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Veröffentlicht am 07.08.2023

Aktueller und spannender Wissenschaftsthriller

Toxin
7

In Berlin sterben zwei Obdachlose an Milzbrand. Hat die Firma Janus Therapeutics damit zu tun, die an einem Krebsmedikament auf Basis von Anthraxerregern arbeitet? Die Mikrobiologin und Wissenschaftsjournalistin ...

In Berlin sterben zwei Obdachlose an Milzbrand. Hat die Firma Janus Therapeutics damit zu tun, die an einem Krebsmedikament auf Basis von Anthraxerregern arbeitet? Die Mikrobiologin und Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg kann gleichzeitig ihren Freund, Gereon Kirchner, Chef des Biotech-Startups, nicht mehr erreichen, der in das Permafrosttunnel-Camp in Alaska gereist ist, wo anthraxverseuchte Karibuüberreste entdeckt wurden. Nina bittet ihren guten Freund Tom Morell, Reise- und Foodblogger unterwegs in Kanada, nach Gereon zu suchen.

Der Thriller hat ein hohes Erzähltempo und durch parallel verlaufende Handlungsstränge und häufige Perspektivwechsel werden viele Protagonisten eingeführt, die detailliert, teilweise etwas klischeehaft und dennoch glaubwürdig beschrieben werden. Durch den ausführlich geschilderten jeweiligen Hintergrund der verschiedenen Figuren werden im ersten Drittel des Buchs viele Themen angesprochen, nicht nur in Zusammenhang mit dem Klimawandel, sondern auch aus dem gesellschaftspolitischen Bereich. Bevor die Vielzahl dieser nicht handlungsrelevanten Aspekte die Geschichte überfrachtet, wird das eigentlichen Thema wieder aufgenommen und der Wissenschaftsthriller um die Freisetzung gefährlicher Erreger im durch den Klimawandel tauenden Permafrost erweist sich als spannend und sehr gut recherchiert. Die wissenschaftlichen realen Hintergründe werden auch für Laien verständlich und anschaulich geschildert. Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und angenehm zu lesen, die Zusammenarbeit der Mikrobiologin, Biochemikerin und Wissenschaftsautorin Susanne Thiele und der Schriftstellerin Kathrin Lange finde ich gut gelungen. Ich hatte keine Probleme, in diesen zweiten Band der Reihe um die Protagonisten Tom Morell und Nina Falkenberg einzusteigen, da Rückblenden zu 'Probe 12', dem ersten gemeinsamen Buch, mich mit notwendigen Informationen versorgt haben.

'Toxin' als gelungene Mischung aus informativem Wissenschaftsthriller und rasantem Actionkrimi mit einigen Wendungen und beeindruckendem Showdown schildert die Gefahren des tauenden Permafrosts sehr anschaulich, und das ist nur ein Aspekt der Klimaveränderung. Ein informatives Nachwort unter anderem um Kipppunkte unseres Klimas rundet den Roman ab.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 11.07.2023

Anspruchsvoller Sommerroman

Nachts erzähle ich dir alles
0

Das Cover gefällt mir mit den sommerlichen Farben, der mediterranen Küste im Hintergrund und der nachdenklichen jungen Frau am Tisch. Auch eine vorangestellte Playlist passt perfekt zum Roman.

Der kurze ...

Das Cover gefällt mir mit den sommerlichen Farben, der mediterranen Küste im Hintergrund und der nachdenklichen jungen Frau am Tisch. Auch eine vorangestellte Playlist passt perfekt zum Roman.

Der kurze Prolog des Romans, mit „Ende“ überschrieben, macht von Anfang an neugierig auf die Geschichte. Léa will den Sommerurlaub im Haus ihrer Familie an der Côte d'Azur nutzen, um den Trennungsschmerz nach einer langjährigen Beziehung zu überwinden und sich von der anstrengenden Arbeit im eigenen Café zu erholen. Am ersten Abend macht Léa die Bekanntschaft der jungen Alice, die in der Nacht zu Tode kommt. Da Léa als Letzte Kontakt mit der jungen Frau hatte, sucht deren Bruder Emile sie auf, er will verstehen, was passiert ist.
Léa kann besser mit den Gefühlen anderer als mit ihren eigenen umgehen und die Gespräche mit Emile entwickeln sich tiefgründig und bieten ihm Trost, lassen ihn verstehen, tragen aber auch dazu bei, dass Léa sich allmählich mit ihren eigenen Empfindungen auseinandersetzt.

