Cover-Bild Winter so weit
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Oetinger Taschenbuch
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 01.10.2017
  • ISBN: 9783841503985
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Peer Martin

Winter so weit

Die Geschichte von Calvin und Nuri. Syrienkrieg, IS und Rechtsextremismus verwoben zu einem dramatischen Plot.
Was wie eine Romeo-und-Julia-Geschichte begann, schlug in ein brennendes Inferno um, das Inferno, in dem Calvin Nuri verlor. Doch ihm, dem ehemaligen Neonazi, hat die Liebe zu dem syrischen Flüchtlingsmädchen die Augen geöffnet. Jetzt ist alles, was er ihr am Ende geben konnte, ein letztes Versprechen: das, die 13-jährige Dschinan aus Syrien herauszuholen. Und so führt der Weg Calvin durch zerstörte Städte, verschneite Berge und in die Hände des IS. Doch Aufgeben ist keine Option, nicht mehr.
Mutig, realistisch, authentisch und bewegend: von Peer Martin, dem Jugendjury-Gewinner des Deutschen Jugendliteratur-Preises.
Auch als E-Book erhältlich.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2017

Zeilengeliebt

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Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Allgemeines:

Im Oktober 2017 war es endlich so weit: Der zweite Band der Reihe um das Flüchtlingsmädchen Nuri ist nicht länger ...

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Allgemeines:

Im Oktober 2017 war es endlich so weit: Der zweite Band der Reihe um das Flüchtlingsmädchen Nuri ist nicht länger nur als E-Book, sondern auch als Taschenbuch bei der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Lange stand in den Sternen, ob es eine Printversion des Buches geben würde, der Autor hat in Leserunden sogar davon gesprochen, das Buch selbst verlegen zu wollen. Doch wie das Leben so spielt, hat der erste Band dieser großartigen Reihe den Jugendliteraturpreis gewonnen – also werden auch die Folgebände als Printversionen erscheinen. Und das ist auch gut so. Die 560 Seiten können nun also auch als „richtiges“ Buch in die Hand genommen werden, ihr könnt in ihnen Blättern, euch Dinge markieren und immer wieder darin versinken.

Inhalt:

Winter so weit ist der zweite Band einer Reihe. Beispielsweise durch die Inhaltsangabe werden also Spoiler zum ersten Band (,den ihr unbedingt lesen müsst,) auftauchen.

„Die Geschichte von Calvin und Nuri. Syrienkrieg, IS und Rechtsextremismus verwoben zu einem dramatischen Plot.

Was wie eine Romeo-und-Julia-Geschichte begann, schlug in ein brennendes Inferno um, das Inferno, in dem Calvin Nuri verlor. Doch ihm, dem ehemaligen Neonazi, hat die Liebe zu dem syrischen Flüchtlingsmädchen die Augen geöffnet. Jetzt ist alles, was er ihr am Ende geben konnte, ein letztes Versprechen: das, die 13-jährige Dschinan aus Syrien herauszuholen. Und so führt der Weg Calvin durch zerstörte Städte, verschneite Berge und in die Hände des IS. Doch Aufgeben ist keine Option, nicht mehr.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Meine Rezension zum ersten Band der Reihe, den ihr unbedingt vor dem zweiten lesen müsst, findet ihr hier.

