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Veröffentlicht am 06.03.2023

Einsamkeit

Der Inselmann
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Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine unbewohnte Insel, mitten in einem großen See. Gründe für diese ,,Flucht“ werden nur angedeutet. Auch genauere Orts- oder Zeitangaben werden nicht genannt, ...

Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine unbewohnte Insel, mitten in einem großen See. Gründe für diese ,,Flucht“ werden nur angedeutet. Auch genauere Orts- oder Zeitangaben werden nicht genannt, lassen sich stellenweise aber aus der Handlung erschließen. So spielt die Handlung sich vermutlich Anfang der 60er Jahre im Osten Deutschlands ab.
Für die Eltern ist der Umzug eine Flucht vor der Stadt und vor der Realität. Für Hans bedeutet die Insel trotz der harten Lebensbedingungen eine große Freiheit. In der Natur findet er ein Zuhause, das ihm die emotional sehr verkümmert wirkenden Eltern nicht bieten können. Doch als die Behörden auf den Jungen aufmerksam werden, muss Hans täglich zur Schule rudern. Dort findet sich der einzelgängerische Junge nur schwer zurecht und wird Opfer bösartiger Mitschüler und unverständiger Lehrer. Da er dann beginnt, die Schule zu schwänzen, wird er in ein Internat für schwer erziehbare Kinder eingewiesen. Das gnadenlose System dort kann er nur mit seinem Wunsch, auf seine Insel und in die Einsamkeit zurückzukehren, ertragen. Doch erst Jahre später kehrt er dorthin zurück.
Der Roman ist sehr poetisch geschrieben und wirkt, nicht nur durch die ausdrucksstarke Sprache, sondern auch aufgrund der oft nur angedeuteten Realität, märchenhaft. Dieser poetische Stil wirkt stellenweise allerdings auch etwas überladen.
Besonders die Passagen, in denen Hans in der Schule oder im Internat Unverständnis und Quälereien ausgesetzt ist, sind sehr ergreifend. Auch die Sprachlosigkeit zwischen ihm und seinen Eltern, die sich dann auch auf alle seine menschlichen Kontakte auswirkt, ist bedrückend. Hans‘ Eigensinn und Wunsch nach Einsamkeit wird durch seine Lebensgeschichte verständlich. Dennoch hinterlässt die Lektüre bei mir einen zutiefst traurigen und melancholischen Eindruck.

Veröffentlicht am 12.02.2023

Charmant und amüsant

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Guillaume Lipaire, eigentlich Wilhelm Liebherr, hat sich in Port Grimaud gut eingerichtet. Als eine Art Hausmeister betreut er Ferienwohnungen und teilweise auch die Luxuskarossen der betuchten Besitzer ...

Guillaume Lipaire, eigentlich Wilhelm Liebherr, hat sich in Port Grimaud gut eingerichtet. Als eine Art Hausmeister betreut er Ferienwohnungen und teilweise auch die Luxuskarossen der betuchten Besitzer in dem malerischen Küstenstädtchen. Gerne genießt er auch selbst mal den einen oder anderen edlen Tropfen aus der Bar der ihm anvertrauten Wohnungen. Und immer mal wieder vermietet er die leerstehenden Feriendomizile auch selbst, was natürlich einen gewissen organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Dabei unterstützt ihn der Wassertaxifahrer Karim.
Als die beiden aber in der Wohnung einer Adelsfamilie eine Leiche finden, wird es brenzlig. Sie müssen die Leiche verschwinden lassen, was zu ziemlich grotesken Situationen führt. Doch Lipaire sieht nun auch die Chance auf den ganz großen Coup. Offenbar hatte der Tote mit der Adelsfamilie Vicomte ein Geschäft am Laufen, das Lipaire nun zu seinen Gunsten nutzen will. Doch Port Grimaud ist so klein, dass auch andere ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Und so sind bald neben Karim auch noch die Eisverkäuferin Jacqueline, die außerdem Tochter des Bürgermeisters ist, der Ex-Fremdenlegionär Paul, eigentlich Lipaires Erzfeind, Delphine, die den örtlichen Handyladen betreibt und gerne auch mal die eine oder andere Kopie von Handydaten zieht, und die 84-jährige Lizzy, die Port Grimaud noch aus Gründungszeiten und den ganzen Jetset aus St Tropez kennt, mit von der Partie. Diese Chaos-Truppe träumt von einem großen Coup, stolpert allerdings mehr oder weniger dilettantisch durchs Verbrecher-Milieu. Zwar fehlt es etwas an Spannung und manche Passagen ziehen sich etwas in die Länge, insgesamt ist der Roman aber vergnüglich und unterhaltsam.
Besonders reizvoll ist es, wenn man die Gegend kennt: das ins Wasser gebaute Ferienstädtchen Port Grimaud, das immer noch hippe St. Tropez, aber auch die kleinen, pittoresken Dörfer im Hinterland, die alle Schauplatz des Geschehens sind. Und ganz nebenbei erfährt man so einiges zum historischen Hintergrund des Küstenstädtchens.

