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Veröffentlicht am 24.04.2024

Brüchige Idylle am Bodensee

Zeit der Schwestern
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Es ist Frühling am Bodensee. Unter blühenden Apfelbäumen wird der 70. Geburtstag von Mutter Lotte gefeiert. Die Töchter Carolin, Romy und Veronika unterstützen die Mutter bei den Vorbereitungen. Carlin, ...

Es ist Frühling am Bodensee. Unter blühenden Apfelbäumen wird der 70. Geburtstag von Mutter Lotte gefeiert. Die Töchter Carolin, Romy und Veronika unterstützen die Mutter bei den Vorbereitungen. Carlin, die Naturfotografin, ist zu diesem Anlass aus Neuseeland angereist. Sie freut sich auf zwei Wochen mit ihrer Familie. Doch dann platzt sprichwörtlich eine Bombe ausgerechnet an diesem Fest und nichts ist mehr wie es war.

‚Zeit der Schwestern: Apfelblütentage‘ ist der erste Band zu einer Triologie. Kirschsommer ist der zweite Band und der dritte Band nennt sich: Traubenfest.

Die Autorin schreibt flüssig und leicht lesbar. Leider konnte ich zu den Personen keinerlei Verbindung aufbauen. Carolin verlor bei mir sofort an Sympathiepunkten, als sie das Geheimnis ihrer Mutter ohne zu Überlegen hinausposaunte. Ich hätte mir von ihr mehr Feingefühl gewünscht, dass sie erst mit Lotte persönlich unter vier Augen gesprochen hätte. Auch das Verhalten des Vaters erschien mir sehr unrealistisch. Das Setting ist gut beschrieben, die schöne Umgebung um den Bodensee und die Insel Mainau. Ich hatte die Blüteninsel deutlich vor Augen.

Fazit: Ein Wohlfühlroman, aber nicht für mich.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Zeitreise in die 70iger

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
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Leider kenne ich den Vorgängerband der Kriminalistinnen noch nicht. Aber ich habe mich trotzdem sehr gut in die Handlung um Lucia Specht und ihre Kolleginnen eingefunden. Deshalb glaube ich nicht, dass ...


Leider kenne ich den Vorgängerband der Kriminalistinnen noch nicht. Aber ich habe mich trotzdem sehr gut in die Handlung um Lucia Specht und ihre Kolleginnen eingefunden. Deshalb glaube ich nicht, dass es zwingend notwendig ist den ersten Band: ‚Der Tod des Blumenmädchens‘ vorher gelesen zu haben. ‚Die acht Schüsse im Schnee‘ sind davon unabhängig.

Mathias Berg versetzt uns in seinem Kriminalroman in das Jahr 1970. Die ersten Frauen werden im Düsseldorfer Präsidium zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet. Es sind taffe Frauen, die sich einiges von ihren männlichen Kollegen gefallen lassen müssen. In einer Zeit, in der Frauen noch von ihrem Mann das Einverständnis erbitten mussten, um überhaupt einem Beruf nachgehen zu können. Lucia Specht praktiziert zurzeit in der Sitte, wird jedoch zum Fall des Mordes an den Millionär Theo Ellerbeck hinzugezogen. Mit acht Schüssen wurde er vor seiner Villa getötet. Ellerbeck hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Merkwürdig ist, dass sich Ehefrau und Tochter wenig kooperativ erweisen.

Der Autor schreibt authentisch und nahe am Leser. Man fühlt sich unmittelbar in die 70iger Jahre zurückversetzt. Der Umgang mit Alkohol und Zigaretten war zu der Zeit definitiv unkritischer als heute. Auch über Mode und Frisuren erfährt man nebenbei auch einiges. Es sind die kleinen Details, die die Zeit aufleben lassen. Es war keine gute Zeit für Frauen und wie man liest auch nicht für Homosexuelle. Und die alte Nazidenke steckte noch in den Köpfen. Natürlich erfahren wir auch viel über die damalige Polizeiarbeit, wie sich Hinweis um Hinweis zu einem Ganzen ergibt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich fühlte mich unterhalten und in die 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts versetzt.

