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Veröffentlicht am 05.11.2023

Für meinen Geschmack zu simpel, zu spirituell und mit zu wenigen Praxisanleitungen

Hör auf zu glauben, was du denkst
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Als ich den Ratgeber auf Bookbeat sah, hat mich der Titel sofort angesprochen - "Hör auf zu glauben, was du denkst - der einfache Weg für Ruhe im Kopf" klang zwar etwas ambitiös, aber wie etwas, von dem ...

Als ich den Ratgeber auf Bookbeat sah, hat mich der Titel sofort angesprochen - "Hör auf zu glauben, was du denkst - der einfache Weg für Ruhe im Kopf" klang zwar etwas ambitiös, aber wie etwas, von dem ich als absolute Grüblerin sehr profitieren könnte. Mit gewecktem Interesse, aber wenig Erwartungen bin ich also an das kurze Büchlein herangegangen und habe es in einem Rutsch durchgehört. Das ist allerdings weniger der inspirierenden Qualität des Ratgebers und eher der Tatsache geschuldet, dass es mit knapp 129 Seiten wirklich sehr kurz ist und die Sprache sowie der Inhalt sehr simpel und direkt sind.

Ebenso simpel und direkt ist auch das Cover. Mit dem weißen Hintergrund, dem schwarzen Titel in Großbuchstaben und dem illustrierten Kopf mit Gedankenknäul ist der Verlag sehr nah an der Gestaltung der Originalausgabe geblieben und hat auch deren Titel übersetzt übernommen. Über die innere Gestaltung kann ich keine Auskunft geben, da ich das Hörbuch gehört habe.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen einfache Aussagen und der Autor hat mit seiner Grundidee auch durchaus recht. Die Idee, dass Grübeln und Gedankenschleifen zu Selbstsabotage, Stress und Selbstzweifel führen und man diese unterbinden muss, um ein glückliches Leben führen zu können ist mir auch durch mein Psychologiestudium schon lange bekannt und auch persönlich einleuchtend. Der Autor verwendet allerdings fast die gesamte Seitenzahl darauf, eben diesen Zusammenhang herzuleiten und zu erklären. Wie man jedoch als Overthinker das Denken zurückschraubt, lernt man hier nicht. Es gab zwar die ein oder andere kleine Gedankenaufgabe, aber anders als der Titel verspricht, gibt der Autor hier keine Anleitungen, Ratschläge oder Tipps an die Hand, wie man Grübeln und negative Gedankenschleifen wirklich verhindern kann.

Leider wiederholt sich Joseph Nguyen dabei auch ziemlich oft und verliert sich in einfachen Dogmen, statt den reichhaltigen philosophischen oder psychologischen Hintergrund seiner Thesen zu erklären. Denn was er hier beschreibt, ist eigentlich nichts anderes als der buddhistische Achtsamkeitsgedanke - Gedanken kommen von alleine, es liegt allerdings an uns, ob wir uns mit ihnen beschäftigen. Davon kann man allerdings meiner Meinung nach nicht ableiten, dass alles Denken immer schlecht ist - wie der Autor es vielfach darlegt. Im Gegenteil: Denkprozesse wie Problemlösen oder Selbstreflexion sind absolut notwendig im Alltag, zum Überleben, zum Funktionieren in sozialen Situationen und zum persönlichen Wachstum. Eine generalisierende Aussage wie "Denken führt zu Leiden" finde ich deshalb nicht angebracht. Es gibt viel Forschung zu dem Thema Gedanken, die zeigt, dass es durchaus positive Arten von Denken gibt - Tagträume, Gedankenwanderungen, interne Dialoge oder das Schwelgen in positiven Erinnerungen zum Beispiel, welche Kreativität anregen und unser Wohlbefinden verbessern können.

Neben der starken Vereinfachung der Thesen, den vielen Wiederholungen und den fehlenden Praxisanleitungen hat mich vor allem auch der spirituelle Einschlag des Ratgebers gestört. Der Autor schreibt hier aus der Position eines erleuchteten Gurus heraus, der dem unwissenden Lehrling (aka den LeserInnen) die Weisheit des Lebens erklärt und benutzt dabei immer wieder Worte wie "das Göttliche", "die unendliche Intelligenz" oder das "universelle Bewusstsein", womit er erklären möchte, dass das Universum uns leitet und Gedanken eingibt. Vielleicht funktioniert das in den USA (was erklären würde, weshalb das Buch dort ein Bestseller geworden ist) und auch auf TikTok (wo der Autor es anscheinend zu einiger Berühmtheit gebracht hat) aber für mich hat das leider nicht funktioniert.

