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Veröffentlicht am 16.02.2017

Zwei Welten

Das geträumte Land
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Für Jende Jonga sind die USA das gelobte Land. Er sieht für sich und seine Frau in Kamerun keine Perspektive und reist mit einem Touristenvisum nach New York. Mit dem gesparten Geld aus Aushilfsjobs holt ...

Für Jende Jonga sind die USA das gelobte Land. Er sieht für sich und seine Frau in Kamerun keine Perspektive und reist mit einem Touristenvisum nach New York. Mit dem gesparten Geld aus Aushilfsjobs holt er seine Frau Neni und seinen Sohn schließlich nach. Nenis Traum ist es Pharmazie zu studieren und in einer Apotheke zu arbeiten. Als Jende mit Hilfe seines Freundes den Job als Chauffeur des Bankiers Clark Edwards erhält, glauben sie endlich das große Los gezogen zu haben, endlich ein gut bezahlter und regelmäßiger Job. Durch Clark lernt Jende die reiche glitzernde Welt der reichen New Yorks hautnah kennen, aber auch die Abgründe, die sich da verbergen können. Alles rennt auf eine Katastrophe zu, denn Clark arbeitet für Lehmann Brothers und es ist das Jahr 2008. Dazu kommt, dass Jende die ganze Zeit auf das Ergebnis seines Asylantrages wartet. Was wenn er abgelehnt wird? Alles hängt an seidenen Fäden, Ausgang ungewiss. Und sind die USA wirklich das gelobte Land?
Geschickt verquickt die kamerunische Autorin zwei sehr unterschiedliche Leben in New York miteinander und zeigt auf, was Träume erreichen und wie sie scheitern können. Wunderbar stellt sie die unterschiedlichen Mentalitäten gegenüber. Bei beiden Seiten werden dadurch die Stärken und Schwächen deutlich. Das Ende hat mich ein wenig überrascht und es tat mir richtig leid die Protagonisten zu verlassen und nicht zu wissen wie es mit ihnen weitergeht, so sehr sind sie mir ans Herz gewachsen.
Der Schreibstil ist schnörkellos und frisch, auf keinen Fall langatmig. Die Autorin schafft eine Emotionalität an den Leser zu bringen ohne kitschig zu werden. Es wirkte auf mich authentisch und lebensnah. Ich bin von Seite zu Seite geflogen und litt mit den Protagonisten. Für mich ein absolutes Erfolgsdebut.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Noch besser als der erste Teil

Die Geschichte eines neuen Namens
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Nun endlich der zweite Roman zur Neapolitanischen Saga. Es geht da weiter, wo der erste Teil geendet hat mit dem Eklat bei Lilas Hochzeit. Nur zur Anmerkung, man sollte unbedingt den ersten Teil vorher ...

Nun endlich der zweite Roman zur Neapolitanischen Saga. Es geht da weiter, wo der erste Teil geendet hat mit dem Eklat bei Lilas Hochzeit. Nur zur Anmerkung, man sollte unbedingt den ersten Teil vorher lesen, sonst ist es schwierig einzusteigen.
Es wird gleich klar, dass die Flucht in die Ehe, um aus dem bisherigen prekären Leben auszubrechen, kein glückliches Leben für Lila bescheren wird. Nun ist sie zwar finanziell versorgt, aber eine Liebesheirat ist es nicht. Ihr Mann ist gewalttätig und ein absoluter Macho. Gelungen reißt die Autorin die Fassaden der sogenannten glücklichen Ehe ein, zeigt welche Gewalt nicht nur Lila ausgesetzt ist. Es gibt keine Hilfe, jeder erträgt sein Schicksal, denn so wird es allgemein gesehen, allein. Eine Frau hat zu gehorchen und nicht aufzubegehren. Wunderbar schildert Ferrante die Gesellschaft dieser Zeit und dabei vor allem die Stellung der Frau.
Lilas Freundin Elena geht nun einen ganz anderen Weg, sie geht weiterhin zur Schule und wohnt bei ihren Eltern. Sie versucht durch Bildung ihrem bisherigen Leben zu entfliehen. Trotz der unterschiedlichen Lebenswege bleibt ihre Freundschaft bestehen. Bis ein Mann das starke Band der Freundschaft zu zerreißen droht.
Wie bereits im ersten Band besticht diese Saga vor allem durch ihre gut herausarbeitenden Charaktere. Elena und Lila sind für mich mit die vielschichtigsten Charaktere meiner zuletzt gelesenen Romane. Dazu das gut herausgearbeitete Gesellschaftsbild. Diese Punkte machten für mich auch diesen Teil zu einem Lesegenuß.
Dadurch, dass Elena und Lila in diesem Teil älter und reifer sind, konnte ich mich noch besser in sie hineinversetzen, weshalb mir dieser Band vielleicht insgesamt auch besser gefiel als der erste. Ich weiß noch nicht, ob ich wirklich schon im FerranteFever bin, aber mir wird eindeutig wärmer.

