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Veröffentlicht am 04.01.2022

Beängstigend!

Shelter
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Allgemeines:

Das Hörbuch „Shelter“ zum gleichnamigen Roman der Autorin Ursula Poznanski ist am 18.10.21 im Hörverlag erschienen. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung des renommierten Hörbuchsprechers ...

Allgemeines:

Das Hörbuch „Shelter“ zum gleichnamigen Roman der Autorin Ursula Poznanski ist am 18.10.21 im Hörverlag erschienen. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung des renommierten Hörbuchsprechers Jens Wawrczeck. Wawrczeck hat eine angenehme Leserstimme, die passend zur Geschichte eine mitreißende Atmosphäre kreiert. Schön ist es, dass es sich um eine ungekürzte Version handelt, da sonst mit Sicherheit nicht die Stimmung und rasante Entwicklung der Geschichte deutlich geworden wäre.

Inhalt:

„Die Idee war völlig verrückt und sie wären niemals darauf gekommen, wenn die Party nicht so aus dem Ruder gelaufen wäre. Aus einer Katerlaune heraus erfinden Benny und seine Freunde eine irre Geschichte über außerirdische Besucher und verbreiten sie im Internet. Gespannt wartet die Clique ab, was passiert. Zu ihrer eigenen Überraschung nehmen immer mehr Menschen die Sache für bare Münze und Bennys Versuche, alles aufzuklären, bringen ihn schon bald in Lebensgefahr.

Was, wenn du dir eine völlig absurde Geschichte ausdenkst, sie zum Spaß in die Welt setzt und plötzlich glauben alle daran? Ursula Poznanskis neuer Bestseller ist eine wache Analyse der Mechanismen moderner Verschwörungsmythen und ein schockierender Thriller über einen Streich, der zur verwirrenden Realität wird.“ (Quelle: Bloggerportal)

Meine Meinung:

Wie so oft gelingt es Poznanski ihre Leserinnen oder in diesem Fall Hörerinnen direkt in ihren Bann zu ziehen. Sie kreiert eine Geschichte voller Spannung, die so mitreißend und überraschend ist, dass man manchmal beinahe selbst Paranoia hat.

Ihr neuer Roman ist so realitätsnah, das man an so mancher Stelle den Kopf schütteln muss. Man fühlt sich an viele Ereignisse erinnert, die gerade so oder ähnlich passieren. Poznanski führt uns vor Augen, wie wenig wahrer Kern vorhanden sein muss, um Menschen zu finden, die einer Verschwörungstheorie Glauben schenken, diese verbreiten und beginnen, andere Menschen auszugrenzen, zu hassen, zu jagen.

Sowohl in ihrem Buch als auch in der Realität können Anhängerinnen solcher Theorien häufig nicht mehr zwischen Recht und Unrecht und Wahrheit und ausgedachten Details unterscheiden. Sie glauben alles, hinterfragen nichts und sehen in kleinsten medialen Veröffentlichungen Bestätigungen ihrer Gedanken. Das führt zu Ereignissen, die Ausmaße annehmen, die wir uns teilweise nicht vorstellen können.

Die von Poznanski gewählte Basis für die Verschwörungstheorie ist so abstrus, das man sich nicht erklären kann, dass Menschen an ebendiese glauben könnten. Selbst die WG-Mitglieder, die sich die Theorie an einem lustigen Abend ausdenken, rechnen nicht wirklich damit, dass ihre Theorie weitergesponnen wird. Mit Sicherheit hat die Autorin mit Absicht zu solch an den Haaren herbeigezogenen Elementen gegriffen, um deutlich zu machen, dass Menschen auch in der echten Welt an Dinge glauben, die jederzeit widerlegt und wissenschaftlich fundiert als nichtig beschrieben werden könnten. Ich weiß nicht, was an dieser Stelle erschreckender ist: Die (momentane) Realität oder die Aktualität der Fiktion?

