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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2019

Authentisch, offen, aber nicht immer ganz mein Geschmack

Alles, was ich weiß über die Liebe
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Dolly Alderton liefert uns mit "Alles, was ich weiß über die Liebe" einen sehr offenen und ehrlichen Einblick in ihr Gefühlsleben als junge Frau. Beginnend mit den ersten aufregenden MSN-Chats in den 90ern ...

Dolly Alderton liefert uns mit "Alles, was ich weiß über die Liebe" einen sehr offenen und ehrlichen Einblick in ihr Gefühlsleben als junge Frau. Beginnend mit den ersten aufregenden MSN-Chats in den 90ern bis hin zu Tinder-Dates, die katastrophal enden, dürfen wir sie begleiten.
Zu Beginn war ich ab und zu etwas schockiert über die Situationen, in denen sie gelandet ist und über die sie ohne Verschönerung schreibt. Die Drogen- und Bettgeschichten waren teilweise etwas unglaubwürdig. Trotzdem nehme ich an, dass Alderton durch ihre schonungslose Aufarbeitung nicht nur sich selbst, sondern auch der ein oder anderen jungen Frau helfen kann, die mit sich selbst und ihrem Liebesleben nicht im Reinen ist.
Denn, Ja, wir sind alle nicht perfekt, das können wir aus diesem Buch lernen. Wir haben alle unsere Macken, und doch können wir geliebt werden, wenn wir uns so akzeptieren wie wir sind. Das war mein Fazit, welches ich aus der Lektüre gezogen habe.
Alderton durchläuft hierfür eine Reihe von Therapiesitzungen und nächtelangen Gesprächen mit ihren besten Freundinnen, die zu ihrer Familie geworden sind. Es passieren auch sehr dramatische Dinge, die sie lehren, wie wertvoll doch das Leben ist. Und dass man es auskosten muss. Die letztliche Entwicklung, die sie durch diese vielen Aufs und Abs erfahren hat, lassen einen als Leser definitiv nicht kalt. Und ich schätze, dass jede Leserin für sich ein wenig mitnehmen kann: Aufmunterung, Unterstützung und Motivation. Und Männer können definitiv etwas über die Psyche der Frauen lernen.

Aufgelockert werden die intensiven Anekdoten durch Rezepte oder auch schreiend komischen und absurden Emails (z.B. Einladungen zu Junggesellinnen-Abschieden). Durch diesen Aufbau bringt Alderton eine gewisse Leichtigkeit in das Buch, die ich als sehr angenehm empfand.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ohne die Diskussion nur eine lauwarme Liebesgeschichte

Stella
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Kann man sich heutzutage überhaupt vorstellen, wie es gewesen wäre zu Zeiten der Nationalsozialisten in Berlin zu leben - entweder auf der Seite der Juden, der Liberalen oder gar der Nazis selbst?

Wahrscheinlich ...

Kann man sich heutzutage überhaupt vorstellen, wie es gewesen wäre zu Zeiten der Nationalsozialisten in Berlin zu leben - entweder auf der Seite der Juden, der Liberalen oder gar der Nazis selbst?

Wahrscheinlich ist dies für viele wirklich schwierig. Gerade der Blickwinkel junger Leser unter 30 ist doch hauptsächlich geprägt durch Filme oder Schulunterricht. Und was lernt man daraus? Meist, dass es nur Schwarz und Weiß, Gut und Böse gibt. In "Stella" ist das ganz anders. Man wird von Takis Würger ins Graue Zwielicht geführt, hinein in die Abgründe und Glanzseiten der Protagonisten, die auf den ersten Blick leicht in Kategorien einzuordnen sind. Doch dies ist nur ein Trugbild.

Anhand einer Liebesgeschichte zwischen einem jungen, naiven Schweizer und einer ebenfalls jungen, aber so gar nicht unschuldigen Berliner Sängerin wird dem Leser ein Bild der tiefen Kluft zwischen Moral und Wahrheit aufgezeigt. Um seinem angestaubten Elternhaus zu entkommen, bricht Friedrich auf, um in der deutschen Hauptstadt, der kein gesund denkender Mensch in Kriegszeiten einen Besuch abstatten würde, das Leben zu spüren. Dort trifft er auf Kristin, die ihn magisch in ihren Bann zieht und dann nicht wieder los lässt.