Veröffentlicht am 08.02.2017

Mitreißender emotionaler Roman

Loretta
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Erwartet habe ich einen Roadtrip, bekomme habe ich einen intensiven Einblick in einer mir bis dahin verschlossene Gesellschaft.

Loretta, ist die heranwachsende Tochter fundamentalistischer Mormonen in ...

Erwartet habe ich einen Roadtrip, bekomme habe ich einen intensiven Einblick in einer mir bis dahin verschlossene Gesellschaft.

Loretta, ist die heranwachsende Tochter fundamentalistischer Mormonen in den 70er Jahren in den USA. Für ihre Eltern zählen nur die Kirche und das Ansehen in der Gemeinde. Als Loretta sich wenige Freiheiten nimmt und sich heimlich mit einem jungen Mann trifft, verheiraten ihr Eltern sie mit dem ortsansässigen mormonischen Lebensmittelhändler. Dieser ist nicht nur schon in erster Ehe verheiratet, sondern auch viel älter als Loretta. Mit dem Vollzug der Ehe soll er immerhin bis zum 16jährigen Geburtstag von Loretta warten. Loretta kommt nun als Zweitfrau in einen neuen Haushalt, wo sie kaum Recht, sondern nur Pflichten hat.

Es öffnet sich neben der Protagonistin Loretta noch ein zweiter Handlungsstrang, der einen weiteren Blick in die Mormonengesellschaft eröffnet. Jason, auch Teenager, wächst auch bei gläubigen Mormonen auf. Seine Eltern lehnen aber die Vielehe ab und geben ihrem Jungen ein paar wenige Freiheiten mehr als sie Loretta hat. Jason großer Held ist der Motorradstuntman Evel Knievel, der selbst mir einigen kurzen Lebensberichten im Buch auftaucht.

Loretta und Jason treffen aufeinander, als Lorettas Ehemann beschließt nach dem Tod seines Vaters sein Haus zu übernehmen und zu seinem Bruder, Jasons Vater zu ziehen. Damit wird sich das Leben von Loretta drastisch ändern.

Auch wenn der eigentliche Roadtrip erst auf den letzten Seiten stattfindet, liest sich das ganze Buch wie ein Roadtrip. Loretta ist eine Figur mit Ecken und Kanten, die mir nicht wirklich sympathisch war, aber deren Gefühlswelt und Verhalten für mich nachvollziehbar war. Sie überraschte mich vor allem auch am Ende sehr.

Für mich am interessantesten waren die Einblicke in die Gesellschaft der Mormonen, welche auch durch Rückblicke auf das erschreckende Geschehen 1953 in Short Creek komplettiert wurden. Dabei bleibt der Autor im ganzen Roman relativ unaufgeregt, was manche Ereignisse für mich noch erschreckender machten.

Ein für mich überraschend guter Roman, unaufgeregt, emotional und interessant. Ich kann den Roman uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 07.02.2017

Sehr starke und rücksichtslose Protagonistin

Die rote Löwin
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Dies ist mein erster historischer Roman des Autors. Ich hatte ihn bisher eher durch seine Fantasy Romane kennen und lieben gelernt. Umso gespannter war ich nun auf diesen Roman.
Wie auch in seinen mir ...

