Auf der Suche nach der eigenen Identität
SputnikMit “Sputnik“ legt Christian Berkel seinen dritten Roman vor. Wie zuvor “Der Apfelbaum“ und “Ada“ ist auch der neue Roman autofiktional, d.h. dem Leser muss bewusst sein, dass es sich trotz allem um Fiktion ...
Mit “Sputnik“ legt Christian Berkel seinen dritten Roman vor. Wie zuvor “Der Apfelbaum“ und “Ada“ ist auch der neue Roman autofiktional, d.h. dem Leser muss bewusst sein, dass es sich trotz allem um Fiktion handelt, dass sich die Dinge in der Realität nicht 1:1 so abgespielt haben. Das fängt schon damit an, dass der Autor keine Schwester namens Ada hat. Die Geschichte beginnt vor seiner Geburt im Mutterleib und endet, als Berkel etwa 21 Jahre alt ist. Ein Ich-Erzähler namens Sputnik übernimmt Berkels Rolle als Erzähler. Berkel wurde 1957 kurz nach dem Start des ersten Satelliten in der Erdumlaufbahn geboren, von daher der Name Sputnik. Wir lesen, wie schwierig das Verhältnis zu seinen Eltern war, die beide schwer traumatisiert den zweiten Weltkrieg überlebt hatten. Die aus einer jüdischen Familie stammende Mutter Sala war zeitweise im Lager Gurs in den Pyrenäen eingesperrt, der Vater Otto verbrachte Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Wir lesen über Sputniks Schulzeit in Berlin, danach über die Jahre in Frankreich, bevor er auf der Suche nach einem Engagement an einem Theater nach Deutschland zurückkehrt, nachdem seine Bewerbungen in Frankreich, zum Beispiel an der Comédie Francaise, trotz seiner hervorragenden Französischkenntnisse erfolglos waren. In Deutschland wurde er dann von einer Reihe von Theatern in verschiedenen Städten engagiert. Schon früh interessiert er sich für Kunst und Literatur und entscheidet sich bereits als sehr junger Mann für den Beruf des Schauspielers. Er hat enge französische Freunde, und lernt immer wieder Mädchen kennen, zu denen er sich hingezogen fühlt. Einige dieser Beziehungen werden ausführlicher beschrieben. Interessant sind auch die Ausführungen über den Schauspielunterricht und die Beschreibung von Theaterproben. So erleben wir das Theater als eigene, ganz besondere Welt.
Berkels neuer Roman über seine Kindheit und Jugend liest sich nicht schlecht, ist aber insgesamt etwas handlungsarm mit einigen Längen. Für mich ist immer noch „Der Apfelbaum“ sein bestes Buch.