Ein reich bestickter Gobelin, der eine spannende Geschichte zu erzählen hat
Die Gärten von Heligan - Spuren des AufbruchsDie junge PR-Frau Lexi tritt ein Praktikum in den legendären Gärten von Heligan in Conwall an, nachdem sie nicht nur alle Brücken zu ihrem vorigen Leben in London hinter sich abgebrochen, sondern auch ...
Die junge PR-Frau Lexi tritt ein Praktikum in den legendären Gärten von Heligan in Conwall an, nachdem sie nicht nur alle Brücken zu ihrem vorigen Leben in London hinter sich abgebrochen, sondern auch alle Spuren verwischt hat. Von Panikattacken geplagt, die auf eine morbide Beziehung zu einem krankhaft possessiven Mann zurückzuführen sind, findet Lexi nicht nur Menschen, die sie mit offenen Armen aufnehmen sowohl in Heligan, ihrer neuen Arbeitsstelle, als auch im Haus der Woods, wo sie sich eingemietet hat für die Zeit ihres Praktikums. Aus ihrem Praktikum wird eine Anstellung, da sich Lexi als höchst fähig auf ihrem Spezialgebiet, der PR, erweist. Sie wird beauftragt, eine Jubiläumsausstellung für Heligan zu organisieren und stürzt sich voller Elan in die Recherchen, um etwas ganz Spezielles auszugraben. Dabei stößt sie auf die Geschichte der Familie Tremayne, die am Anfang der Geschichte der Gärten von Heligan stand. Diese Geschichte, die im späten 18. Jahrhundert ihren Anfang nimmt, wird von hauptsächlich von Damaris Tremayne und später auch von ihrer Schwester Allie erzählt und wechselt sich mit der aktuellen Geschichte um Lexi ab. Lexi, eine verängstigte, verschlossene Figur, fügt sich langsam in ihre neue Welt ein, während sie die spannenden Ereignisse der Vergangenheit der Gärten von Heligan rekonstruiert: Damaris Tremayne findet am Strand einen Schiffbrüchigen, Julian, der ihr Leben völlig verändern wird. Sie lebt zusammen mit ihrer behinderten Schwester Allie bei ihrem Cousin Henry Tremayne, welcher nicht nur eine Seele von Mensch, sondern auch der Schöpfer der Heligan-Gärten ist. Mit ihm unternimmt Damaris eine Grand Tour durch die berühmtesten Gärten Südenglands, was ihm die Inspiration zur Schaffung seines eigenen Gartens – Heligan - verschafft. Julian hat mit dem Trauma zu kämpfen, seine ganze Familie bei dem Schiffbruch verloren zu haben. Wird es ihm gelingen, darüber hinwegzukommen und ein neues Leben in Heligan zu beginnen?
Die Geschichte an sich hat großes Potential. Das Ambiente – die Gärten von Heligan – ist faszinierend, seine teils belegte, teils fiktive Geschichte schlägt den Leser gleich in den Bann. Die Figuren werden vielversprechend eingeführt, allerdings verlieren die der Gegenwart an Schwung, während die historischen Figuren immer präsenter und farbiger werden. Die Autorin zeichnet ein lebhaftes Bild der Zeit. Die Geschichte aus der Vergangenheit um Damaris Tremayne ist komplett, mit einem befriedigenden Schluss, die der Gegenwart um Lexi lässt den Leser trotz eines momentan positiven Endes leicht unbefriedigt zurück, denn zu viele Fragen, die der Leser sich nach dem gelungenen Anfang stellt, bleiben ungeklärt, die Figuren öffnen sich dem Leser nicht.
Der Aufbau des Romans ist meines Erachtens gelungen, das Abwechseln der Erzählperspektiven und –zeiten schafft ein farbiges Gewebe, welches durch den Schreibstil der Autorin zu einem reich bestickten Gobelin wird, der eine spannende Geschichte zu erzählen hat.
Die Autorin hätte den Erzählstrang um Lexi nicht so vernachlässigen sollen, aber da es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt, nehme ich an, dass die Folgebände die Geschichte um sie weitererzählen und die Figur endlich Farbe bekommt und zu leben beginnt. Zumindest hoffe ich das.
Insgesamt war es ein schönes, interessantes und kurzweiliges Leseerlebnis, das ich nicht missen möchte. Und ich freue mich auf den zweiten Teil der Gärten von Heligan.