Trotz meiner Kritikpunkte war das Lesen dieses Buches definitiv nicht umsonst. Auch wenn eigentlich alles, was man aus dem Buch mitnehmen kann auf den letzten Seiten nochmal zusammengefasst steht, konnte ich aus den 129 Seiten doch etwas für mich mitnehmen. Interessant fand ich zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Zielen, die man aus Verzweiflung oder aus Inspiration setzt und deren Auswirkungen auf unser Leben. Das war ein neuer Gedanke für mich, der etwas in mir ausgelöst hat. Und auch die Erinnerung, dass unsere Gedanken oftmals nicht der Realität entsprechen und es manchmal besser ist, sie einfach ziehen zu lassen, tut immer wieder gut.


Fazit:


Ein kurzer Ratgeber mit im Kern wichtiger Botschaft, die allerdings für meinen Geschmack zu simpel, zu spirituell und mit zu wenigen Praxisanleitungen vermittelt wird.

Veröffentlicht am 05.11.2023

Für meinen Geschmack zu simpel, zu spirituell und mit zu wenigen Praxisanleitungen

Hör auf zu glauben, was du denkst
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Als ich den Ratgeber auf Bookbeat sah, hat mich der Titel sofort angesprochen - "Hör auf zu glauben, was du denkst - der einfache Weg für Ruhe im Kopf" klang zwar etwas ambitiös, aber wie etwas, von dem ...

Als ich den Ratgeber auf Bookbeat sah, hat mich der Titel sofort angesprochen - "Hör auf zu glauben, was du denkst - der einfache Weg für Ruhe im Kopf" klang zwar etwas ambitiös, aber wie etwas, von dem ich als absolute Grüblerin sehr profitieren könnte. Mit gewecktem Interesse, aber wenig Erwartungen bin ich also an das kurze Büchlein herangegangen und habe es in einem Rutsch durchgehört. Das ist allerdings weniger der inspirierenden Qualität des Ratgebers und eher der Tatsache geschuldet, dass es mit knapp 129 Seiten wirklich sehr kurz ist und die Sprache sowie der Inhalt sehr simpel und direkt sind.

Ebenso simpel und direkt ist auch das Cover. Mit dem weißen Hintergrund, dem schwarzen Titel in Großbuchstaben und dem illustrierten Kopf mit Gedankenknäul ist der Verlag sehr nah an der Gestaltung der Originalausgabe geblieben und hat auch deren Titel übersetzt übernommen. Über die innere Gestaltung kann ich keine Auskunft geben, da ich das Hörbuch gehört habe.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen einfache Aussagen und der Autor hat mit seiner Grundidee auch durchaus recht. Die Idee, dass Grübeln und Gedankenschleifen zu Selbstsabotage, Stress und Selbstzweifel führen und man diese unterbinden muss, um ein glückliches Leben führen zu können ist mir auch durch mein Psychologiestudium schon lange bekannt und auch persönlich einleuchtend. Der Autor verwendet allerdings fast die gesamte Seitenzahl darauf, eben diesen Zusammenhang herzuleiten und zu erklären. Wie man jedoch als Overthinker das Denken zurückschraubt, lernt man hier nicht. Es gab zwar die ein oder andere kleine Gedankenaufgabe, aber anders als der Titel verspricht, gibt der Autor hier keine Anleitungen, Ratschläge oder Tipps an die Hand, wie man Grübeln und negative Gedankenschleifen wirklich verhindern kann.

Leider wiederholt sich Joseph Nguyen dabei auch ziemlich oft und verliert sich in einfachen Dogmen, statt den reichhaltigen philosophischen oder psychologischen Hintergrund seiner Thesen zu erklären. Denn was er hier beschreibt, ist eigentlich nichts anderes als der buddhistische Achtsamkeitsgedanke - Gedanken kommen von alleine, es liegt allerdings an uns, ob wir uns mit ihnen beschäftigen. Davon kann man allerdings meiner Meinung nach nicht ableiten, dass alles Denken immer schlecht ist - wie der Autor es vielfach darlegt. Im Gegenteil: Denkprozesse wie Problemlösen oder Selbstreflexion sind absolut notwendig im Alltag, zum Überleben, zum Funktionieren in sozialen Situationen und zum persönlichen Wachstum. Eine generalisierende Aussage wie "Denken führt zu Leiden" finde ich deshalb nicht angebracht. Es gibt viel Forschung zu dem Thema Gedanken, die zeigt, dass es durchaus positive Arten von Denken gibt - Tagträume, Gedankenwanderungen, interne Dialoge oder das Schwelgen in positiven Erinnerungen zum Beispiel, welche Kreativität anregen und unser Wohlbefinden verbessern können.

