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Veröffentlicht am 23.10.2025

Das Leben und die Suche nach Antworten

Das zweite Leben
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"Unser ganzes Leben ist ein unausgesetzter Kampf mit Hindernissen, die am Ende den Sieg davontragen." (Arthur Schopenhauer)
Venedig 1968:
Ava, eine junge Journalistin aus München, reist zwecks Recherche ...

"Unser ganzes Leben ist ein unausgesetzter Kampf mit Hindernissen, die am Ende den Sieg davontragen." (Arthur Schopenhauer)
Venedig 1968:
Ava, eine junge Journalistin aus München, reist zwecks Recherche nach Venedig. Bei einem ersten Rundgang erhascht sie den Zauber der Stadt und lernt dabei Toma kennen. Die Einheimischen zeigen ihr die Schönheit Venedigs. Doch Ava ist nicht der Liebe oder der Schönheit wegen nach Venedig gereist, sie sucht nach Antworten. Denn die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs lassen sie nicht los, und sie möchte darüber aufklären. Durch Zufall erfährt Rachel, eine Überlebende aus Birkenau, von Avas Venedigaufenthalt und bittet sie um ein Gespräch. Mit der Zeit verbinden sich ihre Gespräche zu einer Freundschaft. Von Rachel erfährt Ava vieles, das sie bisher nicht einmal ihrer Tochter Nuriel anvertraut hat. Dabei kommt irgendwann sogar ihre Verbindung zu Venedig ans Licht. Trotz der Distanz bleibt die Freundschaft zwischen Ava und Toma erhalten. Hat sie doch in ihm ihren Seelenverwandten gefunden. Allerdings für die Liebe und einen Umzug nach Venedig fehlt ihr der Mut. Ava hat sich für eine belastende Aufklärung der deutschen Nachkriegszeit und gegen ihr eigenes Glück entschieden.

Meine Meinung:
Ein Buch, das mich insbesondere wegen seines geteilten Covers und des Klappentextes angesprochen hat. Ich war neugierig, wie Venedig und Birkenau zueinander passen. Der Konflikt zwischen Gut und Böse, Freud und Leid angesichts der Herausforderungen der Geschichte wird bereits offensichtlich. Die eine Stadt ist geprägt von Schönheit, Freude und Liebe, während der andere Ort Leid, Schmerz und Tod verkörpert. Nur schade, dass der Abschnitt um Venedig dann für mich doch sehr mühsam war. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, einen Stadtführer durchzublättern. Die zahlreichen Straßennamen und Schauplätze der Stadt sind für jemanden, der Venedig bestens kennt, sicherlich bedeutend, mich allerdings haben sie fast überwältigt. Auch die italienischen Sätze wären für mich nicht notwendig gewesen, da sie nur unnötig Platz einnehmen. Ava und Toma philosophieren tagelang über Familie, das Leben und vor allem das Weltgeschehen, während ich mich frage: Wo genau ist der rote Faden dieses Buches und was will die Autorin und damit sagen? Es scheint mir oft so, als konnte sie keine richtige Entscheidung treffen und hat deshalb das komplette Weltgeschehen in diese Geschichte gepackt. Manche Szenen kommen mir sprachlich betrachtet recht hochgestochen und gekünstelt vor. Wodurch dieses Buch teilweise nicht gerade leicht verständlich ist. Rachels Handlungsstrang hat mich beeindruckt, aber vor allem emotional berührt. Ihre Erlebnisse beschönigen nichts, sondern es werden viele Gräueltaten aufgedeckt. Meiner Meinung nach war Rachels Geschichte jedoch viel zu kurz. Ich hatte wesentlich mehr von ihr erwartet. Seitenlange Diskussionen zwischen Ava und Toma, hätten von mir aus lieber durch Rachels Schilderungen ergänzt werden können. Dies ist zwar nicht mein erstes Buch einer Überlebenden der Shoah, und dennoch hat sie mich wieder sehr berührt. Im Nachhinein konnte ich dieses Buch nicht ganz einordnen. Zwischen Liebe, Geschichte, Politik, Zeitgeschehen und Stadtführer hat dieses Buch von jedem etwas zu viel. Wie schon erwähnt habe ich den Eindruck das gesamte Weltgeschehen der Nachkriegszeit sollte hier irgendwo seinen Platz finden. Selbst für mich war das letztlich zu viel des Guten, da alles nur kurz angeschnitten werden konnte. Es wäre besser gewesen, wenn die Autorin sich auf einige wenige Zeitgeschehen konzentriert und dies dafür intensiver behandelt hätte. Ob dieses Buch zur gehobenen Literatur zählt, wie einige in unserer Leserunde behaupteten, ist mir nicht verständlich. Nur eines steht fest: Dieses Buch ist ziemlich anspruchsvoll und herausfordernd. Es tut mir leid, aber ich muss diejenigen, die hier die Geschichte einer Überlebenden erwarten, enttäuschen. Es stehen nämlich zu viele andere Themen im Vordergrund. Trotzdem gebe ich dem Buch 3,5 Sterne, da es grundsätzlich gut geschrieben ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2025

