Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2020

Toll geschrieben, leider fehlen Fotos

Physik ist, wenn's knallt
0

Physik zum Staunen und Nachmachen! Wie man selber Trockeneis herstellt und mit Käse einen Menschen schweben lässt – Experimentierspaß aus dem echten Leben mit den Physikanten.

Ein Buch der beliebten Wissenschaftsshows, ...

Physik zum Staunen und Nachmachen! Wie man selber Trockeneis herstellt und mit Käse einen Menschen schweben lässt – Experimentierspaß aus dem echten Leben mit den Physikanten.

Ein Buch der beliebten Wissenschaftsshows, bekannt z.B. aus der Sendung „Frag doch mal die Maus!“ oder „Wer weiß denn so was?!“ Der Diplom-Physiker Marcus Weber steht regelmäßig mit seiner Science-Show-Firma auf Deutschlands Fernsehbühnen und lässt mit seinen physikalischen Experimenten staunen. Einfach und anschaulich präsentiert er physikalische Phänomene die verblüffen. Nun hat er gemeinsam mit seiner Frau Judith, einer Diplom-Journalistin ein Buch geschrieben, von dem ich mir erhoffte, viele Experimente zu entdecken, mit denen ich meine Kinder und mich für Physik begeistern könnte. Anders als Elton, der das Vorwort schrieb, bin ich ja tatsächlich gerne in die Schule gegangen, vor allem nachdem ich in der Oberstufe Physik und Latein abgewählt hatte...

Den Schreibstil von Judith Weber finde ich klasse. Es lässt sich wunderbar unterhaltsam und verständlich lesen, sogar am Strand, an dem ich sogar ein Experiment zu den Unterschieden zwischen Männer und Frauen nachmachen konnte. Locker flockig erzählt sie von Experimenten aus dem Alltag und wie dieser ihren Mann zu neuen Experimenten animiert. Dabei räumt sie allerdings schon zu Beginn ein, dass es sich um fiktive Rahmenstorys handelt, die sich so aber in ihrer Familie ereignen könnten. Zumindest muss ihren 3 Kindern nun nichts peinlich sein, wobei dies ja bei Eltern und Kindern quasi Pflicht ist. Die Erklärungen scheinen auch wirklich einleuchtend und verständlich. Bei der Umsetzung hapert es bei mir dann aber. Also das Trockeneis aus dem Wassersprudler, funktioniert leider nur mit dem Plastikflaschenmodell. Haben wir nicht im Büro, also ging es zu den Nachbarn. Deren Kohlensäurezylinder war leer, aber da konnte ich aushelfen, immerhin wollte ich ja Trockeneis. Ich schraubte den frischen Zylinder ein und das Gerät zischte ab, wie eine Rakete. Das war im Versuchsaufbau so nicht vorgesehen, also kauften die Nachbarin und ich schnell ein neues Gerät. In der Zwischenzeit war der benachbarte Maschinenbauingenieur erwacht, der ein dringendes Reparaturbedürfnis hatte und schlechte Laune über die Ersatzanschaffung... dann fehlten die Kinder zum Zuschauen...., es sollte ja auch tolle Fotos geben.... Das Experiment scheiterte leider an einem einsatzfähigen Gerät und schlechter Laune.

Das Hoverboard war mir zu aufwendig, ich mag einfach auch keine lauten Laubsauger und dann soll ich auch noch Löcher in Bretter sägen... nee, also so hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Es gab zum Glück auch Experimente mit der Mikrowelle, die man nicht auseinanderbauen muss, aber viel Fingerspitzengefühl oder Wagemut erfordern. Bei meinem miesen Elektrokarma habe ich mich da nicht dran getraut.

Aber hey, da konnte man coole Zauberstäbe mit Plastiktüten herstellen! Voll motiviert bin ich zum französischen Gemüsehändler, um eine Plastiktüte zu erhaschen.... aber leider bin ich zu unmagisch, einfach entladend, oder die französischen Plastiktüten sind auch nicht mehr das was sie mal waren...oder die Filzstifte oder Plastikstrohhalme, es klappte leider nicht. Beim Umsetzen habe ich allerdings festgestellt, dass einige Anweisungen natürlich auch Auslegungssache sind, aber darüber sollte man mit einer Juristin wohl besser nicht diskutieren.