Ich habe dieses Buch bereits einmal direkt nach dem Erscheinen des E-Books gelesen. Aber ich musste es als Taschenbuch einfach noch einmal lesen. Wie ihr wisst, bin ich schlicht und ergreifend kein Fan von E-Readern – wenn ich also ein Buch auf meinem Reader gelesen habe, muss das schon sehr viel heißen. Und es muss ein sehr gutes Buch gewesen sein. Nach dem Lesen der Printversion von Winter so weit muss ich sagen, dass es mich dieses Mal mit noch größerer Begeisterung zurückgelassen hat, als beim ersten Lesen. Wie ist so etwas möglich? Vermutlich liegt es zum einen am großartigen Autor des Buches. Und zum anderen auch daran, dass man ein gedrucktes Buch mit ganz anderen Augen liest als ein digitales. Ich habe es beinahe bereut, dieses Buch zuerst als E-Book gelesen zu haben. Aber eben nur beinahe, denn es ist grandios. Der zweite Band der Reihe hat die Messlatte noch einmal höher gelegt als der erste. Manchmal werden Autoren ihrem Auftaktband nicht gerecht. Manchmal ist der zweite Teil nur ein Lückenfüller. Peer Martin hat es jedoch geschafft, den zweiten Band noch besser werden zu lassen!

Zwei verschiedene, auf hohem Niveau miteinander verknüpfte Handlungsstränge beleuchten erneut die Perspektiven von Nuri und Calvin. Berlin und Syrien – zwei polarisierende Orte, an denen gleichzeitig so wenig und doch so viel geschieht. Und das auf eine ehrliche ungeschönte Weise – ohne dabei roh zu wirken. Martin verwendet in seinen Büchern stets eine beinahe poetische Sprache, die den Leser einfängt. Von der beschriebenen syrischen Gastfreundschaft schwärme ich in Gedanken immer noch. Um dieses Buch zu lesen, sollte man insgesamt jedoch ein gewisses Alter haben – es ist definitiv nur ein Jugendbuch für junge Erwachsene und nicht ab 12 oder 13 Jahren zu empfehlen.

Auch den zweiten Teil dieser Reihe zeichnet eine sehr realitätsnahe Recherchearbeit aus. Man hat beinahe das Gefühl, die vor einiger Zeit aktuellen Ereignisse der Flüchtlingskrise nachzulesen (als das E-Book erschienen ist, hatte man tatsächlich das Gefühl, die aktuellen Ereignisse innerhalb des Buches zu erleben – seitdem ist schon ein wenig Zeit vergangen), sich weiterzubilden. Eine unglaubliche und schockierende Stimmung wird vermittelt. Teilweise kann man sich als Leser die Ereignisse bildhaft vorstellen. Beim ersten Lesen musste ich nach einigen Kapiteln zum Einschlafen erstmal etwas Seichteres lesen, obwohl ich am liebsten weiter in Winter so weit gelesen hätte – beim zweiten Mal bin ich jedoch besser mit den Geschehnissen zurechtgekommen.

Dieses Buch von Jugendliteraturpreisträger Peer Martin kann Augen öffnen, schockieren, aber auch eine gute Geschichte erzählen. Wie schon beim ersten Band Sommer unter schwarzen Flügeln kann ich euch nur ans Herz legen, Winter so weit zu lesen. Welches Stück Zeitgeschichte wird im dritten Band dieser mutigen Geschichte wohl noch verarbeitet?

Fazit:

Mit diesem Roman kann man lernen zu verstehen. Peer Martin zaubert mit Worten und entzaubert dabei ganze Welten.

Veröffentlicht am 14.10.2017

Die Geschichte des ehemaligen Neonazis geht weiter

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Taschenbuch 636 Seiten
Verlag: Oetinger Taschenbuch (1. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3841503985
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Preis: 16,00€
auch als E-Book erhältlich


Die Geschichte des ehemaligen Neonazis ...

Taschenbuch 636 Seiten
Verlag: Oetinger Taschenbuch (1. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3841503985
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Preis: 16,00€
auch als E-Book erhältlich


Die Geschichte des ehemaligen Neonazis geht weiter

ACHTUNG: Dies ist der 2. Band einer Trilogie. Meine Rezension enthält SPOILER zum 1. Band „Sommer unter schwarzen Flügeln“. Bitte nur weiterlesen, wenn ihr den 1. Band schon kennt. Zwar werden nach und nach die Geschehnisse des 1. Bandes wiederholt, dies sehe ich aber eher als ein Wiederauffrischen der Erinnerungen. Man sollte „Sommer unter schwarzen Flügeln“ doch besser selbst gelesen haben, bevor man in den syrischen und deutschen Winter zieht, zumal es sich dabei um ein ganz großartiges Buch handelt.