Neben der starken Vereinfachung der Thesen, den vielen Wiederholungen und den fehlenden Praxisanleitungen hat mich vor allem auch der spirituelle Einschlag des Ratgebers gestört. Der Autor schreibt hier aus der Position eines erleuchteten Gurus heraus, der dem unwissenden Lehrling (aka den LeserInnen) die Weisheit des Lebens erklärt und benutzt dabei immer wieder Worte wie "das Göttliche", "die unendliche Intelligenz" oder das "universelle Bewusstsein", womit er erklären möchte, dass das Universum uns leitet und Gedanken eingibt. Vielleicht funktioniert das in den USA (was erklären würde, weshalb das Buch dort ein Bestseller geworden ist) und auch auf TikTok (wo der Autor es anscheinend zu einiger Berühmtheit gebracht hat) aber für mich hat das leider nicht funktioniert.

Trotz meiner Kritikpunkte war das Lesen dieses Buches definitiv nicht umsonst. Auch wenn eigentlich alles, was man aus dem Buch mitnehmen kann auf den letzten Seiten nochmal zusammengefasst steht, konnte ich aus den 129 Seiten doch etwas für mich mitnehmen. Interessant fand ich zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Zielen, die man aus Verzweiflung oder aus Inspiration setzt und deren Auswirkungen auf unser Leben. Das war ein neuer Gedanke für mich, der etwas in mir ausgelöst hat. Und auch die Erinnerung, dass unsere Gedanken oftmals nicht der Realität entsprechen und es manchmal besser ist, sie einfach ziehen zu lassen, tut immer wieder gut.


Fazit:


Ein kurzer Ratgeber mit im Kern wichtiger Botschaft, die allerdings für meinen Geschmack zu simpel, zu spirituell und mit zu wenigen Praxisanleitungen vermittelt wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 26.10.2023

Eine unterhaltsame Slow-Burn-Geschichte über Eiskunstlauf, Familie und Liebe

From Lukov with Love - Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt
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"Icebreaker" von Hannah Grace war die erste Liebesgeschichte über Eiskunstlauf, die ich gelesen habe und diese war für mich leider eher enttäuschend. Da ich so schnell nicht aufgeben wollte, habe ich gespannt ...

"Icebreaker" von Hannah Grace war die erste Liebesgeschichte über Eiskunstlauf, die ich gelesen habe und diese war für mich leider eher enttäuschend. Da ich so schnell nicht aufgeben wollte, habe ich gespannt auf die Übersetzung des aktuell wohl gehyptesten Booktok-Romance-Titels zu dem Thema gewartet: "From Lukov With Love". Jasmine und Ivan haben mir deutlich besser gefallen als Anastasia und Nathan, auch diese Geschichte konnte mich allerdings nicht vollständig überzeugen.

Der Blanvalet-Verlag hat glücklicherweise sowohl das Cover als auch den Titel der Originalausgabe übernommen. Zu sehen ist ein Strauß roter Rosen, der auf einer von Kufen zerkratzten Eisfläche liegt. Hinzugefügt wurde nur ein (zum Glück entfernbarer) Sticker und der Untertitel "Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt". Die restliche Gestaltung ist sehr schlicht und ohne besondere Extras. Stattdessen fiel mir als ich das Buch ausgepackt habe zuerst auf, wie ungewöhnlich dick das Buch mit seinen über 540 Seiten für eine Liebesgeschichte ist. Nach wenigen Kapiteln war mir dann auch klar weshalb: Mariana Zapata wird nicht zu Unrecht die Slow Burn Queen genannt...

Erster Satz: “Nachdem ich fünfmal hintereinander auf den Hintern gefallen war, kam ich zu dem Schluss, dass es genug war"

Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus der Perspektive unsere Hauptfigur Jasmine, die nach vielen arbeitsintensiven Jahren immer noch auf ihren Durchbruch als Eiskunstläuferin wartet. Mit ihren 26 Jahren, einer zurückliegenden harten Trennung von ihrem vorherigen Partner und den ständigen Hinweisen ihrer Eltern sich doch einen Job zu suchen, ist sie kurz davor, ihren großen Traum für immer aufzugeben, als sie ein unschlagbares Angebot von keinem geringerem als ihrem Erzfeind erhält. Nachdem Jasmine das Angebot annimmt und sie beginnt mit Ivan zu arbeiten, widmet sich die Autorin erstmal viele viele Seiten der Aufgabe, uns Lesern zu erklären, dass die beiden sich wirklich wirklich (!) nicht ausstehen können. Anders als in anderen Enemies-to-Lovers Geschichten ist zu Beginn zwischen den beiden wirklich so etwas wie eine Feindschaft und nicht nur schlecht getarnte Liebe. Das unterstreicht auch die Sprache, die für meinen Geschmack viel zu voll war mit wirklich verletzenden Beleidigungen, die für mich nicht mehr als spielerisches Gekabbele durchgehen. Auch beispielsweise die Übersetzung von Ivans Spitznamen für Jasmine, "Fleischklops" (im englischen vermutlich "Meatball"), finde ich nicht gelungen und hat für mich immer wieder die Dynamik der beiden zerstört. Zudem erinnerte mich der kleinliche Kleinkrieg der beiden besonders im ersten Drittel leider mehr an das Verhalten von 15jährigen als an das von Erwachsenen in ihren früheren 30ern, was für mich den Einstieg in die Geschichte eher mühsam gemacht hat.

"Keiner von uns sagte ein Wort, aber unsere Blicke trafen sich. Und ich verkündete lautlos: Du bist ätzend. Und er erwiderte mit seinem hellrosa Mund flüsternd: Du bist noch ätzender. Nancy Lee seufzte erneut. "Meine Augen funktionieren. Ich kann eure Lippen lesen."

Erst mit der Zeit entwickelt sich sehr langsam und stückweise in jeder Szene etwas mehr eine zarte Freundschaft, eine Anziehungskraft und eine Verbindung zwischen den beiden Figuren. Auch wenn es immer wieder Szenen gibt, die die beiden provokant auf die Probe stellen und gerade zu nach romantischen Verstrickungen schreien wie ein gemeinsames Nacktshooting für ein Magazin oder gemeinsames Babysitten, verändern sich in diesen Szenen nur Nuancen und ein Schritt nach vorne bedeutet oft wieder zwei zurück. Kein Wunder, dass die eigentliche Liebesgeschichte (mit Kussszenen, Liebesgeständnissen und einer Sexszene) eigentlich erst im letzten Viertel startet - was "From Lukov With Love" offiziell zur slowsten Slowburn Geschichte gemacht hat, die ich je gelesen habe.

Da sich die Liebesgeschichte so viel Zeit lässt, beherrschen andere Themen die ersten 400 Seiten der Geschichte. Besonders im Vordergrund steht natürlich das Thema Eiskunstlauf, welches hier super aufgegriffen wird. Während ich in "Icebreaker" kritisiert habe, dass wir beinahe nichts von dem Sport mitbekommen, sind wir hier beim Krafttraining, in den Umkleiden, bei Strategiebesprechungen und auf dem Eis in jeder Szene mit dabei und erleben unmittelbar, wie viel hartes Training nötig ist, um bei Küren schwerelos über das Eis zu fliegen. Neben der harten Arbeit und den Hürden ist aber auch die Begeisterung der beiden Hauptfiguren für den Sport in jeder Szene greifbar und ansteckend. Für jemanden wie mich, der sehr gerne Eiskunstlauf im Fernsehen sieht, sich aber überhaupt nicht auskennt ist dieser Einblick besonders interessant. Ich habe an mehreren Stellen beim Lesen gestoppt und Sprünge wie den dreifachen Lutz oder den vierfachen Toeloop gegoogelt, um sie mir besser vorstellen zu können.

"Ich glaube an dich. An uns. Egal was passiert, du wirst immer die beste Partnerin sein, die ich je hatte Du wirst immer die fleißigste Person sein, der ich je begegnet bin. Es wird immer nur dich geben."


Neben dem Eiskunstlaufen spielt allerdings auch Jasmines Familienleben eine große Rolle. Immer wieder erleben wir sie mit ihrer Mutter, deren Ehemann oder ihren diversen Geschwistern mit deren Familien und ihr liebevoller Umgang miteinander empfand ich als sehr herzerwärmend. Konflikte gibt es allerdings mit ihrem Vater, der die Familie verlassen hat als sie noch ein Kind war und sie in ihrer Karriere nicht unterstützt. Neben Jasmines direkten Familienangehörigen gibt es keine nennenswerten Nebenfiguren. Zwar hat sie eine beste Freundin, diese kommt allerdings nur am Rande vor. Auch Ivans Familie hat nur sehr wenige Auftritte und hätte gerne noch etwas präsenter sein können.

