Platzhalter für Profilbild

buchstabensuechtig

aktives Lesejury-Mitglied
offline

buchstabensuechtig ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buchstabensuechtig über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2019

cleanfood statt fastfood

No time to eat
0

Zu wenig Zeit zum Essen (vom Kochen ganz zu schweigen) als Ursache von Gesundheitsproblemen? Diese Theorie verfolgt Sarah Tschernigow, erfolgreiche Ernährungsberaterin, die in diesem Buch ihre Podcast-Reihe ...

Zu wenig Zeit zum Essen (vom Kochen ganz zu schweigen) als Ursache von Gesundheitsproblemen? Diese Theorie verfolgt Sarah Tschernigow, erfolgreiche Ernährungsberaterin, die in diesem Buch ihre Podcast-Reihe "no time to eat" zu Papier bringt. Sarah betrachtet sich selbst "notimetoeat"-Geschädigte, litt unter Essstörungen, Diätwahn und absolutem Abnehmzwang, was auch zu einem Klinikaufenthalt führte (am absoluten Tiefpunkt wurde die Küchenwaage zum Kalorienberechnen sogar mit ins Restaurant genommen).
Der 10-Punkteplan in Sarahs Buch ist leicht verständlich, die Motivation hinter Sarahs Vorgehen einleuchtend, die Schilderung, wie sie sich selbst beinahe zerstört hätte, erschütternd.
Leider haben mich die Rezepte nicht angesprochen und auch nicht zum Mitmachen oder Nachahmen animiert. Dass Schnittchen oder das süße Teilchen vom Bäcker keine ausgewogene Ernährung darstellt, ist eigentlich logisch, aber ob sich Kaffee mit Kokosöl und Butter gemischt wirklich für eine ausgewogene Ernährung eignet, bleibt anzuzweifeln.
Cleanfood wird propagiert, die zahlreichen Zusatzstoffe in einem Joghurt angeprangert, doch dann werden Smoothies mit Protein-Pulver und ähnlich chemischen Diätstoffen angereichert - irgendwie wirkt das für mich nicht schlüssig. Zudem basieren die Rezepte zu einem großen Teil auf industriell verarbeiten Lebensmitteln (Bohnen, Kichererbsen, passierte Tomaten) bzw. nicht regionalen „Superfoods“, die ich aus vielerlei Gründen für bedenklich halte (z. B.Cranberries oder auch Avocados). Ich empfand die Rezepte eher als Mealmix denn als Mealprep. Dennoch fand ich einige der Tipps sehr wertvoll, die sicherlich auch zukünftig beachtet werden.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Das Vermächtnis eines herausragenden Journalisten

Stieg Larssons Erbe
0

Stieg Larssons Millenium-Trilogie ist jedem begeisterten Leser ein Begriff. Doch wer war Stieg Larsson selbst? Das vorliegende Buch über die lebenslangen Recherchen Larssons betreffend den Mord am schwedischen ...

Stieg Larssons Millenium-Trilogie ist jedem begeisterten Leser ein Begriff. Doch wer war Stieg Larsson selbst? Das vorliegende Buch über die lebenslangen Recherchen Larssons betreffend den Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme geben Einblick in die Arbeit von Larsson. Über zwanzig Pappkartons an gesammelten Fakten, Briefen an andere Chefredakteure, Interviews und Indizien hat Stieg Larsson über den Mord gesammelt.
Jan Stocklassa versucht im Buch "Stieg Larssons Erbe" diese Aufzeichnungen zu strukturieren und zu ordnen. Anfangs liest sich das eher holprig, doch je mehr man in die detaillierte Recherche eintaucht, umso gefesselter ist man von all den Puzzleteilen, die Larsson über knapp 2 Jahrzehnte zusammengetragen hat. Und auch der Autor der Millenium-Trilogie erscheint in einem komplett neuen Licht - als risikobereiter Journalist auf gnadenloser Jagd nach Indizien und Fakten erkennt man ihn im das Original, auf dessen Idee die Romanfigur Mikael Blomkvist beruht.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Ein ganz gewöhnliches Leben

Eifel-Trilogie / Die Stille im Dorf
0

Margarete wächst im beginnenden zweiten Weltkrieg in einem Dorf in der Eiffel auf. Ihr Vater, den die Mutter einst als Musikanten in der nahegelegenen Stadt kennengelernt hat, ist kein Bauer, aufgrund ...