Inhalt:
Nachdem Calvin beim Brand des Asylbewerberheims seine syrische Freundin Nuri verloren hat, will er ihr noch einen letzten Wunsch erfüllen. Er zieht los, um das „goldene Mädchen“ Dschinan aus dem zerstörten und umkämpften Syrien herauszuholen – eine tollkühne und lebensgefährliche Aktion.

Währenddessen lebt Nuris Familie mittlerweile in Berlin-Hellersdorf, wo die Asylbewerber weiterhin den Angriffen der Rechten ausgesetzt sind. Es gibt aber auch positive Kontakte zu Deutschen, die helfen wollen.

Meine Meinung:
Wie schon im 1. Band gibt es auch im 2. wieder zwei bis drei Zitate, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind. Zitate, die zumeist schockieren und nachdenklich machen, aber auch auf das jeweilige Kapitel einstimmen. Am Ende des Kapitels findet man auch wieder Stichworte für die eigene Internetrecherche. Ich habe diese gerne genutzt, um weitere Hintergrundinformationen zu bekommen, die Geschichte funktioniert aber auch problemlos ohne dies. Wer sich die Mühe nicht machen will, kann also einfach darauf verzichten.

Calvin, der ehemalige Neonazi, der sich in das syrische Flüchtlingsmädchen Nuri verliebt hatte, macht eine starke Entwicklung durch. An seiner Seite erlebt man die Kriegsgräuel in Syrien hautnah mit. Hinrichtungen, Folter, Hunger und Krankheit begleiten seinen Weg auf der Suche nach Dschinan. Doch neben allem Schrecken gibt es auch immer irgendwo ein Fünkchen Hoffnung. Die Liebe zu Nuri hält ihn aufrecht, auch wenn er manchmal am Ende seiner Kräfte und schier hoffnungslos verzweifelt ist. Allerdings ist dieser Band naturgemäß weniger Liebesroman als sein Vorgänger.

Parallel dazu geht auch die Geschichte in Deutschland weiter. Oft werden ähnliche Szenen wie in Syrien beschrieben, die sich in Deutschland jedoch ganz anders auswirken. Diese krassen Gegensätze wurden toll herausgearbeitet und lassen einen auch viele Dinge besser verstehen.

Man trifft viele Charaktere aus dem 1. Band wieder. Sie entwickeln sich alle weiter. Es kommen aber auch neue hinzu, von denen ich einige sofort liebgewonnen habe und von denen mich andere auf Anhieb abstießen. Peer Martin versteht es, seine Figuren lebendig werden zu lassen. Er zieht einen tief in die Handlung hinein. Es wirkt (leider) alles sehr realistisch.

Sprachlich konnte Peer Martin mich wieder absolut begeistern. „Winter so weit“ ist eine Explosion der unterschiedlichsten Bilder. Es ist einfach genial, wie der Autor mit der Sprache spielt, Wörter kreiert, die es vorher nicht gab, die es aber unbedingt geben sollte. Peer Martin schreibt zuweilen sehr poetisch und verschnörkelt. In der arabischen Sprache ist das nicht ungewöhnlich, und somit passt es sehr gut zur Handlung.

Fazit:
„Winter so weit“ ist ein wichtiges Buch. Es nimmt einen emotional mit, schockiert, gibt Hoffnung, ist lehrreich – die ganze Palette. Es öffnet einem die Augen und wirbt um Verständnis. Sprachlich ist es herausragend. Peer Martin hat wieder ein ganz großartiges Werk geschaffen, das ich allen Lesenden ab 16 Jahren empfehlen möchte, am besten im Anschluss an den 1. Band.