“Wie kannst du denken, dass du nichts erreicht hast, wenn du ihnen so viel bedeutest? Sie bewundernd dich. Sie prahlen damit, wie zäh du bist. Wie widerstandsfähig. In der Eishalle gibt es Mädchen, die strahlen, wenn du an ihnen vorbeigehst. Vermutlich veränderst du ihr Leben allein dadurch, dass du hier jeden Tag auftauchst, dir selbst treu bleibst und dir von niemandem etwas ausreden lässt. Nicht mal von mir. Ich weiß nicht, was du unter einer Verliererin verstehst, aber das sind nicht die Eigenschaften, die mir dabei in den Sinn kommen."


Die beiden Hauptfiguren haben mir unterm Strich sehr gut gefallen. Zwar dauert es eine ganze Weile, bis wir ein richtiges Gefühl für die beiden entwickeln und mehr aus ihrem Privatleben erfahren, gegen Ende erschienen sie mir aber beide als runde Figuren. Jasmine ist stur, eigensinnig, zielstrebig und nicht auf den Mund gefallen. Das macht sie zu einer unterhaltsamen Hauptfigur und einer genialen Sportlerin, aber auch zu einem Albtraum für Ivan. Gegen Ende habe ich mich sehr mit ihr angefreundet, zu Beginn hatte ich aber ein paar Probleme mit ihr. Denn aus ihrer Perspektive sieht man die Welt durch die Linse eines verbissenen, gestressten und launischen Person und ihr innerer Monolog hat jede Menge Wiederholungen. In Kombination mit der Tatsache, dass Ivan zu Beginn aufgrund seines Verhaltens extrem unsympathisch wirkt, hätte ich es vorgezogen, die Geschichte abwechselnd aus beiden Perspektiven zu lesen.

Generell wirkte Mariana Zapatas Schreibstils auf mich noch nicht ganz ausgereift. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es an der Übersetzung lag, aber manchmal schien sich innerhalb einer Szene mehrmals die Atmosphäre an den seltsamsten Stellen zu verändern und außerdem sind mir viele Formulierungen aufgefallen, die sich wiederholen und irgendwann stark abnutzen.

Was halte ich also unterm Strich von dieser Geschichte? Grundsätzlich bin ich ja ein großer Fan von Slowburn Geschichten und auch hier baut sich während des sehr langsamen Anfangs mit vielen Wiederholungen ordentlich Chemie zwischen den Figuren auf. Diese entlädt sich dann aber sehr plötzlich in einem abrupten Ende. Für meinen Geschmack hätte die Autorin den Anfang also etwas kürzen und dafür das Ende etwas ausführlicher gestalten können. Dieses hat mir ansonsten aber sehr gut gefallen, da es komplett ohne konstruiertes Drama ausgekommen ist, auch wenn man darüber hinwegsehen muss, dass viele Kleinigkeiten, die hier im Plot auftauchen (z.B. Jasmines Stalker? Oder die Frage, weshalb sie vom Einzel zum Paarlauf gewechselt ist?) nicht weitergeführt und nie beantwortet werden.


Fazit:

"From Lukov With Love" ist eine unterhaltsame Slow-Burn-Geschichte über Eiskunstlauf, Familie und Liebe. Für mich hatte allerdings der Einstieg Überlänge, mich haben einige Wiederholungen gestört und auch der Schreibstil könnte noch etwas Feinschliff vertragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2023

Eine unterhaltsame Slow-Burn-Geschichte über Eiskunstlauf, Familie und Liebe

From Lukov with Love - Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt
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"Icebreaker" von Hannah Grace war die erste Liebesgeschichte über Eiskunstlauf, die ich gelesen habe und diese war für mich leider eher enttäuschend. Da ich so schnell nicht aufgeben wollte, habe ich gespannt ...

"Icebreaker" von Hannah Grace war die erste Liebesgeschichte über Eiskunstlauf, die ich gelesen habe und diese war für mich leider eher enttäuschend. Da ich so schnell nicht aufgeben wollte, habe ich gespannt auf die Übersetzung des aktuell wohl gehyptesten Booktok-Romance-Titels zu dem Thema gewartet: "From Lukov With Love". Jasmine und Ivan haben mir deutlich besser gefallen als Anastasia und Nathan, auch diese Geschichte konnte mich allerdings nicht vollständig überzeugen.

Der Blanvalet-Verlag hat glücklicherweise sowohl das Cover als auch den Titel der Originalausgabe übernommen. Zu sehen ist ein Strauß roter Rosen, der auf einer von Kufen zerkratzten Eisfläche liegt. Hinzugefügt wurde nur ein (zum Glück entfernbarer) Sticker und der Untertitel "Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt". Die restliche Gestaltung ist sehr schlicht und ohne besondere Extras. Stattdessen fiel mir als ich das Buch ausgepackt habe zuerst auf, wie ungewöhnlich dick das Buch mit seinen über 540 Seiten für eine Liebesgeschichte ist. Nach wenigen Kapiteln war mir dann auch klar weshalb: Mariana Zapata wird nicht zu Unrecht die Slow Burn Queen genannt...