Margarete wächst im beginnenden zweiten Weltkrieg in einem Dorf in der Eiffel auf. Ihr Vater, den die Mutter einst als Musikanten in der nahegelegenen Stadt kennengelernt hat, ist kein Bauer, aufgrund der Tatsache, dass er in den größten Hof im Dorf eingeheiratet hat, agiert er aber als Dorfkaiser im Namen der Braunen. Die Polen, die seine Landwirtschaft führen, dürfen nur beim Vieh im Stall leben und essen.
Dennoch erscheint das Dorf in den ersten Kriegsjahren voller Leben und Jugend.
Margarete, die als Jugendliche von einem Baum gestürzt ist und seither ein wenig zurückgeblieben erscheint, ist in ihren Cousin Niklas verliebt, der beim ersten Heimaturlaub von Margarete und seiner Mutter beschwört wird, zu desertieren. Margarete will nur weg aus dem Dorf, weg vom Leben auf dem Land. Niklas zieht jedoch wieder in den Krieg, nur kurze Zeit überbringt Margaretes Vater Johann Niklas Mutter den Brief, den alle Mütter und Väter in dem Dorf fürchten – die Nachricht vom Ableben Niklas.
Margaretes Bruder Micha kommt verwundet und zutiefst traumatisiert von der Front retour – doch nicht verwundet genug, um wieder eingezogen zu werden. Mit Margaretes Mithilfe verstümmelt er sich selbst und bewahrt sich so vor dem Schicksal, das viele andere im Dorf ereilt. Doch zu Ende des Krieges, als Amerikaner das Dorf durchkämmen, wird Micha in US-Gefangenschaft genommen.
Sehr lebendig und eindrücklich schildert Karl Blaser das Leben der kleinen Dorfgemeinschaft in den Kriegsjahren und danach, jedes Einzelschicksal berührt einen zutiefst. So auch das Leben der jungen Maria, die einst Micha versprochen war, doch Micha wollte nur weg aus diesem Dorf, weg von Johann, seinem gewalttätigen Vater, von Margarete, die diesem Unglück zusah. Maria beschließt, ins Kloster zu gehen, und fühlt sich wohl in der Gemeinschaft der Novizinnen. Doch als die Schwestern erfahren, dass Maria auf den Erbhof verzichtete, um ins Kloster eintreten zu können, wird sie aus dem Kloster geworfen und setzt ihrem Leben bald darauf selbst ein Ende.
Es mag verwundern, dass Johann, der neben anderen Schandtaten auch die Tochter der Polen, die bei ihm arbeiteten, vergewaltigt und seine Schwester und seinen Schwager sofort nach Kriegsende aus dem Haus geworfen hat, so offenbar unbeschadet aus der Geschichte herauskommt. Doch spätestens, als Margarete gegen den Willen ihres Vaters den mittellosen Theo ehelicht, fühlt man Mitleid mit Johann, da Theo sich als noch monströser erweist als sein Schwiegervater. Beinahe erleichtert atmet der Leser auf, als der gewalttätige Theo, der ohne Scham seine Frau mehrfach hintergangen und häufig grundlos geprügelt hat hat, zu Tode kommt. Doch auch dieses Unglück bringt Alexander, den Sohn Margaretes und Theos, der als Jugendlicher nach Problemen in der Schule plötzlich verschwand, nicht retour. Doch wenigstens verbleibt Margarete ein kleiner Lichtblick, als sie nach vielen Jahren der Ungewissheit erfährt, dass ihr Sohn in Frankreich eine große Karriere als Koch erlebt.
Margarete, die einst alles versucht hat, um dem Dorfleben zu entkommen und etwas Besonderes zu erleben, verbleibt ihr ganzes Leben in dem kleinen Nest in der Eifel und kümmert sich jahrein und jahraus um ihre Hühner. Doch als sie selbst und auch der Leser nicht mehr daran zu glauben vermag, dass eine Änderung möglich ist, tritt Micha wieder in ihr Leben und ermöglicht ihr ihren ersten Ausbruch aus dem ländlichen Gefängnis.
Karl Blaser hat mit „Die Stille im Dorf“ eine tiefgehende und sehr bewegende Familiensaga vorgelegt. Margaretes Schicksal ist eines von tausenden, ein ganz gewöhnliches Leben. Doch genau das berührt und trifft ins Herz.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Unbekannte Einblicke

Hippie
0

Ein noch unentdecktes Kapitel in Coelhos Leben. Seine Hippiezeit.
Erschüttert erleben wir mit, wie Paulo Coelho und seine jugoslawische Freundin in Brasilien gefoltert werden. Sie stammt aus einem kommunistischen ...

