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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2020

Finger weg! Für Kinder ungeeignet.

Esslinger Hausbücher: Es war einmal...
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Auf der Suche nach einem guten Märchenbuch haben wir uns „Es war einmal …“ vor allem wegen der Optik aus der Bücherei ausgeliehen, um es zu testen. Die Bilder sind auch (bis auf wenige Ausnahmen) wirklich ...

Auf der Suche nach einem guten Märchenbuch haben wir uns „Es war einmal …“ vor allem wegen der Optik aus der Bücherei ausgeliehen, um es zu testen. Die Bilder sind auch (bis auf wenige Ausnahmen) wirklich ansprechend. Doch leider fällt unser Fazit nach nur wenigen vorgelesenen Geschichten trotzdem sehr negativ aus.

Unser Junge war zum Zeitpunkt des Vorlesens 6 Jahre alt, was der Altersempfehlung (5-7 Jahre) also entsprach. Doch bei der Auswahl wurde nicht darauf geachtet, die entsprechend harmloseren Märchen auszuwählen, sondern es sind auch wirklich gruselige Geschichten darunter. Hier ist besonders das „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ hervorzuheben – makaber bebildert mit den Füßen der Leichen, die am Galgen hängen. Wirklich fürchterlich!
Wir kannten das Märchen vorher noch nicht, waren also entsprechend neugierig – und haben es anschließend bitter bereut. Nicht nur, dass das Ende völlig unbefriedigend war (der Wortwitz ist nicht mehr zeitgemäß); in den Nächten nach dem Vorlesen ist unser Junge mehrmals weinend aufgewacht, weil er die Bilder nicht mehr aus seinem Kopf bekam.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum ein Kinderbuchverlag (!) so eine Auswahl trifft und dann noch so eine unpassende Altersempfehlung abgibt. Meine Rezension ist also vor allem eine Warnung an alle Eltern, denen ihre Kinder (und ihr Schlaf) am Herzen liegen. Für Kinder mit einer reichen Fantasie ist dieses Buch definitiv nichts.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Ein Leben voller Licht und Schatten

Selbst im Dunkel bist du da
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Der Autor Jack Deere ist im deutschsprachigen Raum kein Unbekannter. Sein wohl bekanntestes Buch ist „Überrascht von der Kraft des Heiligen Geistes“, das erstmals Mitte der 90er Jahre erschien und schnell ...

Der Autor Jack Deere ist im deutschsprachigen Raum kein Unbekannter. Sein wohl bekanntestes Buch ist „Überrascht von der Kraft des Heiligen Geistes“, das erstmals Mitte der 90er Jahre erschien und schnell zu einem Klassiker wurde. In „Selbst im Dunkel bist du da“ erzählt er seine spannende und teils sehr erschütternde Lebensgeschichte.

Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber Jack Deere hat so viel erlebt, dass es für mehrere Leben reichen würde. Licht und Schatten lagen bei ihm tatsächlich oft dicht beieinander. Er erlebte tiefe Abstürze und Schicksalsschläge, aber auch tiefe Berührungen durch die Liebe und Kraft Gottes. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, ist aber mit einer außergewöhnlichen Intelligenz und Auffassungsgabe gesegnet, sodass er sich buchstäblich hocharbeiten konnte und mit den Reichen und Mächtigen zu Tisch saß. Doch in dem Streben nach Ansehen und Glück setzte er viel aufs Spiel – und verlor auch viel.

Beim Lesen seiner Biografie hat mich besonders sein trockener Humor begeistert. Er schreibt in einem selbstironischen Ton, der bei christlichen Autoren recht selten ist, und geht mit sich selbst und auch seinen geistlichen Ausbildungsstätten hart ins Gericht. Dabei hinterfragt und benennt er klar, was mehr Schein als Sein war. Nicht alles ist für deutsche Leser nachvollziehbar und wenn man dieses Buch liest, ohne selbst christlich aufgewachsen zu sein, sicher noch weniger. Es ist also in erster Linie ein Buch für Christen, die schon einige Jahre mit Gott unterwegs sind.

Tief berührt hat mich die ausführliche Beschreibung, wie Gott ihm schließlich geholfen hat, seine Kindheitstraumata zu verarbeiten. „Selbst im Dunkel bist du da“ ist in jedem Fall für Leser/innen interessant, die andere als Seelsorger/innen begleiten oder sich gerade mit ihrer eigenen Biografie auseinandersetzen.