Erster Satz: “Nachdem ich fünfmal hintereinander auf den Hintern gefallen war, kam ich zu dem Schluss, dass es genug war"

Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus der Perspektive unsere Hauptfigur Jasmine, die nach vielen arbeitsintensiven Jahren immer noch auf ihren Durchbruch als Eiskunstläuferin wartet. Mit ihren 26 Jahren, einer zurückliegenden harten Trennung von ihrem vorherigen Partner und den ständigen Hinweisen ihrer Eltern sich doch einen Job zu suchen, ist sie kurz davor, ihren großen Traum für immer aufzugeben, als sie ein unschlagbares Angebot von keinem geringerem als ihrem Erzfeind erhält. Nachdem Jasmine das Angebot annimmt und sie beginnt mit Ivan zu arbeiten, widmet sich die Autorin erstmal viele viele Seiten der Aufgabe, uns Lesern zu erklären, dass die beiden sich wirklich wirklich (!) nicht ausstehen können. Anders als in anderen Enemies-to-Lovers Geschichten ist zu Beginn zwischen den beiden wirklich so etwas wie eine Feindschaft und nicht nur schlecht getarnte Liebe. Das unterstreicht auch die Sprache, die für meinen Geschmack viel zu voll war mit wirklich verletzenden Beleidigungen, die für mich nicht mehr als spielerisches Gekabbele durchgehen. Auch beispielsweise die Übersetzung von Ivans Spitznamen für Jasmine, "Fleischklops" (im englischen vermutlich "Meatball"), finde ich nicht gelungen und hat für mich immer wieder die Dynamik der beiden zerstört. Zudem erinnerte mich der kleinliche Kleinkrieg der beiden besonders im ersten Drittel leider mehr an das Verhalten von 15jährigen als an das von Erwachsenen in ihren früheren 30ern, was für mich den Einstieg in die Geschichte eher mühsam gemacht hat.

"Keiner von uns sagte ein Wort, aber unsere Blicke trafen sich. Und ich verkündete lautlos: Du bist ätzend. Und er erwiderte mit seinem hellrosa Mund flüsternd: Du bist noch ätzender. Nancy Lee seufzte erneut. "Meine Augen funktionieren. Ich kann eure Lippen lesen."

Erst mit der Zeit entwickelt sich sehr langsam und stückweise in jeder Szene etwas mehr eine zarte Freundschaft, eine Anziehungskraft und eine Verbindung zwischen den beiden Figuren. Auch wenn es immer wieder Szenen gibt, die die beiden provokant auf die Probe stellen und gerade zu nach romantischen Verstrickungen schreien wie ein gemeinsames Nacktshooting für ein Magazin oder gemeinsames Babysitten, verändern sich in diesen Szenen nur Nuancen und ein Schritt nach vorne bedeutet oft wieder zwei zurück. Kein Wunder, dass die eigentliche Liebesgeschichte (mit Kussszenen, Liebesgeständnissen und einer Sexszene) eigentlich erst im letzten Viertel startet - was "From Lukov With Love" offiziell zur slowsten Slowburn Geschichte gemacht hat, die ich je gelesen habe.

Da sich die Liebesgeschichte so viel Zeit lässt, beherrschen andere Themen die ersten 400 Seiten der Geschichte. Besonders im Vordergrund steht natürlich das Thema Eiskunstlauf, welches hier super aufgegriffen wird. Während ich in "Icebreaker" kritisiert habe, dass wir beinahe nichts von dem Sport mitbekommen, sind wir hier beim Krafttraining, in den Umkleiden, bei Strategiebesprechungen und auf dem Eis in jeder Szene mit dabei und erleben unmittelbar, wie viel hartes Training nötig ist, um bei Küren schwerelos über das Eis zu fliegen. Neben der harten Arbeit und den Hürden ist aber auch die Begeisterung der beiden Hauptfiguren für den Sport in jeder Szene greifbar und ansteckend. Für jemanden wie mich, der sehr gerne Eiskunstlauf im Fernsehen sieht, sich aber überhaupt nicht auskennt ist dieser Einblick besonders interessant. Ich habe an mehreren Stellen beim Lesen gestoppt und Sprünge wie den dreifachen Lutz oder den vierfachen Toeloop gegoogelt, um sie mir besser vorstellen zu können.

"Ich glaube an dich. An uns. Egal was passiert, du wirst immer die beste Partnerin sein, die ich je hatte Du wirst immer die fleißigste Person sein, der ich je begegnet bin. Es wird immer nur dich geben."


