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Veröffentlicht am 18.10.2023

Fräulein Alma ermittelt wieder

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits ...

MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits den dritten Band ihrer tollen historischen Roman-Serie vorgelegt, die uns in die spannenden, turbulenten 1920er-Jahre eintauchen lässt. Angesiedelt ist die Geschichte aber nicht in Berlin sondern in der mondänen, international populären Kurstadt Baden-Baden. Im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Handlung, die diesmal im Jahre 1925 spielt, stehen wieder die sympathische Alma Täuber als auf eigene Faust ermittelndes Fräulein vom Amt und ihre quirlige Freundin Emmi Wolke. Ein internationales Schachturnier lockt neben vielen Touristen auch einige Ganoven nach Baden-Baden und natürlich sind auch die beiden Freundinnen Alma und Emmi vom Schachfieber erfasst.
Der gelungene Mix aus aufschlussreichen Einblicken in das damalige Zeitgeschehen, ausgiebigen Exkursen in das private und berufliche Leben der sympathischen Hauptfiguren sowie spannendem Kriminalfall, bei dem man nach Herzenslust Mitermitteln und Spekulieren kann, hat mir wieder hervorragend gefallen. Toll eingefangenes Lokalkolorit, interessante zeitgeschichtliche Informationen und nette humorvolle Episoden sorgen für ein sehr unterhaltsames und zugleich lehrreiches Lesevergnügen.
Schon der unheilvolle Prolog mit der darin geschilderten ergreifenden Szene von der in einer Wäschetrommel gefangenen, dem qualvollen Erstickungstod geweihten jungen Wäscherin Gertrude in einer Waschdampfanstalt lässt sofort Spannung aufkommen. Da die Polizei von Unfall oder Selbsttötung ausgeht, kann die junge Telefonistin Alma mit ihrem untrüglichen kriminalistischen Spürsinn gar nicht anders, als erneut auf eigene Faust zu ermitteln - sehr zum Verdruss ihres Freundes Kriminalkommissar Ludwig Schiller. So dauert es auch gar nicht lange, bis sie bei den Nachforschungen zu dem verzwickten Fall nicht nur in zwielichtige Kreise in sondern auch in große Gefahr gerät. Dank des lebendigen Erzählstils werden wir rasch in das spannende Geschehen hinein gezogen und folgen gebannt Almas Ermittlungen.
Viele sorgsam recherchierte und geschickt eingewobene Details führen uns das damalige Alltagsleben sowie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sehr anschaulich vor Augen. Insbesondere das faszinierende zeitgeschichtliche Flair Mitte der 1920er-Jahre ist von den Autorinnen sehr lebendig und authentisch eingefangen. Trotz des rasanten Fortschritts und der opulenten gesellschaftlichen Amüsements werden im Alltag gesellschaftliche Spannungen und die unheilvolle Vorboten des populärer werdenden nationalsozialistischen Gedankenguts immer spürbarer.
Wie im Nachwort erläutert haben die Autorinnen wieder viele spannende historische Details - vom modischen und technologischen Wandel bis hin zu politischen und kulturellen Hintergründen - sehr ansprechend in ihre Geschichte eingearbeitet. Obendrein lassen sich viele Hintergrundinformationen im angehängten Glossar nachlesen.
Der Roman lebt aber vor allem von seinen, äußerst lebensnah gezeichneten Protagonistinnen Alma und Emmi, die sehr lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet sind.
Die Autorinnen haben wundervolle Charaktere geschaffen, in die man sich hervorragend hinein versetzen und an deren Privatleben man gerne Anteil hat. Die überaus clevere, selbstbewusste Hauptfigur Alma, die sich aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate vermehrt um ihre Stelle in der Telefonvermittlung des Postamts Sorgen macht und mit dem Gedanken spielt eine Detektei zu gründen, ist nach wie vor ihre Unabhängigkeit äußerst wichtig. Diese möchte sie auch für ihre Liebe Kriminalkommissar Ludwig Schiller nicht aufgeben. Mit ihrer charmanten, frischen Art sorgt auch ihre quirlige, lebensfrohe Freundin Emmi, die inzwischen Filialleiterin eines Blumenladens geworden ist, wieder für amüsante Szenen und viel Abwechslung.
Mir hat es mit viel Spaß bereitet, mich an Almas Seite in die verzwickten Nachforschungen zu stürzen, die so manche unerwartete Wendung nehmen. Dank ihrer Gewitztheit und Kombinationsgabe gelingt es ihr schließlich die Hintergründe für den tragischen Tod der jungen Wäscherin auf eigene Faust aufzudecken und zugleich noch weitere Vorkommnisse aufzuklären. Die Auflösung kommt zwar höchst überraschend, ist aber dennoch in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Abenteuer und Herausforderungen auf Alma im 4. Band zukommen werden, und freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Reihe.