Veröffentlicht am 11.02.2023

Verschweigen und verdrängen

Verschwiegen
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In der kleinen isländischen Stadt Akranes kennt jeder jeden. Viele sind nie weggezogen, und so manchen zieht es nach einer gewissen Zeit in Reykjavik oder anderswo wieder zurück ins Kleinstadtidyll. Hier ...

In der kleinen isländischen Stadt Akranes kennt jeder jeden. Viele sind nie weggezogen, und so manchen zieht es nach einer gewissen Zeit in Reykjavik oder anderswo wieder zurück ins Kleinstadtidyll. Hier verläuft das Leben in ruhigeren, aber auch langweiligeren Bahnen. Auch die Polizistin Elma ist in den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt. Die Gründe dafür erfährt der Leser erst sehr viel später.
Da es in Akranes kaum zu schweren Verbrechen kommt, gibt es einen umso größeren Wirbel, als die Leiche einer jungen Frau am Leuchtturm gefunden wird. Elma übernimmt zusammen mit ihrem Kollegen Saevar und ihrem Vorgesetzten Hördur die Ermittlungen. Bald stellt sich heraus, dass die Tote, Elisabeth, ihre frühe Kindheit in Akranes verbracht hat und ihr Tod damit in Zusammenhang steht. Elisabeth hatte kurz vor ihrem Tod Kontakt zu einigen Personen in Akranes gesucht und wollte lange Verdrängtes aus ihrer schwierigen Kindheit offenlegen. Offenbar ist sie damit für manche zu einer Gefahr geworden, die beseitigt werden musste…..
Während Elma noch mit ihrer Rückkehr nach Akranes hadert, deckt sie zusammen mit ihrem Kollegen Saevar eine Reihe lang verschwiegener Verbrechen auf. Ihr Chef Hördur hingegen versucht, möglichst wenig Staub aufzuwirbeln, um das gesellschaftliche Netz in der Kleinstadt nicht zu gefährden.
,,Verschwiegen“ ist ein sehr passender Titel. Es stellt sich heraus, dass so mancher Bewohner der Kleinstadt sehr wohl über bestimmte Vorgänge Bescheid wusste, diese aber aus Eigennutz oder zum Schutz ihrer Familie unter den Teppich gekehrt hat.
Der Krimi ist spannend, aber eher ruhig erzählt. Die Handlung ist schlüssig konstruiert, allerdings bleiben am Ende doch einige Fragen ungeklärt. Eventuell werden diese aber im 2. Band, der bald erscheinen soll, geklärt.

Veröffentlicht am 06.02.2023

Mord-Kunst

In tiefen Seen
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Der 8. Fall für Commissario Grauner führt ihn und seine Kollegen ins Passeiertal. Dort wurde ein verarmter Maler tot aufgefunden. Seine Leiche ist grausam zugerichtet und der Tatort wirkt seltsam inszeniert, ...