Nun aber zurück zur Geschichte. Shelter ist wie ein Sog. Poznanski entwickelte ihre Charaktere so passend und realistisch, dass man sie vermutlich in jeder größeren Stadt so finden könnte. Man kann sich mit ihnen identifizieren und erlebt das Gefühl der Entstehung der Theorie als Euphorie innerhalb der WG mit. Nach und nach schlägt dieses Gefühl um, man ist betroffen, möchte nicht, dass sich die Theorie weiterentwickelt. Zu dem Zeitpunkt als die WG keine Kontrolle mehr über die Verbreitung der Theorie hat, entsteht eine solche Bedrohlichkeit, dass man am liebsten nur noch wissen möchte, wie alles ein Ende nehmen wird. Und auch dort überrascht uns Poznanski wieder einmal. Hinter alldem steckt etwas so Unerwartetes. Poznanski kann es einfach: Ihr gelingt es erneut, einen völlig anderen Jugendroman zu schreiben. Ihre Bücher sind nicht nach Schema-F konstruiert oder aufgebaut. Sie sucht sich ein aktuelles Thema und bringt es als realitätsnahe Geschichte aufs Papier. Sowohl bei Cryptos als auch hier ist ihr das fulminant gelungen.

Fazit:

Eine dringende Hör- oder Leseempfehlung für alle jugendlichen und älteren Leser
innen der heutigen Zeit. Und besonders für alle, die mal wieder in den alternativen Medien nach der Wahrheit gesucht haben…

Veröffentlicht am 04.01.2022

Schöne Grundidee

Die Erbin des Windes
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Allgemeines:

Am 02.08.21 ist Die Erbin des Windes als Taschenbuch bei Knaur erschienen. Es hat 448 Seiten und entstammt der Feder der Autorin Lucinda Flynn. Es handelt sich um ihren Debütroman. Aus unten ...

Allgemeines:

Am 02.08.21 ist Die Erbin des Windes als Taschenbuch bei Knaur erschienen. Es hat 448 Seiten und entstammt der Feder der Autorin Lucinda Flynn. Es handelt sich um ihren Debütroman. Aus unten genannten und näher erläuterten Gründen verzichte ich auf eine Bewertung in Form von Herzen.

Inhalt:

„Mit einem letzten großen Diebstahl will Likah die Zwillinge, für die sie die Verantwortung übernommen hat, endlich von der Straße holen – stattdessen landet die junge Frau vor Gericht. Dort macht man ihr zu ihrem grenzenlosen Erstaunen ein verlockendes Angebot: Likah soll sich vom Herrscher Arkin in der Magie der Ersten Sprache ausbilden lassen, mit deren Hilfe das sogenannte »Septimat« den Kontinent Nakita beherrscht.
Zwar ist das Leben am Hof von Intrigen und Machtspielen geprägt, aber das kann die Diebin nicht erschüttern. Als sie jedoch herausfindet, warum Arkin sie wirklich zu seiner Schülerin gemacht hat, stellt das alles infrage, woran sie jemals geglaubt hat.“ (Quelle: Verlagsseite Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Die Erbin des Windes hat mich vor allem durch die Kombination von Titel und Cover auf sich aufmerksam gemacht. Ich finde, dass der Titel so vielversprechend ist, man beinahe schon eine Vorstellung davon hat, worum es gehen könnte. Leichtigkeit, fantastische Erlebnisse und vor allem eine starke weibliche Heldin werfen ihre Schatten voraus. Die Erwartungen waren hoch und wurden leider nicht ganz so zufriedenstellend erfüllt, wie erhofft. Aber fangen wir vorne an, so liest es sich doch viel besser.

Lucinda Flynn ist eine sehr junge Autorin und wir halten ihr Debüt in Händen. In dieses Buch sind also Jahre an Arbeit, viel Herzblut und vor allem viele Ideen geflossen. Und genau so sollten wir es auch betrachten. Es lässt sich nicht mit den Größen der Fantasy vergleichen und es sucht auch nicht seinesgleichen. Flynn steckt als Autorin noch in den Kinderschuhen, hat aber kluge Gedanken und viel Potential in ihrem Kopf. Mitnichten möchte ich deshalb an dieser Stelle eine Art Verriss oder eine negative Rezension schreiben. Ich möchte einfach nur, dass ihr im Hinterkopf behaltet, warum ich dieses Buch ohne eine abschließende Bewertung bespreche.

