufgebaut. Doch dann wird sie zu einem Toten gerufen, der Striker sehr ähnlich sieht, und muss sich unwilllkürlich fragen, ob der Junge, der ihr einst so viel bedeutet hat, in Gefahr ist ...
Striker konnte Amelie nie vergessen, doch nachdem sie auf seine Nachrichten nicht reagierte, hat er die Hoffnung fast aufgegeben. Doch jetzt, da er endlich wieder in einer glücklichen Beziehung ist, tritt plötzlich wieder Amelie in sein Leben ...

Meine Meinung:

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es noch einen zweiten Band gibt, sondern den ersten für einen Einzelband gehalten. Die Autorin allerdings auch, wie ich herausgefunden habe, denn der zweite Teil ist vor allem auf Wünsche von LeserInnen hin entstanden, was mich ein wenig skeptisch gemacht hat.
Und klar, man merkt schon, dass der zweite Teil nicht geplant war, zumindest, wenn man drauf achtet. Der erste Band hatte ein Ende und daher werden hier Anknüpfungspunkte gesucht. Was ich am Anfang manchmal fast als noch ein wenig konstruiert empfand, wird aber am Ende gekonnt mit den Ereignissen des Vorgängers verknüpft.
Ich kam nicht ganz so leicht rein, auch, weil das Lesen des Vorbandes ein Weilchen bei mir her ist und dieses Buch sich bei meinen Eltern befindet, sodass ich nicht nochmal reinlesen konnte und ich somit nicht mehr alle Details parat hatte. Aber dadurch, dass es einen Zeitsprung gibt und die wesentliche Infos beiläufig nochmal fallen gelassen werden, hatte das höchstens den Effekt, dass ich nicht immer ganz so gut mitraten konnte, weil ich nicht immer wusste, ob da Bezüge existieren oder nicht. Ansonsten trat das aber mit steigender Seitenzahl zunehmend in den Hintergrund und verflüchtete sich schließlich.

Gleichzeitig merkt man, dass sich der Stil der Autorin gebessert hat. Während ich beim ersten Band noch Probleme mit der Erzählweise hatte, merkte ich davon hier nichts mehr. Wie im Vorgänger beginnt die Autorin auch hier einige Kapitel mit philosophisch anmutenden Gedankengängen, aber verliert sich nicht länger in ihnen. Auch die Handlung lief ohne diese Brüche ab, die mich im ersten Teil gestört hatten.
Dabei zeichnet sich das Buch auch dadurch aus, dass es sich als so fesselnd erwiesen hat, dass ich teilweise die Welt um mich herum vergaß. Auch dank der konstant hohen und gegen Ende noch mal steigenden Spannung flog ich quasi durch die Seiten. Viele Wendungen habe ich dabei selten erahnt, wobei das teilweise auch daran liegen könnte, dass ich Amelies Gedankengänge beziehungsweise Schussfolgerungen bezüglich der tatsächlichen Geschehnisse nicht immer so ganz folgen konnte und mir auch am Ende zum Teil nicht so ganz klar war, was jetzt wie zusammenhängt.

Die Charaktere haben sich dabei deutlich verändert.
Aus der aufsässigen, rebellischen Angel ist eine junge Frau geworden, die selbstbewusst ihr Leben lebt und zu sich steht, gelassener geworden ist, auch wenn sie immer noch mitunter impulsiv handelt. Dabei gelingt es der Autorin, dennoch auch frühere Seiten von ihr durchblitzen zu lassen und die Entwicklung somit glaubhaft zu gestalten.
Was ich ein bisschen schade fand, ist, dass man im Vergleich zu ihr weit weniger über Strikers beziehungsweise dem, was er jetzt so in seinem Leben macht, erfährt, obwohl das Buch abwechselnd aus seiner und Amelies Sicht erzählt wird. Der Fokus liegt da eher auf den aufkeimenden Gefühlen, die in ihrer Heftigkeit nachvollziehbar beschrieben werden.
Die Nebencharaktere bleiben eher blass, auch wenn einige sympathische Ansätze da sind. Teilweise enthalten die Dialoge auch immer eine Spur Humor, der die düstere Grundstimmung auflockert.

Fazit: Besser als der Vorgänger, vor allem dadurch, dass die Probleme, die ich da mit der Erzählweise hatte, verschwunden sind. Stattdessen fesselt der Jugendbuchthriller trotz des Zeitsprungs von fünf Jahren mit einer reifer gewordenden Protagonistin und spannenden, wenn auch nicht immer ganz nachvollziehbaren Zusammenhängen an die Seiten.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Voller Melancholie und Weltschmerz

Winter so weit
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Das ist eins der Bücher, das man beendet, und dann ist man total fertig. Mit den Nerven. Mit den Gefühlen. Mit der Welt. Mit allem.