Die Trilogie:
1. Sommer unter schwarzen Flügeln
2. Winter so weit
3. Feuerfrühling

★★★★★

Herzlichen Dank an den Oetinger Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zugeschickt hat.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Verliere niemals die Hoffnung!

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Zum Inhalt:

Die Geschichte von Calvin und Nuri. Syrienkrieg, IS und Rechtsextremismus verwoben zu einem dramatischen Plot.
Was wie eine Romeo-und-Julia-Geschichte begann, schlug in ein brennendes Inferno ...

Zum Inhalt:

Die Geschichte von Calvin und Nuri. Syrienkrieg, IS und Rechtsextremismus verwoben zu einem dramatischen Plot.
Was wie eine Romeo-und-Julia-Geschichte begann, schlug in ein brennendes Inferno um, das Inferno, in dem Calvin Nuri verlor. Doch ihm, dem ehemaligen Neonazi, hat die Liebe zu dem syrischen Flüchtlingsmädchen die Augen geöffnet. Jetzt ist alles, was er ihr am Ende geben konnte, ein letztes Versprechen: das, die 13-jährige Dschinan aus Syrien herauszuholen. Und so führt der Weg Calvin durch zerstörte Städte, verschneite Berge und in die Hände des IS. Doch Aufgeben ist keine Option, nicht mehr.


persönliche Wertung:

Nach "Sommer unter schwarzen Flügeln" habe ich lange auf den zweiten Band hin gefiebert... Schon das erste Buch hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Die Thematik ist einfach so aktuell und ich finde es wichtig, dass wir alle nicht die Augen verschließen! Anfangs wusste ich gar nicht, dass es einen zweiten Band geben wird und wenn ich ehrlich bin, hat es mich, vor allem nach dem Ende des ersten Buches, sehr überrascht.
Ich finde es so unglaublich toll, dass Peer Martin sagt, dass dieses Thema gerade in unserer jetzigen Zeit, der heutigen Gesellschaft, nicht beendet ist, sondern noch aktueller als zu dem Zeitpunkt, als er begonnen hat "Sommer unter schwarzen Flügeln" zu schreiben und dass die Geschichte genau aus diesem Grund eben auch noch nicht zu Ende erzählt sein kann. Peer Martin ist ein Mensch, den ich für seine Einstellung und für den Versuch mit seinen Worten Augen zu öffnen - etwas zu bewegen - bewundere! Die heutige Zeit braucht viel mehr Menschen wie ihn!!!
Ich mag den Aufbau der Geschichte wirklich gern. Das Thema Flüchtlinge gepaart mit rechtsextremem Gedankengut spielt wieder eine entscheidende Rolle. Im Buch gibt es zwei verschiedene Handlungsstränge, einer spielt in Berlin, hier geht es um das Thema Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit. Der Andere spielt in Syrien, er bringt dem Leser das Land und die momentane Situation dort näher.
Für mich waren Calvins Erlebnisse auf seiner Suche nach Dschinan in Syrien aber noch einen kleinen Tick interessanter. Ein Land über das ich vorher einfach viel zu wenig wusste, weil ich mir nie die Zeit genommen habe, mich damit zu beschäftigen... Die Zustände in diesem Land, welches man in Teil 1 durch Nuris Erzählungen von einer ganz anderen Seite kennenlernt, sind erschreckend. Grausam ist gar kein Ausdruck dafür.
Diese, Calvins Reise ist mir sehr nahe gegangen und ich habe seine Erlebnisse mit ihm geteilt, in der Hoffnung, dass ich ihm so etwas von der Last des Erlebten abnehmen kann...
Mir gefällt der Ortswechsel im Buch wahnsinnig gut. In dieser Geschichte sind so viele kritische Themen angesprochen, welche in einem perfekten Einklang miteinander funktionieren. Es ist eigentlich erschreckend, wie gut das alles zusammenpasst und wie nah diese beiden ganz unterschiedlichen Abgründe doch zusammen liegen können...
Schön finde ich, dass trotz der ganzen "harten Kost" auch so viele Herzensmomente in der Geschichte verpackt sind. "Winter so weit" beherbergt so unglaublich viele wundervolle Charakter, welche ich sofort fest in mein Herz geschlossen habe. Und was ich auch sehr wichtig finde: Das Buch spendet Hoffnung, denn auch in den dunkelsten Momenten gibt es irgendwo ein Licht. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt und den Glauben daran, das alles gut wird niemals aufgibt.
Der einzige klitzekleine Schönheitsfehler, der aber eigentlich kaum der Rede wert ist: im Mittelteil hat sich die Geschichte für meinen Geschmack ein klein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Außerdem hat mir der Berlinpart an einigen Stellen in Bezug auf die Grundstimmung nicht so optimal gefallen. Es passte für mich manchmal einfach nicht. - Genaueres kann ich euch dazu aber nicht sagen ohne zu viel zu verraten....


