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Veröffentlicht am 25.01.2020

Fantasievoller Abenteuerroman, in den man sofort eintaucht!

Tintenwelt 1. Tintenherz
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In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Er warnt Mo vor einem Mann namens Capricorn. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante ...

In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Er warnt Mo vor einem Mann namens Capricorn. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor. Elinor verfügt über die kostbarste Bibliothek, die Meggie je gesehen hat. Hier versteckt Mo das Buch, um das sich alles dreht. Ein Buch, das Mo vor vielen Jahren zum letzten Mal gelesen hat und das jetzt in den Mittelpunkt eines unglaublichen, magischen und atemberaubenden Abenteuers rückt, eines Abenteuers, in dessen Verlauf Meggie nicht nur das Geheimnis um Zauberzunge und Capricorn löst, sondern auch selbst in große Gefahr gerät. (Quelle: Bucheinband Tintenherz).

Jeder, der gerne liest, hat sich wohl schon einmal gewünscht, die Protagonisten des Lieblingsbuchs zu treffen oder selbst in einer Geschichte zu verschwinden. Genau darum dreht sich Tintenherz, das ich, obwohl es eigentlich ein Jugendbuch ist, mit größtem Spaß verschlungen habe.

Cornelia Funke überzeugt sprachlich mit bildlichen, fantasievollen Beschreibungen und vielen Details. Ein großer Anteil des Romans dient dazu, die Romanwelt und die Charaktere zu beschreiben. Als Leser konnte ich daher mich sofort in die Geschichte hineinversetzen und fühlte mich fast wie Meggie selbst, die plötzlich mit dem Protagonisten und Antagonisten aus Tintenherz konfrontiert ist.

Die Handlung ist spannend und war für mich auch wenig vorhersehbar. Viele Ereignisse und Handlungsumschwünge haben mich sehr überrascht, sodass der Roman zu keiner Zeit langweilig war - und ich mich nur sehr schwer vom Buch losreißen konnte. Nur gelegentlich werden meiner Meinung nach bestimmte Kernpunkte zum Ende der Geschichte recht kurz oder oberflächlich behandelt, sodass ich mir einfach "mehr" (Handlung, Beschreibung, logische Herleitung) gewünscht hätte.

Ich kann "Tintenherz" jeder Leserin und jedem Leser - nicht nur, aber besonders auch Jugendlichen - mit viel Fantasie empfehlen, die/der schon immer einmal davon geträumt hat, Teil der Lieblingsgeschichte zu werden.

Veröffentlicht am 19.01.2020

Bildlicher Roman mit meisterhafter Charakterentwicklung

Der scharlachrote Buchstabe
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"Der scharlachrote Buchstabe" von Nathaniel Hawthorne gehört zu den Klassikern der amerikanischen Literatur. Er beschreibt das Leben von Hester (im Deutschen: Esther) Prynne, die nach einem außerehelichen ...

"Der scharlachrote Buchstabe" von Nathaniel Hawthorne gehört zu den Klassikern der amerikanischen Literatur. Er beschreibt das Leben von Hester (im Deutschen: Esther) Prynne, die nach einem außerehelichen Verhältnis und der Geburt der daraus entstehenden Tochter Pearl (Perle), fortan ein scharlachrotes A zu tragen hat. Zunächst von der puritanischen Gesellschaft Neuenglands gemieden, kann sie sich nach und nach wieder eingliedern, und erarbeitet sich, still und bescheiden, ihren guten Ruf durch Hilfsbereitschaft und ihre Nähkünste zurück.

Gleichzeitig beleuchtet der Roman auch das Leben des Pfarrers Dimmesdale, dem der Gesellschaft Vater vom illegitimen Kind Perle. Da Esther seinen Namen nicht bekanntgeben will, entgeht er zwar der öffentlichen Bestrafung, leidet aber im Laufe des Romans unter immer stärkeren Schuldgefühlen.

Der Antagonist des Romans ist der Dorfarzt Roger Chillingworths, der dem Leser gleich zu Beginn der Geschichte als Esthers betrogener Ehemann vorgestellt wird. Dem Rest der puritanischen Gesellschaft bleibt diese Tatsache unbekannt. Nur Esther erkannt ihn natürlich wieder, muss jedoch versprechen, ihn nicht zu verraten. Chillingworth verfolgt das Ziel, Dimmesdale für seine Tat zu bestrafen, gibt sich dabei als dessen Freund aus und unterzieht ihn über den Roman hinweg einer körperlichen und seelischen Folter, die erst endet, als Esther Dimmesdale über seinen wahren Charakter in Kenntnis setzt.


Der Roman hat durchweg einen sehr bildlichen Schreibstil und ermöglicht es dem Leser, sich vollständig in die Geschichte hineinzudenken. Von Zeit zu Zeit ist die Sprache nicht ganz so flüssig zu lesen wie in modernen Romanen, was aber natürlich der Entstehungszeit geschuldet ist und daher kaum negativ gewertet werden kann. Dennoch ist der Roman dadurch nur für Leser geeignet, die gerne konzentriert lesen und über die geschriebenen Sätze nachdenken.