Erzählt wird aus Léas Perspektive mit Einschüben eines an Léa gerichteten Monologs einer anderen Frau. Anika Landsteiners Schreibstil ist bildhaft und intensiv, die Beschreibung der Orte an der Côte d'Azur, der sommerlichen Hitze, des ganzen Flairs ist atmosphärisch gelungen und weckt Fernweh nach Südfrankreich. Die Figurenzeichnung ist vielschichtig und glaubwürdig, sowohl die der Frauen Léa, Brigitte und Claire, als auch Emiles, alle Charaktere erscheinen authentisch. Die komplexen Beziehungen vor allem der Frauen zueinander und die beschriebenen Emotionen überzeugen und berühren.

Wie in Anika Landsteiners erstem Roman 'So wie du mich kennst' geht es auch in 'Nachts erzähle ich dir alles' um Trauerbewältigung und Loslassen, aber mehr noch um weibliche Selbstbestimmung, Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, Vertrauen und Liebe.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es Leser:innen empfehlen, die offen sind für eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Lena Lorenzen ermittelt in ihrem 10. Fall auf Fehmarn

Die Tote am Fastensee
0

Merle Harmsen, Polizistin aus Schleswig, wird auf Fehmarn tot aufgefunden. Lena Lorenzen und ihre neue Kollegin Naya Olsen untersuchen den Fall. Hat Merles Tod mit ihrem Korruptionsvorwurf gegenüber einem ...

Merle Harmsen, Polizistin aus Schleswig, wird auf Fehmarn tot aufgefunden. Lena Lorenzen und ihre neue Kollegin Naya Olsen untersuchen den Fall. Hat Merles Tod mit ihrem Korruptionsvorwurf gegenüber einem Kollegen zu tun oder ist das Motiv in ihrem privaten Umfeld zu suchen?

Dies ist bereits der 10. Fall um die Inselkommissarin Lena Lorenzen, dennoch hatte ich als Neueinsteigerin in die Serie keine Verständnisschwierigkeiten. Ich kann mir aber vorstellen, dass es mehr Spaß macht, die Entwicklung von Lenas Berufs- und Privatleben zu verfolgen, wenn bereits Vorgängerbände gelesen wurden.

Die Ermittlungen durch Lena, Naya und bald auch Ole Kotten gestalten sich mühsam, es gibt sehr viele Verdächtige, die anscheinend nicht immer die Wahrheit sagen oder etwas verschweigen. Lena, Naya und Ole sind ein gutes Team, kommen aber nicht recht voran. Erst ein weiterer Tote bringt Bewegung und Spannung in die Untersuchungen. Haben die beiden Tötungsdelikte miteinander zu tun und wenn ja, was?

Anna Johannsens Schreibstil ist angenehm zu lesen, sie schreibt klar und lebendig, ihre Figuren sind gut ausgearbeitet und glaubwürdig. Das Verhältnis von beruflichen Ermittlungen und Privatleben finde ich ausgewogen, vermisst habe ich etwas mehr Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Mit allen Mitteln

Bleiche Erben
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Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation ...

Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation gelandet? Gerade jetzt, da ein großer Schweizer Konzern die kleine Firma mit allen Mitteln übernehmen will?