Fazit:

Eine wunderschöne, sehr emotionale Geschichte, für die man schon ab und an starke Nerven braucht... Kritische Themen, die gerade in unserer heutigen Gesellschaft eine ganz besondere Bedeutung haben, werden angesprochen und dem Leser vor Augen geführt. Für mich ist es ein Buch, welches hoffentlich ein paar Menschen aufrüttelt. Es spricht einfach ein Thema an, über welches heutzutage viel zu viele für mich gruselige Gedanken / Einstellungen existieren.
Ich wünsche mir, dass viel mehr Menschen dieses Buch bzw. nicht nur dieses, sondern alle Bücher von Autor Peer Martin lesen, sich auf die Geschichten einlassen und ganz wichtig: den Sinn dahinter verstehen!!!

Veröffentlicht am 12.01.2018

Voller Melancholie und Weltschmerz

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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER!

Das ist eins der Bücher, das man beendet, und dann ist man total fertig. Mit den Nerven. Mit den Gefühlen. Mit der Welt. Mit allem.

Ich hatte Angst vor dem ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER!



Das ist eins der Bücher, das man beendet, und dann ist man total fertig. Mit den Nerven. Mit den Gefühlen. Mit der Welt. Mit allem.

Ich hatte Angst vor dem zweiten Teil. Ich hatte wirklich Angst. Ich fand, dass der erste gut für sich stehen konnte, ich fand, dass das Ende passte, und ich hatte Angst, dass diese Fortsetzung alles kaputtmachen würde.
Doch all diese Gedanken wurden beim Lesen absurd. Ich glaube, ich habe ganz diesen Stil vergessen. Die Worte, die mal voller Poetik und sprachlicher Bilder ist, und einem dann wieder ganz schonungslos die Wahrheit ins Gesicht klatscht. Einem den Atem raubt, wegen dieser unfassbaren Grausamkeit und Ungerechtigkeit.
Irgendwie gelingt es Peer Martin, den syrischen Bürgerkrieg in all seiner Grausamkeit rüberzubringen, sodass ich teilweise das Gefühl hatte, ich wär selbst dort, zwischen den zerstörten Ruinen eines ehemals wunderschönen Landes. Inmitten eines gnadenlosen Krieges. Mehr als einmal weinte ich innerlich, äußerlich erstarrt wegen all dem.

Und dann die andere Seite der Medaille. Fremdenhass, Neo-Nationalsozialismus in Deutschland, rechte Gruppen. Ich habe es verabscheut beim Lesen.
Und beide Themen sind einfach unfassbar gut recherchiert, was die Zitate vor den Kapiteln zeigen. Und die Rechercheanstöße, den ich noch folgen muss. Überhaupt, auch hier gab es wieder viele schöne Textstellen, aber ich konnte mich nicht von den Seiten lösen, um die Seitenzahlen aufzuschreiben. Ich vergaß die Welt um mich herum, wurde komplett reingezogen in diese Geschichte, die manchmal irreal anmutet und doch realer ist wie die meisten anderen.