Die Handlung selbst ist eher interessant als spannend. Dem Leser werden bestimmte Fakten gleich zu Beginn offenbart, was den Spannungsbogen einschränkt. Dennoch kann der Leser die psychische Entwicklung der Charaktere aus der Beobachterperspektive miterleben, was in meinen Augen die große Stärke und das Alleinstellungsmerkmal des Romans ist. Insbesondere Dimmesdale Entwicklung, und das Leiden unter seinen enormen Schuldgefühlen, macht Hawthorne für den Leser zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ebenso interessant sind die Methoden von Chillingworth, aber auch Esthers Kind Perle, das durch sein Verhalten, aber auch durch die beschreibene Optik einen klaren Gegensatz zur puritanischen Gesellschaft bildet.

Insgesamt ist der scharlachrote Buchstabe ein toller Roman für jeden, der eine interessante und detaillierte Charakterentwicklung wertschätzt, gleichzeitig aber auf enorme Spannung in der Handlung verzichten kann.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2020

Ein anschaulicher Querschnitt durch die zentralen Themen der Entwicklungszusammenarbeit

Poor Economics
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"Poor Economics", das Buch der beiden Wirtschaftsnobelpreisträger 2019, behandelt einen Querschnitt durch die Forschung im Feld der Entwicklungsökonomie. Anhand zahlreicher Studien stellen die beiden Autoren ...

"Poor Economics", das Buch der beiden Wirtschaftsnobelpreisträger 2019, behandelt einen Querschnitt durch die Forschung im Feld der Entwicklungsökonomie. Anhand zahlreicher Studien stellen die beiden Autoren die Kernthemen der Entwicklungsarbeit vor und gehen dabei insbesondere auf Chancen und Risiken ein.

Die Autoren behandeln in neun Kapiteln neun Kernthemen der Entwicklungszusammenarbeit, darunter Ernährung, GEsundheit, BIldung, Mikrofinanzwesen (Kredite und Sparen), als auch Unternehmertum. Damit bietet es einen breiten Überblick über das Feld und schafft Verständnis für eine Vielzahl von Themen.

Den Autoren gelingt es, anhand der dargestellten Studien den Erfolg oder Misserfolg verschiedener Maßnahmen aufzuführen. Obwohl sie beide Kerntheorien der Entwicklungsarbeit (Investitionen als Starthilfe sind gut; Investionen sind falsch) beleuchten, merkt man dem Buch (leider) sehr deutlich an, welche Position die Autoren einnehmen. Hier hätte ich mir bezüglich der zweiten Theorie, die wissenschaftlich als gleichwertig gesehen wird, mehr Input und mehr Details gewünscht - daher ein halber Punkt Abzug.

Das Buch hat mir insbesondere deshalb so gut gefallen, weil die Autoren für ein Sachbuch sehr verständlich und sehr bildlich schreiben. Im Verlaufe des Buches werden für jedes Thema anschauliche Beispiele, meist auf eine konkrete Person oder Familie bezogen, aufgeführt, die darstellen, dass die Entscheidungen und das Verhalten der Ärmsten auf diesem Planeten sich kaum von uns entscheidet.

Somit räumt es mit vielen Vorurteilen auf, die ich bislang über die Ärmsten auf dem Planeten hatte und hilft dabei, kritisch darüber nachzudenken, inwiefern wir Menschen aus der dritten Welt noch immer zu bervormunden versuchen.

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Veröffentlicht am 21.09.2019

Unterhaltsames Mittelmaß

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Der Roman beschreibt die berühmte Chansonnière Edith Piaf nach der deutschen Besetzung von Paris. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere fördert sie den aufstrebenden Künstler Yves Montand, mit dem sie auch ...

Der Roman beschreibt die berühmte Chansonnière Edith Piaf nach der deutschen Besetzung von Paris. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere fördert sie den aufstrebenden Künstler Yves Montand, mit dem sie auch eine Liebesbeziehung eingeht - und muss sich zudem gegen die Vorwürfe der Kollaboration wehren, die von der französischen Säuberungskommission gegen sie erhoben werden. In dieser Zeit entwickelt sie auch einen ihrer berühmtesten Chansons, la vie en rose.


Obwohl die Handlung sehr spannend und vielversprechend wirkte, konnte mich der Roman von Michelle Marly nicht richtig packen. Durch das Nachwort konnte ich die Motivation der Autorin verstehen, in dem sie Edith Piaf auf dem Höhepunkt ihrer Karriere darstellen wollte. Doch wenn das Nachwort den Leser mehr fasziniert als den eigentlichen Roman - so war es in meinem Fall - dann kann das Buch nicht überzeugen.

Positiv hervorzuheben ist, dass es Michelle Marly sehr gut gelingt, Edith Piafs Gefühlswelt darzustellen. Ich konnte mich zu fast jederzeit in den Charakter hineinversetzen. Zum Ende hin nimmt es ein bisschen ab, weil das Tempo der Geschichte stark zunimmt. Das ist ein wenig schade, weil besonders zum Ende hin viel passiert, was das Ende das Werks maßgeblich mitbestimmt.

