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Veröffentlicht am 04.03.2020

Mittelmäßiger historischer Roman mit Unterhaltungswert in der ersten Hälfte

Die Wanderhure
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Am Abend vor ihrer Hochzeit wird die schöne und unschuldige Marie von ihrem Bräutigam der Unzucht angeklagt, ins Gefängnis gebracht, dort vergewaltigt und nach einer mehr als schnellen Verhandlung am nächsten ...

Am Abend vor ihrer Hochzeit wird die schöne und unschuldige Marie von ihrem Bräutigam der Unzucht angeklagt, ins Gefängnis gebracht, dort vergewaltigt und nach einer mehr als schnellen Verhandlung am nächsten Morgen ausgepeitscht und aus der Stadt Konstanz vertrieben. Durch die Intrige kann sich ihr Bräutigam, ein unehelicher Sohn eines Grafen, das Vermögen von Maries Vater aneignen. Marie, die nur knapp überlebt, ist fortan gezwungen, als Wanderhure umherzuziehen. Trotz ihrer unglücklichen Umstände, schwört Marie auf Rache.

"Die Wanderhure" von Iny Lorenz war einer der ersten historischen Romane, die ich gelesen habe. In einem Anflug von Nostalgie habe ich ihn kürzlich erneut gelesen, sodass es nun an der Zeit ist, eine Rezension zu schreiben.

Der Roman beginnt spannend mit der Intrige gegen Marie Schärerin und deren Vater. Wie sich das Schicksal von Marie dreht, ist unheimlich mitreißend, hat mich teils aufgrund der schonungslosen Brutalität entsetzt - aber durchweg spannend. Auch die Begegnung mit Hiltrud, und der Anfang von Maries neuem Leben hat mich vom Lesen her überzeugt. Leider fällt die Spannungskurve des Romans stetig und steil ab. Ab der Mitte des Buchs wird es recht langweilig, und die Handlung will nicht mehr so recht in Schwung kommen, sodass ich letzten Endes froh war, als die Geschichte vorbei war.

Der historische Hintergrund ist eher gering. Die Autorin spielt auf das Konzil in Konstanz an, und auch der Name Jan Hus fällt. Die Einbindung in den Roman ist allerdings mehr als oberflächlich. Das Konzil bleibt nur eine Manage für Maries Rache. Das ist sehr schade, denn die damalige Zeit war hochspannend - und es hätte sicherlich Möglichkeiten gegeben, hier eine bessere historische Einbettung zu erreichen.

Die Charaktere sind mittelmäßig überzeugend. Besonders die Charakterentwicklung von Marie fällt eher negativ auf. Vom lieben, schüchternen Mädchen entwickelt sie sich zu einer vorlauten Frau - von Schüchternheit keine Spur mehr. Man mag nun sagen, dass das Leben als Wanderhure diesen Wandel erklärt - dennoch ist es schade, dass die Hintergründe der Charakterentwicklung nicht beleuchtet werden. Der Roman macht einen größeren Zeitsprung - dann ist alles anders und plötzlich hat man eine ganz neue Protagonistin vor sich. Hier hätte weitaus mehr Potential ausgeschöpft werden. Der Umgang mit hochrangigen Adligen oder die Entwicklung von Michel vom vierten Sohn eines Kneipenwirts zum Burgvogt (obwohl ich es ihm gegönnt habe und ihn als Charakter sympathisch finde) ist zudem mehr als unrealistisch.

Obwohl mein neutrales Feedback eher mäßig ausfällt, würde ich den Roman vermutlich auch noch einmal lesen. So ist das vermutlich mit allem, an das man eine positive frühere Erinnerung hat. Zu empfehlen ist der Roman allerdings nur für diejenigen, die mehr Wert auf skandalöse Geschichten als auf einen historischen Hintergrund legen, und die sich an der mittelmäßigen Charakterentwicklung nicht stören. Dann ist es ein ganz unterhaltsamer Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Mittelmäßiger historischer Roman mit Unterhaltungswert in der ersten Hälfte

Die Wanderhure
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Am Abend vor ihrer Hochzeit wird die schöne und unschuldige Marie von ihrem Bräutigam der Unzucht angeklagt, ins Gefängnis gebracht, dort vergewaltigt und nach einer mehr als schnellen Verhandlung am nächsten ...

