Man kann nicht jeden Mann wegen einer respektlosen Anmache töten, dafür reicht die Zeit nicht.
How To Kill a Guy in Ten WaysDie letzte Silvesternacht hat Millies Leben vollkommen verändert. Nachdem ihre Schwester vergewaltigt wurde, ruft Millie den Dienst “Message M” ins Leben. Eine Nummer unter der sich Frauen melden können, ...
Die letzte Silvesternacht hat Millies Leben vollkommen verändert. Nachdem ihre Schwester vergewaltigt wurde, ruft Millie den Dienst “Message M” ins Leben. Eine Nummer unter der sich Frauen melden können, wenn sie sich von Männern belästigt oder bedroht fühlen. Immer im Hinterkopf hat sie dabei ihr größeres Ziel: den Mann finden, der das Leben ihrer Schwester zerstört hat und Rache üben.
Doch ein Einsatz geht weit über das eigentliche Ziel hinaus und endet mit einer Leiche. Ab diesem Tag beginnen sich die Ereignisse in Millies Leben zu überschlagen, denn hat man eine moralische Grenze einmal überschritten, kann man es immer wieder tun.
Von How to kill a guy in ten ways hatte ich mir einen humorvollen Roman mit Thrillerelementen erwartet. Und das habe ich auch bekommen. Die Handlung erfindet das Rad nicht neu und die Rahmenhandlung ist dadurch relativ verhersehbar. Die Details sind aber so gut ausgearbeitet, dass dennoch eine Sogwirkung entsteht. Kleinere Längen gab es im zweiten Drittel des Buches, da die Handlung vom grundlegenden Schema her etwas repetitiv war. Der Rest konnte dieses Manko jedoch relativ gut aufwiegen, besonders dadurch, dass im letzten Drittel die Geschehnisse aus Millies Vergangenheit aufgearbeitet werden. Das gab der Geschichte und Millie als Protagonistin nochmal mehr Tiefe.
Wie meist bei Büchern, die einen Genremix zwischen Thriller und Humor bilden, fehlte mir die Durchdachtheit. Es wird viel zu einfach dargestellt, mit Mord(en) davonzukommen. Nur weil schnell die Fingerabdrücke abgewischt werden und es wie ein Suizid aussieht hört die Polizei nicht direkt auf zu ermitteln. Mehr Raffinesse und Probleme bei den Morden sowie deren Vertuschung hätten sich positiv auf den Spannungsbogen ausgewirkt.
Trotz des schweren Hauptthemas Vergewaltigung ist der Schreibstil locker, leicht und stark geprägt von (schwarzem) Humor. Stellenweise war es meiner Meinung aber etwas zu viel auf einmal, wodurch der Humor seine Wirkung verloren hat. Dennoch schafft es der Schreibstil Millies unterschiedliche Persönlichkeitsaspekte einzufangen und an den richtigen Stellen schwerer und nachdenklicher zu werden.
Millie als Protagonistin stehe ich zwiegespalten gegenüber. Einerseits ist sie mir überhaupt nicht symmpathisch und ihre Taten ab einem gewissen Punkt überhaupt nicht mehr gerechtfertig. Andererseits hat gerade das mit der Handlung harmoniert. Dies ist darauf zurückzuführen, das sie selbst in ihrer Persönlichkeit zwiegespalten ist: einerseits die toughe junge Frau aber immer auch noch das kleine verletzte Mädchen, dem niemand helfen konnte. Das Buch hat sich dadurch aber leider sehr auf Millie fokussiert, wodurch die anderen Charaktere leider etwas flach in ihrer Ausarbeitung bleiben.
Insgesamt ein gutes Buch, was das Rad zwar nicht neu erfindet, mich aber dennoch gefesselt und gut unterhalten hat.