Die Übersetzung habe ich an einigen Stellen als etwas holprig empfunden. Teilweise hätte die Handlung (besonders zum Ende hin) etwas gerafft werden können. Insgesamt ließ sich das Buch aber gut lesen.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Viel mehr als nur ein Feelgood-Buch!

Schön ohne Aber
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„Schön ohne Aber“ – der Titel und das Cover mit den vier hübschen, lachenden Frauen kommen leicht daher, aber zwischen den Seiten steckt so viel mehr. Ich hatte den Untertitel „Wie wir von Körperhass zu ...

„Schön ohne Aber“ – der Titel und das Cover mit den vier hübschen, lachenden Frauen kommen leicht daher, aber zwischen den Seiten steckt so viel mehr. Ich hatte den Untertitel „Wie wir von Körperhass zu Körperliebe finden“ ehrlich gesagt etwas überlesen und ein „Feelgood-Buch“ mit ermutigenden persönlichen Geschichten erwartet. Das war jedoch zu kurz gedacht, denn es geht wirklich in die Tiefe und ans Eingemachte.

Die Herausgeberinnen, Eva-Maria Admiral und Annette Friese, erzählen ihre eigene (Körper-)Geschichten — mit Brüchen, Narben, tiefen Verletzungen und teils noch bestehenden Erkrankungen. Doch sie zeigen auch einen Weg auf, wie tiefgreifende Heilung geschehen und man seinen Körper trotz allem Erlebten und Durchlebten wirklich lieben lernen kann. So wechseln sich persönliche Berichte von 24 Frauen und Männern immer wieder ab mit kurzen „theoretischen“ Impulsen von Eva-Maria Admiral.

Großartig sind die tollen Schwarzweiß-Fotos, die die besondere Schönheit der AutorInnen hervorheben und zum Leuchten bringen. Darunter sind viele Bekannte aus der christlichen Szene wie Christina Brudereck, David Kadel, Judy Bailey, Ille Ochs, Maria Prean-Bruni, Sefora Nelson, Raphael Müller und Tamara Boppart, aber auch Menschen, von denen man zum ersten Mal liest.

Man muss sich Zeit nehmen für dieses Buch. Wer die Impulse von Admiral umsetzen möchte, braucht sicher länger dazu und wird „Schön ohne Aber“ immer wieder zur Hand nehmen. Doch auch wer „nur“ die persönlichen Erfahrungsberichte liest, wird immer wieder innehalten und das Gelesene sacken lassen wollen. Alle Geschichten sind Mut machend, aber manche auch wirklich tragisch. Ich würde das Buch noch keiner/keinem jungen Teenager in die Hand geben, da in manchen Beiträgen auch sexuelle Gewalt thematisiert wird. Meine Altersempfehlung: frühestens ab 16, eher ab 20.

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich dem Buch 4 oder 5 Sterne geben soll. Ich finde es gut, aber mich hat nicht alles angesprochen; besonders die Impulse von Eva-Maria Admiral, wie man sich mit seinem Körper und seinem Bild von sich selbst auseinandersetzen und Heilung finden kann, waren für mich nur selten persönlich passend. Aber in den gut 2 Wochen, in denen ich dieses Buch häppchenweise las, stellte ich etwas Bemerkenswertes fest: Obwohl ich bereits ein recht gutes und heiles Bild von mir selbst habe, hat mir das Lesen dieser Texte richtig gutgetan. Ich wurde noch entspannter und gnädiger mit mir selbst. Das fand ich sehr bemerkenswert und so habe ich mich für die 5 Sterne entschieden.

„Schön ohne Aber“ ist ein Buch für JEDEN Mann und JEDE FRAU, der/die sich mit ihrem Körperbild auseinandersetzen möchte. Besonders empfehlenswert ist es für alle, die mit ihrem Körper oder Teilen davon hadern oder sich selbst nur schwer annehmen können, wie sie sind. Heilung ist möglich – das ist die Botschaft von „Schön ohne Aber“.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Für alle Fans englischer Geschichte ein Muss!