Am Abend vor ihrer Hochzeit wird die schöne und unschuldige Marie von ihrem Bräutigam der Unzucht angeklagt, ins Gefängnis gebracht, dort vergewaltigt und nach einer mehr als schnellen Verhandlung am nächsten Morgen ausgepeitscht und aus der Stadt Konstanz vertrieben. Durch die Intrige kann sich ihr Bräutigam, ein unehelicher Sohn eines Grafen, das Vermögen von Maries Vater aneignen. Marie, die nur knapp überlebt, ist fortan gezwungen, als Wanderhure umherzuziehen. Trotz ihrer unglücklichen Umstände, schwört Marie auf Rache.

"Die Wanderhure" von Iny Lorenz war einer der ersten historischen Romane, die ich gelesen habe. In einem Anflug von Nostalgie habe ich ihn kürzlich erneut gelesen, sodass es nun an der Zeit ist, eine Rezension zu schreiben.

Der Roman beginnt spannend mit der Intrige gegen Marie Schärerin und deren Vater. Wie sich das Schicksal von Marie dreht, ist unheimlich mitreißend, hat mich teils aufgrund der schonungslosen Brutalität entsetzt - aber durchweg spannend. Auch die Begegnung mit Hiltrud, und der Anfang von Maries neuem Leben hat mich vom Lesen her überzeugt. Leider fällt die Spannungskurve des Romans stetig und steil ab. Ab der Mitte des Buchs wird es recht langweilig, und die Handlung will nicht mehr so recht in Schwung kommen, sodass ich letzten Endes froh war, als die Geschichte vorbei war.

Der historische Hintergrund ist eher gering. Die Autorin spielt auf das Konzil in Konstanz an, und auch der Name Jan Hus fällt. Die Einbindung in den Roman ist allerdings mehr als oberflächlich. Das Konzil bleibt nur eine Manage für Maries Rache. Das ist sehr schade, denn die damalige Zeit war hochspannend - und es hätte sicherlich Möglichkeiten gegeben, hier eine bessere historische Einbettung zu erreichen.

Die Charaktere sind mittelmäßig überzeugend. Besonders die Charakterentwicklung von Marie fällt eher negativ auf. Vom lieben, schüchternen Mädchen entwickelt sie sich zu einer vorlauten Frau - von Schüchternheit keine Spur mehr. Man mag nun sagen, dass das Leben als Wanderhure diesen Wandel erklärt - dennoch ist es schade, dass die Hintergründe der Charakterentwicklung nicht beleuchtet werden. Der Roman macht einen größeren Zeitsprung - dann ist alles anders und plötzlich hat man eine ganz neue Protagonistin vor sich. Hier hätte weitaus mehr Potential ausgeschöpft werden. Der Umgang mit hochrangigen Adligen oder die Entwicklung von Michel vom vierten Sohn eines Kneipenwirts zum Burgvogt (obwohl ich es ihm gegönnt habe und ihn als Charakter sympathisch finde) ist zudem mehr als unrealistisch.

Obwohl mein neutrales Feedback eher mäßig ausfällt, würde ich den Roman vermutlich auch noch einmal lesen. So ist das vermutlich mit allem, an das man eine positive frühere Erinnerung hat. Zu empfehlen ist der Roman allerdings nur für diejenigen, die mehr Wert auf skandalöse Geschichten als auf einen historischen Hintergrund legen, und die sich an der mittelmäßigen Charakterentwicklung nicht stören. Dann ist es ein ganz unterhaltsamer Roman.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2020

Regt zum Nachdenken an

Das Haus der Glücklichen Mütter
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"Das Haus der glücklichen Mütter" verbindet die Geschichten zweier Frauen. Priya, eine Halbinderin aus Kalifornien mit liebendem Ehemann und gutem Job, wünscht sich nichts sehnlicher als ein Baby. Nach ...

"Das Haus der glücklichen Mütter" verbindet die Geschichten zweier Frauen. Priya, eine Halbinderin aus Kalifornien mit liebendem Ehemann und gutem Job, wünscht sich nichts sehnlicher als ein Baby. Nach drei Fehlgeburten und zwei fehlgeschlagenen künstlichen Befruchtungen entschließt sie sich zu einer Leihmutterschaft. Ihre Wahl fällt auf die Inderin Asha, die aus armen Verhältnissen kommt und sich deswegen gezwungen fühlt, ihren Körper über das Haus der glücklichen Mütter" zur Leihmutterschaft zur Verfügung zu stellen. Nur dadurch sieht sie die Möglichkeit, ihrem hochbegabten Sohn Manoj eine bessere Ausbildung zu ermöglichen.