Wer einen historischen Roman sucht, dem empfehle ich das Buch nicht. Das Buch gibt zwar einen Einblick in das Paris (und Frankreich) der Nachkriegszeit. Themen wie Unterversorgung, Lebensmittelknappheit, und den Umgang mit Kollaborateuren werden zwar am Rande berührt, sind mir aber für einen historischen Roman zu beiläufig. Wer hingegen auf der Suche nach einer Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen ist, ist bei "Madame Piaf und das Lied der Liebe" schon deutlich besser aufgehoben.

Natürlich ist der Roman aus der Sicht der Protagonistin Edith Piaf geschrieben. Dennoch hätte ich mir von Zeit zu Zeit, insbesondere am Ende, mehr Einblicke in die Gefühlswelt von Yves Montand gewünscht. Denn seine Handlungen Edith gegenüber, insbesondere am Ende des Buches, bleiben mir nach wie vor unklar.

Einige Spannungspotential wurden nicht genutzt. Der Kollaborationsvorwurf bleibt leider nur ein Nebenthema, obwohl hier wirklich Potential bestanden hätte, einen tollen Gegensatz zur glanzvollen Karriere zu zeichnen. Dass sich die Vorwürfe dann am Ende einfach in Luft auflösen, passt wiederum zur Nebensächlichkeit, mit der sie vorher beschrieben wurden.

Insgesamt war der Roman eine recht unterhaltsame Liebesgeschichte mit viel Einblick in Edith Piafs Gefühlswelt, der es jedoch nicht schafft, über ein Mittelmaß hinauszukommen.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Unstrukturierter, unterhaltsamer Klassiker

Ein Mittsommernachtstraum / A Midsommer nights dreame
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Vorab muss ich gestehen, dass ich mich mit dem Buch weit weniger lange beschäftigt habe, als man sich damit beschäftigen kann. Wer die Texte tatsächlich interpretiert und nicht nur um des Lesens Willen ...

Vorab muss ich gestehen, dass ich mich mit dem Buch weit weniger lange beschäftigt habe, als man sich damit beschäftigen kann. Wer die Texte tatsächlich interpretiert und nicht nur um des Lesens Willen liest, für den mag das Buch weitaus gewinnbringender sein, als es für mich war. Denn mir ging es ausschließlich darum zu erfahren, über welche Geschichte Shakespeare schreibt.

Der "Mittsommernachtstraum" ist recht verwirrend aufgebaut. Es gibt vier verschiedene Parteien (die Elfen, die Verliebten, Theseus und Hippolyta und die Handwerker), deren Handlungsstränge miteinander verwoben sind.

Das Drama beginnt mit der Ankündigung der Hochzeit von Theseus und Hippolyta und der Beschwerde des Vaters von Hermia, dass diese nicht Demetrius heiraten mag, sondern Lysander. Da Hermia, falls sie sich dem Willen des Vaters nicht fügt, entweder ein zölibateres Leben führen muss oder sterben soll, möchte sie mit Lysander Athen verlassen. Sie erzählt ihrer Freundin Helena davon, die das jedoch an den enttäuschten Bräutigam Demetrius weiterträgt. Beide, Helena und Demetrius, folgen dem verliebten Paar in den Wald. Helena liebt Demetrius, doch er will von ihr nichts wissen. Zur gleichen Zeit bereiten sich die Handwerker darauf vor, das Stück Pyramus und Thisbe bei der Hochzeit des Herrscherpaars aufzuführen und begeben sich zum Proben in den gleichen Wald.

Der spannendste und unterhaltsamste Teil des Dramas ist sicherlich der Streich Oberons, durch den sich Demetrius und Lysander, die vorher beide Hermia verehrten, sich in Helena verlieben und von Hermia nichts mehr wissen wollen. Oberons eigentliches Ziel ist es, das irdische Kind seiner Frau, der Elfenkönigin Titania, in die Hände zu bekommen. So spielt er ihr den gleichen Streich, durch den sie sich kurzzeitig in einen der theaterspielenden Handwerker verliebt..

Das Stück endet schließlich damit, dass die vier Verliebten vom Herrscherpaar am Hochzeitstag im Wald entdeckt werden. Da sich aus den vieren nun jeweils zwei Paare gebildet haben (Lysander und Hermia sowie Demetrius und Helena) scheinen sich für Theseus alle Probleme gelöst zu haben. Während der Hochzeit führen die Handwerker ihr Stück auf. Am Ende segnen Oberon und Titania alle drei Paare.

Ich habe das Theaterstück in deutscher Sprache gelesen. Sprachlich ist es sehr komplex - auf englisch wäre es vermutlich noch komplexer, dennoch sollte jemand, der sich wirklich mit Shakespeare befassen wollte, es wohl eher auf Englisch lesen.
Die Storyline ist weniger stringent als es z.B. bei Romeo und Julia der Fall ist. Während es in den mittleren Akten viel zu lachen gibt, kann ich den roten Faden nicht bis zum Ende verfolgen. Hier könnte ich mir jedoch vorstellen, dass es gar keinen geben soll - denn genau wie ein Traum wirr sein mag, ist es auch das Ende des Stücks.