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Veröffentlicht am 06.07.2022

La Familia

Die Familie
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Wir befinden uns in New York im Jahre 1928. Sofia Colicchio ist ein Mädchen mit wildem Wesen. Sie läuft schnell und spricht laut. Ihre beste Freundin ist Antonia Russo, die nebenan wohnt. Beide sind sieben ...

Wir befinden uns in New York im Jahre 1928. Sofia Colicchio ist ein Mädchen mit wildem Wesen. Sie läuft schnell und spricht laut. Ihre beste Freundin ist Antonia Russo, die nebenan wohnt. Beide sind sieben Jahre. Antonia ist eine Träumerin. Und dennoch ergänzen sie sich. Zusammen entwerfen sie ihre eigene Welt, gehen gemeinsam auf Safari, entkommen nur knapp einem Löwen, sie fliegen nach Sizilien, Japan und Panama, entfliehen Treibsand und heiraten Prinzen. Sofia und Antonias Eltern sind auf Anweisung ihres Bosses, Tommy Fianzo, in diese Gegend gezogen. Familie ist alles. Sofia bemerkt, dass von ihrem Vater Joey Gefahr ausgeht, dass Menschen Angst vor ihm haben. Ihr Vater sagt: „Unser Geschäft ist es Leuten zu helfen. Dafür bezahlen sie uns.“ Als Carlo, Antonias Vater, versucht sich aus Tommy Fianzos Fängen zu lösen, bleibt das nicht unbemerkt. Die Familie lässt Carlo verschwinden.

Das Leben geht weiter. Sofias Vater kümmert sich um Antonia und ihre Mutter, er übernimmt die Miete und vermittelt Lina einen Job in einer Wäscherei. Je älter die Mädchen werden, desto mehr wird ihnen bewusst, wie sehr sie sich von ihren Klassenkameradinnen unterscheiden. Niemand will mit ihnen verkehren. Sie sind Töchter von Kriminellen.

Im Alter von dreizehn Jahren träumen den beiden Mädchen von Flucht. Mit dem Besuch der High-School trennen sich langsam ihre Wege. Antonia verkriecht sich in ihre Bücher, träumt von einem Haus mit Veranda, von einem Mann und Kindern, von einer heilen Familie, die sie nie hatte. Sofia schminkt sich die Lippen rot und setzt auf die Macht des Hüftschwungs. Sie versteht es ihren Zauber einzusetzen und gewinnt an Beliebtheit.

Mir fiel es sehr schwer mich in die Protagonistinnen zu versetzen. Ich konnte weder zu Sofia, noch zu Antonia eine Verbindung aufbauen. Da kam keine Nähe auf. Auch die Nebenfiguren blieben für mich farblos. Der Schreibstil ist zwar flüssig, trotzdem konnte mich die Geschichte nicht wirklich fesseln, obwohl zum Schluss doch noch so etwas wie Spannung aufkam. Denn …Antonia nimmt Rache.

Schade, ich hatte mir von dem Buch sehr viel mehr versprochen.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Hass vergiftet das Leben

Die dunkle Leidenschaft
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Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt, droht Untergang.
Mahatma Gandhi

Hass, das kälteste und bösartigste aller Gefühle mit einer enormen zerstörerischen Kraft. Hass äußerst sich sowohl im ...

Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt, droht Untergang.
Mahatma Gandhi

Hass, das kälteste und bösartigste aller Gefühle mit einer enormen zerstörerischen Kraft. Hass äußerst sich sowohl im toxischen Schweigen, als auch in verbalen Attacken, in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen und Gesellschaftskonflikten, in Diskriminierung und Mobbing, den schlimmsten Verbrechen und Krieg.

Prof. Dr. med. Reinhard Haller arbeitet als Psychiater und Psychotherapeut und wird als einer der renommiertesten europäischen Gerichtsgutachter immer wieder bei spektakulären Fällen hinzugezogen. In seinem Buch „Die dunkle Leidenschaft“ geht er den Ursachen und den Wurzeln dieser dunkelsten aller Emotionen auf den Grund. Ist Hass ein Affekt, ein Trieb oder eine Leidenschaft? Wir erfahren von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschung, inklusive Beispielen aus der kriminalpsychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis. Der Autor gibt konkrete Hilfestellung, wie mit ‚Hater‘ umzugehen ist. Wer kennt ihn nicht, den ’Hater‘ im Netz. Gerade in der Coronazeit hatten hasserfüllte Postings Hochkonjunktur. Doch Hass, Beleidigung und Hetze sind kein Kavaliersdelikt, sie sind bereits strafbare Handlung.