FAZIT
Eine sehr kurzweilige Fortsetzung der historischen Reihe rund um das ermittelnde Fräulein vom Amt Alma Täuber -mit viel Zwanziger Jahre-Zeitkolorit, liebenswerten Charakteren und netten humorvollen Episoden!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Humorvoller britischer Cosy Crime

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bräutigam
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MEINE MEINUNG

Mit „Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam” ist dem britischen Roman- und Drehbauch-Autor Robert Thorogood eine kurzweilige und amüsante Fortsetzung seiner „Cosy crime“-Reihe „Mord ...

MEINE MEINUNG

Mit „Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam” ist dem britischen Roman- und Drehbauch-Autor Robert Thorogood eine kurzweilige und amüsante Fortsetzung seiner „Cosy crime“-Reihe „Mord ist Potts' Hobby“ gelungen, in deren Mittelpunkt die liebenswerte, etwas schrullige 77-jährige Hobby-Ermittlerin Judith Potts und ihre beiden Mitstreiterinnen Becks und Suzie stehen.

Auch der zweite Band ist ein gelungener Wohlfühlkrimi, der mich neben einem unblutigen und nicht allzu leicht zu durchschauenden Kriminalfall mit witzigen Dialogen, netter Situationskomik und feinem britischen Humor bestens unterhalten konnte.

Die stimmungsvollen Beschreibungen der Schauplätze im idyllischen, an der Themse gelegenen Örtchens Marlow und der lebendige Schreibstil des Autors sorgen dafür, dass das Kopfkino rasch anspringt, und man hervorragend in das tolle Setting mit viel britischem Flair eintauchen kann.

Der reichste Mann vor Ort Sir Peter Bailey wird am Tag vor seiner Hochzeit mit der viel jüngeren Krankenschwester Jenny Page während einer Gartenparty in von einem schweren Schrank im von innen verschlossenen Arbeitszimmer seines großen Herrenhauses erschlagen. Schnell steht für die drei anwesenden Hobby-Ermittlerinnen fest, dass es sich trotz der mysteriösen Umstände um einen gerissenen Mord handelt und keineswegs um einen tragischen Unfall wie die Polizei allen weis machen möchte. Es ist natürlich Ehrensache, dass bei diesem verzwickten Fall Mrs Potts Mordclub der Polizei unter die Arme greifen und die Ermittlungen tatkräftig unterstützen muss - auch wenn dies gar nicht erwünscht ist, da der Unglücksfall schnell zu den Akten gelegt werden soll. Auch wenn ich bezüglich des Täters schon früh eine Ahnung hatte, hat es mir wieder großen Spaß bereitet, mich an der Seite der drei verschrobenen, recht forsch vorgehenden Spürnasen in den verwickelten Fall zu stürzen, etliche Geheimnisse aufzudecken und nach Herzenslust über mögliche Motive und den Tathergang zu spekulieren. Obwohl die Ermittlungen zum Fall in einem gemächlichen Tempo voranschreiten und das Privatleben der Hobbyermittlerinnen oft stark im Vordergrund steht, verstehen es die Autorinnen, die Spannung mit unerwarteten Twists und Turns sowie falschen Fährten immer wieder anzuziehen. Zum Ende hin überschlagen sich die Geschehnisse regelrecht und dem cleveren Ermittler-Trio allen voran der gewitzten Judith mit ihrer genialen Spürnase gelingt es den verzwickten Fall aufzuklären. Trotz einiger Unstimmigkeiten ist die von ihr präsentierte Auflösung zum Tathergang recht schlüssig, wirkt aber schon etwas arg bemüht.