Flynn entwirft eine Geschichte, deren Grundelemente spannend und gut durchdacht sind. Leider gelingt es ihr im Anschluss daran jedoch nicht, ihre Leserinnen zu fesseln. Sie verliert sich in Details, will alles ganz genau erklären und verwendet eine Sprache, die manchmal nervtötend wirkt. Dadurch erzeugt sie keine Spannung. Es ist vermutlich egal, ob ihr erfahrene oder nicht so erfahrene Fantasyleserinnen seid. Aber ihr langeweilt euch leider dadurch, dass keine gelungene Spannungskurve entsteht. All diese Dinge können sich ändern und ich hoffe, dass Flynn die entsprechende Unterstützung erhält, die ihre Ideen wachsen lässt und in Bahnen bringt, die ich als Leserin gerne lese. Denn ich glaube, dass in ihrem Kopf noch viele Ideen schlummern, die gelesen werden wollen.

Fazit:

Eine schöne Grundidee, die durch verschiedene Voraussetzung leider nicht ausgereift ist. Ich bin dennoch gespannt auf die Entwicklung der Autorin!

Veröffentlicht am 04.01.2022

"Gott schuf, Linné ordnete."

Der Mann, der die Welt ordnete
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Allgemeines:

Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte ...

Allgemeines:

Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte seinen Durchbruch als Schriftsteller. Meyer lebt heute in Rostock, wo er als Journalist und Redakteur für die Ostseezeitung tätig ist.

Der Mann, der die Welt ordnete erschien am 14.12.2021 als Hardcover bei Rowohlt und umfasst 414 Seiten.

Inhalt:

„«Gott schuf, Linné ordnete»: ein faszinierender Roman über den schwedischen Botaniker Carl von Linné


Von Leidenschaft, Ehrgeiz und Besessenheit getrieben, ringen zwei Forscher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Anerkennung. Carl von Linné will Gottes Schöpfung, die Flora und Fauna, nach einem von ihm entwickelten System ordnen und zum berühmtesten Botaniker aller Zeiten werden. Zunächst wird der Schwede verkannt, publiziert aber schließlich bahnbrechende Schriften und unternimmt abenteuerliche Forschungsreisen. Erbittert bekämpft wird er dabei von dem deutschen Arzt Johann Georg Siegesbeck. Der Wissenschaftler hat sich einen bescheidenen Namen gemacht und verfasst selbst botanische Schriften. Schriften, die hinfällig werden, sollte sich Linnés Sexualsystem zur Pflanzenbestimmung durchsetzen – in Siegesbecks Augen nichts als Ketzerei …“ (Quelle: Verlagsseite des Rowohlt Verlags)

Meine Meinung:

Axel Meyer hat mit seinem Roman Der Mann, der die Welt ordnete ein Buch über den Botaniker Carl von Linné geschrieben.

Es ist bemerkenswert, wie gut es ihm gelingt, das Leben Linnés in diese romanhafte Form zu gießen. Historische Romane sind oft entweder langatmig und mit Fakten überladen, so dass eher ein Sachbuch dabei herauskommt, als wirklich spannend geschrieben. Genau dieses ist Meyer aber gelungen. Bereits die ersten Seiten lassen einen nicht los, da sie unmittelbar in das Geschehen einsteigen lassen und so die Aufmerksamkeit des Lesers sofort fesseln.

Es ist nicht klar, zumindest für mich nicht, welche Fakten zutreffen und was Fiktion ist. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da ich mir bewusst bin, dass, wenn es sich um einen Roman handelt, niemals alle Fakten stimmen können und sollen. Die Geschichte ist einfach gut erzählt und man kann sich vorstellen, dass alles genauso passiert ist. Erinnerungen werden an Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt geweckt. In seinem Buch geht es auch um zwei Männer aus der Wissenschaft, die miteinander nicht gerade im Guten konkurrieren -wie so oft, wenn es um Entdeckungen oder Erfindungen geht.

