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Veröffentlicht am 18.09.2021

Achtung: Dieses Buch könnte Dein Leben verändern!

Am Ende sterben wir sowieso
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Was würdest Du tun, wenn Dich jetzt in diesem Moment jemand anrufen und Dir mitteilen würde, dass heute der letzte Tag Deines Lebens ist? Unvorstellbar, oder? Doch genau das widerfährt Mateo und Rufus. ...

Was würdest Du tun, wenn Dich jetzt in diesem Moment jemand anrufen und Dir mitteilen würde, dass heute der letzte Tag Deines Lebens ist? Unvorstellbar, oder? Doch genau das widerfährt Mateo und Rufus. Sie leben in einer Welt, in der sogenannte Todesboten täglich unzählige Anrufe machen, um todgeweihte Menschen über ihr baldiges Ableben zu informieren, ihnen Mitgefühl auszusprechen und sie auf Möglichkeiten aufmerksam zu machen, die ihnen noch offen stehen. Erst 18 bzw. 17 Jahre alt sehen sich auch Mateo und Rufus urplötzlich mit ihrem unausweichlichen Tod konfrontiert. Über die App Letzte Freunde lernen sie einander kennen und beschließen, ihren letzten Tag gemeinsam zu verbringen. Mehr möchte ich nicht verraten. Nur das: Was dann geschieht ist schmerzhaft und wunderschön zugleich...

Der Roman hat mich sehr beeindruckt! Adam Silvera erzählt in einem schlichten, schnörkellosen Stil eine spannende Geschichte, die vemutlich kaum einen Leser kalt lässt. Sie ist einerseits unfassbar traurig, aber auch zum Heulen schön. Auch mich hat das Schicksal der Protagonisten, die übrigens lebendige, facettenreiche und sehr sympathische Charaktere sind, tief bewegt. Ich litt und freute mich mit ihnen. Und konnte natürlich nicht anders, als mich während der Lektüre immer wieder selbst zu fragen, ob ich mein Leben nicht vergeude, ob ich nicht mehr daraus machen sollte... Und ja, ich habe tatsächlich - wieder mal, offenbar muss man ab und zu daran erinnert werden - beschlossen, den alten Spruch von Horaz „Carpe diem!“ ab sofort noch mehr umzusetzen. Zum Glück weiß keiner von uns, wann seine letzte Stunde schlägt. Aber wäre es nicht wunderbar, wenn wir dann mit einem Blick auf unser Leben sagen könnten: Ich habe das Beste daraus gemacht!? Das wünsche ich jedem von uns!

Lasst Euch bloß nicht von dem Titel abschrecken! Adam Silveras Roman ist keine traurige Botschaft, die uns Ängste und Depressionen bereiten wird. Ganz im Gegenteil: Es ist ein großartiges Plädoyer für das Leben in vollen Zügen, für das Auskosten jedes Augenblicks, denn es könnte ja sein, dass man eine erneute Chance dafür nie mehr bekommen wird. Es ist auch ein Appell an uns alle, mal die Komfortzone zu verlassen und Neues zu wagen, denn nur dadurch entwickeln wir uns weiter.

Fazit: Spannend, bewegend und zum Nachdenken anregend – ein wunderbares Buch über Freundschaft, Liebe und den Mut, über sich selbst hinauszuwachsen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Tragikomik, die zu Herzen geht

Hamster im hinteren Stromgebiet
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Wie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, ...

Wie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, wie geht man mit der Angst um, nie wieder so zu werden wie zuvor, ein Teil seiner Fähigkeiten für immer eingebüßt zu haben? Genau davon handelt dieses Buch.