Dieser Cosy Crime lebt vor allem von seinen sehr lebendig gezeichneten und facettenreich angelegten Protagonistinnen, die man mit all ihren liebenswerten Eigenheiten und Marotten einfach ins Herz schließen muss. Ob nun die resolute 77-jährige verwitwete Kreuzworträtsel-Autorin Judith, die gerne nackt in der Themse badet und eine Whisky-Liebhaberin ist, die zurückhaltende Pfarrersgattin Becks Starling, die immer wieder mit bemerkenswerten Qualitäten zu überraschen weiß, oder schließlich die forsche Hundesitterin in Geldnöten Suzie Harris – die drei Hobbyermittlerinnen ergänzen sich perfekt und tragen mit ihrem großen Einsatz, unkonventionellen Ermittlungsmethoden und ihren originellen Ideen schließlich zur Aufklärung bei. Kein Wunder, dass ihre Nachforschungen der Polizei generell ein Dorn im Auge sind und nur Polizistin Tanika ihre Bemühungen zu schätzen weiß.

Entsprechend ihrer Rolle hat Thorogood auch seine Nebenfiguren mit ihren Hintergrundgeschichten interessant ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Geheimnissen und rätselhaftem Verhalten für Abwechslung sorgen und viel Stoff zum Spekulieren liefern.

Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung mit den liebgewonnenen, agilen und vorwitzigen Ermittlerinnen vom Mordclub!

ZUM HÖRBUCH
Die Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon liest den Krimi zwar kurzweilig, aber mit einem sehr gedrosselten und für meinen Geschmack etwas zu langsamen Sprechtempo. Nur gut, dass man das Wiedergabetempo entsprechend verändern kann! Ihre Stimmlage ist sehr angenehm, so dass man schnell ins Geschehen hineingezogen wird. Betonung und Sprechtempo passt sie der jeweiligen Handlung und Atmosphäre an. Darüber hinaus fängt sie die Eigenheiten der etwas eigenwilligen Charaktere des Mordclubs sehr glaubhaft und überzeugend ein. Geschickt schlüpft sie in die einzelnen Rollen und versteht es, die Dialoge stimmlich abwechslungsreich und lebendig zu gestalten. Ein rundum vergnügliches Hörbuch!

FAZIT
Eine unterhaltsame Fortsetzung der neuen humorvollen britischen Wohlfühlkrimi-Reihe - mit einem verzwickten Fall, der zum Miträtseln einlädt und dem liebenswerten, herrlich verschrobenen Mordclub-Trio! Gewürzt ist der gemütliche Cosy Crime mit nettem britischen Lokalkolorit und einigen amüsanten Episoden.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2023

Humorvoller Cosy Crime

Ein höchst royaler Mord
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MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine ...

MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine sehr ungewöhnliche Ermittlerin steht. Es ist die hochbetagte Queen Elizabeth II. höchstpersönlich, die ihrer heimlichen Leidenschaft als Hobby-Ermittlerin nachgeht. Dem literarischen Vorbild Miss Marple aus der Feder der legendären Queen of Crime Agatha Christie steht sie bezüglich Cleverness, Kombinationsgabe und untrüglicher Spürnase durchaus in nichts nach.
Der Autorin ist es mit ihrem lebendigen Schreibstil erneut gelungen, eine wundervolle Atmosphäre mit einzigartigem royalen Flair einzufangen, so dass wir als Zaungäste fast mühelos in die faszinierende und bisweilen bizarre Welt der britischen Royals und deren etwas exzentrischen Umgangsformen eintauchen können. Gewürzt ist dieser klassische Whodunnit mit viel feinem britischen Humor und toller Situationskomik, so dass für ein abwechslungsreiches, amüsantes und höchst royales Krimivergnügen gesorgt ist.
Der schockierende Fund einer Hand in einer Plastiktüte am Strand von Sandringham trübt die weihnachtliche Stimmung in Sandringham House, dem Landsitz der Royals in der englischen Grafschaft Norfolk. Anhand des Siegelrings und einer charakteristischen Narbe gelingt es der gesundheitlich angeschlagenen Queen das mutmaßliche Opfer als den ehemaligen Spielgefährten ihrer Kinder Edward St. Cyr zu identifizieren. Der höchst verzwickte Fund gibt schon bald viele Rätsel auf und so sieht sich die englische Queen genötigt mit Unterstützung von Rozie, ihrer cleveren Assistentin aus Nigeria und stellvertretenden Privatsekretärin, auf eigene Faust diskrete Nachforschungen anzustellen. Keine einfache Aufgabe für die beiden bei den zahlreichen Verdächtigen, diversen Hintergrundinformationen und vielen kursierenden Gerüchten noch den Überblick zu bewahren. Ob nun der königliche Pferdepfleger und seine aufmüpfige Schwester, der zwielichtige Landmakler, der aristokratische Nachbar sowie diverse Verwandte des Toten – sie alle haben etwas zu verbergen und machen sich auf die ein oder andere Weise verdächtig.
Mir hat es wieder großen Spaß gemacht, der Queen bei ihren äußerst zurückhaltenden Ermittlungen über die Schulter zu blicken und ihre Bemühungen mitzuerleben, diese dezent in die richtige Richtung zu lenken ohne dabei offiziell in Erscheinung zu treten. Um den immer verwickelter werdenden Fall halbwegs folgen und miträtseln zu können, ist allerdings erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich, da die Monarchin ihre vielfältigen Erkenntnisse leider meist für sich behält.
Geschickt hat die Autorin einige aktuelle Themen und reale politische Ereignisse in die Handlung einfließen lassen, so dass die Geschichte sehr authentisch wirkt. Höchst lebendig ist das royale Setting eingefangen, das uns aufschlussreiche Einblicke ins Leben der Monarchin sowie in die weihnachtlichen Festivitäten bei der königlichen Familie, ihre Traditionen und alltäglichen kleinen Animositäten gibt. Sehr unterhaltsam sind auch die Seitenhiebe auf den aristokratischen Snobismus und abgehobenen Lebensstil des Landadels.
Ein besonderes Highlight sind die sehr plastisch und lebensnah gezeichneten Hauptfiguren, die absolut lebendig wirken und zum besonderen Flair dieses Krimis beitragen. Insbesondere die einfühlsame Darstellung der Queen hat mir außerordentlich gut gefallen und wirkt sehr überzeugend. Wir erleben sie als eine Monarchin mit britischer Selbstdisziplin und Entschlossenheit, die äußerst weise und besonnen agiert, stets die Fäden in der Hand behält und sich voller Empathie auch um die Belange ihrer Untergebenen kümmert. Doch auch die vielen Nebenfiguren sind mit ihren aufschlussreichen Hintergrundgeschichten gelungen ausgearbeitet.
Der neue Fall für die Queen hat mich wieder bestens unterhalten können, auch wenn der eigentliche Kriminalfall mich nicht vollkommen überzeugen konnte. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser Cosy-Crime-Reihe und ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Charakteren!
ZUM HÖRBUCH
Für diesen kurzweiligen Cosy Crime wurde mit der Moderatorin und Hörbuchsprecherin Sandra Voss eine sehr gute Wahl getroffen. Ihr gelingt es mit ihrer angenehmen Stimmlage und variantenreichen Stimme hervorragend, uns in das geniale Setting hineinzuziehen und den verschiedenen Figuren Leben einzuhauchen. Sehr überzeugend erweckt sie die clevere, distinguierte und humorvolle Monarchin zum Leben, so dass ich sie gleich lebhaft vor Augen hatte. Abwechslungsreich und mitreißend hat sie den eher ruhigen, aber ziemlich verwickelten Fall umgesetzt.
Insgesamt eine gelungene vergnügliche Lesung, der man allerdings mit erhöhter Aufmerksamkeit zuhören sollte, um nicht den roten Faden zu verlieren!
FAZIT
Ein humorvoller Wohlfühlkrimi - mit einem komplexen Kriminalfall, lebendig gezeichneten Charakteren und tollem royalem Flair!