Ein Bootsunfall mit Geheimnissen

Mörderische Brise - Der Tote am Sandstrand
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"Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern, aber du kannst dort beginnen, wo du bist und das Ende ändern." (C. S. Lewis)
Nach dem viel zu frühen Tod ihres Ehemannes kehrt Hannah Bülow in ihre Heimatstadt ...

"Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern, aber du kannst dort beginnen, wo du bist und das Ende ändern." (C. S. Lewis)
Nach dem viel zu frühen Tod ihres Ehemannes kehrt Hannah Bülow in ihre Heimatstadt Ostersande zurück. Der Ort, wo sie ihre Kindheit verbracht hat und im Sommer 1993 ein Bootsunglück geschah, für das sie sich noch heute die Schuld gibt. Nun will sie sich außerdem um ihren Vater kümmern, wenn er es denn zulässt. Mit ihrer Chefin Constanze Grotewohl verbindet sie eine alte Freundschaft. Constanze war unmittelbar von dem damaligen Unglück betroffen. Kurz nach ihrer Ankunft in Ostersande wird der Psychiater einer nahegelegenen Klinik tot am Strand aufgefunden. War es ein Unfall oder gar Mord? Eine bei ihm vorgefundene eigenwillige Nachricht lässt eher auf einen Rachemord schließen. Kommissar Grewe und Mara Abedi Steyn von der Kriminalpolizei Wismar führen Ermittlungen in sämtliche Richtungen durch und erhalten dabei Unterstützung von Hannah. Die Dämonen aus der Vergangenheit schleichen sich wieder in Hannahs Träume, und man findet einen zweiten Toten.