Ruprecht ist ein intelligenter, selbstsicherer und sehr genau arbeitender Ermittler, der seinem Bauchgefühl vertraut. Zur gelungenen Figurenzeichnung tragen auch Details aus seinem Privatleben bei und einige seiner Vorlieben, die denen des Autors entsprechen, wie der Klappentext verrät. Zu Ruprechts Umfeld gehören auch glaubwürdig dargestellte Kollegen (von Frieda, der Leiterin des Innendienstes, die den Überblick und alles im Griff hat bis zum hauptsächlich auf seine Karriere bedachten Chef), Freunde und eine Schwester, die als Journalistin Ideen und Informationen zu den Ermittlungen beitragen kann. Ruprechts Gedankengänge und sein Vorgehen sind spannend zu lesen und nachvollziehbar, und auch die Gegner, die rücksichtslos auf mehr Macht und mehr Geld aus sind, werden glaubhaft dargestellt. Verschiedene Erzählperspektiven sorgen für einen spannenden und abwechslungsreichen Handlungsverlauf.

Ernst Kaufmanns Schreibstil ist eloquent, bildhaft und lebendig, es gibt augenzwinkernde Formulierungen genau so wie auch tiefgründige Gedanken des Autors. Gut gefallen haben mir das wohldosierte Salzburger Lokalkolorit und die sporadischen Naturbeschreibungen des Salzkammerguts, aber auch die Schilderung der für Ruprecht ungewohnten Ausstattung der Amsterdamer Einsatzgruppe und die rasante Verfolgungsjagd dort. Den gelegentlichen österreichischem Dialekt in Dialogen konnte ich ohne Probleme verstehen. Es gibt einige wenige kurze Nebengeschichten, die nicht zur Handlung beitragen, aber Nebenfiguren nahbarer machen.
Am Ende des Buch kündigt sich schon ein neuer Fall an und die angehängte Leseprobe macht neugierig auf den dritten Band der Reihe. Ein schönes Extra ist das Kulinarium mit den im Buch erwähnten Gerichten.

Mir hat der spannende, realitätsnahe Krimi gut gefallen und obwohl ich den ersten Teil um Chefinspektor Ruprecht nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Das Cover zeigt ein von Ernst Kaufmann gemaltes Frauenbild und hat als erstes meine Aufmerksamkeit geweckt, noch bevor ich den Klappentext gelesen hatte. Ich freue mich, einen für mich neuen Autor entdeckt zu haben und bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Alles hat Konsequenzen

Richter jagen besser
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Im zweiten Band hat Richter Siggi Buckmann nicht nur mit den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems zu tun, sondern sieht sich mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten ...

Im zweiten Band hat Richter Siggi Buckmann nicht nur mit den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems zu tun, sondern sieht sich mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten konfrontiert. Er ermittelt nach dem Tod seines Mentors, unterstützt von der Journalistin Robin, mit der Siggi sich auf Anhieb gut versteht.

Als Richter mit dem Herz auf dem rechten Fleck erleben wir Siggi diesmal nur in einer Verhandlung, aber auch in Gesprächen mit Robin wird seine Einstellung deutlich, trotzdem ist es empfehlenswert, den ersten Band gelesen zu haben, um den unkonventionellen Richter kennen und schätzen zu lernen. In „Richter jagen besser“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, bei denen der Autor Thorsten Schleif, selbst Jurist und Richter, jedoch nicht an Seitenhieben auf den Klüngel in der Politik spart, der sich nicht nur im Rechtssystem, sondern auch in den Chefetagen der Presse bemerkbar macht. Oft ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben, wie auch schon im ersten Band der Reihe. Da Siggi Buckmann nicht in allen Kapiteln als Ich-Erzähler dabei ist und alles kommentiert, gibt es insgesamt weniger Wortwitz, doch seine Gedanken, oft das Gegenteil von dem, was er dann ausspricht, und die Gespräche mit Kater Grisu haben mich auch in diesem Band oft grinsen lassen. Der lebendige lockere Schreibstil, trockener Humor und auch mal eine Namensgebung, die Assoziationen weckt, sorgen ebenfalls für gute Unterhaltung und spannend ist die Geschichte außerdem.

Was Robin angeht, bleibt am Ende eine Frage offen und auch der rätselhafte Epilog lässt auf einen dritten Band um Siggi Buckmann hoffen, auf den ich mich jetzt schon freue!

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