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Veröffentlicht am 23.04.2024

Der vierhundert Jahre alte Bildteppich

Astrids Vermächtnis
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Auf den Abschluss der Triologie um die Hekne-Schwester und den vierhundert Jahre alten Bildteppich war ich sehr gespannt. Lars Mytting ist ein großartiger Erzähler. Seine mythenhafte Erzählung hat mich ...


Auf den Abschluss der Triologie um die Hekne-Schwester und den vierhundert Jahre alten Bildteppich war ich sehr gespannt. Lars Mytting ist ein großartiger Erzähler. Seine mythenhafte Erzählung hat mich schon in den Vorgängerbanden in seinen Bann geschlagen.

In diesen Band befinden wir uns im Jahre 1936 in einem kleinen norwegischen Dorf namens Butangen. Das Schöne ist, wir erfahren in Rückblicken immer mal wieder, was in den vorherigen Bänden geschehen ist, so dass auch ein Leser, der die vorherigen Bände nicht kennt, problemlos in die Geschichte eintauchen kann. Ich empfand dies ebenfalls als wohltuend. Denn nach der langen Zeit, konnte ich mich an manches Ereignis nicht mehr so genau erinnern, und so lösten diese Rückschauen kleine Aha-Erlebnisse aus. Nützlich erweist sich hier auch das Register am Schluss des Buches. Hier finden wir alle Namen, der Personen und sogar von einigen Gegenständen.

Hauptprotagonistin in diesem Band ist Astrid Hekne, eine Nachfahrin der Hekne-Zwillinge, den Weberinnen des sagenumwobenen Wandteppichs von Butangen. Und auch dem alten Pfarrer Kai Schweigaart kommt eine bedeutende Rolle zu.

Lars Myttings Erzählweise ist kraftvoll, manchmal sogar poetisch. Man fühlt sich unmittelbar nach Norwegen versetzt, empfindet die großartige Natur und lebt die Mythen. Der Autor hat mir stellenweise regelrecht Herzklopfen verursacht, so gebannt fand ich mich in seine mythischen Saga hineingezogen. Einen schönen Satz habe ich mir notiert: Der kindliche Geist ist eine Leinwand, was die Erwachsenen darauf malen, bleibt stehen. Oder auch, die dem Silber nachgesagte Fähigkeit, Wunden zu heilen, sichtbare wie unsichtbare, fand ich interessant.
Lars Mytting verwebt in seine Geschichte, ähnlich wie die Hekne-Schwestern in ihren Bildteppich, Erzählfaden um Erzählfaden und daraus entsteht dann ein großer Roman. Manches ist Legende, manches überliefert und manches historisch belegt.

Schade, es gab doch so etliche Längen, die Geduld erforderten. Deshalb von mir leider einen Punktabzug. Aber insgesamt ein wirklich tolles Buch. Und Lars Mytting bleibt für mich einer der besten Erzähler unserer Zeit.



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Veröffentlicht am 17.04.2024

Zu tiefst erschütternd

Der Wind kennt meinen Namen
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Ich liebe die Bücher von Isabel Allende. Sie kann, wie kaum eine andere Autorin, erzählen. Auch in ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ ist es ihr gelungen, auf unterhaltsame Weise unser Augenmerk ...



Ich liebe die Bücher von Isabel Allende. Sie kann, wie kaum eine andere Autorin, erzählen. Auch in ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ ist es ihr gelungen, auf unterhaltsame Weise unser Augenmerk auf Missstände in dieser Welt zu richten.

Der Roman startet in der Reichspogromnacht 1938 in Wien. Der kleine hochtalentierte Samuel Adler, er spielt die Geige wie ein großer Künstler, erlebt die Schrecken dieser Nacht hautnah. Ein Nachbar versteckt ihn und seine Mutter in der Wohnung, während der Vater auf dem Heimweg von der aufgewiegelten Meute schwer verletzt und misshandelt wird. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt verfrachtet man ihn sofort ins KZ Dachau. Die Mutter möchte nicht ohne ihren Mann ausreisen. Schweren Herzens schickt sie ihren sechsjährigen Sohn mit einem kleinen Koffer und seiner Geige mit einem Kindertransport nach England. Wenigstens er soll in Sicherheit sein. Sie plant mit ihrem Mann später nachzukommen. Samuel hat seine Mutter hier zum letzten Mal gesehen.