Meine Meinung:
Mit dieser frischen Reihe zaubert uns der Autor, der Nina Ohlandts Geschichten weiterführt, ein Lächeln ins Gesicht. Anfänglich ging ich davon aus, dass die Idee von ihm selbst stamme; jedoch lässt sich diese offenbar auf die verstorbene Autorin zurückführen. Entsprechend der Vorgehensweise bei Kommissar John Benthien wird auch in diesem Fall ein signifikanter Schwerpunkt auf die Analyse einzelner Details und die Durchführung von Ermittlungen gelegt. Darüber hinaus werden den Lesern erneut vielfältige Einblicke in das Privatleben der Ermittler gewährt, wobei der Fokus insbesondere auf Hannah Bülow liegt. Da sie vom Vater nicht gerade freudestrahlend empfangen wird, hegt Hannah erste Zweifel daran, ob die Rückkehr in die alte Heimat die richtige Entscheidung war. Vor über 20 Jahren hat ein Bootsunglück die beiden entzweit und einen Keil zwischen sie getrieben. Mit dem Tod ihrer Mutter manifestieren sich bei ihrem Vater zunehmend auffällige Verhaltensänderungen. Auch dies stellt einen der Gründe dar, weshalb sie zurückgekehrt ist. Wer hätte damals erwartet, dass sie und Constanze eine Laufbahn bei der Polizei einschlagen würden? Hannah zeigt sich tief erschüttert über den Tod des Psychiaters und Jugendfreunds Philip Langmar. Im Rahmen dieses Kriminalfalls erfolgt eine wiederholte Rekonstruktion der Vergangenheit und des damaligen Bootsunglücks. Während Hannah die junge Kriminalbeamtin Mara unterstützt, sieht sich Kommissar Grewe wiederholt mit der Verantwortung für die Pflege seiner erkrankten Kinder konfrontiert. Dadurch erhält man ebenfalls zahlreiche Informationen über sein Familienleben. Maras hingegen bleibt meist im Schatten, kaum sichtbar oder sogar ganz verborgen. Aber was jetzt nicht da ist, kann vielleicht im nächsten Band noch kommen. Obgleich Julian, der Bruder von Philips, als vermisst gilt, gewinnt er zunehmend an Bedeutung im Kreis der Verdächtigen. Ebenso ist Julians Kollege Fleming zu nennen, der ihn am Strand aufgefunden hat. Bereits zu Beginn erscheint das Verhalten von Constanze auffällig. Es stellt sich die Frage, ob dies mit dem kürzlich erfolgten Bootsunfall in Verbindung steht. Sind bei ihr erneut die Erinnerungen und Verletzungen aus der Vergangenheit aufgetaucht? Für mich stellt dies einen gelungenen Auftakt dar, der jedoch noch Entwicklungspotenzial aufweist. Die Kooperation zwischen Hannah und der Kriminalpolizei erscheint mir insofern bemerkenswert, als eine derartige Zusammenarbeit im realen Kontext üblicherweise nicht existiert. Der Vater-Tochter-Zwist nach über 20 Jahren? Das ist doch ein bisschen viel Drama, vor allem wenn man bedenkt, dass Hannah kaum Schuld an dem Unglück hat. Im Verlauf des Leseprozesses entwickelte sich bei mir eine gewisse Vorahnung, dennoch vermochte der Autor mich zu überraschen. Das an der Ostsee angesiedelte Setting hat mir gut gefallen, wobei insbesondere die detaillierte Ausarbeitung der Ermittlungen hervorzuheben ist. Mit großer Vorfreude blicke ich auf Band 2 und vergebe ihm 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.09.2025

Wird der Heiratsvermittler endlich Erfolg haben?

Eine unmögliche Braut
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"Es liegt in der Natur der Frauen, das Unmögliche am Möglichen zu beweisen und unangenehme Tatsachen durch angenehme Hoffnungen zu zerstreuen." (Honoré de Balzac)
St. Louis, Missouri, 1849:
Finola Shanahan, ...

"Es liegt in der Natur der Frauen, das Unmögliche am Möglichen zu beweisen und unangenehme Tatsachen durch angenehme Hoffnungen zu zerstreuen." (Honoré de Balzac)
St. Louis, Missouri, 1849:
Finola Shanahan, eine junge Frau aus gutem Hause, hat sich in den Kopf gesetzt, für die bedürftigen Menschen einzustehen und Nonne zu werden. Gründe dafür sind der Tod eines ihrer Geschwister, an dem sie sich die Schuld gibt. Ihre Familie allerdings weiß davon nichts und sucht derweil einen Ehemann für sie. Ihre allerletzte Chance ist der junge Heiratsvermittler Bellamy McKenna, der mit Finola keine einfache Aufgabe bekommt. Denn bisher hat sie alle Heiratskandidaten abweisen können. Doch dann erscheint der Kutschenbauer und Bürgermeisterkandidat Riley Rafferty, der ihr zuvor das Leben gerettet hat. Eigentlich stammt er ja aus ärmeren Familienverhältnissen als die Shanahans, doch dies scheint diesmal keine Rolle für ihren Vater zu spielen. Doch wie soll da eine Partnerschaft gelingen, wenn zwei Sturköpfe aufeinandertreffen, bei denen jeder seine Prinzipien hat? Als jedoch in St. Louis die Cholera ausbricht, scheinen beide an einem Strang zu ziehen und erste Sympathien für Riley kommen bei Finola auf. Werden die beiden doch noch zusammenfinden, wo sie doch der Oberin ihr Wort gab und Riley versprochen hat, keine Frau mehr zu ihrem Glück zu zwingen.

