Disappointed but not surprised
Summer in the City„Elle“, sagt er, „warum fällt es dir nur so schwer zu glauben, dass dich andere Menschen tatsächlich mögen?“
Weil ich mich selbst nicht mag. (S. 142)
Klappentext
Elle zieht für einen Sommer nach New ...
„Elle“, sagt er, „warum fällt es dir nur so schwer zu glauben, dass dich andere Menschen tatsächlich mögen?“
Weil ich mich selbst nicht mag. (S. 142)
Klappentext
Elle zieht für einen Sommer nach New York, um dort ihre Schreibblockade für das Drehbuch zu überwinden, das sie schreiben muss – dringend, denn die Deadline rückt näher. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass sie Wand an Wand mit Parker Warren, dem Tech-Milliardär, leben wird. Auf den Elle alles andere als gut zu sprechen ist, nach ihrem Zusammenstoß vor einigen Jahren. Aber Parker ist fasziniert von der grummeligen Elle und schlägt ihr einen Deal vor: Um ihm vor dem Verkauf seines Unternehmens ein besseres Image zu verschaffen, spielt sie einen Sommer lang seine Freundin. Im Gegenzug führt er sie an die Orte aus, um die es in dem Film gehen soll. Eine Win-win-Situation für beide – solange niemand sein Herz verliert…
Meine Meinung
Nach Alex Asters Fantasyreihe, ist nun auch ein Liebesroman erschienen, für den ich zum Glück - dank der Buchverlosung - nichts bezahlen musste. Andernfalls hätte mich die Schlechtness des Buches nicht amüsiert, sondern regelrecht wütend gemacht. Immerhin blieb mir dies erspart. Die einzigen Momente, die ich genoss, waren die Szenen mit Elles Freundinnen Penelope, Emily, Taryn und Gwen, die Elle immer wieder aus ihrem Schneckenhaus holten und stets füreinander da waren.
Emily zuckt nur mit den Schultern. „Wenn wir Frauen nicht aufeinander aufpassen, tut es niemand.“ (S. 147)
Der männliche Protagonist war vielleicht noch halbwegs aushaltbar, aber auch er langweilte mich. Doch was soll man anderes erwarten, wenn der einzige Charakterzug, den dieser Mann besitzt, seine Unterwürfigkeit ist und er nichts anderes vorzuweisen hat als ein dickes Bankkonto.
Falsche Tropes
Dies wird als „Enemies to Lovers“ bezeichnet, obwohl beide keine Feinde sind. Elle ist diejenige, die Parker von Anfang an nicht mochte - aufgrund eines fünfminütigen (!) Ereignisses, das sich vor zwei Jahren (!) abspielte. In der Zwischenzeit haben sich beide nicht mehr wiedergesehen. aber da Elle normalerweise ihre Wohnung nicht verlässt und diese kurzweilige Interaktion das spektakulärste Erlebnis ihres bisherigen Lebens gewesen ist, ist es ja wohl selbstverständlich, dass sie auch 24 Monate später immer noch nachtragend ist.
Diese Obsession klebte hartnäckig an ihrer Schuhsohle, weshalb sie auch nicht aufhören konnte, jegliche Informationen über diesen Kerl zu inhalieren. Warum braucht Parker mehrere Villen, wenn er auch mietfrei in ihrem Gedächtnis leben kann?
Und wie lange befindet sich beide in dieser einseitigen Enemies-to-Lovers-Bubble? Richtig - es hält, nachdem sich ihre Wege nach zwei Jahren wieder kreuzen, genau ein Kapitel lang. Wo blieb die Sehnsucht, die Anziehung, die Chemie? Sie waren nirgends auffindbar…
Die Charaktere
Ich bin nachtragend bis zum Abwinken. Ich behandele jeden, den ich neu kennenlerne, wie ein Dieb, jemand, der mich unausweichlich betrügen wird, wenn ich dumm genug bin, ihn hereinzulassen. Ich widerstehe Veränderungen, so als ob nichts Neues durch das Netz kommen könnte, dass ich um mein kleines Leben gesponnen habe, wenn ich mich nur nicht rühre, und das bedeutet, dass mich niemand verletzen kann. Nicht mehr. Niemals wieder. Denn ich bin auch schwach. Ich habe diese Regeln und kein Bedürfnis, über sie hinauszuwachsen, weil ich in Wahrheit ein durchlöcherter Jenga-Turm bin, der durch eine falsche Bewegung zum Einsturz gebracht werden kann. (S. 48)
Was die Geschichte betrifft, so war mein Hauptproblem definitiv Elle. Sie ist sehr introvertiert, widersprüchlich und antisozial - und würde vermutlich einen Anfall kriegen, wenn ich nicht betone, dass sie trotz mangelnder sportlicher Aktivität ihren Pilates-Body dauerhaft beibehält und eine ungesunde Beziehung zu ihrem Bett pflegt.
Sie arbeitet als anonyme Drehbuchautorin und möchte auch unter dem Radar bleiben - okay, abgesehen davon, dass sie buchstäblich das Gegenteil mit ihrem Vorhaben erreicht und als Parkers Fake-Freundin eine gewisse Reichweite erzielt. Das wird jedoch nicht als Konflikt behandelt, obwohl sie in ihrem inneren Monolog immer wieder betonte, dass es ein Problem darstellen könnte!? Und warum? Nun ja - mit einem Vater als wannabe A-Lister könnte es durchaus schwierig werden, als seriöse Frau aufzutreten, die ihren Erfolg nicht dem Vater zu verdanken hat, sondern ausschließlich sich selbst. Schließlich leben wir immer noch in einer skrupellosen Welt.
