Innen hui - Außen auch hui
Deep FakeMein erster Eindruck: “Wow!” - Das Buch leuchtet richtig, wenn man es in der Hand hält. Die knallige rot-blau-lila Farbkombination des Covers und die tiefblauen Seitenränder sind wirklich ein Blickfang. ...
Mein erster Eindruck: “Wow!” - Das Buch leuchtet richtig, wenn man es in der Hand hält. Die knallige rot-blau-lila Farbkombination des Covers und die tiefblauen Seitenränder sind wirklich ein Blickfang. Und um es vorwegzunehmen: innen geht es genauso weiter.
Der Thriller “Deep Fake” von Cleo Konrad spielt auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart wird die engagierte Lehrerin Mira de Luca kalt erwischt, als ein pornografisches Video von ihr im Netz auftaucht. Mira und ihr Mann sind sich sicher, dass es sich um ein Deep Fake handeln muss, die Öffentlichkeit und die Schulleitung sieht das natürlich erstmal anders; im Jahr 2003 zieht die 16-jährige Schülerin Katharina von Hohenberg, genannt Kat, mit ihrem Vater in das kleine Dorf Tannwinkel im Bayrischen Wald. Kat schreibt ein digitales Tagebuch, um den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten und erzählt uns die Geschehnisse im Sommer 2003 aus ihrer Sicht.
Die Autorin hebt die beiden Erzählungsstränge optisch voneinander ab, indem das Tagebuch grau hinterlegt ist und wie ein Computerausdruck wirkt. Zunächst laufen beide Stränge nebeneinander her und haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Das ändert sich natürlich und es wird immer klarer, dass alles irgendwie zusammenhängt, obwohl zwischen beiden Ebenen circa 20 Jahre und mindestens 800 Kilometer liegen (Mira wohnt in Berlin).
Ich fand das Buch am Anfang interessant und dann zunehmend spannender. Sobald klar war, dass alles irgendwie zusammenhängt, war ich damit beschäftigt zu rätseln, welche Personen und Motive ich identifizieren kann. Die Szenen sind klar und plastisch beschrieben und auch die Perspektive und Gedanken der jugendlichen Kat fand ich gelungen (zumindest soweit ich mich heute noch daran erinnern kann, wie man als Jugendliche so denkt). Das Thema Künstliche Intelligenz spielt logischerweise eine Rolle und ist, meiner Meinung nach, meistens gut umgesetzt. Damit meine ich, dass technische Aspekte teilweise recht genau beschrieben werden, das Thema dann aber wieder in den Hintergrund rückt und die persönlichen Schicksale nach vorne treten - vermutlich hilft dabei auch, dass 2003 noch nicht an KI zu denken war…
Es gibt zwar ein, zwei kleine Erklärungslücken und ab und an fand ich Szenen etwas weit hergeholt, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch - es ist ja immer noch ein fiktiver Roman.