Meine Meinung:
Der Klappentext verspricht schon eine schöne Geschichte, bei der ich schmunzeln muss. Finola ist eine Frau, die eigentlich nicht so richtig in die damalige Zeit passt. Denn damals ist die Ehe in erster Linie das Wichtigste für eine junge Frau. Ihre Schwester Enya ist da schon eher passend. Allerdings möchte auch sie unbedingt ihren Dickkopf durchsetzen und gerät unter die Räder. Dabei gibt es einen Grund, warum sich Finola für den Weg des Ordens entschieden hat. Warum sie sich niemandem in ihrer Familie anvertrauen kann, kann ich gut nachvollziehen. Andererseits ist es blauäugig zu denken, dass damit alles wieder gut wird. Riley hat ein ähnlich großes Herz wie Finola, immer hilfsbereit und zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Dass er dabei mitunter sogar mit seinem Leben spielt, scheint er gar nicht zu bemerken. Ich habe den Eindruck, als ob er glaubt, unsterblich und unbesiegbar zu sein. Doch er soll eines Besseren belehrt werden. Köstlich amüsiert hat mich Bellamy, der seine Aufgabe als Heiratsvermittler wirklich gut macht. Jedenfalls hat er mit Riley den richtigen Partner für Finola gefunden, selbst wenn sie es noch nicht so sieht. Allerdings muss Riley irgendwann erkennen, dass er ihr Herz nur unter Zwang oder gar nicht gewinnen kann. Es sei denn, sie merkt irgendwann doch noch, dass er ihr Mann fürs Leben ist. Das gutmütige Herz der beiden Protagonisten hat mir dabei am besten gefallen. Beide haben ein offenes Ohr für die Nöte der Ärmsten zu jener Zeit. Hunger, Armut und die nötige Hygiene waren damals ein großes Problem. Schon bei der Beschreibung, dass Abwasser öffentlich ablief, dreht es mir den Magen um. Kein Wunder also, wieso es zu einer Choleraepidemie kommt, bei der viele sterben. Während die reiche Bevölkerung aus der Stadt aufs Land flieht, bleiben Finola und Riley, um den Kranken großherzig zu helfen. Für mich ist allerdings Finolas Zukunftsplan, dem Orden beizutreten, etwas zu einfältig gedacht. Ihr Dickkopf scheint da gar keine andere Lösung mehr zuzulassen, was ich schade finde. Vor allem, dass sie von ihrer Mutter noch Schuldgefühle zugesprochen bekommen hat, entsetzt mich. Der Glaube selbst kommt dieses Mal eher in Form von Hilfsbereitschaft und weniger in Form von Gebet daher. Ich musste an einigen Stellen schmunzeln und gleichzeitig den Kopf schütteln über die Unvernunft von beiden Schwestern. Riley dagegen ist für mich ein absoluter Vorzeigemann, dem man einfach nicht vor den Kopf stoßen sollte. Ob wir noch mehr von Enya erfahren werden, bleibt abzuwarten. Von mir gibt es 5 Sterne dafür.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2025

Geplante Raubzüge

Nur ein falscher Schritt
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"Mach den ersten Schritt im Vertrauen. Du brauchst nicht den ganzen Weg zu sehen. Mach einfach den ersten Schritt." (Martin Luther King jr.)
Aus dem einstigen Kriminellen und Trickbetrüger Christian O’Brady ...