Wohin Hass führen kann, zeigen Zeitungsmeldungen. Ende Jan. 2022 endete zum Beispiel ein Rosenkrieg für eine 43-jährige Frau und ihrem Sohn tödlich. Eine 37-jährige, von Eifersucht völlig zerfressene Autolenkerin fuhr sie und ihren Sohn mit dem Auto nieder. Auch Gier kann zur Triebfeder von Hass werden. Hass schaltet jegliches Gefühl von Empathie aus. Das Opfer wird entmenschlicht.

Den Schluss des Buches bildet das Kapitel: „Acht Schritte gegen ein gesellschaftliches Klima des Hassens“. Der Autor betont die Wichtigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, zu fühlen, was sie denken und empfinden. Schon der frühere US-Präsident Barack Obama hat von einem „Empathiedefizit“ in der modernen Gesellschaft gesprochen und auf die Gefahren hingewiesen.

Fazit: Ein hochinteressantes Sachbuch. Prof. Dr. Haller enttabuisiert die dunkle Emotion.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Bewusst leben, jeden Tag

Die Kunst es leichtzunehmen
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Wir alle suchen das Glück. Hamsterrad ist out. Wir wollen was vom Leben haben, denn das Leben währt nicht ewig. Aber was macht uns wirklich glücklich? Viele wissen gar nicht mehr wie das geht, einfach ...


Wir alle suchen das Glück. Hamsterrad ist out. Wir wollen was vom Leben haben, denn das Leben währt nicht ewig. Aber was macht uns wirklich glücklich? Viele wissen gar nicht mehr wie das geht, einfach mal ausspannen und nichts tun. Die Seele baumeln lassen. Freie Zeit wird sofort mit Aktivitäten gefüllt oder am Handy verbracht. In der heutigen Zeit ist Stress bereits chronisch geworden. Keine Zeit für ein freundliches Wort oder ein Lächeln für unsere Nächsten.

Neue Sichtweisen sind notwendig. Aber ist Achtsamkeit tatsächlich ein Allheilmittel oder nur eine Modeerscheinung. Die Psychologin Lisa Gamper gibt hilfreiche Anleitung zu einem entschleunigten Leben und wie wir unser Augenmerk auf die kleinen Glücksmomente im Leben richten. Sie rät dazu, zu beobachten statt zu bewerten. Und vor allem zur Nachsicht mit sich selbst. Eine achtsame Lebensweise kann vielfältige positive Auswirkungen auf unsere mentale und körperliche Gesundheit haben.

Die Autorin schreibt flüssig und gut lesbar. Es macht Spaß in diesem Buch zu schmökern und sich praktische Übungen so wie Tipps und Trick zu holen. „Die Kunst es leicht zunehmen“ ist an keiner Stelle trockene Theorie, es lädt vielmehr ein zum Nachmachen und Aktivwerden.

Fazit: Ein umfassendes Sachbuch zu einem glücklicheren und erfolgreicheren Leben. Aber man muss die Ratschläge auch umsetzten. Lesen allein genügt nicht.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Vatersuche

Das Marterl
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„Wann hört irgendetwas auf, etwas zu sein, was es einmal war?“

Johannes Laubmeier, der Autor des Buches „Das Marterl“ kommt nach Jahren in der Fremde in seinen Heimatort zurück. Sein Vater kam vor 10 ...


„Wann hört irgendetwas auf, etwas zu sein, was es einmal war?“

Johannes Laubmeier, der Autor des Buches „Das Marterl“ kommt nach Jahren in der Fremde in seinen Heimatort zurück. Sein Vater kam vor 10 Jahren mit seinem Motorrad bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Die Eltern lebten damals schon getrennt. Der Ort selber ist geschichtsträchtig. Napoleon gewann hier seine letzte Schlacht und wurde dabei am Fuß verwundet. Johannes versucht sich seinen Vater in Erinnerung zu bringen.

