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Veröffentlicht am 07.06.2025

Ein Sommer voller Fragen – und ein Buch, das nachhallt

Wenn die Tage länger werden
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Anne Stern hat mich wieder einmal tief bewegt. Es ist faszinierend, wie sie es schafft, mit leisen Tönen so viel auszulösen. „Wenn die Tage länger werden“ ist kein lautes Buch – aber eines, das lange in ...

Anne Stern hat mich wieder einmal tief bewegt. Es ist faszinierend, wie sie es schafft, mit leisen Tönen so viel auszulösen. „Wenn die Tage länger werden“ ist kein lautes Buch – aber eines, das lange in einem nachklingt.

Im Zentrum steht Lisa, eine Frau Anfang vierzig, allein mit sich – und plötzlich ganz ohne Kind. Zum ersten Mal seit Jahren hat sie drei Wochen für sich. Was zunächst wie ein Versprechen klingt, fühlt sich an wie ein Schock. Wer ist sie eigentlich, wenn niemand etwas von ihr braucht? Wenn keine To-do-Listen den Tag strukturieren?

Ich mochte besonders, wie ungeschönt Anne Stern diese Zeit der Neuorientierung beschreibt. Lisa ist keine Heldin, sie ist müde, voller Zweifel, verletzlich. Und gerade deshalb wirkt sie so echt. Ihre Gedanken kreisen um das Muttersein, um all das, was verloren gegangen ist – und vielleicht wiedergefunden werden kann.

Durch Zufall landet sie mit ihrer kaputten Geige auf einem Obsthof, begegnet dort Ute, einer Frau mit schroffen Kanten, einer eigenen Geschichte – und einer begrenzten Zukunft. Zwischen beiden Frauen entsteht ein ganz eigener, stiller Kontakt. Keine großen Gesten, keine dramatischen Geständnisse – aber ein echtes Miteinander, das beide verändert.

Mich hat diese zarte Annäherung sehr berührt. Zwei Frauen, die einander nichts schuldig sind, sich aber trotzdem Raum geben – das ist selten, in der Literatur wie im Leben.

Dass dabei auch noch eine verschüttete Familiengeschichte aufbricht, macht den Roman vielschichtig, ohne ihn zu überfrachten. Die alten Fotos, die Geige, die Rolle von Lisas Großvater im Zweiten Weltkrieg – all das flicht sich ganz natürlich in die Handlung ein. Nichts wirkt konstruiert, alles ergibt sich aus den Figuren heraus.

Was ich an Anne Stern so schätze: Sie schreibt klug, aber nicht verkopft. Warm, aber nicht süßlich. Ihre Sprache ist fein und klar, oft poetisch, aber nie kitschig. Und sie beobachtet sehr genau, vor allem die leisen Konflikte – zwischen Müttern und Töchtern, zwischen Erwartung und Wirklichkeit, zwischen Pflicht und Selbstfürsorge.

Für mich war dieses Buch eine Erinnerung daran, wie schwer es sein kann, sich selbst wiederzufinden – und wie viel Mut es kostet, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben.

Anne Stern erzählt davon mit so viel Empathie, Tiefe und Zartheit, dass ich wieder einmal dankbar bin, ihre Geschichten lesen zu dürfen.

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Begeisterung

Die Brücke von London
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Ich habe das Buch richtig gern gelesen! Die Geschichte von Juliana, die nach dem Tod ihres Mannes versucht, ihren Laden auf der London Bridge am Laufen zu halten, hat mich total mitgenommen. Besonders ...

Ich habe das Buch richtig gern gelesen! Die Geschichte von Juliana, die nach dem Tod ihres Mannes versucht, ihren Laden auf der London Bridge am Laufen zu halten, hat mich total mitgenommen. Besonders spannend fand ich, wie lebendig das London von damals beschrieben wird – ich hatte das Gefühl, direkt mit auf der Brücke zu stehen.