Die Handlung beginnt im Jahr 1753, Linnés 46stem Geburtstag. Meyer lässt ihn aus der Ich-Perspektive erzählen und man merkt schnell, dass Linné auf der einen Seite überheblich ist, auf der anderen Seite aber auch als Vater von sechs Kindern durchaus bemerkt, dass er seine Frau mit der Erziehung vollkommen allein lässt. (Was natürlich für die damalige Zeit völlig normal war.) Daher ist es bemerkenswert, dass er darüber überhaupt nachdenkt. Zudem erfährt man schnell, dass seine Frau Sara mit seiner Arbeit nichts

anfangen kann beziehungsweise über diese genervt ist. Sie bezeichnet ihn als Unkrautsammler. So viel zum Prolog, an dessen Ende man allerdings nicht weiß, ob Linné das alles nur geträumt hat oder ob das Erlebte der Wahrheit entspricht. Auf jeden Fall endet dieser mit einem großen Schrecken. Der Leser fragt sich, ob bereits ein Ausblick auf die Handlung stattfindet…

Es geht zurück ins Jahr 1736. Carl von Linné ist in einem Dauerstreit mit dem deutschen Botaniker Johann Georg Siegesberg, der in Russland lehrt und auch dort lebt. Als dieser von dem jungen Linné einen Brief erhält, fühlt er sich zunächst geschmeichelt, weil er ihn sehr lobt. Als er dann aber dessen Abhandlung über einen biologischen Prozess liest, ist er tief erschüttert, warum wird man später erfahren. Siegesberg ist es auch, der im Prolog des Buches eine Rolle spielt, die Linné zutiefst erschüttert zurücklässt.

Die Charaktere in diesem Buch sind gut ausgestaltet, sie passen zu fanatischen und verschrobenen Wissenschaftlern. Der Stil ist oft ironisch humorvoll, das passt gut zu Handlung und Figuren. Das Nachwort sollte man unbedingt lesen. Es enthält sehr interessante Fakten, beispielsweise, dass Goethe ein großer Bewunderer Linnés war. Außerdem erfährt man, wie bedeutsam Carl von Linnés Klassifizierung der Pflanzen für die Botanik war und ist.

Fazit:

Ein Buch, das man richtig gut weglesen kann. Man sollte sich allerdings für die Thematik interessieren, sonst ist die Lesefreude nur halb so groß.

Veröffentlicht am 06.10.2021

Vorhang auf!

Die Füchse von Hampstead Heath
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Allgemeines:

Am 17.09.2021 ist eine neue Kurzgeschichte in der Reihe um den Londoner Bobby Peter Grant erschienen: Die Füchse von Hampstead Heath. Es handelt sich um die erste Kurzgeschichte aus Perspektive ...

Allgemeines:

Am 17.09.2021 ist eine neue Kurzgeschichte in der Reihe um den Londoner Bobby Peter Grant erschienen: Die Füchse von Hampstead Heath. Es handelt sich um die erste Kurzgeschichte aus Perspektive seiner Cousine Abigail. Auf 224 Seiten könnten Fans der Reihe nun auch dieses Abenteuer nachverfolgen.

Inhalt:

„Eine magisch begabte Cousine Es ist Ferienzeit in London und Abigail, Peter Grants lästige Cousine, kann mehr oder weniger tun und lassen, was sie will. Was bei allen, die sie kennen, eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Doch Peter ist irgendwo auf dem Land auf Einhornjagd, sodass niemand Abigail davon abhält, magischen Unfug zu treiben – und einem Geheimnis auf die Spur zu kommen: In der Gegend von Hampstead Heath verschwinden immer wieder Teenager. Nach kurzer Zeit tauchen sie wieder auf, unverletzt, aber ohne eine Erinnerung, wo sie waren. Wer hat sie fortgelockt – und warum? Unterstützt von einer Bande sprechender (und ziemlich eingebildeter) Füchse stürzt sich Abigail ins magische Abenteuer.“ (Quelle: Verlagsseite dtv)

Meine Meinung:

Mehr oder weniger unterwartet erreichte mich die Geschichte über die Füchse von Hampstead Heath aus dem dtv Verlag. Eigentlich verfolge ich nur noch die Hauptreihe der Bücher aus der Feder von Ben Aaronovitch. Ich empfinde die Nebenstorys nach wie vor als unterhaltende Bücher, möchte mich aber auf die Fälle von Peter Grant persönlich konzentrieren, da ich diese als gewinnbringender empfinde.
Da mich die erste Geschichte rund um die junge Abigail aber nun einmal erreicht hat, wollte ich ihr dennoch eine Chance geben.