Leihmutterschaft ist ein kontroverses Thema, das stark polarisieren kann. Es gibt viele Befürworter - und ebenfalls viele Gegner. Beide Seiten haben gute Gründe und Argumente. Der Roman "Das Haus der glücklichen Mütter" zeichnet sich dadurch aus, dass er eine perspektivenreiche Sicht auf das Thema ermöglicht, und zahlreiche gesellschaftliche Sichten aufgreift.

Der Roman beginnt mit Priya, die zu Beginn der Handlung davon überzeugt ist, mit der Leihmutterschaft nicht nur sich selbst zu helfen, sondern auch ein gutes Werk zu tun - denn Asha erhält für ihre Leistung einen vermeintlich hohen Geldbetrag. Sie sieht sich mit zahlreichen Meinungen zu dem Thema konfrontiert. So ist ihre Mutter strikt dagegen, weil Priya dadurch eine indische Frau ausbeutet. Viele Freundinnen scheinen das Thema nicht ernst zu nehmen und loben Priya für die Entscheidung, da sie so nicht zunehmen wird und ihre Figur behält. Während letzteres nie ein Thema für Priya war, erhält sie im Laufe der Handlung eine realistischere Einschätzung dazu, was Frauen zur Leihmutterschaft bewegt. Sie sieht außerdem, welchem Druck die Frauen seitens der Klinik ausgesetzt sind, und wie sie überwacht und manipuliert werden. Obwohl das Buch keine Information darüber gibt, ob Priya eine erneute Leihmutterschaft in Betracht ziehen würde, fällt deutlich auf, dass sich ihre Einstellung vom Blauäugigen ins Realistischere verlagert.

In Priyas Geschichte wird gleichermaßen auf ihr Leiden eingegangen. Die Autorin stellt mit vielen Details und vielen Gefühlen sehr überzeugend dar, welche Sorgen mit der Leihmutterschaft für Priya verbunden sind und wie hilflos sie sich fühlt - und wie wenig diese Sorgen vom Umfeld ernst genommen werden.

Ashas Geschichte ist noch faszinierender - und gerade ihre Kapitel haben mich sehr stark zum Nachdenken angeregt. Asha entscheidet sich nicht freiwillig dazu, ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Vielmehr wird sie von ihrem Umfeld, besonders ihrer Schwägerin, ihrem Schwager und ihrer Schwiegermutter dazu gedrängt, um das Familieneinkommen aufzubessern. Ihr innerer Konflikt zeigt sich durchweg im Buch. Auch über ihre Leidensgenossinnen werden zahlreiche Geschichten bekannt, die vermuten lassen, dass solche Entscheidungen in den seltensten Fällen freiwillig getroffen werden. Die Autorin beleuchtet die Schattenseiten der Schwangerschaft, die Veränderung des Körpers, möglicher Lebensgefahr und die damit verbundenen Gefühle - aber auch Ashas große Sorge vor dem Moment, das fremde Baby den richtigen Eltern übergeben zu müssen. Unheimlich spannend - aber gleichermaßen empörend - sind auch die Versuche die Leiterin der Klinik, Asha zu manipulieren und zu erpressen (mit Empfehlungsschreiben an teure Schulen für ihren Sohn), um sie zu positiven Aussagen und vielleicht zur erneuten Leihmutterschaft zu bewegen.

Der Roman greift ein ernstes Thema auf, spiegelt allerlei Perspektiven dazu wieder, ist aber flüssig, leicht und unterhaltsam zu lesen. Dennoch klärt er aus vielerlei Sichten über Chancen und Schattenseiten einer Leihmutterschaft auf. Ich würde den Roman jederzeit weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2020

DIE Liebesgeschichte der 2000er-Jahre

Biss zum Morgengrauen (Bella und Edward 1)
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Bella und Edward - entweder man hasst sie oder man liebt sie. Bei mir ist es letzteres.

Die Story: Die siebzehnjährige Bella zieht von Phoenix zu ihrem Vater nach Forks - eine Stadt im Norden Washingtons, ...

Bella und Edward - entweder man hasst sie oder man liebt sie. Bei mir ist es letzteres.