Neben dem Eiskunstlaufen spielt allerdings auch Jasmines Familienleben eine große Rolle. Immer wieder erleben wir sie mit ihrer Mutter, deren Ehemann oder ihren diversen Geschwistern mit deren Familien und ihr liebevoller Umgang miteinander empfand ich als sehr herzerwärmend. Konflikte gibt es allerdings mit ihrem Vater, der die Familie verlassen hat als sie noch ein Kind war und sie in ihrer Karriere nicht unterstützt. Neben Jasmines direkten Familienangehörigen gibt es keine nennenswerten Nebenfiguren. Zwar hat sie eine beste Freundin, diese kommt allerdings nur am Rande vor. Auch Ivans Familie hat nur sehr wenige Auftritte und hätte gerne noch etwas präsenter sein können.

“Wie kannst du denken, dass du nichts erreicht hast, wenn du ihnen so viel bedeutest? Sie bewundernd dich. Sie prahlen damit, wie zäh du bist. Wie widerstandsfähig. In der Eishalle gibt es Mädchen, die strahlen, wenn du an ihnen vorbeigehst. Vermutlich veränderst du ihr Leben allein dadurch, dass du hier jeden Tag auftauchst, dir selbst treu bleibst und dir von niemandem etwas ausreden lässt. Nicht mal von mir. Ich weiß nicht, was du unter einer Verliererin verstehst, aber das sind nicht die Eigenschaften, die mir dabei in den Sinn kommen."


Die beiden Hauptfiguren haben mir unterm Strich sehr gut gefallen. Zwar dauert es eine ganze Weile, bis wir ein richtiges Gefühl für die beiden entwickeln und mehr aus ihrem Privatleben erfahren, gegen Ende erschienen sie mir aber beide als runde Figuren. Jasmine ist stur, eigensinnig, zielstrebig und nicht auf den Mund gefallen. Das macht sie zu einer unterhaltsamen Hauptfigur und einer genialen Sportlerin, aber auch zu einem Albtraum für Ivan. Gegen Ende habe ich mich sehr mit ihr angefreundet, zu Beginn hatte ich aber ein paar Probleme mit ihr. Denn aus ihrer Perspektive sieht man die Welt durch die Linse eines verbissenen, gestressten und launischen Person und ihr innerer Monolog hat jede Menge Wiederholungen. In Kombination mit der Tatsache, dass Ivan zu Beginn aufgrund seines Verhaltens extrem unsympathisch wirkt, hätte ich es vorgezogen, die Geschichte abwechselnd aus beiden Perspektiven zu lesen.

Generell wirkte Mariana Zapatas Schreibstils auf mich noch nicht ganz ausgereift. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es an der Übersetzung lag, aber manchmal schien sich innerhalb einer Szene mehrmals die Atmosphäre an den seltsamsten Stellen zu verändern und außerdem sind mir viele Formulierungen aufgefallen, die sich wiederholen und irgendwann stark abnutzen.

Was halte ich also unterm Strich von dieser Geschichte? Grundsätzlich bin ich ja ein großer Fan von Slowburn Geschichten und auch hier baut sich während des sehr langsamen Anfangs mit vielen Wiederholungen ordentlich Chemie zwischen den Figuren auf. Diese entlädt sich dann aber sehr plötzlich in einem abrupten Ende. Für meinen Geschmack hätte die Autorin den Anfang also etwas kürzen und dafür das Ende etwas ausführlicher gestalten können. Dieses hat mir ansonsten aber sehr gut gefallen, da es komplett ohne konstruiertes Drama ausgekommen ist, auch wenn man darüber hinwegsehen muss, dass viele Kleinigkeiten, die hier im Plot auftauchen (z.B. Jasmines Stalker? Oder die Frage, weshalb sie vom Einzel zum Paarlauf gewechselt ist?) nicht weitergeführt und nie beantwortet werden.


Fazit:

"From Lukov With Love" ist eine unterhaltsame Slow-Burn-Geschichte über Eiskunstlauf, Familie und Liebe. Für mich hatte allerdings der Einstieg Überlänge, mich haben einige Wiederholungen gestört und auch der Schreibstil könnte noch etwas Feinschliff vertragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.10.2023

Eine flüssig erzählte Liebesgeschichte mit liebenswerten und facettenreichen Figuren

The Perfect Fit
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Handlung: "The Perfect Fit" ist mein erstes Buch von Kara Atkin, die mir allerdings als Autorin schon länger bekannt ist. Als der Klapptext mich sofort angesprochen hat, habe ich mir ein digitales Leseexemplar ...