Ich hatte Angst vor dem ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER!



Das ist eins der Bücher, das man beendet, und dann ist man total fertig. Mit den Nerven. Mit den Gefühlen. Mit der Welt. Mit allem.

Ich hatte Angst vor dem zweiten Teil. Ich hatte wirklich Angst. Ich fand, dass der erste gut für sich stehen konnte, ich fand, dass das Ende passte, und ich hatte Angst, dass diese Fortsetzung alles kaputtmachen würde.
Doch all diese Gedanken wurden beim Lesen absurd. Ich glaube, ich habe ganz diesen Stil vergessen. Die Worte, die mal voller Poetik und sprachlicher Bilder ist, und einem dann wieder ganz schonungslos die Wahrheit ins Gesicht klatscht. Einem den Atem raubt, wegen dieser unfassbaren Grausamkeit und Ungerechtigkeit.
Irgendwie gelingt es Peer Martin, den syrischen Bürgerkrieg in all seiner Grausamkeit rüberzubringen, sodass ich teilweise das Gefühl hatte, ich wär selbst dort, zwischen den zerstörten Ruinen eines ehemals wunderschönen Landes. Inmitten eines gnadenlosen Krieges. Mehr als einmal weinte ich innerlich, äußerlich erstarrt wegen all dem.

Und dann die andere Seite der Medaille. Fremdenhass, Neo-Nationalsozialismus in Deutschland, rechte Gruppen. Ich habe es verabscheut beim Lesen.
Und beide Themen sind einfach unfassbar gut recherchiert, was die Zitate vor den Kapiteln zeigen. Und die Rechercheanstöße, den ich noch folgen muss. Überhaupt, auch hier gab es wieder viele schöne Textstellen, aber ich konnte mich nicht von den Seiten lösen, um die Seitenzahlen aufzuschreiben. Ich vergaß die Welt um mich herum, wurde komplett reingezogen in diese Geschichte, die manchmal irreal anmutet und doch realer ist wie die meisten anderen.

Klar, man könnte jetzt darüber diskutieren. Darüber, dass es in dem Buch Stellen gibt, die unseren Vorstellung von real und möglich widersprechen, die mystisch anmuten. Unerklärbare Dinge. Dass die Geschichte sowas nicht braucht, dass sie vielmehr zu realistisch ist, als dass sowas geht.
Aber das ist einfach dieser Stil. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verblassen manchmal, manchmal weiß man auch als LeserIn nicht mehr so ganz, was Einbildung ist und was nicht, und dennoch verliert das Thema kein bisschen an Ernsthaftigkeit.
Stattdessen wurde ich beim Lesen immer von einer seltsamen Melancholie mitgepackt. Wegen dieses wunderschönen, aber eben auch melancholischen Schreibstils einerseits. Wegen dieser ungerechten Geschehnisse andererseits, die Weltschmerz in mir hervorruften.

Die Wendung, vor der ich die ganze Zeit Angst hatte, wurde tatsächlich so nachvollziehbar und logisch reingebracht, dass ich sie nicht als unpassend, störend oder falsch empfand, sondern auf einmal ziemlich froh über diesen zweiten Teil war.
Natürlich kann ich nicht beurteilen, inwieweit die beschriebenen Verhältnisse in Syrien der Realität entsprechen. Inwieweit das, was da passiert, überhaupt möglich wäre. Und manchmal war es mir ein kleines bisschen zu viel. Zu viel Glück, zu viel Pech, zu viel.
Aber vielleicht ist diese Geschichte auch nur eine Zeichnung eines Traumes. Der dennoch nicht die Schärfe der Wirklichkeit verliert.

Calvin hat so wenig noch mit dem Neo-Nazi gemein, den ich im ersten Band gehasst habe. Und doch hat er natürlich diese Vergangenheit. Er verändert sich, hat sich verändert, und irgendwann wurde mir bewusst, dass ich ihn mittlerweile wirklich mochte. Dann gab es wieder ein, zwei Szenen, bei denen ich mit seinem Verhalten nicht einverstanden war, eine, die schon diskussionswürdig ist, aber nicht zwangsläufig problematisch.
Was man der Geschichte vielleicht noch vorwerfen könnte, ist, dass vieles zu konstruiert zussamenhängt. Aber wie gesagt, es ist keine Geschichte mit dem Anspruch, huntderprozentig realistisch zu sein. Es ist eine Geschichte. Und die bringen manchmal die Wahrheit am grausamsten rüber.

Fazit: Eine fesselnde und mitreißende Geschichte mit einem melancholischen, poetischen und ehrlichen Schreibstil, bei der manchmal die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verwischen, die aber vielleicht gerade dadurch die Wahrheit noch grausamer vermittelt, sodass es mir als Leserin den Atem raubte