Ein noch unentdecktes Kapitel in Coelhos Leben. Seine Hippiezeit.
Erschüttert erleben wir mit, wie Paulo Coelho und seine jugoslawische Freundin in Brasilien gefoltert werden. Sie stammt aus einem kommunistischen Staat, das genügte offenbar 1968 schon, um tagelang festgesetzt und mit Waterboarding und Elektroschocks gequält zu werden. Und auch wenn diese Behandlungen keine physischen Schäden hinterlassen haben, spüren wir doch die Angst Coelhos, wenn auf seiner späteren Reise ein Polizeischild zu sehen ist.
Nur ein Jahr nach diesen unangenehmen Erfahrungen bereist Paulo Europa, um den Amsterdamer Dam und den Picadilly-Circus in London, beides Hippie-Treffpunkte, zu erleben. In Amsterdam trifft er auf Karla, die glaubt, unbedingt die „Magic Bus Tour“ nach Kathmandu unternehmen zu müssen, bevor ihr Leben langweilig wird. Karla ist hübsch, sehr überzeugend und lebenslustig und bringt Paulo Coelho dazu, sie auf dieser Reise zu begleiten.
Unterwegs erleben sie einige Überraschungen, wie so häufig bei Coelho scheint der Weg das Ziel zu sein, und beständig lernen die Protagonisten vor allem sich selbst und ihre Gefühle kennen, bis Paulo Coelho, der schon seit Jahren von Derwischen fasziniert war, in Istanbul den Bus verlässt, um die Religion der Sufi zu studieren, und die Reise so für den Leser überraschend endet. Doch wie bei Coelho üblich schlägt man das Buch nicht zu, ohne nicht zuvor einige der magischen Sätze zu memorieren und sich, nachdem man diese Sätze einige Male gelesen hat, leichter zu fühlen, und irgendwie lebendiger.
„Ihm war endlich klargeworden, dass wir letztlich allem, was uns widerfährt, ohne Angst begegnen müssen, weil alles zum Leben gehört. Wir können nicht wählen, was mit uns geschieht, aber wir können wählen, wie wir damit umgehen.“
„Denn ein Leben ohne Liebe lohnt sich nicht. Was ist ein Leben ohne Liebe? Es ist wie ein Baum, der keine Früchte trägt. Es ist wie schlafen, ohne zu träumen.“

Veröffentlicht am 02.11.2018

Modernes Märchen für Groß und Klein

Die wundersame Mission des Harry Crane
0

Harry Crane ist Forstbeamter - und unglücklich, da er, der von Kindheit an eine große Verbundenheit zu Bäumen spürt, meist dafür zuständig ist, zu entscheiden, welche Bäume für Parkflächen, Fracking, Ölgewinnung ...

Harry Crane ist Forstbeamter - und unglücklich, da er, der von Kindheit an eine große Verbundenheit zu Bäumen spürt, meist dafür zuständig ist, zu entscheiden, welche Bäume für Parkflächen, Fracking, Ölgewinnung geopfert werden sollen. Sein Traum: Harrys Trees, ein Refugium verschiedenster Baumarten, ein Rückzugsort. Also spielt er wöchentlich Lotto - auch an jenem verhängnisvollen Nachmittag, als er mit seiner Frau Beth ins Kino gehen möchte und eigentlich keine Zeit mehr bleibt für den Lottoschein, und Beth, als er gerade seinen Schein ausfüllt, von einem zusammenbrechenden Baukran getötet wird.
Für Harry bricht die Welt zusammen - und als er ein Jahr nach Beths Tod von dem Anwalt, den Harry auf Drängen seines Bruders Wolf mit der Schadenersatzforderung beauftragt hat, eine Millionenentschädigung zugesichert bekommt, beschließt er, seinem Leben in einem Wald ein Ende zu setzen. Zufälligerweise in dem Wald, in dem die 10jährige Oriana seit dem Tod ihres Vaters, der am gleichen Tag starb wie Beth, nach ihrem Vater sucht - denn sie ist sicher, er wacht weiterhin über sie, verwandelt in einen Vogel oder ein geflügeltes Wesen. Die beiden helfen einander, ihre Trauer Stück für Stück zu überwinden, und schaffen es, mithilfe eines magischen Buches, der Unterstützung der Dorfbibliothekarin Olive, dem Dorftollpatsch Ronnie und einiger anderer die Wirklichkeit zumindest ein bisschen zu vergolden. Charmantes, modernes Märchen für Groß und Klein.