Doch wenn wir mal ehrlich sind: Wenn Elle so schreibt, wie sie denkt, dann hilft auch Daddys Geld nicht. Und keiner kann mir erzählen, dass sie am Ende tatsächlich einen Blockbuster landet, wenn der Schreibstil literally so aussieht:
Parker hält mir die Tür auf. Wir betreten das Café. Ich bestelle mir einen Milkshake und suche uns einen Tisch. Parker bestellt sich ebenfalls einen. Er mag normalerweise keine Milkshakes. Parker läuft mir hinterher und setzt sich mir gegenüber. Er sieht mich an und ich halte den Blickkontakt. Seine grünen Augen fixieren mich und mir wird klar, dass ich mich mein Leben lang bei meiner Lieblingsfarbe geirrt habe. „Du siehst zufrieden aus.“, sagt er. Und das bin ich auch. Ich wäre aber noch zufriedener, wenn er mir zu den Rubinohrringen ein passendes Armband gekauft hätte.
Diese Zeilen existieren so zwar nicht, aber das trifft den Stil ziemlich gut. Deshalb frage ich mich auch: Ist Elle einfach unerträglich - oder ist der Schreibstil einfach schlecht?
Über Parker gibt es tatsächlich nicht allzu viel zu erzählen, weil er ein blasser Charakter ist und damit schnell in Vergessenheit gerät. Seine Persönlichkeit besteht darin, Elle zu mögen und genau diese Frau mit Geld zu überschütten. Er war perfekt… beinah zu perfekt. Man merkt, dass Alex krampfhaft versuchte, einen unwiderstehlichen Bookboyfriend zu kreieren - und dabei scheiterte.
Die Bookboyfriends, denen wir verfallen, müssen nicht gleich eine ganze Gastronomiekette kaufen, nur weil wir das Gebäck dort lieben (Darin sah Elle übrigens kein Problem, aber beim Haus zieht sie plötzlich die Grenze? Make it make sense), auch 94 Ringe für jeden einzelnen Tag, den wir zusammen verbracht haben, müssen sie nicht besorgen (Die Tatsache, dass er noch nicht einmal wusste, ob Elle überhaupt Ringe mag… mehr brauche ich nicht zu wissen. Und selbst wenn sie gerne welche trägt - brauchen solche Leute wirklich so viele? Ich gehe mal davon aus, dass es alles Verlobungsringe waren) und sein Privatjet muss auch nicht verkauft werden (Die Crew wurde nicht nur stehen gelassen, sondern auch arbeitslos…?)
Parker Warren hat mir den größten Diamanten gekauft, den es auf der Welt gibt. Er hat mir ein Café gekauft, weil sie dort meine Lieblingsscones nicht mehr gebacken haben. Er hat mir einen Ring für jeden Tag des Sommers gekauft, den wir zusammen verbracht haben. Er hat mir das hässlichste Armband aller Zeiten gekauft, weil er dachte, dass es mich zum Lächeln bringt. (S. 396) Girl, die Doppelmoral klopft an deine Tür und möchte reingelassen werden…
Es gab zum Glück nur drei intime Szenen - was bedeutet, dass das Leben es doch gut mit mir meint. Denn was, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das hier bitte:
Er drückt mich mit dem Rücken an die Wand. Ich rutsche über den Marmor. Meine Brustwarzen drücken sich an seine Brust, als ich mich wie wild an ihm reibe, gierig nach jedem Zentimeter von ihm. Er packt mich an der Hüfte und bewegt mich auf ihm, hilft mir, ihn zu reiten. Es geht schon seit Stunden so. (S. 329)
Hat er vorher eine ganze Packung Viagra eingeworfen???
Elles Schwester Cali, aka „Es ist schlecht fürs Baby“ hätte meiner Meinung nach gar nicht erwähnt werden müssen. Sie ist unreif, und man sollte ihren Kopf besser mit Luftpolstern ausstatten, damit das, was vom logischen Denken noch übrig geblieben ist, auch an seinem Platz bleibt. Sie gehört zu diesen Personen, die sich in ein Gespräch einmischen, über etwas Belangloses reden - und niemand weiß am Ende, worum es eigentlich ging.
Der Schreibstil
Eigentlich habe ich schon einiges vorweggenommen. Die Geschichte ist sehr einfach gehalten, und die Dialoge lesen sich eher wie Gesprächsschnipsel, die die Autorin irgendwo aufgeschnappt und wahllos verwendet hat. Das führt eben dazu, dass es sich sehr gekünstelt anfühlt und man über die Charaktere kaum etwas erfährt. Zwar verbringen die beide 94 Tage miteinander, aber gesprochen haben sie in der Zeit vermutlich nur acht Stunden.
Und der Trennungsgrund? Wurde natürlich nicht mit einer Konversation aus der Welt geschaffen, sondern lieber durch den Austausch von Körperflüssigkeiten. Die Konflikte, die Elle im Laufe der Geschichte begegnen, wirken außerdem, als stammen sie direkt aus Alex‘ persönlichen Leben. Im Grunde dient das Buch eher als Rechtfertigung für ihren eigenen Erfolg.
Diese Menschen kennen mich nicht. Sie haben keine Ahnung, wie mein Leben aussah. Die breite Bevölkerung – die Leute, die meine Filme im Kino anschauen, diejenigen, die mir wichtig sind – werden das hier vielleicht nicht mal mitbekommen, oder es wird ihnen egal sein. (S. 288)
Fazit
Meinem Geschmack entsprach es nicht. Die Ereignisse waren flach und wurden viel zu schnell abgehandelt. Die Doppelmoral der Protagonistin ging mir dabei ziemlich auf den Zeiger. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Buch sein Publikum findet - aber ich musste die Vorstellung leider früher verlassen als gedacht.
Sowohl das Cover als auch der Farbschnitt sind allerdings super süß.
Preis: 16,00€