Klar, man könnte jetzt darüber diskutieren. Darüber, dass es in dem Buch Stellen gibt, die unseren Vorstellung von real und möglich widersprechen, die mystisch anmuten. Unerklärbare Dinge. Dass die Geschichte sowas nicht braucht, dass sie vielmehr zu realistisch ist, als dass sowas geht.
Aber das ist einfach dieser Stil. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verblassen manchmal, manchmal weiß man auch als LeserIn nicht mehr so ganz, was Einbildung ist und was nicht, und dennoch verliert das Thema kein bisschen an Ernsthaftigkeit.
Stattdessen wurde ich beim Lesen immer von einer seltsamen Melancholie mitgepackt. Wegen dieses wunderschönen, aber eben auch melancholischen Schreibstils einerseits. Wegen dieser ungerechten Geschehnisse andererseits, die Weltschmerz in mir hervorruften.

Die Wendung, vor der ich die ganze Zeit Angst hatte, wurde tatsächlich so nachvollziehbar und logisch reingebracht, dass ich sie nicht als unpassend, störend oder falsch empfand, sondern auf einmal ziemlich froh über diesen zweiten Teil war.
Natürlich kann ich nicht beurteilen, inwieweit die beschriebenen Verhältnisse in Syrien der Realität entsprechen. Inwieweit das, was da passiert, überhaupt möglich wäre. Und manchmal war es mir ein kleines bisschen zu viel. Zu viel Glück, zu viel Pech, zu viel.
Aber vielleicht ist diese Geschichte auch nur eine Zeichnung eines Traumes. Der dennoch nicht die Schärfe der Wirklichkeit verliert.

Calvin hat so wenig noch mit dem Neo-Nazi gemein, den ich im ersten Band gehasst habe. Und doch hat er natürlich diese Vergangenheit. Er verändert sich, hat sich verändert, und irgendwann wurde mir bewusst, dass ich ihn mittlerweile wirklich mochte. Dann gab es wieder ein, zwei Szenen, bei denen ich mit seinem Verhalten nicht einverstanden war, eine, die schon diskussionswürdig ist, aber nicht zwangsläufig problematisch.
Was man der Geschichte vielleicht noch vorwerfen könnte, ist, dass vieles zu konstruiert zussamenhängt. Aber wie gesagt, es ist keine Geschichte mit dem Anspruch, huntderprozentig realistisch zu sein. Es ist eine Geschichte. Und die bringen manchmal die Wahrheit am grausamsten rüber.

Fazit: Eine fesselnde und mitreißende Geschichte mit einem melancholischen, poetischen und ehrlichen Schreibstil, bei der manchmal die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verwischen, die aber vielleicht gerade dadurch die Wahrheit noch grausamer vermittelt, sodass es mir als Leserin den Atem raubte

Veröffentlicht am 11.07.2020

langatmig

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Der erste Band hat mir sehr gut gefallen. Das Coverbild ist okay und den Titel finde ich gut.

Von der Fortsetzung war ich dann doch sehr enttäuscht und ich habe es abgebrochen. Es war mir einfach zu langatmig ...

Der erste Band hat mir sehr gut gefallen. Das Coverbild ist okay und den Titel finde ich gut.

Von der Fortsetzung war ich dann doch sehr enttäuscht und ich habe es abgebrochen. Es war mir einfach zu langatmig geworden obwohl der Schreibstil immer noch gut ist.

Nuri kann ich mit ihrer Sehnsucht und Rastlosigkeit gut verstehen. Aber gerade die Zeit in Syrien hat mich irgendwie so gar nicht gepackt.

Ich habe es jetzt erst einmal abgebrochen und werde es in einiger Zeit noch mal lesen.

Gut gefällt mir, dass immer zum Ende eines Kapitels Stichworte zum googlen aufgelistet sind.

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