Handlung: "The Perfect Fit" ist mein erstes Buch von Kara Atkin, die mir allerdings als Autorin schon länger bekannt ist. Als der Klapptext mich sofort angesprochen hat, habe ich mir ein digitales Leseexemplar gegen Bonuspunkte bei der Lesejury eingetauscht und letzte Woche als Überbrückung zwischen zwei anderen Büchern angefangen. Eigentlich wollte ich nur kurz reinlesen, doch dann hatte ich plötzlich schon die Hälfte verschlungen und war am nächsten Tag durch. Zwar handelt es sich hier nicht wirklich wie angepriesen um eine "Fake Dating"-Geschichte, da die beiden Figuren praktisch bei ihrer ersten Begegnung schon ineinander verlieben und alles, was später zwischen ihnen passiert, echt ist. Außerdem läuft auch alles ein wenig zu glatt und geht aufgrund des geringen Erzählzeitraums von wenigen Tagen sehr schnell. Wenn man darüber hinwegsieht, bietet "The Perfect Fit" aber eine abwechslungsreiche Liebesgeschichte vor toller Kulisse!

Schreibstil
: Der Schreibstil lässt sich super flüssig lesen und ich bin wie gesagt geradezu durch die Seiten geflogen. Sehr gut gefallen hat mir auch das Setting in Mailand und London. Allzu viel Zeit, die beiden Städte zu erkunden, bleibt uns nicht, wir bekommen aber einige Einblicke hinter die Kulissen der Mailänder Fashion Week und besuchen einige Veranstaltungen zusammen mit den Figuren. Wie die Autorin das Musikthema mit der Modewelt verknüpft hat, finde ich sehr gelungen. Fashion ist zwar nicht direkt mein Hauptinteresse, ich finde Ellies Arbeit als Stylistin aber sehr greifbar zum Leben erweckt. Die beiden Hauptfiguren Ellie und Caleb erzählen hier abwechselnd aus ihrer Perspektive, wobei an jedem Kapitelanfang ein passender Begriff inklusive Beschreibung aus der Musik- oder Modewelt vorangestellt ist.

Figuren
: Sowohl Ellie mit ihrer direkten, kommunikativen Art als auch Caleb mit seiner ruhigen, beständigen Ausstrahlung haben mir sehr gut gefallen. Etwas ausführlichere Hintergrundgeschichten hätten bei beiden nicht geschadet, aber insgesamt fand ich sie facettenreich und liebenswürdig gestaltet. Auch ihre Liebesgeschichte überzeugte mich mit vielen süßen Szenen und vor allem toller Chemie! Die Nebenfiguren innerhalb des Parallel-Teams hätten noch etwas lebendiger sein können, hatten aber schon viel Potenzial. Sehr gespannt bin ich vor allem auf Mia und Roan, deren Geschichte in Band 2 der Reihe, "The Brightest Colours" erzählt wird, welcher im Januar 2024 erscheinen wird. Besonders da im recht flotten und offenen Ende von Band 1 noch einige Fragen um die Zukunft von Parallel ungelöst bleiben, bin ich sehr gespannt, wie es mit allen in Band 2 weitergehen wird.


Die Zitate:


Caleb: "Ihre Worte dringend durch die Risse, die die letzten fünf Jahre in meiner Rüstung hinterlassen haben. Sie sickern einfach hindurch, tränken die Wunden, und auch wenn sie nicht ganz verschwinden, schließen sie sich mit jedem sanften Streichen ihrer Finger.“

Ellie: “Alles, wovon ich je geträumt hatte, könnte mein sein. Alles, was ich dafür tun muss, ist Ja zu sagen. Ja zu dieser Lüge. Ja zu diesem Mann. Ich habe immerhin nichts mehr zu verlieren, nicht wahr? "Okay." Ich schiebe meine Finger zwischen seine und greife fest zu in der Hoffnung, mich zu erden, doch mein Magen flattert und mein Kopf schwirrt. "Lass es uns durchziehen".

Caleb: "Vor wenigen Tagen habe ich noch gedacht, sie wäre ein Komet, der in meinem Sonnensystem aufgetaucht ist, um mich vollständig zu vernichten. Jetzt aber kommt sie mir eher wie ein Silberstreif in der endlosen Dunkelheit meiner Einsamkeit vor, an den ich mich klammere, ganz gleich, wie lange er wohl an meinem Firmament bleiben wird.”


Das Urteil


"The Perfect Fit" ist eine flüssig erzählte Liebesgeschichte mit liebenswerten und facettenreichen Figuren vor dem tollen Setting der Mailänder Fashion Week.

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