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Veröffentlicht am 29.03.2024

Eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

As Good as Dead
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Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe ...

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe nun mit Band 3 beendet. Zunächst kann sich sagen, dass das die erste Krimireihe war, in der mich tatsächlich alle Bände überzeugen konnten, da sich die Hauptfiguren sowie auch die Handlung angemessen weiterentwickeln. Während Band 1 eine locker-leichte, charmante Murder-Mystery-Geschichte war und Band 2 schon etwas düsterer geworden ist als Pip zunehmend in den Fall hineingezogen wurde, ist Band 3 nun schon eher Thriller als Krimi und es geht wie der Titel schon vermuten lässt um Leben und Tod. Während Pip nach einem letzten Fall für eine dritte Staffel ihres Podcasts sucht, hat sie plötzlich mit einem geheimnisvollen Stalker zu kämpfen und stößt auf einen alten Serienkillerfall. Währenddessen muss sie außerdem ihre Rache an Max Hastings planen und ihre eigene Zukunft sichern - definitiv genug, um die arme, gebeutelte Detektivin und damit auch uns LeserInnen über 458 Seiten hinweg in Atem zu halten... Auch wenn der reine Fall für mich recht schnell zu lösen war, ist "As Good As Dead" was die Spannung angeht demnach definitiv der stärkste Band der Reihe. Besonders in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung eine Wendung nach der anderen, die man nicht kommen gesehen und sich so auch nicht gewünscht hat, bei denen man aber nur mit offenem Mund weiterhören und auf das Beste hoffen kann...

Schreibstil:
Besonders wird die Geschichte wieder durch ihre abwechslungsreiche, temporeiche und spannungsgeladene Erzählweise. Die Autorin mischt neben der Erzählung von Pippas Ermittlungsarbeit in der dritten Person auch andere Formate in ihre Geschichte. So sind beispielsweise Transkripte von Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Nachrichten, Polizeiberichte oder Podcast Folgen aus der Ich-Perspektive von Pippa mit eingebunden. Als Hörbuch sind diese zusätzlichen Materialien ganz toll produziert und in verschiedenen Stimmen eingelesen, beziehungsweise als Dialoge nachgespielt. Die grundlegende Machart mit der abwechslungsreichen Erzählweise, die zusätzlich zum Miträtseln anregt, wurde hier zwar beibehalten, im Vergleich zu Band 1 und 2 gibt es aber deutlich weniger Ermittlungsarbeit und dafür mehr tatsächliche Action. Außerdem hat die Erzählung durch alles, was Pip bereits erlebt hat und mitansehen musste, eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen und ihren humorvollen Unterton nun gänzlich verloren. Zusätzlich zur neuen Düsternis und Blutrünstigkeit dringt die Handlung auch noch weiter in den moralischen Graubereich vor und wir beobachten Pippa bei einigen fragwürdigen Entscheidungen, die wir als LeserInnen zwar verstehen, aber nicht akzeptieren können. Die Altersbeschränkung sollte hier also unbedingt beachtet werden!

Figuren
: Begleitet wird der hochspannende Krimithriller von einem zunehmenden Charakterzerfall unserer Protagonistin, welcher die Atmosphäre zusätzlich anheizt. Schon in Band 2 haben wir beobachtet, wie die 17jährige Pippa, die wir in Band 1 als unbeschwerte Musterschülerin kennengelernt haben, durch die vergangenen Ereignisse traumatisiert ist und nicht nur ihre Naivität, sondern auch ihren Glauben an die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Dass sie hier zunehmend zu Selbstjustiz greift und mit den Auswirkungen ihrer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat, ist demnach nur nachvollziehbar und passt zu ihrer gesamten Entwicklung. Auch wenn man vielleicht nicht jede Entwicklung gutheißen mag, ist Pippa zweifelsohne eine starke Protagonistin, die die trotz ihres jungen Alters eine enorme Vielschichtigkeit und viel Identifikationspotenzial bietet. Am besten gefallen hat mir an "As Good As Dead" allerdings, dass die Autorin hier alle bisherigen Fälle miteinander verbindet und das Ende wieder den Anfang aufgreift, sodass ein rundum runder Eindruck entsteht. Dabei kommen natürlich auch nochmal alle bekannten Nebenfiguren vor und spielen eine wichtige Rolle, auch manche, von denen man es vielleicht nicht mehr erwartet hätte....“The beginning was the end and the end the beginning...”


Die Zitate


“Is it normal for one person to have this many enemies? I’m the problem, aren’t I? How did it get so late already? I understand why they all hate me.I might hate me too.”

“Shewasgoingtodieshewasgoingtodieshewasdeadshewasdeadshewasgoingtodie”

“You're Pippa Fricking Fitz-Amo-bi. My little Sarge. Pippus Maximus, and there's nothing you can't do.”

“The truth doesn’t matter,’ Pip said, digging her nails into her thigh. The Pip from last year wouldn’t recognize this one today. That lively-eyed girl and her school project, naïvely clinging to the truth, wrapping it around herself like a blanket. But the Pip sitting here was a different person and she knew better. The truth had burned her too many times; it couldn’t be trusted”

"Hey Sarge, remember me?"



Das Urteil:


"As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger und mit Pips zunehmendem Charakterzerfall und dem Showdown eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2024

Eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

As Good as Dead
0

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe ...

