Im Wald
Je tiefer der WaldMit dem schockierenden Psychothriller "Kleine Engel" hat Daniel Kohlhaas mich das Fürchten gelehrt. Seit dieser Zeit behalte ich ihn im Augen. Denn ich halte ihn für einen vielversprechenden Schriftsteller, ...
Mit dem schockierenden Psychothriller "Kleine Engel" hat Daniel Kohlhaas mich das Fürchten gelehrt. Seit dieser Zeit behalte ich ihn im Augen. Denn ich halte ihn für einen vielversprechenden Schriftsteller, der es durchaus mit renommierten Bestseller-Autoren wie Sebastian Fitzek aufnehmen kann. Nun legt er mit seinem neuen Roman "Je tiefer der Wald" nach, der einen ungeklärten, rätselhaften Vermisstenfall in den Mittelpunkt rückt.
Das Cover fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Man konzentriert sich auf das verschwommene Profil eines Kindes. Assoziationen mit dem in einem Wald spurlos verschwundenen Mädchen sind durchaus erlaubt. Der Titel ist gut gewählt, er gibt Rätsel auf und regt zum Nachdenken an.
Dieser Psychothriller ist ganz anders als erwartet. Daniel Kohlhaas erzählt eine schockierende Geschichte. Ein Kleinkind verschwindet während eines Ausflugs, die Eltern sehen sich in einem Alptraum gefangen. Die verzweifelte (und vergebliche) Suche bringt sie an physische und psychische Grenzen. Zehn Jahre lang verharren sie in ihrem Schmerz, ihre Beziehung hält den Belastungen nicht stand. Als ein unbekanntes Mädchen aufweist, das starke Ähnlichkeit mit der vermissten Leni aufweist, reißen die alten Wunden wieder auf - und streng gehütete Geheimnisse kommen ans Tageslicht.
Dieses Buch sprengt Grenzen. Es ist von einem leisen, melancholischen Grundton durchzogen, der Fokus liegt weniger auf der Aufklärung eines Verbrechens als auf seiner psychologischen Aufarbeitung. Daniel Kohlhaas rührt an Tabus, wenn er "Regretting Motherhood" thematisiert. Seine literarischen Figuren sind instabile Charaktere, überwältigt und überfordert, geprägt von unbewältigten, traumatischen Erfahrungen. Sehr empfehlenswert!Wal