Die erste Abigail-Kamara-Story liest sich luftig leicht wie eine Feder vom Fleck weg. Abigail ist die junge Cousine von Protagonist Peter. Sie wird ab und an in der Hauptstory erwähnt, scheint ein kluges Köpfchen zu sein und spielte auch schon das ein oder andere Mal eine kleine, jedoch bedeutsame Rolle innerhalb der Lösung der Fälle. Nun wenden wir uns ihr mit voller Aufmerksamkeit zu. Das hat Vor- und Nachteile. Als störend empfand ich ihr tatsächliches Alter. Sie verhält sich schlicht und ergreifend nicht wie eine 13-Jährige. Auch nicht wie eine kluge 13-Jährige. Sie müsste meiner Meinung nach ungefähr 15 sein.

Wenn wir uns auf dieses Alter einigen können, dann lesen wir eine realistisch/magische Kriminalgeschichte, die von Spannung geprägt ist. Anders als Peter kann Abigail mit Füchsen reden. Und genau wie Peter macht sie gerne ihr eigenes Ding, geht voll aufs Ganze und möchte am liebsten schon bei den Großen mitspielen. Deshalb passt es ihr sehr gut in den Kram, dass Peter außerhalb der Stadt beschäftigt ist und sie sich sozusagen als inoffizieller Lehrling des Follys ein wenig austoben kann.

Ihr Kriminalfall ist geprägt von einer etwas anderen Sprache. Ben Aaronovitch erklärt diese Jugendsprache an einigen Stellen. Das wirkt manchmal ein wenig gewollt und ist in meinen Augen auch nicht notwendig, da Abigail Begriffe verwendet, die im heutigen Sprachgebrauch geläufig sein sollten.

Ich möchte noch einmal auf diese Fuchs-Sache eingehen. Füchse tauchen in der bisherigen Reihe häufiger auf, allerdings kann nur Abigail mit ihnen reden. Es wird auch erklärt, warum Füchse sprechen können und ich glaube auch zu ahnen, weshalb Abigail mit ihnen spricht. Ich hoffe, dass sich meine Theorie an dieser Stelle einmal nicht bestätigt, da es sonst bald aus ist mit dem neuen witzigen, magischen Element, das ein ganzes Netzwerk in London bildet, von dem die Menschen mal wieder nichts ahnen.

Abigail gelingt es in ihrem Debüt Kontakte zu knüpfen, die wichtiger nicht sein könnten. Diese Kontakte könnte Aaronovitch in seiner Hauptreihe aufnehmen und sie zu einem weiteren interessanten Handlungsstrang der Geschichte machen. Ich hoffe sehr, dass er das nutzt, Abigail wachsen und älter werden lässt. Vielleicht hat Aaronovitch mich mit diesem Buch auch davon überzeugt, wieder seine Kurzgeschichten zu lesen. Denn ich möchte gerne mehr von Abigail erleben!

Fazit:

Vorhang auf für Abigail Kamara!

Veröffentlicht am 06.10.2021

Sankta!

Die Leben der Heiligen
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Allgemeines:

Am 01.09.21 ist ein besonderes Büchlein bei Knaur Hardcover erschienen. Die Leben der Heiligen von Leigh Bardugo. Auf 144 aufwändig illustrierten Seiten erzählt die Autorin Geschichten zu ...

Allgemeines:

Am 01.09.21 ist ein besonderes Büchlein bei Knaur Hardcover erschienen. Die Leben der Heiligen von Leigh Bardugo. Auf 144 aufwändig illustrierten Seiten erzählt die Autorin Geschichten zu der Entstehung der in ihren Büchern häufig erwähnten Heiligen, die so manches Detail des Grishaverse aufnehmen oder vertiefen.

Inhalt:

„Die Geschichten in »Die Leben der Heiligen« bieten Alina Starkov, Nina Zenik oder Nikolai Lantsov immer wieder Trost und Rat in schwierigen Situationen, gerne wird in den »Grisha«-Romanen aus dem mythischen Buch zitiert.
Jetzt können alle Fans der Grisha die Legenden von bekannten Heiligen wie Sankta Lizabeta der Rosen und Sankt Ilya in Ketten oder die eher düsteren Sagen von Sankta Maradi und dem Sternenlosen Heiligen selbst nachlesen – in einer wunderschön illustrierten Ausgabe, die an mittelalterliche Stundenbücher erinnert.“ (Quelle: Verlagsseite Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wer Lust hat, noch tiefer in das Grishaverse einzutauchen, sollte dringend zu Die Leben der Heiligen greifen und sich von den kleinen Geschichten in die Welt Alina Starkovs hineinziehen lassen. Obwohl die Bücher rund um Alina für mich schon eine Weile her sind, steht sie mir noch immer vor Augen als sei es gestern gewesen. Eventuell hat eine gewisse Netflix-Serie daran einen kleinen Anteil gehabt.