Die Beziehung der beiden ist in vielerlei Hinsicht rational nicht nachzuvollziehen. Die Handlungen der beiden teils absurd, teils widersprüchlich - aus der heutigen Sicht. Mich hat dabei oft ein Unwohlsein ergriffen, dass mich zweifeln ließ, an der Geschichte und an den Figuren. Aber letztlich bildet diese Liebe nur den Rahmen für das eigentliche Thema, die Verfolgung der Juden im Dritten Reich und die Rolle, die verschiedene Personenkreise darin innehatten.

Für mich ist es wichtig hier zu unterscheiden, zwischen dem Offensichtlichen und dem dahinterliegenden Teil des Romans. Der stille, aber für mich grundlegende Part, die historischen Begebenheiten, die durch Zitate aus Gerichtsakten untermauert wurden, erschließt sich erst mit der Zeit. Er bedarf des Nachdenkens, des Hintergründe Recherchierens und einem offenen Geist. Dies vorausgesetzt, eröffnet "Stella" neue Blickwinkel auf schon oft Gehörtes und hat mir gezeigt, dass manchmal "eindeutige" Fakten, hinterfragt werden müssen.

Leider muss man sagen, dass ab und zu die öffentliche Debatte um Bücher dazu führen kann, dass die Lektüre darunter leidet. In Diskussionen offen gelegte Hintergründe oder auf Klappentexten gedruckte Vorgriffe auf die Handlung haben mir hier die Freude beim Lesen ein wenig verdorben .

Am Ende bleibt bei mir die historische Aufarbeitung hängen, das Abbild der Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit falschen Persönlichkeiten. Das Wie, also die Liebesgeschichte, die ein wenig fades Beiwerk für die eigentliche Botschaft war, wird doch eher schnell in Vergessenheit geraten. Trotzdem empfehle ich dieses Buch Menschen, die sich aktiv mit der deutschen Geschichte auseinander setzen möchten, eine gewisse Vorbildung mitbringen und bereit sind, sich von harten Rollenbildern zu lösen.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Ein modernes Märchen für (fast) emanzipierte Frauen

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Tracy Banghart legt mir dem ersten Teil von Iron Flowers ein modernes Märchen vor, das die Emanzipation der Frauen und Mädchen in einem fiktiven Land thematisiert. Dieses Land wird beherrscht von einem ...

Tracy Banghart legt mir dem ersten Teil von Iron Flowers ein modernes Märchen vor, das die Emanzipation der Frauen und Mädchen in einem fiktiven Land thematisiert. Dieses Land wird beherrscht von einem Regenten, der haremsgleich Frauen um sich schart, die Graces, die ihm zu Willen sein müssen und kaum einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können.

Als Frau von heute, ist diese Situation nur schwer zu ertragen. Junge Mädchen werden schon früh dazu herangezogen, entweder schön und gefällig zu sein, oder aber hart in den Fabriken zu arbeiten. Ohne eigenen Willen, versteht sich.
Nomi und Serina geraten in den Strudel, der sie in den Palast zieht, wo beide glauben ihre einstudierten Rollen einnehmen zu können. Doch dann kommt es alles ganz anders.

Die Grundidee dieser Geschichte ist eine, die wohl nie außer Mode kommt, da Frauen auch heute noch nicht die Gleichberechtigung erfahren, die sie verdient haben. Doch leider gerät mir die Handlung im Palast manchmal etwas zu kitschig. Kleider, Make-up und Tanzunterricht, Prinzessinnen gleich, langweilen an manchen Stellen.

Zum Glück wird bei der Erzählweise, die abwechselnd, je nach Kapitel, aus der Sichtweise der einen oder anderen Schwester geschrieben ist, auch der Schauplatz gewechselt. Das erhält die Spannung und tröstet ein wenig über die kurzen öden Passagen hinweg.
Sehr schön ist, dass sich die Schwestern-Figuren auch entwickeln. (Selbst)Erkenntnisse, die auch von Handlungen begleitet sind, prägen dieses Buch.
Gegen Ende nehmen die Geschwindigkeit der Handlung und die Tiefe zum Glück weiter zu, sodass man gespannt dem Ende entgegen fiebert. Und damit wohl oder übel auch dem zweiten Teil, denn es sind noch so viele Fragen offen, wie es mit den Schwestern und dem Land weiter geht.

Insgesamt ein solider Jugend-Fantasy-Roman mit gutem Grundgedanken und auch einigen actiongeladenen Szenen, der nur leider hin und wieder etwas zu kindlich-kitschig dargestellt wurde.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Dieses Buch ist ehrlich und sehr hilfreich

Babybauchzeit
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Die erfahrene Autorin und mehrfache Mutter Nora Imlau hat sich mit ihrer Hebamme Sabine Pfützner zusammengetan und ein nicht nur optisch ansprechendes Buch geschrieben, das jeder Schwangeren weiterhilft ...