Dies ist mein erster historischer Roman des Autors. Ich hatte ihn bisher eher durch seine Fantasy Romane kennen und lieben gelernt. Umso gespannter war ich nun auf diesen Roman.
Wie auch in seinen mir bekannten Romanen, geht es ohne Umschweife sofort zur Sache. Keine lange Einführung oder Erklärungen. Die junge Protagonistin Runja wird schon auf den ersten Seiten als ungewöhnlich starke Frau präsentiert. Sie lässt sich nicht so schnell einschüchtern und kann sich wehren. Gleichzeitig kann sie Gefühl zeigen, dies merkt man schnell, wenn es um den Schutz ihres Bruders geht. Schon in den ersten Kapitel müssen die Geschwister schreckliches ertragen, nicht nur den Tod ihrer Eltern, sondern auch das sie die eigene Verwandtschaft im Stich lässt. Der Domdekan Laurenz wirkt auf sie wie ein Retter, aber er treibt sein eigenes intrigantes Spiel, was dazu führen wird, dass Runja vor der schwersten Entscheidung in ihrem Leben stehen wird.
Der Autor gibt selbst an, dass dies kein Roman für zarte Gemüter ist und er hat damit recht, es ist blutig und brutal. Und auch Runja entwickelt sich zu einer gewissenlosen Rachekämpferin, an deren blutigen Aktionen man hautnah teilnehmen darf. Das Buch liest sich gut und schnell. Das liegt meines Erachtens am guten Plot, die besonders zu Beginn wechselnden Handlungssträngen zwischen Runja und Laurenz und natürlich auch an den reichlichen Aktionszenen.
Für mich auf der Strecke geblieben sind dabei ein wenig die historischen Hintergründe, was ich eigentlich bei historischen Romanen oft am liebsten mag, da ich dadurch viel lernen kann. Und auch die charakterlichen Entwicklungen, denn wie sich Runja von einer behüteten Tochter in eine gewissenlose Rachemörderin verwandelt, ist meines Erachtens nur wenig reflektiert.
Dennoch es ist wirklich ein spannender Roman mit einer starken Protagonistin. Die actiongeladene Handlung sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Interessante Thematik

Purpurne Rache
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Ich muss sagen, mir fällt es sehr schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich mag die Romane von Grangé sehr gerne, „Die purpurnen Flüsse“ gehört zu meinen Lieblingsthriller. Die Marketingstrategen ...

Ich muss sagen, mir fällt es sehr schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich mag die Romane von Grangé sehr gerne, „Die purpurnen Flüsse“ gehört zu meinen Lieblingsthriller. Die Marketingstrategen hatten wahrscheinlich genau dieses Fans im Blick, warum sonst hätten sie den Roman „Die purpurne Rache“ nennen sollen, obwohl er im Original ganz anders und sehr viel treffender heißt.
Dank einer Vielzahl von Handlungssträngen dauerte es einige Kapitel bis ich wirklich Zugang zum Roman fand. Im Mittelpunkt steht die Familie Morvan mit ihrem alles bestimmenden Familienoberhaupt Grégoire. Dieser zieht nicht nur wichtige Fäden in Politik, Polizei und Wirtschaft, sondern auch bei seinen drei erwachsenen Kindern. Keines der Kinder schafft es sich vom übermächtigen Vater zu emanzipieren. Sondern sie zerstören auf unterschiedlichen Weg lieber ihr eigenes Leben. Neben der verzwickten Familiengeschichte gibt es einen brutalen Mord aufzuklären, der erst wie ein Unfall wirkt. Nach und nach wird klar, dass ein alter Fall von Grégoire damit zusammenhängt.
Die Grundthematik und vor allem der eigentliche Kriminalfall fand ich sehr gut. Es war die typische Mischung von Thriller und Mystik, die ich von Grangé kenne und liebe. Auch die Beschreibung der einzelnen Charaktere insbesondere der Familie Morvan ist ihm gelungen, obwohl es alle keine Sympathieträger sind. Was mir aber das Lesen erschwerte sind die vielen kleinen Nebenhandlungen und Abschweifungen, die die Geschichte nicht vorantreiben, sondern den Roman einfach nur aufblähen. Während ich die Rückblicke auf Grégoires alten Fall wirklich spannend und auch wichtig für die Geschichte fand, waren mir die ganzen politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen von ihm und dem Kongo zu kompliziert, zu wenig nachvollziehbar geschildert und einfach zuviel. Dies wäre eigentlich genug Stoff für einen eigenen Roman gewesen. Und leider ging es mir im ganzen Roman so, immer wenn der eigentliche Fall an Fahrt gewann, wurde er immer wieder abgelenkt. Ich hatte das Gefühl Grangé hatte viele Ideen und hat viel recherchiert und wollte das alles irgendwie auch unterbekommen. Aber nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität.
Interessant war am Ende, dass einiges offen gelassen wurde und der Autor einen neugierig auf den Folgeband gemacht hat. Da ich die Thematik des Buches wirklich gut finde, werde ich den zweiten Teil, sobald er in deutscher Übersetzung veröffentlicht wird, lesen, auch wenn mich dieser Roman etwas enttäuscht hinterlässt.