Das Buch wird aus wechselnden Zeitebenen erzählt. Einmal erleben wir Johannes als Jungen und dann wieder als erwachsenen Mann, der mit seiner Vergangenheit abschließen möchte. Der Autor schreibt sehr ehrlich und authentisch. Sein Zuhause beschreibt er so genau und detailverliebt, dass ich mich ohne Probleme in dieser Wohnung zurechtfinden würde. Seine Sprache ist fast poetisch. Auch die Menschen, denen er begegnet sind für mich greifbar gezeichnet. Ich lese mit dem Jungen Bücher auf der Fensterbank, wandere mit dem Vater in den Bergen. Man spürt an vielen Stellen, die tiefe Verbundenheit zwischen Vater und Sohn. Johannes Laubmeier fängt die Stimmungen sehr gut ein.

Das Cover erklärt sich im Rückblick auf Johannes Kindheit: Als kleiner Junge stand er als Meeresforscher mit Taucherbrille und Regenjacke am Bahnhof.

Leider habe ich trotzdem ein Problem damit. Johannes Geschichte ist eine persönliche Geschichte. Ich tue mir schwer damit. Eine persönliche Geschichte ist eine wichtigste Geschichte für den Erzähler, aber ist sie es auch für den Leser?

Fazit: Auf jeden Fall ein gelungenes Debüt.


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Veröffentlicht am 12.06.2022

Schwanger und dann

Und doch so fern
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Ein Roman, der mich anfangs nicht sonderlich gepackt hat, der aber im letzten Drittel meine Meinung auf den Kopf gestellt hat.

Ungewollt schwanger im katholischen Italien in den achtziger Jahren. Eine ...




Ein Roman, der mich anfangs nicht sonderlich gepackt hat, der aber im letzten Drittel meine Meinung auf den Kopf gestellt hat.

Ungewollt schwanger im katholischen Italien in den achtziger Jahren. Eine Zeit, in der der eine ungewollte Schwangerschaften noch mit Sünde und Schande besetzt waren. Drei junge Frauen, Luciana, Valentina und Cecilia durchleben diese anderen Umstände, wie man es damals verschämt nannte, und kein greifbarer Vater in Sicht. Die junge Journalistin Luciana, wird von ihrem irischen Musiker in Stich gelassen. Valentina ist erst 17 und geht noch zu Schule, für ihre Eltern eine Katastrophe. Ihr Freund Emre weißt nichts von der Schwangerschaft, sie stößt ihn von sich, zieht sich zurück. Das Punkmädchen Cecilia ist eine Vagabundin. Sie hält es nicht lange aus an einem Ort. Dennoch bittet sie Gaetano, den Kindsvater, ihr bei der Geburt beizustehen, da sie sonst niemanden hat. Gaetano, der Familienmensch, träumt von einer gemeinsamen Zukunft.

Wie heißt des doch so treffend im Vorwort: ‚Männer werden Väter, aber sie merken nichts davon.‘ Alles lastet auf den Schultern der Frauen.

Die drei Protagonistinnen könnten unterschiedlicher nicht sein. Luciana erlebte ich als sehr naiv, hält an einem Typen fest, der sich längst von ihr gelöst hat oder vielleicht auch nie eine Bindung an sie verspürte. Valentina, jung und unerfahren, ist in die Schwangerschaft geschlittert und muss nun dem ständigen Druck ihrer Eltern aushalten. Sie tat mir sehr leid. Am selbstbestimmtesten trat Cecilia auf. Sie weiß was sie will und was nicht.

Mir fehlte bei den Geschichten vor allem, dass uns der Autor im Unklaren lässt, wie die Frauen ihre Schwangerschaft empfanden. Nahmen sie Verbindung zu dem Wesen in sich auf? Hassten sie es? Wollten sie es behalten oder wollten sie es abgeben?

So ganz warm wurde ich mit diesem Roman nicht. Erst das letzte Drittel brachte eine Überraschung, die ich nicht erwartet hatte. Ein Perspektivenwechsel mit Effekt. Diese Idee ist super gut umgesetzt. Klasse.

Fazit: Ein trauriges Buch, mit überraschendem Ende. Es machte mich beklommen und nachdenklich.

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