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Veröffentlicht am 17.03.2025

Nette Geschichten um eine liebenswerte Kinderbande

Die Ahoibande
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Sie nennen sich Ahoibande: die Kinder Paule, Willi und Jojo von der Insel. Auch Schulz gehört dazu, obgleich er eigentlich Berliner ist.
Autorin Silke Lambeck hat eine Art Wohlfühlbuch für junge Menschen ...

Sie nennen sich Ahoibande: die Kinder Paule, Willi und Jojo von der Insel. Auch Schulz gehört dazu, obgleich er eigentlich Berliner ist.
Autorin Silke Lambeck hat eine Art Wohlfühlbuch für junge Menschen geschrieben, und für deren Eltern gleich mit, denn die hier geschilderten Geschichten eignen sich perfekt zum Vorlesen und Diskutieren. Die Illustrationen von Lena Hesse, die in Farbgebung und Stil angenehm ruhig, beinahe nostalgisch wirken, ergänzen den Text auf das Beste.
Paule, das kernige Mädchen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, sein kleiner Bruder Jojo, der immerzu irgendwie verschwindet, der beste Freund Willi, dem seit kurzem ein Hund namens Ohdschie gehört, und der etwas großspurige Schulz erleben in jedem Kapitel ein neues Abenteuer. Mal retten sie den alten, verwirrten Hannes, dann kümmern sie sich um eine Robbe. Willi stellt sich seiner Wasserscheu und Jojo mausert sich im Inselwettkampf zum unerwarteten Helden. Es bleibt nicht aus: Man muss sie allesamt mögen.
Wir dürfen die Kinder einmal durch die vier Jahreszeiten begleiten. Da kommen schon mal Erinnerungen an die heile Welt von Bullerbü auf oder an die fünf Freunde längst vergangener Tage. Aber weshalb eigentlich nicht? Weshalb nicht einmal die Seele baumeln lassen in einem weitgehend konfliktfreien Inselrefugium? Und sich von den Personen im Buch, die stets mit gutem Beispiel vorangehen, vorleben lassen, dass Empathie, Mut und Freundschaft vieles möglich und das Leben schöner und bunter machen.
Vielleicht hätte ein roter Faden, der die einzelnen Episoden stärker miteinander verknüpft, den Gesamteindruck noch runder wirken, oder ein, zwei etwas pfiffigere Ideen etwas mehr Witz hineinbringen können. Aber wie gesagt: Auch so werden an diesem Buch sicher viele große und kleine Menschen Gefallen finden.

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Veröffentlicht am 13.03.2025

Liebe zwischen Inspiration und Besessenheit

Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé
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Die Begegnung des jungen Dichters Rainer Maria Rilkes mit der deutlich älteren, schon etablierten Autorin Lou Andreas-Salomé am 13. Mai 1889 ist für beide schicksalhaft. Es kommt zu einer Liebesbeziehung, ...

Die Begegnung des jungen Dichters Rainer Maria Rilkes mit der deutlich älteren, schon etablierten Autorin Lou Andreas-Salomé am 13. Mai 1889 ist für beide schicksalhaft. Es kommt zu einer Liebesbeziehung, kompliziert und inspirierend, die durch das Ringen um Nähe und Distanz, um Freiheit und Besessenheit charakterisiert ist und als enge Freundschaft bis zu Rilkes Tod Bestand hat.
Maxine Wildner versucht in ihrem biografischen Roman, auch unter Verwendung von Briefen und Textausschnitten, das Leben der beiden so unterschiedlichen Menschen und ihre gegenseitige Bedeutung zu beleuchten. Das gelingt in Maßen.
Der Werdegang Rilkes steht zwar im Vordergrund, über die Entstehung seiner Werke erfährt man einiges, seine Exzentrizität, seine Sensibilität, seine Unsicherheit, seine narzisstischen Züge werden an vielen Beispielen dargelegt. Doch bleibt es schwierig, den so dargestellten Menschen in Einklang zu bringen mit dem Werk des genialen Lyrikers.
Als schwierig erweist sich auch die anscheinend willkürliche zeitliche Einordnung der einzelnen Episoden. Es kann durchaus seine Berechtigung haben, eine Chronologie zu durchbrechen, aber hier ist eine solche nicht auszumachen. Es bleibt eine Verwirrung und ein Sich-Zurecht-Suchen, um die Ereignisse richtig einzugliedern.
Zudem befasst sich ein Großteil des Buches mit Lous Beziehungen zu anderen Männern. Das ist nicht prinzipiell uninteressant, für jene, die sich auf Lou und Rilke konzentrieren möchten, aber schon.
Wie es um den Wahrheitsgehalt geschilderter Fakten steht, ist schwer zu beurteilen. Die Fehldatierung von Rodins Skulptur „Die innere Stimme“ macht zumindest skeptisch.
Auch auf Grund sprachlicher Ausdrucksschwächen erwächst der Eindruck, dass hier arbeitstechnisch eher sparsam ein Buch zusammengetragen wurde, welches mehr verspricht als es einzulösen vermag, insgesamt unrund wirkt und sicherlich so manchen Rilkefan eher enttäuscht als bereichert zurücklässt.