Stärke des Herzens
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„Stärke des Herzens“ ist der 4. Teil der Saga um die Familie Wakefield. Man kann mit jedem Band neu in die Reihe einsteigen und benötigt kein Vorwissen, da die Saga fortlaufend ist und immer andere Personen ...

„Stärke des Herzens“ ist der 4. Teil der Saga um die Familie Wakefield. Man kann mit jedem Band neu in die Reihe einsteigen und benötigt kein Vorwissen, da die Saga fortlaufend ist und immer andere Personen im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Besonders spannend ist die Serie für alle Freunde historischer Romane und Kenner der englischen Geschichte, da der Autor auch viel über das Königshaus und die politischen Verhältnisse mit einfließen lässt.

Das Besondere an diesem Band ist: Es stehen weniger die Wakefield-Erben im Vordergrund, sondern vielmehr „Nebenfiguren“, und einer historischen Person wird außerdem ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil: John Bunyan. Gilbert Morris hat hier dem Verfasser der berühmten „Pilgerreise“ ein würdiges Denkmal gesetzt.

Der deutsche Titel passt sehr gut, auch wenn er dem englischen Original nicht ähnelt. Es gibt gleich mehrere Personen in dem Buch, die besondere „Stärke der Herzens“ zeigen, allen voran natürlich John Bunyan, aber später auch Evan Morgan, Jenny Clairmont und Lady Wakefield. Die Geschichte zieht einen unheimlich in seinen Bann. Ich finde es sehr schwer, einen kurzen Abriss über den Inhalt zu geben, da einfach so viel passiert und die Geschichte so vielschichtig ist. Es ist großartig, wie historische Ereignisse wie die Pestwellen in London und der Große Brand von 1666 sowie Zeitgenossen wie Shakespeare und seine Stücke hier eingeflochten werden.

Keine Frage, „Stärke des Herzens“ berührt, fesselt und unterhält exzellent. Klare Kaufempfehlung!

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Provozierend, aber notwendig

Unverschämt schamlos
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Nadia Bolz-Weber polarisiert. Provoziert. Und lädt gleichzeitig zu einem christlichen Glauben ein, der keine Grenzen kennt, der wirklich an die Gnade glaubt und an die Einzigartigkeit und Ebenbildlichkeit ...

Nadia Bolz-Weber polarisiert. Provoziert. Und lädt gleichzeitig zu einem christlichen Glauben ein, der keine Grenzen kennt, der wirklich an die Gnade glaubt und an die Einzigartigkeit und Ebenbildlichkeit jedes Menschen.

In „Unverschämt schamlos“ geht es um die Fehler, die die Kirche (über Konfessionen hinweg) in Bezug auf den Umgang mit Sexualität gemacht hat. Und die Konsequenzen, die das für viele christlich-konservativ aufgewachsene Menschen hatte. Bolz-Weber erzählt haarsträubende, tragische, tragikomische, persönliche Geschichten von Menschen, die sie zu dem Thema befragt hat. Und sie zeigt auf, wie man es besser machen und Menschen im Kontext des Glaubens zu einer befreiten Sexualität verhelfen kann. Der Titel „sexuelle Reformation“ passt also tatsächlich zum Thema. Gleichwohl ist manches noch nicht ausgegoren, aber die Autorin erhebt auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder Unfehlbarkeit. Im Gegenteil.

„Unverschämt schamlos“ beschreibt ausnahmslos die USA. Trotzdem lässt sich vieles von dem, was Bolz-Web beschreibt, auf die hiesige Kirchenlandschaft übertragen, wenn auch vielleicht nicht so zugespitzt. Sie hat wirklich etwas zu sagen, selbst wenn man – so wie ich – nicht allem zustimmen kann.

Was ich an ihr und ihren Büchern so mag, ist ihre große Menschenliebe und ihre Liebe zu Jesus. Er ist zweifellos das Zentrum ihrer Theologie. In dem Vorgängerbuch „Unheilige Heilige“ war mir vieles eindeutig zu liberal. Hier findet Bolz-Weber jedoch in fast allen Kapiteln wieder zur Mitte unseres Glaubens zurück.

Auch wenn man aus einem eher konservativen Hintergrund kommt, kann ich dieses Buch wirklich empfehlen, da es einen als mündigen Christen zum Nachdenken über die eigene sexuelle Biografie anregt, und über das, was man seinen Kindern weitergeben möchte.

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