Die Story: Die siebzehnjährige Bella zieht von Phoenix zu ihrem Vater nach Forks - eine Stadt im Norden Washingtons, in der die Sonne fast nie scheint. Obwohl sie ihrem Exil mit Grauen entgegensieht, ändert sich alles, als sie Edward kennenlernt, in den sie sich schnell verliebt. Das Problem: Edward ist ein Vampir, der Bella zwar ebenfalls liebt, doch dem es ebenfalls nach ihrem Blut dürstet. Doch Edward selbst ist nicht die einzige Gefahr, in die sich Bella mit der Beziehung begibt.

Bevor ich das Buch gelesen habe, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch. Doch wie kann man bei einem Hype mitreden, wenn man ihn nicht auch gelesen hat? So besorgte ich mir den ersten Band und fing an zu lesen - erstaunlicherweise konnte ich nicht mehr aufhören.

Obwohl ich weder Bella noch Edward alleine sympathisch finde (Edward ist mir zu beschützerisch, und Bella ist zu aufopferungsvoll), ist die Liebesgeschichte und die Beziehung zwischen den beiden wirklich romantisch - beinahe traumhaft. Hier hat die Autorin ein Paar kreeirt, das einfach zusammen gehört und bei dem die Chemie stimmt.

Das Buch ist nicht besonders anspruchsvoll und eignet sich ganz hervorragend zum Entspannen. Ein literarisches Meisterwerk darf man nicht erwarten - aber das ist an dieser Stelle vollkommen in Ordnung. Obwohl es in erster Linie eine Liebesgeschichte ist, sorgt die Tatsache, dass Edward ein Vampir ist, doch auch für eine gehörige Portion Spannung. Wird er doch noch schwach? Oder wird Bella zum Opfer seiner Vampirfamilie und -Freunde?

Biss zum Morgengrauen hat sicherlich seine Schwachstellen - dennoch ist es eine schöne, entspannende Liebesgeschichte, die sich schnell und einfach liest, und die den Leser in eine interessante, spannende Parallelwelt entführt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2020

DIE Liebesgeschichte der 2000er-Jahre

Biss zum Morgengrauen (Bella und Edward 1)
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Bella und Edward - entweder man hasst sie oder man liebt sie. Bei mir ist es letzteres.

Die Story: Die siebzehnjährige Bella zieht von Phoenix zu ihrem Vater nach Forks - eine Stadt im Norden Washingtons, ...

Bella und Edward - entweder man hasst sie oder man liebt sie. Bei mir ist es letzteres.

Die Story: Die siebzehnjährige Bella zieht von Phoenix zu ihrem Vater nach Forks - eine Stadt im Norden Washingtons, in der die Sonne fast nie scheint. Obwohl sie ihrem Exil mit Grauen entgegensieht, ändert sich alles, als sie Edward kennenlernt, in den sie sich schnell verliebt. Das Problem: Edward ist ein Vampir, der Bella zwar ebenfalls liebt, doch dem es ebenfalls nach ihrem Blut dürstet. Doch Edward selbst ist nicht die einzige Gefahr, in die sich Bella mit der Beziehung begibt.

Bevor ich das Buch gelesen habe, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch. Doch wie kann man bei einem Hype mitreden, wenn man ihn nicht auch gelesen hat? So besorgte ich mir den ersten Band und fing an zu lesen - erstaunlicherweise konnte ich nicht mehr aufhören.

Obwohl ich weder Bella noch Edward alleine sympathisch finde (Edward ist mir zu beschützerisch, und Bella ist zu aufopferungsvoll), ist die Liebesgeschichte und die Beziehung zwischen den beiden wirklich romantisch - beinahe traumhaft. Hier hat die Autorin ein Paar kreeirt, das einfach zusammen gehört und bei dem die Chemie stimmt.

Das Buch ist nicht besonders anspruchsvoll und eignet sich ganz hervorragend zum Entspannen. Ein literarisches Meisterwerk darf man nicht erwarten - aber das ist an dieser Stelle vollkommen in Ordnung. Obwohl es in erster Linie eine Liebesgeschichte ist, sorgt die Tatsache, dass Edward ein Vampir ist, doch auch für eine gehörige Portion Spannung. Wird er doch noch schwach? Oder wird Bella zum Opfer seiner Vampirfamilie und -Freunde?

Biss zum Morgengrauen hat sicherlich seine Schwachstellen - dennoch ist es eine schöne, entspannende Liebesgeschichte, die sich schnell und einfach liest, und die den Leser in eine interessante, spannende Parallelwelt entführt.

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