Der Wechsel zwischen der Gegenwart 1749 und der Zeit, als die Brücke gebaut wurde, hat mich manchmal kurz irritiert, aber am Ende hat alles zusammengepasst und die Verknüpfung der beiden Zeiten macht die Geschichte erst richtig interessant. Die Charaktere sind super gestaltet, vor allem Alder, der Straßenjunge, hat mir total gefallen – er bringt eine ganz eigene Energie rein.

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass es nicht nur um historische Fakten geht, sondern auch um die Gefühle und das harte Leben der Menschen damals. Die Mischung aus Spannung, Freundschaft, Liebe und dunklen Geheimnissen hat mich richtig gepackt. Einzig das Ende hat bei mir noch ein paar Fragen offen gelassen, ich hoffe da auf eine Fortsetzung!

Insgesamt ein Buch, das ich gern weiterempfehle – gerade für alle, die auf spannende Geschichten mit historischem Flair stehen.

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Magisch, verwirrend, überraschend gut!

Beneath the Ivy - The Witches of Silvercrest Coven - Romantische Hexen-Cozy-Fantasy mit magischem Farbschnitt nur in der 1. Auflage
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Das Buch hat mich ehrlich gesagt zuerst ziemlich aus dem Konzept gebracht. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass ich irgendwann in einer Zeitschleife lande – dachte zwischendurch sogar, ich hätte ...

Das Buch hat mich ehrlich gesagt zuerst ziemlich aus dem Konzept gebracht. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass ich irgendwann in einer Zeitschleife lande – dachte zwischendurch sogar, ich hätte eine fehlerhafte Ausgabe erwischt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gecheckt habe: Nein, das gehört wirklich zur Story. Und ja, das war echt clever gemacht. Ich war plötzlich genauso ratlos wie die Hauptfigur – und genau das hat mich dann voll reingezogen.

Was mich von Anfang an begeistert hat, war die Stimmung. Das Haus, in dem Marissa mit ihrer Familie lebt, ist für mich ganz klar heimlicher Star der Geschichte. Es lebt, es entscheidet, es hat Launen – das war genau mein Ding. Ich liebe sowas! Dazu kommt diese leicht düstere, aber nicht zu schwere Atmosphäre, die einen irgendwie gemütlich durch diese seltsame Geschichte trägt.

Marissa fand ich als Figur super. Kein Überflieger, keine Drama-Queen, sondern einfach ein Mädchen, das Verantwortung übernimmt, mitdenkt und gleichzeitig auch mal überfordert ist – also irgendwie sehr nahbar. Auch die Beziehung zu Caleb entwickelt sich angenehm unaufgeregt. Nichts, was den Plot dominiert, sondern einfach passend nebenher.

Was mich richtig positiv überrascht hat: Trotz Hexen, Magie, Familiengeheimnissen und Zeitschleife bleibt die Geschichte nachvollziehbar. Nichts fühlt sich überladen oder zu abgefahren an. Klar, es gibt typische YA-Elemente, aber alles wirkt gut durchdacht und solide erzählt. Besonders die Mischung aus Mystery und Gefühl hat bei mir genau den richtigen Ton getroffen.

Klar, der Einstieg war für mich etwas holprig – ich mag es lieber, wenn ich weiß, worauf ich mich einlasse. Aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat mich die Geschichte gepackt. Und am Ende konnte ich das Buch kaum noch weglegen.

Fazit: Unerwartet, atmosphärisch und mit einer Idee, die hängen bleibt. Kein perfektes Buch, aber eins, das ich wirklich gerne gelesen habe – und das mich auf eine sehr besondere Art überrascht hat. Solide 4,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Magisch, atmosphärisch und spannend – mit kleineren Schwächen

Hüterin der Schwäne
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Ich habe das Buch sehr gerne gelesen – vor allem, weil es mich mit seinem historischen Setting und den magischen Elementen direkt abgeholt hat. Die Geschichte spielt im frühmittelalterlichen Wales, einer ...

