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anushka

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Veröffentlicht am 21.01.2017

Die Familie und das liebe Geld

Das Nest
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Das Nest. Das sind zwei Millionen Dollar Erbe für die 4 Geschwister Leo, Jack, Melody and Bea Plumb, die sie endlich in wenigen Monaten zu Melodys 40. Geburtstag erhalten. Alle können das Geld gut gebrauchen, ...

Das Nest. Das sind zwei Millionen Dollar Erbe für die 4 Geschwister Leo, Jack, Melody and Bea Plumb, die sie endlich in wenigen Monaten zu Melodys 40. Geburtstag erhalten. Alle können das Geld gut gebrauchen, denn sie haben bisher so gelebt als hätten sie das Geld längst. Doch dann zahlt die Mutter kurz vorher einen Großteil des Fonds an den Playboy und Lebemann Leo allein aus und die restlichen Geschwister sind alles andere als glücklich.

"Das Nest" spielt ein interessantes Gedankenexperiment durch. Was passiert, wenn man "auf Pump" lebt und der Geldsegen dann plötzlich ausbleibt? Und wenn dann auch noch der eigene Bruder daran schuld ist, sich deswegen aber kein bisschen schlecht fühlt? Die Plumb-Geschwister standen sich eh nicht sonderlich nahe, was seine Ursachen auch in ihren Kindheiten und vor allem der Mutter hatte. Hier ist sich jeder immer selbst der nächste. Keines der Geschwister hat sein Leben wirklich im Griff. Jack führt ein Antiquitätengeschäft, das nicht mehr gut läuft und daher hat er eine Hypothek auf das gemeinsame Sommerhaus mit seinem Mann aufgenommen. Bea war eine vielversprechende Schriftstellerin, konnte aber nicht an den Erfolg anschließen und hat den Vorschuss vom Verlag längst aufgebraucht. Melody hat sich mit ihrem gutbürgerlichen Leben übernommen, das Haus ist zu teuer und nun sollen auch noch die Töchter auf Privatcolleges gehen. Der einzige, der bislang wirklich selbst Geld gemacht hat, war Leo, doch auch der ist damit leichtsinnig umgegangen.

Die Autorin kann die Dynamik innerhalb der Familie sehr gut nachzeichnen. Doch es geht nicht nur um die Geschwister, auch ihr Umfeld ist von der plötzlich veränderten Situation betroffen. Nun müssen die Plumbs vor allem erst einmal sich selbst finden und dann schnellstmöglich eine Lösung für ihre finanziellen Probleme. Doch in der Gesellschaftsschicht, aus der sie stammen, ist das nicht einfach, denn hier geht es auch immer um den äußeren Schein. Es wird sehr gut deutlich, dass sich die Plumb-Geschwister dieses Leben eigentlich gar nicht leisten können und trotzdem geht es immer wieder darum, etwas darzustellen. Die Geschwister werden mit scharfem Auge "seziert" und auch ein feinsinniger Humor findet sich zwischen den Zeilen. Befürchtet man zuerst, dass man es durchweg mit jammernden, selbstmitleidigen, verwöhnten Menschen mittleren Alters zu tun haben wird, wachsen einem die Figuren doch schnell ans Herz. Die einzelnen Geschichten sind nicht zuletzt auch durch die Familienbande sehr gut verwoben. Auch wenn "Das Nest" kein Spannungsroman ist, hat mich eine gewisse unterschwellige Spannung immer bei der Stange gehalten. Zusätzlich gelungen finde ich auch das Cover, das perfekt zum Inhalt passt.

"Das Nest" ist leichtgängige Unterhaltung mit eingestreuten tiefgründigen Botschaften. Es ist nicht zu schwermütig und macht trotzdem die Ernsthaftigkeit der Erwartungen, Träume und Enttäuschungen der Figuren deutlich. Die Autorin hat eine gute Balance gefunden und mich mit diesem Buch perfekt unterhalten. Und am Ende bleibt vielleicht bei dem ein oder anderen Leser die bange Frage: wie würde meine Familie in so einer Situation reagieren?