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Faszinierender Genre-Mix

Prophet
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem gemeinsam verfassten Roman „Prophet“ hat das Autorinnen-Duo Sin Blaché und Helen MacDonald einen fesselnden genreübergreifenden Thriller vorgelegt, der mit seiner ungewöhnlichen, ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem gemeinsam verfassten Roman „Prophet“ hat das Autorinnen-Duo Sin Blaché und Helen MacDonald einen fesselnden genreübergreifenden Thriller vorgelegt, der mit seiner ungewöhnlichen, aber faszinierenden Mischung aus Spannungsroman, Mystery, Science Fiktion-Elementen, Agententhriller und queerer Romance das Potential zu einem richtigen Page Turner hat. Zudem haben sich die beiden Autorinnen eine originelle Ausgangsidee einfallen lassen, die eine spannende und brisante Auseinandersetzung mit tiefgründigen Themen verspricht und mich auf Anhieb angesprochen hatte.
Angesiedelt ist die Handlung in einer nicht allzu fernen Zukunft und spielt zunächst im ländlichen England, bis der Handlungsort schließlich in die USA wechselt. Im Rahmen von militärischen Geheimforschungen wurde mit PROPHET eine Substanz entwickelt, die nostalgische Erinnerungen der Menschen real werden lässt und als eine gefährliche Waffe eingesetzt werden kann. Als das Projekt durch sich verändernde Eigenschaften von PROPHET außer Kontrolle zu geraten scheint, werden die beiden ungleichen Geheimagenten Adam Rubenstein und Sunil Rao eilig hinzugezogen, um eine Katastrophe mit unabsehbaren Folgen zu verhindern. Gefesselt von der düsteren, unheilvollen Atmosphäre und den mysteriösen Geschehnissen fiel mir der Einstieg in die Geschichte anfänglich nicht schwer. Doch schon bald hatte ich trotz des anschaulichen, lebendigen Erzählstils der Autorinnen Probleme richtig in die Geschehnisse einzutauchen und mir die von PROPHET hervorgerufenen Phänomene bildlich vorzustellen. Durch stark dialogbetonte und langatmige Passagen kommt die eigentliche Handlung nur sehr mühsam in Schwung, so dass die Spannung immer wieder abflaut und die zuvor so gelungen eingefangene bedrohliche Stimmung schließlich verloren geht. Die stark im Fokus stehende Liebesgeschichte und das ständige Geplänkel zwischen den beiden Protagonisten drängen die tiefergehenden Themen des Romans leider immer wieder in den Hintergrund. Zum Ende hin nimmt die Geschichte dann aber doch deutlich an Fahrt auf und gipfelt schließlich in einem sehr fesselnden Finale mit einem unerwarteten, aber sehr schlüssigen Ende.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden exzentrischen Protogonisten, die charakterlich kaum gegensätzlicher sein könnten und von den Autorinnen äußerst lebendig und vielschichtig ausgearbeitet wurden. In eingeschobenen Rückblenden erfahren wir allmählich mehr über ihre familiären Hintergründe und ihre gemeinsame, problembehaftete Vorgeschichte, so dass man sich gut in ihre Persönlichkeit hineinversetzen und ihr Verhalten nachvollziehen kann. Das ungleiche Ermittler-Duo mit dem stoischen, mysteriösen Geheimagenten Colonel Adam Rubenstein und dem chaotischen, übersensiblen Genie Sunil Rao als wandelndem Lügendetektor, die den Hintergründen von PROPHET auf die Spur kommen sollen und letztlich Teil des Forschungsprojekts werden, hat mir gut gefallen und die Dynamik ihrer komplizierten Beziehung sorgt für Abwechslung und viele humorvolle Momente. Obwohl sich das überschaubare Figurenensemble gut in die Gesamthandlung einfügt und vielseitig ausgearbeitet wurde, bleiben allerdings einige Charaktere insbesondere die Gegenspieler recht blass und ihre Intentionen ziemlich vage.
Nicht nur einen aufschlussreichen futuristischen Blick auf zukünftige, beängstigende Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte ich mir von diesem Roman versprochen, sondern auch eine eingehende Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen wie der Macht von nostalgischen Verklärungen, dem hohen Stellenwert von Identität, Emotionen, Erinnerungen und potentiellen Gefahren durch deren Manipulation in einer rein profitorientierten Welt versprochen. Die Ausarbeitung dieser viel versprechenden Themen konnte mich allerdings nicht völlig überzeugen, da mir die Umsetzung zu einem packenden, temporeichen und vielschichtigen Plot weitgehend fehlte und eine tiefgründige thematische Auseinandersetzung leider viel zu kurz kam.
FAZIT
Ein ungewöhnlicher, nachdenklich stimmender Roman mit einem faszinierenden Genre-Mix und thematisch sehr viel versprechendem Ausgangskonzept - der mich in der Umsetzung allerdings nicht ganz überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Wisting in Hochform