"Mach den ersten Schritt im Vertrauen. Du brauchst nicht den ganzen Weg zu sehen. Mach einfach den ersten Schritt." (Martin Luther King jr.)
Aus dem einstigen Kriminellen und Trickbetrüger Christian O’Brady ist heute ein gefragter Sicherheitsexperte geworden. Er rüstet mit seiner Arbeit viele Gebäude aus, unter anderem die Kunstgalerien von Tad Gaiman. Deshalb ist Christian überrascht, als man ausgerechnet in Tads Galerien einbricht. Da er sein System installiert hat, will er gemeinsam mit der Versicherungsermittlerin Andi Forrester den Fall lösen. Doch beide werden recht schnell von den Tätern attackiert und entkommen nur knapp dem Tod. Obendrein scheinen die Täter mit ihnen zu spielen, denn sie finden diverse Umschläge mit Rätseln. Jetzt ist nur die Frage, sind sie hinter Christian oder der ehemaligen FBI-Agentin Andi her? Andis Karriere wurde nämlich wegen falscher Anschuldigungen zerstört. Allerdings ist Freundin Harper von deren Unschuld überzeugt, weshalb sie mit Christians Bruder Deckard den Fall wieder neu aufrollt. Dabei werden sie von seiner Schwester Riley und Mitarbeiter Greyson unterstützt. Doch wer hat es auf Christian und Andi abgesehen? Hat das Ganze etwas mit ihren Vergangenheiten zu tun oder hat noch jemand anderes eine Rechnung offen? Bei all den Problemen kommen sich die beiden näher, doch vorher muss Christian ihr sein Geheimnis anvertrauen.

Meine Meinung:
In diesem neuen Serienauftakt geht es um schwere Raubüberfälle und Mord. In zwei von Tad Gaimans Kunstgalerien wurde eingebrochen und man hat dessen teuersten Antiquitäten gestohlen. Als die Ermittler Chris und Andi Tads dritte Galerie aufsuchen, legt jemand Feuer. Die beiden können gerade noch rechtzeitig den Flammen entkommen. Chris ist sich allerdings sicher, dass dies nicht der letzte Raub dieser Bande ist. Doch am meisten machen sie sich um Tads Mitarbeiterin Sorgen, von der jede Spur fehlt. Für die beiden ansonsten selbstständig arbeitenden Ermittler wird ihre Zusammenarbeit zur Herausforderung. Allerdings nähern sie sich wegen der brutalen Angriffe gegen sie dann doch an, denn schließlich müssen sie sich vertrauen. Deshalb bringt Chris sie zur "Second Chance Ranch" außerhalb von Jeopardy Falls, wo sie sicher sind. Dabei ahnt Andi nicht, dass sie ausgerechnet Deckard über den Weg läuft, den sie aus ihrer Vergangenheit in keiner guten Erinnerung hat. Dafür muss Deckard nun nochmals Andis alten Fall aufwühlen, weil sein Bruder Chris von ihrer Unschuld überzeugt ist. Im neuen Serienauftakt von Jeopardy Falls geht es wie schon in ihren anderen Büchern um eine Familie. Alle Geschwister haben eine ermittlerische Tätigkeit und eine schwierige Vergangenheit. Im Laufe des Buches taucht man in diese Geschehnisse ein. Zumindest ein Teil davon, weiteres werden wir sicher in den nächsten Büchern erfahren. Es ist im Grunde fast das Einzige, was ich hier bemängle. Denn in ihren letzten Buchreihen gab es ebenfalls immer wieder Familien mit Ermittlern. Es scheint schon eine Art roter Faden für die Autorin zu sein, dass es wieder mal um Familien geht. Und somit werden auch diesmal wieder die einzelnen Team- oder Familienmitglieder dann in ihren Büchern vorgestellt. Vielleicht wäre hier mal eine Änderung von Vorteil, um nicht durchschaubar zu sein. Trotzdem fand ich die Charaktere wieder gelungen dargestellt. Mir gefällt besonders, wie positiv sie ihr Leben verändert haben, was vor allem am tiefen Glauben jedes Einzelnen liegt. Selbst den grandiosen Zusammenhalt der Geschwister finde ich erwähnenswert. Albuquerque und Jeopardy Falls werden hier als Setting beeindruckend dargestellt. Besonders zu erwähnen ist die Familienranch, bei der jedes der Geschwister seinen eigenen Freiraum besitzt. Selbst wenn diesmal mehr Romantik zum Tragen kam und es viele Personen gab, kam ich gut in die Handlung und bin gespannt, was in der nächsten Folge passiert. Von mir gibt es gute 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.08.2025

Das Schicksal hat keine Moral

Die Akte Schneeweiß
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"Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie sein Schicksal ist." (Wilhelm von Humboldt)
Bielefeld 1936:
Schneeweiß wird nach Beendigung ihrer Arbeit als Haushaltshilfe ...

"Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie sein Schicksal ist." (Wilhelm von Humboldt)
Bielefeld 1936:
Schneeweiß wird nach Beendigung ihrer Arbeit als Haushaltshilfe bei einer jüdischen Familie zum Frauenarzt Dr. Bönisch empfohlen. Mit der Zeit kommen sie sich näher und verlieben sich ineinander. Doch als Frauenarzt hilft er heimlich Frauen in Not, was von der Gestapo gar nicht gerne gesehen wird. Nach seinem viel zu frühen Tod wird Mathilde von der Gestapo erpresst und missbraucht. Doch sie wird weiterhin für die Rechte der Frauen kämpfen.
27 Jahre später, im Jahr 1963, wächst Katja Schilling unter einfachen familiären Verhältnissen auf. Für ihren Traum als Ärztin muss sie hart kämpfen. Vor allem in ihrer Familie stößt sie auf Unverständnis, nur Opa Dom hält zu ihr. Dann verschwindet er von jetzt auf gleich und Katjas Fragen bleiben unbeantwortet. Für die Familie ist er plötzlich zum schwarzen Schaf geworden. Erst viele Jahre später wird sie endlich die ganze Wahrheit herausfinden.

Meine Meinung:
Diese Geschichte beschreibt zwei Frauen, vier Jahrzehnte und den Kampf für ihre Rechte sehr eindrucksvoll. Leider tue ich mir am Anfang etwas schwer, in das Buch einzutauchen, da ich den Zusammenhang der beiden Frauen erst ganz am Ende erkenne. Mir ist ehrlich gesagt der Handlungsstrang von Mathilde fast ein wenig zu kurz geraten. Ich hätte gerne mehr über diese mutige Frau erfahren, die von der Gestapo einfach für ihre Zwecke ausgenutzt wurde. Neben ihrer Tätigkeit als Arzthelferin hat sie gelernt, Filme zu entwickeln. Und genau da wird sie für einige Personen wichtig. Mathilde und ihr Bruder Rudolf kämpfen gemeinsam gegen die Gestapo, obwohl die Angst vor der Gestapo zu dieser Zeit allgegenwärtig ist. Ich kann mich gut in Mathilde hineinversetzen und ich bin erschüttert, wie hart das Schicksal ihr zusetzt. Dass man diese Menschen nach dem Krieg nicht zur Verantwortung gezogen hat, ist für mich unbegreiflich. Die Zeitebene Katjas hingegen ist mir eher bekannt, denn es ist mein Geburtsjahr. Natürlich habe ich selbst als Kind nicht alles so empfunden wie Katja, doch mir sind viele Gepflogenheiten von dieser Zeit durchaus bekannt. Weshalb Frauen und Töchter ihre Männer und Väter um Erlaubnis fragen mussten, ob sie arbeiten dürfen, ist nur eines davon. Selbst wenn man es nicht glauben mag, zu dieser Zeit waren die Frauenrechte erst ganz am Anfang. Katja ist dagegen ihrer Zeit voraus und ähnlich wie Mathilde kämpft sie für ihren Lebenstraum. Wobei sie es deutlich einfacher hat als Mathilde. Die Geschichte von Opa Dom gibt mir bis zum Schluss Rätsel auf. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie er zu seiner Aufgabe in Kriegszeit kam, die sein ganzes Leben bestimmte. Dies ist etwas, das für mich ein wenig an den Haaren herbeigezogen erscheint. Zudem hat die Autorin trotz ansonsten guter Recherchen recht wenig medizinische Kenntnisse. Ich habe den Satz noch in Erinnerung, als es um den Blutdruck geht, und ich stutzte: "Hundert zu neunzig, das ist ein bisschen zu hoch." Ein Blutdruck mit diesem Wert ist eher zu niedrig als zu hoch. Hier hätte sie sich definitiv besser informieren sollen. Doch alles in allem ist es ein interessantes Buch, das zwei starken Frauen gewidmet wurde, die mit Mut und Zuversicht ihre Spuren in dieser Zeit hinterlassen haben. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne dafür.

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