Veröffentlicht am 21.10.2016

Leider nicht ganz überzeugend

Schattwald
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Hamburg, 2014. Die 46-jährige Anne Südhausen erhält die Nachricht, dass ihre Großmutter aus Innsbruck verstorben ist. In den letzten Jahren hatte Anne keinen Kontakt mehr zu ihrer Großmutter, Obwohl Anne ...

Hamburg, 2014. Die 46-jährige Anne Südhausen erhält die Nachricht, dass ihre Großmutter aus Innsbruck verstorben ist. In den letzten Jahren hatte Anne keinen Kontakt mehr zu ihrer Großmutter, Obwohl Anne Großmutter Charlotte ihrem Schwiegersohn den Tod ihrer Tochter nie verziehen hat, hat sie doch bis zuletzt an ihre Enkelin gedacht und ihr etwas hinterlassen. Anne findet Charlottes Tagebücher, in denen diese von ihrem Aufenthalt im Sanatorium Schattwald im Jahr 1943 berichtet. Das war eine gefährliche Zeit für geistig Kranke. Und Anne ist nicht die einzige, die sich für die Tagebücher ihrer Großmutter interessiert.

Vielleicht hatte dieses Buch bei mir einfach ein wenig Pech, da ich direkt zuvor schon ein anderes Buch zur 2.-Weltkrieg-Thematik gelesen habe, das mich sehr begeistert hat. Umso stärker war der Kontrast zu "Schattwald". Das Verhalten der 46(!)-jährigen Protagonistin blieb mir oft fremd. Sie ist Chefredakteurin einer Frauenzeitschrift, wirkt aber oft nicht entsprechend qualifiziert oder durchdacht. Immer wieder berichtet sie selbst, dass ihr etwas oder jemand merkwürdig vorkommt, aber immer wieder ignoriert sie die Warnsignale, obwohl dem Leser klar ist, worauf es hinausläuft. Ideen brauchen lange, bis sie reifen. Beispielsweise ergibt sich eine Situation, in der Anne auf dem Rückweg von irgendwo in einer Hütte nachschauen könnte. Das wird aus einem Telefonat deutlich. Diese Idee kommt ihr jedoch erst, als ihr das jemand explizit sagt und dann wird die Logik im Text auch noch einmal extra erklärt. Mich hat Annes Verhalten immer wieder frustriert. Auch die historische Handlung fand ich ein wenig dünn. Das Buch befasst sich mit einem sehr dunklen Kapitel der Nazi-Geschichte, das vielleicht auch nicht allen so geläufig ist. Leider kommt es hier irgendwie harmlos herüber, die gesamtgesellschaftliche Dimension war für mich nicht spürbar. Zudem war mir die Geschichte im Sanatorium etwas zu soapmäßig. Charlotte als Psychiatriepatientin wird nach kürzester Zeit in die Machenschaften und Geheimnisse der Belegschaft eingeweiht. Die Handvoll anderer Patienten, die man kennenlernt, sind alle nicht, was sie zunächst scheinen. Und wirklich emotional erreicht hat mich auch keine der Figuren. Alle blieben mir ein wenig zu holzschnitthaft oder unverständlich (wie Anne).

Insgesamt konnte mich dieses Buch leider nicht ganz überzeugen, obwohl ich mir davon einiges versprochen hatte.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Toller Künstlerroman auf verschiedenen Zeitebenen

Malcontenta
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Italien, 1530. Battista ist Künstler. Doch im Italien der Renaissance wimmelt es vor aufsteigenden Künstlern und die Aufträge sind heiß begehrt. Auch Battista hangelt sich durch das Leben, immer auf der ...

Italien, 1530. Battista ist Künstler. Doch im Italien der Renaissance wimmelt es vor aufsteigenden Künstlern und die Aufträge sind heiß begehrt. Auch Battista hangelt sich durch das Leben, immer auf der Suche nach einem Geldgeber für Fresken. Dabei genießt er jedoch auch das Leben und lässt kaum etwas anbrennen und besiegelt somit sein Schicksal. Sein Lebenswerk soll schließlich die Villa Foscari, auch La Malcontenta genannt, werden und sein Leben hält er in einem Tagebuch fest.
Paris, London, Venedig, 1913. Bertie Landsberg kommt aus gutem Hause und hat es nicht wirklich nötig, zu arbeiten. Vielmehr verschreibt er sich der Kunst und dem künstlerischen Diskurs. Als er die Villa Foscari entdeckt, entsteht die Vision eines Künstlertreffs in minimalistischer Umgebung. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
Libyen und Europa, 2012. Said ist Graffiti-Künstler, der sein Geld mit illegalen Geschäften verdient. Als sich die Lage in Lybien zuspitzt, tritt er den langen Weg auf der Fluchtroute nach Europa an um schließlich in der Villa Foscari landen.