Wisting und die Tote am Wegesrand
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MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen ...

MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen norwegischen Kommissar William Wisting, in deren Mittelpunkt nach der lesenswerten Cold-Case-Reihe mit unaufgeklärten, kniffligen Fällen aus der Vergangenheit nun „Wistings schwierigste Fälle“ stehen werden. Als großer „Wisting-Fan“ bin ich natürlich froh, dass es weitere Fälle mit diesem tollen Ermittler geben wird, denn es ist immer wieder äußerst spannend mitzuverfolgen, wie er dank seiner genialen beharrlichen Ermittlungsarbeit akribisch Details zusammenträgt, und es ihm schließlich gelingt, den Fall aufzuklären.
„Wisting und die Tote am Wegesrand“ ist ein klassischer Ermittlungskrimi mit einer eher ruhigen, aber clever angelegten Handlung, der vor allem durch psychologische Dichte und detaillierte, authentische Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Polizei zu fesseln weiß. So bekommt man fast das Gefühl, selbst an den Ermittlungen zu dem höchst verwickelten Fall beteiligt und Teil des Ermittlerteams zu sein.
Mit seinem lebendigen, unaufgeregten Schreibstil, geschickten Wechseln der Handlungsstränge und unerwarteten Wendungen sorgt der Autor in seinem vielschichtig angelegten Plot für viel Abwechslung und Spannung. Äußerst faszinierend fand ich den Aspekt des Online-Ermittlerforums - einer sogenannten Crowdsolving-Plattform, die auf internationaler Ebene Experten und Hobbydetektive zusammenbringt und ermöglicht, eigene Hinweise zusammenzutragen, von der nationalen Polizei unabhängige Nachforschungen anzustellen und ungelösten Verbrechen schließlich auf die Spur zu kommen. Als eine Userin aus Norwegen mit dem Pseudonym »Astria« spurlos verschwindet nachdem sie zuvor gepostet hatte, sie verfolge eine ganz heiße Spur zum Mörder an der jungen Australierin Ruby in Spanien, werden nicht nur Wisting, seine Kollegin Maren Dokken und schließlich auch seine neugierige Tochter Line in diese höchst unkonventionellen Ermittlungen zu dem spanischen Cold Case involviert. Der Autor lässt uns an den unterschiedlichen Entwicklungen bei den Nachforschungen aus wechselnden Perspektiven teilhaben, so dass man mit Hilfe der aufgedeckten Details und Erkenntnisse sehr gut selbst miträtseln und eigene Spekulationen zu Täter und Motiven anstellen kann. Dank seiner gewissenhaften, umsichtigen Art und seinem bewährt professionellen Ermittlungsstil löst Wisting schließlich den komplexen Fall trotz etlicher falscher Fährten, einer unergiebigen Kooperation mit der spanischen Polizei vor Ort und einiger Fehlschlüsse souverän und auf die gute alte konventionelle Art. Nach einem fulminanten Finale erhalten wir am Ende eine glaubwürdige und schlüssige Auflösung.
Der Autor konnte mich mit seinen interessanten und lebensnah ausgearbeiteten Charakteren wieder sehr überzeugen. Vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung seiner liebenswerten Hauptfigur William Wisting und die geschickt eingefügten Einblicke in sein Privatleben sind äußerst gelungen und runden den positiven Gesamteindruck ab.

FAZIT
Ein ruhiger, aber vielschichtig angelegter und sehr fesselnder Krimi mit dem sympathischen norwegischen Kommissar Wisting und einem seiner schwierigsten Fälle, der ihm einiges abverlangt!

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