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Köstlich schräge Krimikomödie im Altenheim

Crime im Heim
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Während in der Seniorenresidenz Haus Silberblick sich ein Teil der Bewohner auf die Aufführung eines Theaterstückes vorbereitet, wird der Mops einer Bewohnerin tot aufgefunden. Die Obduktion beweist: Es ...

Während in der Seniorenresidenz Haus Silberblick sich ein Teil der Bewohner auf die Aufführung eines Theaterstückes vorbereitet, wird der Mops einer Bewohnerin tot aufgefunden. Die Obduktion beweist: Es war Mord. Und das war erst der Anfang.
Was Autorin Ida Tannert mit diesem Cosy Krimi aus dem Altenheim ins Leben gerufen hat, ist an Wortwitz und Situationskomik kaum zu überbieten. Haarscharf seziert sie das Zusammenleben einer Gruppe alter Menschen, die mit ihren jeweiligen Eigenarten, Gebrechen, Ideen und Interessen aufeinandertreffen. Schrullig und schräg geht es zu, wenn Demenz, Schwerhörigkeit und Bewegungseinschränkungen den Kampf gegen das Verbrechen aufnehmen. Oder sich in ihre Rollen im Theaterstück fügen.
Jedenfalls setzt der kulturbeflissene Friedhelm Kemp es sich in den Kopf, mit diesem Haufen scheinbar unvereinbarer Charaktere eine Aufführung von Shakespeares Hamlet zu inszenieren. Die Yogalehrerin Katia Horenfeld, die er galant umwirbt, sollte ihn eigentlich nach Kräften unterstützen, interessiert sich indes zu seinem Leidwesen vorrangig um dunkle Dinge, die sich im Heim zusammenbrauen.
Wie sich beides miteinander verwebt, Aufklärung des Verbrechens und Vorbereitung der Aufführung, und die Teilnehmenden miteinander agieren und zusammenwachsen lässt, ist einfach nur köstlich zu lesen. Zahlreiche Unwägbarkeiten fließen mit ein, nichts läuft wie erwartet, es bleibt unterhaltsam und - auch wenn das sicher nicht das Hauptanliegen ist - spannend bis zum Ende.
Und ja, man darf über Schwächen lachen, die das Alter so mit sich bringt, wenn Wohlwollen und Respekt zwischen den Zeilen durchschimmern. Und man darf davon träumen, dass mit Toleranz und Nachsicht auch späte Freundschaft und sogar Liebe möglich ist.
Vielleicht noch ein Tipp für alle, denen Hamlet nicht (oder nicht mehr) geläufig ist: Eine kurze Auffrischung könnte sich lohnen. Denn der junge Mann ist im Roman beinahe allgegenwärtig.

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Veröffentlicht am 08.02.2025

So geht intelligenter Lesespaß

Wackelkontakt
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Während ein Mann namens Escher auf einen Elektriker wartet und dabei einen Roman über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo liest, liest dieser in einer Gefängniszelle ein Buch über Escher, der auf den Elektriker ...