So war es für mich beinahe, als könnte ich Alina erneut auf ihrer Suche nach dem Licht, den heiligen Tieren und bei der Entdeckung der Welt der Grisha begleiten. In vielen Geschichten wurden sowohl Figuren, die wir durch Erwähnungen kennen, aber auch Figuren, die wir noch nicht kennen, beleuchtet. All diese Geschichten waren kurz, aber dabei sehr prägnant. Bardugo gelingt es, auf wenigen Seiten die Quintessenz der jeweiligen Heiligen genau zu treffen und ihre Entstehungsgeschichte so geschickt zu erzählen, dass man nach der Lektüre viele neue Eindrücke im Kopf hat, die erst einmal sacken müssen.

Bitte bedenkt, dass Menschen, die heilig gesprochen werden, oft Märtyrer sind, deren Schicksal ein gar Grausames war. So geschieht es auch in der Welt der Heiligen von Ravka. So manch eine Erzählung hat ein fürchterliches Ende, das man als Leserin aber beinahe genau so erwartet oder vielmehr befürchtet.

An manchen Stellen denkt man an die Trilogie zurück, aber auch an die weiteren Reihen, in denen so oft Sankta oder Sankt … erwähnt werden. Ich kann mir vorstellen, dass es schön wäre, immer direkt nachzuschauen, um welchen Heiligen es geht, während man innerhalb des Grishaverse voranschreitet. An manchen Stellen hat man das Gefühl, dass auch Alina einen Blick in dieses Buch geworfen hat. So wird dieser Eindruck beispielsweise durch die sehr gelungene Gestaltung des Buches verstärkt. Der Einband wirkt wie ein Ledereinband, insgesamt entsteht dadurch das Gefühl, ein deutlich älteres Buch in Händen zu halten. Optisch ist es an das Buch, das Alina in der Netflix-Serie in Händen hält, angepasst.

Natürlich findet man auch die Geschichte, die man eigentlich gar nicht finden möchte. Ebendiese ist aber nicht so geschrieben, wie man es erwartet. Ganz anders und nicht vorhersehbar gelingt es Bardugo eine kleine, aber feine Erzählung über die bei ihren Leser
innen wohl beliebteste Sankta zu schreiben.

Ein Blick nach innen lohnt sich nicht nur der Texte wegen. Wie bereits von Die Sprache der Dornen (Rezi hier) gewohnt, ist das Büchlein aufwändig illustriert. Passend zum Einband wird die Farbe Gold aufgenommen. Zu jeder Erzählung gibt es ein stimmiges Titelbild, das grauenvoll, aber auch wunderschön sein kann. Ich kann mir vorstellen, dass einige der Bilder auch als Inspiration für kreatives Schreiben oder freies Erzählen dienen könnten.

Ihr wisst, dass ich für immer ein Fan der Bücher sein werde. Ich habe die Serie zwar gerne geschaut, für mich sind aber nur die Bücher das Medium, das Bardugos Universum so darstellt, wie es wirklich ist. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist für mich daher, dass das Buch als ideale Begleitung der Netflixserie beworben wird. Ich empfinde die Serie nicht als tiefgründig und glaube, dass man dem „Nutzen“ des Buches mit einer solchen Werbung leider nicht gerecht wird.

Fazit:

Alles in allem ist Die Leben der Heiligen eine gelungene Ergänzung zum Grishaverse, die ich mit Sicherheit heute nicht zum letzten Mal in Händen gehalten habe. Durch solche kleinen Bücher und Erzählungen macht Bardugo ihr Werk noch einzigartiger und lesenswerter als es ohnehin schon ist. Bitte in angemessenen Abständen mehr davon.