"Malcontenta" verbindet das Schicksal dreier Männer über Jahrhunderte hinweg. Wie genau sie zusammenhängen, wird erst ganz am Ende klar und das möchte ich hier nicht spoilern. Im Mittelpunkt stehen letztlich die Lebensumstände verschiedener Künstler. Dazu wechseln sich die Perspektiven in unterschiedlichen Kombinationen ab, wobei pro Teil immer nur zwei Perspektiven kontrastiert werden. Alles andere wäre auch zu viel, da die Geschichten komplex und sehr ausgefeilt sind. Alle Geschichten sind sehr unterschiedlich und lassen auf ihre eigene Weise mitleiden, wobei mir Berties Leben lange Zeit vergleichsweise trivial und wenig zielgerichtet vorkam. Trotzdem haben alle drei Männer meine Sympathien gewinnen können. Der Autor hat jeweils interessante unterschiedliche Aspekte beleuchtet und einen überzeugenden Einblick in die jeweilige Zeit gegeben. Denn nicht nur sind die Lebensgeschichten unterschiedlich, auch der historische Rahmen ist sehr verschieden. Dabei wirkt jeder einzelne Handlungsstrang akribisch recherchiert und man kann nur bewundern, wie sehr sich der Autor in die jeweilige Lebenssituation eindenken und den Leser mit hinein nehmen kann. Beispielsweise haben mich die Details von Saids Flucht sehr überrascht und eine große Realitätsnähe vermittelt.

"Malcontenta" ist ein kluger Roman, der die (Liebe zur) Kunst förmlich spüren lässt und die Fresken der Villa Foscari zum Leben erweckt, aber auch die Höhen und Tiefen von Künstlerleben nachzeichnet. Die Sprache und Handlung sind anspruchsvoll. Für mich ist "Malcontenta" ein absolut überzeugendes Debüt, das mich darüber hinaus auf die Spuren zweier wahrer historischer Persönlichkeiten (Battista und Bertie) geschickt hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Packender Roman über eine wissenschaftlich ambitionierte Frau im 18. Jahrhundert

Vom anderen Ende der Welt
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England, 1785: Mary Linley ist allein bei ihrem Vater aufgewachsen, der sie als Arzt und Wissenschaftler in die Arbeiten der Medizin und der Botanik einführt. Mary liebt dieses unkonventionelle Leben und ...

England, 1785: Mary Linley ist allein bei ihrem Vater aufgewachsen, der sie als Arzt und Wissenschaftler in die Arbeiten der Medizin und der Botanik einführt. Mary liebt dieses unkonventionelle Leben und es fällt ihr schwer, in die Rolle der Frau des 18. Jahrhunderts zu schlüpfen als sie unter die Obhut ihrer Tante kommt, nachdem das Schiff, das ihren Vater an Bord hatte, vor Kap Hoorn gesunken ist. Als ihre Tante die Sammlung ihres Vaters auflöst, wird Mary bewusst, dass sie ihren Traum von der Wissenschaft als Ehefrau niemals wird ausleben können. Kurzerhand heuert sie als Mann verkleidet auf der Sailing Queen an, die kurz darauf zu einer Forschungsreise in die Südsee aufbricht ...