Mit knapp 51 Jahren erleidet Joachim Meyerhoff einen Schlaganfall, wird auf die Intensivstation einer Wiener Klinik eingeliefert und muss dort eine Zeitlang behandelt werden. An medizinische Geräte angeschlossen versucht der Schauspieler und Autor gegen seine Angst anzukämpfen, indem er zu seiner Geheimwaffe greift: dem Erzählen von Geschichten. Mit viel schwarzem Humor – „Komik als Schlupfloch aus der eigenen Hilflosigkeit“ (Zitat S. 197) - und herrlicher Selbstironie berichtet er von dem schrecklichsten Urlaub seines Lebens, einer Traumreise mit seinem Bruder, von seinen Frauen und diversen Erlebnissen mit seinen Kindern. Er benutzt dabei eine interessante, ganz besondere Sprache, die mir perönlich sehr gut gefällt. Ich genoss die unterhaltsamen Anekdoten und musste häufig schmunzeln. Und doch vergisst man beim Lesen nicht, dass dem Roman ein ernstes und besorgniserregendes Ereignis zugrunde liegt. Schonungslos zeigt Meyerhoff auf, wie fragil unser menschliches Dasein doch ist. So wird uns Lesern bewusst, dass ein ähnliches Schicksal auch uns jederzeit zuteil werden kann und dass Krankheit und Tod keineswegs nur andere Menschen ereilen, wie man entgegen aller Logik glauben möchte. Dennoch spricht aus dem Buch eine Heiterkeit und Hoffnung. Diese positive, lebensbejahende Einstellung des Autors empfand ich als sehr wohltuend.

Fazit: Ein interessanter, gut geschriebener Roman, der uns dazu bringt, sich mit wichtigen und ernsten Themen auseinanderzusetzen und dabei trotzdem wunderbar unterhält. Ein Spagat, den Joachim Meyerhoff bravourös meistert. Sehr zu empfehlen!




Veröffentlicht am 19.07.2021

Ein neuer Fall für Ava Turner und Luc Callanach

Die perfekte Sünde
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Eine Serie bestialischer Morde erschüttert Edinburgh: Der Mörder hat es auf junge Frauen abgesehen. Sie werden von ihm entführt, festgehalten, grausam verstümmelt und schließlich an einsamen Orten zum ...

Eine Serie bestialischer Morde erschüttert Edinburgh: Der Mörder hat es auf junge Frauen abgesehen. Sie werden von ihm entführt, festgehalten, grausam verstümmelt und schließlich an einsamen Orten zum Sterben zurückgelassen. Das Ermittlerduo Turner und Callanach tut ihr Bestes, um den Täter zu überführen, doch er hinterlässt kaum Spuren. Es kommt zu einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit, denn eine weitere Frau verschwindet und ihr Leben steht auf dem Spiel...

Ich bin ein Fan von Helen Fields, habe alle Bücher dieser Reihe förmlich verschlungen und freute mich natürlich auf den neuen Band und das Wiedersehen mit den sympathischen Detektiven Luc Callanach und Ava Turner. Und auch, wenn dieses Buch aus meiner Sicht nicht ganz so fesselnd ist wie seine Vorgänger, so handelt es sich trotzdem um einen soliden, gut geschriebenen Psychothriller, der mich mit seiner spannenden Handlung und lebendigen, facettenreichen Charakteren wieder überzeugen konnte. Die Lektüre hat Spaß gemacht und ich kann den Roman allen Fans des Genres, die nicht allzu zartbesaitet sind, wärmstens empfehlen!

Veröffentlicht am 15.07.2021

Großartig erzählt, lässt einen lange nicht los

Dann schlaf auch du
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Myriam und Paul sind glücklich verheiratet und Eltern von zwei kleinen Kindern. Da beide in ihren Berufen nicht kürzer treten wollen, entscheiden sie sich, die Hilfe eines Kindermädchens in Anspruch zu ...

Myriam und Paul sind glücklich verheiratet und Eltern von zwei kleinen Kindern. Da beide in ihren Berufen nicht kürzer treten wollen, entscheiden sie sich, die Hilfe eines Kindermädchens in Anspruch zu nehmen. In Louise glaubt das Paar die ideale Nanny gefunden zu haben. Die adrette Frau kümmert sich mustergültig um Mila und den kleinen Adam, kann vorzüglich kochen und sorgt für Ordnung und Sauberkeit im Haushalt. Myriam und Paul genießen zunächst die neu gewonennen Freiräume und beglückwünschen sich zu ihrer Entscheidung. Doch nach und nach fallen ihnen bei Louise bestimmte Eigenarten auf, die vor allem Myriam merkwürdig ja geradezu unheimlich vorkommen. Das Paar trägt sich mit dem Gedanken, das Kindermädchen zu entlassen. Die Tragödie nimmt aber bereits ihren Lauf...