Wir lesen von Leticia aus El Salvator, deren Familie und ihr Heimatort El Mozote 1981 von Guerillas in einem Massaker ausgelöscht wurden und die mit ihrem Vater in die USA flieht. Und schließlich lesen wir von Marisol und ihrer kleinen Tochter Anita, die 2019 gezwungen sind ihre Heimat und El Salvador zu verlassen. Beim Grenzübertritt in die USA werden Mutter und Tochter getrennt. Was für eine unmenschliche Einwanderungspolitik. Und wir lesen von Selena Duran, die sich als Sozialarbeiterin in einem Flüchtlingsprojekt engagierte und die den Rechtsanwalt Frank Angileri für ihre Sache gewinnt.

Die verschiedenen Handlungsstränge verbinden sich miteinander und ergeben eine erschütternde Geschichte von Gewalt und Unmenschlichkeit. Über Isabell Allendes Schreibstil braucht man eigentlich nicht viel sagen. Einfach nur Spitze. Da sitzt jedes Wort. Die Personen sind liebenswert und authentisch gezeichnet. Ich mochte den alten Samuel und die resolute Leticia sehr. Ich habe mit der kleinen fast blinden Anita gelitten und bin mit ihr nach Azabahar, einer magischen Welt, gereist.

Fazit: Isabell Allende trifft mit ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ wieder mitten ins Herz. Authentisch und emotional erschütternd.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Vom Mut ins kalte Wasser zuspringen

Der Brighton-Schwimmclub
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Vom Mut ins kalte Wasser zuspringen

Josie Lloyd erzählt in ‚Der Brighton-Schwimmclub‘ eine Geschichte von Freundschaft unter Frauen, die vom Alter her eigentlich gar nicht zusammenpassen. Was sie auf ...

Vom Mut ins kalte Wasser zuspringen

Josie Lloyd erzählt in ‚Der Brighton-Schwimmclub‘ eine Geschichte von Freundschaft unter Frauen, die vom Alter her eigentlich gar nicht zusammenpassen. Was sie auf dem ersten Blick verbindet ist ihre Begeisterung zu jeder Jahreszeit im Meer zu schwimmen. So verschieden die Frauen auch sind, jede für sich ist eine starke Frau, auch wenn es die eine oder andere von ihnen noch nicht weiß. Denn manchmal muss die Stärke erst entdeckt werden. Jede von ihnen ist mit einem Problem belastet und muss die Herausforderung annehmen. Wie gut, dass es die Freundinnen gibt, die einem unterstützen, wenn man selber nicht mehr weiterweiß.

Da ist Maddy, die Influencerin, die von ihrem Mann mit ihrer besten Freundin betrogen wird und die nach ihrem verschollenen Sohn sucht. Helga, die Älteste von den fünf Frauen, die in ihrer Jungend eine abenteuerliche Zeit als Seglerin erlebte und die jetzt Kurse in Aktzeichnen gibt. Dominica trauert um ihren Mann und versucht sich ein neues Leben ohne ihn aufzubauen. Und da ist Tor, die sich für Obdachlose einsetzt, aber ihrer Familie verschweigt, dass sie eine Frau liebt. Und schließlich noch Claire, der es an Selbstbewusstsein mangelt, die immer nur schluckt und ihre Bedürfnisse hintenanstellt.

Die Autorin schreibt flüssig und gut lesbar. Die Freundschaft zwischen den Frauen ist herzerwärmend. Mir gefällt, wie sich diese Frauen unterstützen. Leider ist diese Solidarität im wahren Leben selten zu finden. Ich mochte jede einzelne der Frauen. Das Buch erzählt vom Mut ins kalte Wasser zuspringen, nicht nur tatsächlich, sondern auch symbolisch.

Fazit: Schön zu lesen, doch ein kleines bisschen an der Realität vorbei. Trotzdem gut zum Abschalten.


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