"Vom anderen Ende der Welt" ist kein verklärtes, romantisierendes Buch, das eine unglaubhafte starke Frau darstellt, die sich in einer Männerwelt behauptet. Stattdessen zeichnet es den harten Alltag auf einem Schiff zur damaligen Zeit nach, der Mary zunächst erschreckt und einschüchtert. Zu den ungewohnten Eindrücken und dem rauen Umgang unter den Männern gesellt sich immer die Angst vor der Entdeckung hinzu. Doch Mary kann sich mit ihren zeichnerischen und medizinischen Fähigkeiten auch schnell einen guten Ruf aufbauen und so ist sie bei Verletzungen, Epidemien und Vergiftungen hautnah dabei. Aber auch herbe Verluste stehen ihr bevor, denn Liv Winterberg hat mit diesem historischen Roman, der an eine wahre Persönlichkeit angelehnt ist, keine Schnulze vorgelegt, sondern bietet in einem ansprechenden Schreibstil eine spannende und packende Abenteuergeschichte, die den Werdegang der Wissenschaft genauso darstellt, wie die einengende Rolle der Frau in einem zunehmend aufgeklärten Zeitalter. Neben interessanten Begegnungen, liebevoll gezeichneten und dreidimensionalen Figuren bietet der Roman auch überzeugende zwischenmenschliche Beziehungen und vor allem eine Protagonistin, die sich einem ins Herz schleicht. Für mich ein absolut gelungener und empfehlenswerter historischer Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schönes Jugendbuch mit innovativen Ideen

Gestohlene Vergangenheit
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An ihrem 18. Geburtstag passieren Alisha merkwürdige Dinge. Seit einem Jahr sind ihre Eltern tot und sie muss sich zunehmend verstellen, weil ihr Umfeld ihre andauernde Trauer nicht mehr toleriert. Doch ...

An ihrem 18. Geburtstag passieren Alisha merkwürdige Dinge. Seit einem Jahr sind ihre Eltern tot und sie muss sich zunehmend verstellen, weil ihr Umfeld ihre andauernde Trauer nicht mehr toleriert. Doch nun benimmt sich ihr bester Freund plötzlich merkwürdig und greift sie an, Funken sprühen im wahrsten Sinne des Wortes, ihr Ex-Freund David nähert sich ihr wieder an und erzählt etwas von Geheimnissen und ihr Großvater möchte sie plötzlich sehen. Und zu allem Überfluss scheint Alisha ein Flashback oder eine Vision einer längst vergangenen Zeit zu haben. Was hat das alles zu bedeuten?

Das Buch beginnt sehr mysteriös und man kann sich zunächst keinerlei Reim auf die Ereignisse machen, da man direkt in die Handlung geworfen wird. Der Klappentext suggeriert ein eher historisches Setting, die Geschichte geht jedoch in eine ganz andere, sehr überraschende Richtung (aber durchaus mit historischen Anteilen). Überhaupt gibt es viele überraschende und auch interessante Aspekte, die teils innovativ, teils gewohnt, aber in neuem Kontext dargeboten sind. So hat dieses Buch auf jeden Fall etwas Besonderes. Mal davon abgesehen, dass es einen Cliffhanger gibt, der zusätzlich zum Lesen des Folgebandes animiert.
Der Schreibstil ist flüssig, geradlinig und beschreibt die Umgebung bildhaft. Die romantischen Teile sind ... sehr romantisch. Und auch oft sehr prickelnd. Die Anziehung zwischen Alisha und ihrem Gegenpart ist sehr überzeugend und glaubhaft.
Ein bisschen gehadert habe ich mit den Figuren. Die 18-jährige Alisha ist fast unfehlbar, nimmt sich sofort jeglicher Verantwortung an, fügt sich sofort in ihr Schicksal und glaubt alles ziemlich schnell, ohne die Dinge anzuzweifeln oder zu hinterfragen. Durch die Voraussicht ihrer toten Eltern ist sie perfekt auf jegliche Eventualität vorbereitet; sogar auf den Schwertkampf. An einer Stelle ist dies sehr bezeichnend beschrieben: "Keine Ahnung, warum ich weiß, in welche Richtung wir müssen [...]". Auch die Menge an Figuren war für mich etwas hinderlich, da ich irgendwann ein wenig den Überblick verlor. Aber das hat das Lesevergnügen letztendlich nicht übermäßig getrübt.

Insgesamt war dieses Buch überraschend, fesselnd, spannend, prickelnd und machte definitiv Lust auch auf den nächsten Band. Trotz ein paar kleiner Kritikpunkte für mich persönlich, ist der erste Band der Immergrün-Saga ein gelungenes Debüt.