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen – vor allem, weil es mich mit seinem historischen Setting und den magischen Elementen direkt abgeholt hat. Die Geschichte spielt im frühmittelalterlichen Wales, einer Zeit voller Mythen, Glaube, Hexen und dunkler Geheimnisse. Diese Mischung fand ich unglaublich faszinierend, zumal die Autorin es schafft, historische Realität und Fantasy stimmig zu verbinden.

Adwen als Hauptfigur hat mir gut gefallen: Sie wirkt zunächst schutzbedürftig, entwickelt aber schnell Mut und Entschlossenheit. Auch die anderen Figuren – Kynan, Cadel oder sogar Madoc – haben Tiefe und bleiben nicht nur Nebenrollen. Besonders Kynan fand ich interessant, weil seine Vergangenheit eng mit Adwens Schicksal verknüpft ist und er nicht dem typischen Heldenklischee entspricht.

Die Handlung bietet einige spannende Wendungen und lüftet Stück für Stück dunkle Geheimnisse. Dass die Geschichte nicht sofort alles preisgibt, sondern sich langsam entfaltet, hat mir sehr gefallen. Auch die Atmosphäre ist dicht und teilweise sogar mystisch – unterstützt durch die immer wieder eingestreuten walisischen Begriffe, die dem Ganzen noch mehr Authentizität verleihen.

Was mich etwas gestört hat, war der Erzählstil. Er war stellenweise recht distanziert, sodass ich nicht durchgehend emotional mitfühlen konnte. Auch die Perspektivwechsel wirkten anfangs etwas unübersichtlich. Und wer nicht so vertraut mit walisischen Namen ist, braucht ein wenig Geduld, bis man sich zurechtfindet.

Fazit:
Ein gelungener Fantasyroman mit historischer Tiefe, glaubwürdigen Figuren und spannender Handlung. Trotz kleiner Schwächen im Stil hat mich die Geschichte überzeugt und bleibt mir in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Viel Potenzial, nur teilweise genutzt

Die Spiele der Unsterblichen
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„Die Spiele der Unsterblichen“ klang nach genau dem, was ich gerne lese: eine rachsüchtige Heldin, ein göttlicher Wettkampf mit tödlichen Prüfungen und ein Hauch griechischer Mythologie. Ara als Protagonistin ...

„Die Spiele der Unsterblichen“ klang nach genau dem, was ich gerne lese: eine rachsüchtige Heldin, ein göttlicher Wettkampf mit tödlichen Prüfungen und ein Hauch griechischer Mythologie. Ara als Protagonistin bringt auf jeden Fall das nötige Feuer mit, und auch Hades wurde interessant und überraschend positiv dargestellt – ganz anders als in vielen anderen Darstellungen.
Was mir gut gefallen hat, war die Grundidee des Spiels, der Wettstreit der Götter und die langsam wachsende Gemeinschaft unter den menschlichen Teilnehmern. Auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Ara und Hades war nachvollziehbar und angenehm unaufgeregt geschrieben – ohne unnötiges Drama oder übertriebenen Kitsch.
Leider blieb die Umsetzung für meinen Geschmack stellenweise zu oberflächlich. Die Prüfungen, die eigentlich Spannung und Bedrohung vermitteln sollten, fühlten sich oft zu zahm an. Zudem blieben viele Nebenfiguren recht blass, was es schwer machte, mit ihnen mitzufühlen oder ihre Verluste ernsthaft zu spüren. Auch sprachlich war der Stil sehr einfach gehalten – verständlich für ein Jugendbuch, aber mir fehlte es an Ausdrucksstärke und atmosphärischer Dichte.
Die Liebesgeschichte nahm relativ viel Raum ein, was die Bedrohung und Ernsthaftigkeit der Spiele manchmal in den Hintergrund rückte. An einigen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die grausame, manipulative Seite der Götter noch stärker zur Geltung kommt.

Fazit: „Die Spiele der Unsterblichen“ bietet gute Ansätze, eine interessante Heldin und schöne mythologische Ideen. Doch trotz spannender Ansätze und sympathischer Hauptfiguren konnte mich das Buch insgesamt nicht völlig überzeugen – dafür fehlte es an Tiefe, Schärfe und erzählerischer Raffinesse.

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