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe nun mit Band 3 beendet. Zunächst kann sich sagen, dass das die erste Krimireihe war, in der mich tatsächlich alle Bände überzeugen konnten, da sich die Hauptfiguren sowie auch die Handlung angemessen weiterentwickeln. Während Band 1 eine locker-leichte, charmante Murder-Mystery-Geschichte war und Band 2 schon etwas düsterer geworden ist als Pip zunehmend in den Fall hineingezogen wurde, ist Band 3 nun schon eher Thriller als Krimi und es geht wie der Titel schon vermuten lässt um Leben und Tod. Während Pip nach einem letzten Fall für eine dritte Staffel ihres Podcasts sucht, hat sie plötzlich mit einem geheimnisvollen Stalker zu kämpfen und stößt auf einen alten Serienkillerfall. Währenddessen muss sie außerdem ihre Rache an Max Hastings planen und ihre eigene Zukunft sichern - definitiv genug, um die arme, gebeutelte Detektivin und damit auch uns LeserInnen über 458 Seiten hinweg in Atem zu halten... Auch wenn der reine Fall für mich recht schnell zu lösen war, ist "As Good As Dead" was die Spannung angeht demnach definitiv der stärkste Band der Reihe. Besonders in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung eine Wendung nach der anderen, die man nicht kommen gesehen und sich so auch nicht gewünscht hat, bei denen man aber nur mit offenem Mund weiterhören und auf das Beste hoffen kann...

Schreibstil:
Besonders wird die Geschichte wieder durch ihre abwechslungsreiche, temporeiche und spannungsgeladene Erzählweise. Die Autorin mischt neben der Erzählung von Pippas Ermittlungsarbeit in der dritten Person auch andere Formate in ihre Geschichte. So sind beispielsweise Transkripte von Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Nachrichten, Polizeiberichte oder Podcast Folgen aus der Ich-Perspektive von Pippa mit eingebunden. Als Hörbuch sind diese zusätzlichen Materialien ganz toll produziert und in verschiedenen Stimmen eingelesen, beziehungsweise als Dialoge nachgespielt. Die grundlegende Machart mit der abwechslungsreichen Erzählweise, die zusätzlich zum Miträtseln anregt, wurde hier zwar beibehalten, im Vergleich zu Band 1 und 2 gibt es aber deutlich weniger Ermittlungsarbeit und dafür mehr tatsächliche Action. Außerdem hat die Erzählung durch alles, was Pip bereits erlebt hat und mitansehen musste, eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen und ihren humorvollen Unterton nun gänzlich verloren. Zusätzlich zur neuen Düsternis und Blutrünstigkeit dringt die Handlung auch noch weiter in den moralischen Graubereich vor und wir beobachten Pippa bei einigen fragwürdigen Entscheidungen, die wir als LeserInnen zwar verstehen, aber nicht akzeptieren können. Die Altersbeschränkung sollte hier also unbedingt beachtet werden!

Figuren
: Begleitet wird der hochspannende Krimithriller von einem zunehmenden Charakterzerfall unserer Protagonistin, welcher die Atmosphäre zusätzlich anheizt. Schon in Band 2 haben wir beobachtet, wie die 17jährige Pippa, die wir in Band 1 als unbeschwerte Musterschülerin kennengelernt haben, durch die vergangenen Ereignisse traumatisiert ist und nicht nur ihre Naivität, sondern auch ihren Glauben an die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Dass sie hier zunehmend zu Selbstjustiz greift und mit den Auswirkungen ihrer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat, ist demnach nur nachvollziehbar und passt zu ihrer gesamten Entwicklung. Auch wenn man vielleicht nicht jede Entwicklung gutheißen mag, ist Pippa zweifelsohne eine starke Protagonistin, die die trotz ihres jungen Alters eine enorme Vielschichtigkeit und viel Identifikationspotenzial bietet. Am besten gefallen hat mir an "As Good As Dead" allerdings, dass die Autorin hier alle bisherigen Fälle miteinander verbindet und das Ende wieder den Anfang aufgreift, sodass ein rundum runder Eindruck entsteht. Dabei kommen natürlich auch nochmal alle bekannten Nebenfiguren vor und spielen eine wichtige Rolle, auch manche, von denen man es vielleicht nicht mehr erwartet hätte....“The beginning was the end and the end the beginning...”


Die Zitate


“Is it normal for one person to have this many enemies? I’m the problem, aren’t I? How did it get so late already? I understand why they all hate me.I might hate me too.”

“Shewasgoingtodieshewasgoingtodieshewasdeadshewasdeadshewasgoingtodie”

“You're Pippa Fricking Fitz-Amo-bi. My little Sarge. Pippus Maximus, and there's nothing you can't do.”

“The truth doesn’t matter,’ Pip said, digging her nails into her thigh. The Pip from last year wouldn’t recognize this one today. That lively-eyed girl and her school project, naïvely clinging to the truth, wrapping it around herself like a blanket. But the Pip sitting here was a different person and she knew better. The truth had burned her too many times; it couldn’t be trusted”

"Hey Sarge, remember me?"



Das Urteil:


"As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger und mit Pips zunehmendem Charakterzerfall und dem Showdown eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2024

Ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Wie Farben im Regen
0

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt ...

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!

Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor!

Erster Satz: "Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."

Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.

"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."

Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll.

"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."


Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film.

Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre.

"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."


Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt.

Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert.

"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."



Fazit

"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2024

Ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Wie Farben im Regen
0

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt ...

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!

Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor!

Erster Satz: "Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."

Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.

"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."

Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll.

"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."


Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film.

Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre.

"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."


Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt.

Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert.

"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."



Fazit

"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2024

Ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Wie Farben im Regen
0

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt ...

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!

Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor!

Erster Satz: "Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."

Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.

"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."

Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll.

"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."


Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film.

Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre.

"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."


Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt.

Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert.

"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."



Fazit

"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!

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