Wow, was für ein Buch! Die französisch-marokanische Schriftstellerin Leila Slimani erzählt eine grauenvolle Geschichte, aber sie tut es auf eine Art, die absolut grandios ist. Sie vermag es, die Aufmerksamkeit des Lesers von der ersten Seite an zu fesseln, indem sie sie ihn gleich am Anfang ihres Romans mit dem furchtbaren Ende konfrontiert, das etliche Fragen aufwirft. Sie rollt dann gekonnt die Geschichte zurück, um in Rückblicken zu berichten, wie es zu dem Drama gekommen ist. Die Autorin bewertet nicht und enthält sich jeder moralischen Verurteilung. Statt dessen gewährt sie uns tiefe und einfühlsame Einblicke in die Seele ihrer Protagonistin und zeigt an Beispiel von Louise auf, wie Einsamkeit, Liebesentzug und Armut einen Menschen zerstören können. Und auch wenn Louises Tat dadurch nicht zu entschuldigen ist und unverzeihlich bleibt, so konnte ich am Ende nicht anders, als Mitleid mit der Frau zu haben...

Ihre große Beobachtungsgabe beweist Slimani auch, indem sie ein lebendiges Bild von Paris und seinen Bewohnern entwirft. Der aufmerksame Blick der Autorin richtet sich dabei in erster Linie auf jene, die am Rande der Gesellschaft stehen und sich jeden Tag durchschlagen müssen. Es sind vor allem Frauen, die wie die Autorin selbst einen Migrationshintergrund haben. Sie nimmt ihre Existenzprobleme, ihre Sorgen und Nöte wahr, thematisiert die krassen sozialen Unterschiede und sensibilisiert auch den Leser dafür. Damit leistet die Autorin einen wertvollen Beitrag zum besseren Miteinanderleben – in Toleranz und Respekt füreinander.

Fazit: Harte Kost, aber sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 03.06.2021

Gut geschriebener Thriller über ein Thema, das unter die Haut geht

Vergiss mein nicht
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Eigentlich wollte die Kinderärztin und Pathologin Sara Linton einen netten Samstagnachmittag auf einer Rollschuhbahn verbringen und dort ihren Ex-Ehemann, den Polizeichef Jeffrey Tolliver treffen. Doch ...

Eigentlich wollte die Kinderärztin und Pathologin Sara Linton einen netten Samstagnachmittag auf einer Rollschuhbahn verbringen und dort ihren Ex-Ehemann, den Polizeichef Jeffrey Tolliver treffen. Doch aus dem geplanten Date wird nichts, als plötzlich die 13-jährige Jenny mit einer Waffe auftaucht und den nur einige Jahre älteren Mark damit zu erschießen droht. Die Lage eskaliert und Jeffrey sieht sich gezwungen, das Mädchen zu töten, um Marks Leben zu retten. Bei der Obduktion von Jenny stößt Sara auf Spuren eines schrecklichen Verbrechens. Jeffrey und sein Team beginnen mit einer Ermittlung, die selbst den hartgesottenen Polizisten an die Nieren geht...

Ich gestehe, ich habe mich durch dieses Buch ziemlich gequält. Nicht, weil es uninteressant oder schlecht geschrieben ist. Im Gegenteil! Aber das zugegeben brisante und sehr wichtige Thema - es geht um eine besonders perfide Form des Kindesmißbrauchs - hat mir doch sehr zugesetzt. Ich habe selber Kinder und ein solches Buch geht nicht spurlos an mir vorbei. Ich gehe bewusst auf keine Details ein, um nicht zu spoilern, möchte aber betonen, dass "Vergiss mein nicht" eine harte Kost und als Urlaubslektüre zum Entspannen keineswegs geeignet ist. Nichtdestotrotz ist es ein gut geschriebenes und wichtiges Buch. Die Autorin Karin Slaughter setzt sich mit einem Tabuthema auseinander, das unbedingt angesprochen werden muss, so schockierend es auch ist. Die Gesellschaft muss aufgeklärt und sensibilisiert werden, um mögliche Warnhinweise erkennen zu können. Wir müssen wachsam bleiben, ohne Panik und Angst zu verbreiten. Vielleicht lassen sich auf diese Weise zumindest manche dieser schrecklichen Verbrechen verhindern. Kein Kind dürfte solche Dinge erleben und es macht einen fassungslos und wütend, dass sie auch in der Realität leider immer wieder geschehen...