Der 8. Fall für Commissario Grauner führt ihn und seine Kollegen ins Passeiertal. Dort wurde ein verarmter Maler tot aufgefunden. Seine Leiche ist grausam zugerichtet und der Tatort wirkt seltsam inszeniert, fast wie ein Gemälde. Commissario Grauner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe stoßen bei den Dorfbewohnern auf eine Wand des Schweigens. Niemand will etwas gesehen oder gehört haben.
Als ein Kunstexperte den Hinweis gibt, dass die Inszenierung der Leiche wie ein Gemälde Botticellis wirkt, das aber seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen gilt, macht sich Saltapepe auf in die Uffizien nach Florenz. Dort will er mehr über die Geschichte des Gemäldes herausfinden. Dabei stößt er auf Hinweise zu verschwundenen, aber auch zum Handel mit gefälschten Kunstwerken.
Währenddessen ermitteln Grauner und Silvia Tappeiner im Tal, jedoch jeder von ihnen auf eigenen Spuren, was verhängnisvoll wird. Grauners Ermittlungen führen ihn in die Stollen des ehemaligen Bergwerks, in dem vermutlich Beutekunst nach dem Zweiten Weltkrieg versteckt wurde. Bald wird deutlich, dass die Dorfbewohner sehr viel mehr wissen und sehr viel stärker involviert sind in das Verbrechen, dessen Ursprung in der Vergangenheit liegt.
,,In tiefen Seen“ ist wieder ein spannender und möglicherweise der letzte Fall für den kauzigen Kommissar Grauner, der eigentlich am liebsten bei seinen Kühen im Stall steht. Auch wenn am Schluss ein paar Fragen offen bleiben, wäre das Ende der Reihe sehr schade!

Veröffentlicht am 04.02.2023

3. spannender Grenzfall

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Im dritten Fall der grenzüberschreitenden Reihe ,,Grenzfall“ mit dem österreichischen Chefinspektor Bernhard Krammer und der deutschen Oberkommissarin Alexa Jahn geht es recht gruselig zu.
Bernhard Krammer ...

Im dritten Fall der grenzüberschreitenden Reihe ,,Grenzfall“ mit dem österreichischen Chefinspektor Bernhard Krammer und der deutschen Oberkommissarin Alexa Jahn geht es recht gruselig zu.
Bernhard Krammer wird zu einer Baustelle in Tirol gerufen. Dort wurden bei Baggerarbeiten zwei präparierte Dachse gefunden – ausgestopft mit Babykleidung. Eigentlich ist das ja kein Fall für einen Chefermittler. Doch schon bald ergeben sich Hinweise, dass der Fund mit dem Tierpräparator Fichtner zu tun hat. Er verschwand vor Jahren zusammen mit seinem Sohn,
Zudem benimmt sich Krammers Kollegin Roza sehr merkwürdig. Sie wird offenbar bedroht, will aber absolut nicht darüber reden, und schon gar nicht mit ihrem Kollegen Krammer.
Währenddessen soll sich seine Tochter, von deren Existenz Krammer bis vor Kurzem noch nichts wusste, eigentlich von ihrem letzten Fall erholen. Alexa Jahn ist Oberkommissarin in Lenggries und wurde bei ihrem letzten Einsatz durch einen Schuss verletzt. Doch Alexa Jahn kann einfach nicht stillhalten. Und als dann auch noch ihr ehemaliger Kollege Jan aus Aschaffenburg bei ihr vor der Tür steht und sie bittet, ihm bei einer Ermittlung zu helfen, sagt sie natürlich sofort zu. Zwar war Jan einer der Gründe, warum Alexa von ihrer früheren Stelle wegwollte. Sie war in ihn verliebt, Jan aber gebunden. Doch Jan vermutet, dass bei einem alten Fall der Falsche verhaftet wurde. Er und Alexa machen sich nun Vorwürfe, ob sie bei den damaligen Ermittlungen vorschnell gehandelt oder etwas übersehen haben und wollen deshalb den Fall gemeinsam neu aufrollen.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden in wechselnden Perspektiven erzählt, was Tempo und Spannung hochhält. Doch während Alexa Jahns Ermittlungen sie und ihren ehemaligen Kollegen in große Gefahr bringen, wirkt die Auflösung von Krammers Fall etwas konstruiert.
In diesem 3. Band arbeiten Jahn und Krammer leider kaum zusammen. Ihre Vater-Tochter-Beziehung ist noch sehr fragil, weswegen keiner so recht den ersten Schritt machen will. Das ist etwas schade, aber wer weiß, was uns im 4. Band erwartet. Es ist sicherlich sinnvoll, die Vorgängerbände gelesen zu haben, um die Andeutungen zu den vorigen Fällen, aber auch um die spezielle Beziehung zwischen Krammer und Jahn besser einordnen zu können.
Mit ,,Grenzfall“ gelingt der Autorin spannenden Unterhaltung in einer interessanten, grenzüberschreitenden Region.