Während ein Mann namens Escher auf einen Elektriker wartet und dabei einen Roman über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo liest, liest dieser in einer Gefängniszelle ein Buch über Escher, der auf den Elektriker wartet.
Die Namensgleichheit fällt ins Auge: Es liegt nahe, angesichts dieser Konstellation an die Lithographie „Zeichnende Hände“ des niederländischen Künstlers M. C. Escher zu denken. So wie die das genannte Werk ein Glanzbeispiel für „Unmögliche Figuren“ ist, entwickelt sich in Wolf Haas´ Roman eine unmögliche Geschichte.
Die ist so spannend, unterhaltsam, zunehmend rasant und haarsträubend verrückt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Auf besondere Stilelemente der Sprache wie eine grammatische Verstümmelung verzichtet der Autor dieses Mal, gewährt aber auch hier freie Einblicke in das (oft sehr menschliche) Denken und Fühlen seiner Charaktere, seziert so fein und folgerichtig, dass man beinahe in diese hineintritt und selbst gravierende Fehlhandlungen verzeiht. Und letztendlich sind sie liebenswert, allesamt, ob es der pedantische Trauerredner Escher mit seiner Leidenschaft für Puzzles ist, der um sein Leben fürchtende Elio, dessen Tochter Ala, die mit dreizehn Jahren beginnt, heikle Fragen zu stellen, oder andere: Man muss sie mögen!
Die Konstruktion der ineinander verzahnten Handlungen ist äußerst vielschichtig, intelligent und kreativ. Da zudem jede Menge des typischen Humors platziert ist, kann man mit Fug und Recht von einem ganz besonderen Highlight sprechen.
Wunderbar passt das Cover: Die verwischte Schrift lässt den Titel lebendig werden und weist schon auf die zu erwartenden Unsicherheiten und die Unverlässlichkeit einer gewohnten Informationsübertragung von Buch zu Leser hin.
Wer also bereit ist, sich auf ein außergewöhnliches literarisches Abenteuer einzulassen, sollte sich wie Escher und Elio mit einem Buch befassen. Und zwar mit genau diesem. Wer weiß, vielleicht wird ja irgendwann ein weiterer Lesender magischen Eingang in diese Story erlangen.

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Veröffentlicht am 31.01.2025

Absolut chaotisch, absolut liebenswert

Crazy Family (Band 3) - Die Hackebarts greifen an!
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Im neuen Haus der Hackebarts gibt es noch einigen Renovierungsbedarf. Als sie dem üblen Geruch im Bad auf den Grund gehen wollen, landen sie in Gemeinschaft einer riesigen Rattenschar in einer alten Kanalisation, ...

Im neuen Haus der Hackebarts gibt es noch einigen Renovierungsbedarf. Als sie dem üblen Geruch im Bad auf den Grund gehen wollen, landen sie in Gemeinschaft einer riesigen Rattenschar in einer alten Kanalisation, wo ein sehr besonderer Fund auf seine Entdeckung wartet: eine merowingische Klobürste. Es folgt ein Familienurlaub nach Kenia, bei dem so gar nichts abläuft wie erwartet.
Gleich vorweg: Es gibt Kritikpunkte. Der Schwenk vom Heim zum Urlaub kommt ziemlich abrupt unter notdürftig erscheinendem Zusammenhang. Auch wirken Anfang und Ende der Geschichte zu offen, um ein rundes Leseerlebnis zu vermitteln. Da ist deutlich zu spüren, dass hier inmitten eines Vorher und eines Nachher der dritte Teil einer Reihe um eine der verrücktesten Familien der Kinderliteratur eingebettet liegt. Für Kontinuität und Verständnis könnte es viel Sinn machen, mit dem ersten Band zu beginnen. Und dann fortzufahren, solange Autor Markus Orths und Illustrator Horst Klein liefern.
Denn etwas Abgedrehteres, Lustigeres, Haarsträubenderes und gleichzeitig Liebenswerteres als diese Menschen wird man schwer finden. Mit großer Kreativität werden hier absurde Situationen, Probleme, Gefahren geschaffen. Und die jeweiligen noch absurderen Lösungen gleich dazu. Die Charaktere sind dramatisch überzeichnet, und gerade dadurch glaubt man mit großem Vergnügen, das ein oder andere Kind aus dem eigenen Umfeld wiederzukennen. Ob es der spielsüchtige Zosch ist, der seinen unerschöpflichen Erfindungsreichtum auf nichts anderes als die Maximierung seiner Handynutzzeit richtet, der versonnene Mönkemeier mit seinem philosophischen Kunstverständnis, die hochbegabte sechsjährige Lulu in ihren vorzeitigen Abivorbereitungen oder Brooklyn, die inmitten ihrer extremen Familie mit Organisation und Planung versucht, alles am Laufen zu halten: Alles scheint so überspitzt wie vertraut.
Inmitten ihres Chaos und ungeachtet aller Widrigkeiten und Besonderheiten schält sich, und das ist etwas sehr Schönes, das Gefühl von Zusammenhalt, Zuneigung und Akzeptanz heraus, mehr noch, unterschwellig sogar die Erkenntnis des Vorteils einer diversen Gesellschaft.

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