Die erfahrene Autorin und mehrfache Mutter Nora Imlau hat sich mit ihrer Hebamme Sabine Pfützner zusammengetan und ein nicht nur optisch ansprechendes Buch geschrieben, das jeder Schwangeren weiterhilft und sie in diesem besonderen Lebensabschnitt begleitet.

Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, nicht nur die medizinischen Aspekte in jedem Abschnitt zu beleuchten, sondern auch das Wohl der Mutter bzw. der werdenden Eltern in den Fokus zu stellen.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass das Ganze nicht in einem belehrenden Stil geschrieben ist, sondern jede Frau auf Augenhöhe willkommen heißt und die Vielfalt an Möglichkeiten aufzeigt, die jeder Einzelnen gut tun können.
Gegliedert ist das Buch chronologisch: jeweils ein großer Unterpunkt für die drei Trimester der Schwangerschaft, anschließend, und für mich der wichtigste Teil, die Geburt und dann noch das Wochenbett. Am Ende gibt es auch noch einen eher lexikalisch aufgebauten Teil ( Wissen hilft gegen Angst), in dem besondere Krankheiten, die während der Schwangerschaft auftreten können, und auch die hoffentlich nicht eintretende Fehlgeburt besprochen werden.

Mir hat dieses Buch sehr weitergeholfen und mich persönlich bestärkt und mir Vertrauen in die natürlichen Vorgänge gegeben. Fragen, die ich zu Beginn noch hatte, wurden geklärt und ich fühle mich gut vorbereitet auf das, was auf mich zukommt. Deshalb kann ich die Babybauchzeit jetzt absolut genießen und empfehle dieses umfangreiche und schöne Werk allen werdenden Mamis und denen, die sich schon vorher mit dem Thema auseinander setzen wollen.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Kampf gegen die emotionale Vergangenheit

Snow Angel
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Dieses Buch hatte ich einst geschenkt bekommen, selbst hätte ich es wohl eher nicht in die Hand genommen, denn es schien mir eine ziemlich vorhersehbare Jugend-Lovestory zu sein. Aber ich wollte in dieser ...

Dieses Buch hatte ich einst geschenkt bekommen, selbst hätte ich es wohl eher nicht in die Hand genommen, denn es schien mir eine ziemlich vorhersehbare Jugend-Lovestory zu sein. Aber ich wollte in dieser winterlichen Zeit doch noch einen Blick hinein werfen und der Geschichte eine Chance geben.

Gleich am Anfang beginnt die Geschichte voller Spannung und Dramatik, als Nina, die Hauptfigur beim Langlaufen im winterlichen Wald einen Abhang hinunter stürzt und das Bewusstsein verliert. Doch zum Glück wird sie von Simon und seinem drolligen Hund Ben gefunden und in deren Hütte aufgepäppelt.
Aus diesem zufälligen Zusammentreffen entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die beide für Schicksal halten. Doch sie bleibt nicht ohne Hindernisse. Dieser Part des Buches war an sich ziemlich vorhersehbar, doch trotzdem schön entspannt für die Zeit zwischen den Jahren. Allerdings habe ich ab und zu an der Glaubwürdigkeit der Liebesgeschichte gezweifelt, denn welcher gestandene Mann um die 30 hat ernsthaft Interesse an einer Beziehung zu einer Schülerin? Soll es geben, ist aber sicher nicht üblich.

Zum Glück bleibt es nicht nur bei der Lovestory. Die Spannung wird durch parallele Vorkommnisse begleitet und aufgewertet, die mit Simons Vergangenheit zu tun haben und damit auch Auswirkungen auf die Beziehung mit Nina haben. Aber hier will ich nicht zu viel verraten.
Weiter aufgepeppt wird die Story durch sympathische Figuren, wie den italienischen Wirt Giuseppe, der in seinem Restaurant allerlei Gerüchte hört und die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Oder auch den väterlichen Freund Simons - Hubert - der diesen am Kragen packen kann und aus seiner Lethargie befreit.

Letztlich hat mich "Snowangel" nicht enttäuscht, aber auch nicht unbedingt begeistert. Es war ein ordentlicher Roman mit viel Liebe und erotischem Knistern, einer Prise Krimi und großer Tierfreundschaft.