Ziemlich ernüchternd, aber immerhin ist mein Körperbau so wie er sein soll und bei meinem Mann auch, es ist also noch nicht alles verloren, da das Experiment zu dem kleinen Unterschied zwischen den Geschlechtern tatsächlich funktionierte. Uff, noch mal Glück gehabt!

Ich fühlte mich schon ein bisschen wie in der Schule, die Experimente hatten sich gegen mich verschworen, aber es war wirklich kurzweilig zu lesen, anders als das Physikschulbuch. Allerdings, fehlten mir beeindruckende bunte Bilder, die mich zu mehr Engagement und Hartnäckigkeit animiert hätten. Der Ingenieur, der uns doch bitte das Trockeneis zaubern sollte, ist über der Zeichnung eingeschlafen. Da hätten etwas mehr Effekte statt trockener Illustrationen sicher Wunder gewirkt. So ist der Titel der Knaller, aber aufgrund von viel Text und wenig Bild für Jugendliche und Tüftler, also eher lesephobe Gestalten, nicht so ansprechend. Da schaue ich mir die Experimente lieber im Fernsehen an und staune, als hier großen Schaden anzurichten, weil ich die Zeichnung nicht ganz nachvollziehen kann...

Viele Ideen und Experimente, aber bisweilen braucht man wirklich einen Heimwerkerkeller und Lesemuffel bräuchten dringend farbige Illustrationen. Mangels geglückter eindrucksvoller Experimente, konnte ich leider auch keine für die Rezension beisteuern.... Aber das Lesen hat mir Spaß gemacht, wenn es auch mehr die Familiengeschichten waren, die mich amüsierten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2020

Eines meines Lieblingsbücher als Hörspiel!

Die Chroniken von Narnia – Teil 1: Das Wunder von Narnia
0

Diggory muss wegen einer familiären Abwesenheit seines Vaters in Indien, mit seiner schwerkranken Mutter vom Land nach London zu Tante Letty und Onkel Andrew ziehen. Letty soll seine Mutter pflegen. Diggory ...

Diggory muss wegen einer familiären Abwesenheit seines Vaters in Indien, mit seiner schwerkranken Mutter vom Land nach London zu Tante Letty und Onkel Andrew ziehen. Letty soll seine Mutter pflegen. Diggory gefällt die Stadt nicht, doch als er besonders verzweifelt ist, lernt er die gleichaltrige Polly kennen. Das Wetter ist britisch und so verbringen die zwei die Ferien mit Erkundungstouren durch die Häuser. Dabei entdecken sie Onkel Andrews geheimes Arbeitszimmer, in dem er mit uraltem magischen Staub experimentiert. Aus diesem hat er farbige Ringe geschaffen, die die Kinder in den Wald zwischen den Welten transportiert. Zwischen den Bäumen befinden sich Teiche, von denen ein jeder in eine andere Welt führt: alte, ersterbende und junge, gerade erst erwachendw. Die erste Welt in die es sie verschlägt ist offensichtlich kalt und ersterbend. Doch Diggory kann es nicht lassen eine Glocke zu läuten, die alle Bewohner erweckt, gemeinsam mit ihrer kaltherzigen Herrscherin, der Hexe Jadis. Als die Kinder in ihre Welt zurückkehren wollen, hält Jadis sich an ihnen fest und gelangt so nach London, wo sie für nichts als Ärger sorgt. Dort kann sie unmöglich bleiben und so werden sie, zusammen mit einem Kutscher und seinem Pferd zurückgeschickt. Diesmal erleben sie das Wunder von Narnia, die Schöpfung einer neuen Welt durch den Gesang des mächtigen Löwen Arslan.

Ich liebe diese Geschichte, die Geburt einer neuen Welt voller Möglichkeiten und Fruchtbarkeit hat mich schon als Kind fasziniert! Das Land ist jung und fruchtbar, was auch immer in die Erde fällt, es wird wachsen und gedeihen. Ein wunderschöner Gedanke! Auch Diggory und Polly sind davon fasziniert, aber auch ehrfürchtig, denn sie bekommen von Arslan eine Aufgabe, um den Schaden, den sie durch die Mitnahme Jadis in die noch unschuldige Welt angerichtet haben, wieder gut zu machen. Eine Welt von der man noch nichts weiß ist natürlich gleichermaßen aufregend, wie auch beängstigend. Dabei muss Diggory am Ziel eine Aufgabe erfüllen, die ihn und seine moralischen Grundsätze auf eine harte Probe stellen. Ähnlich wie in der Schöpfungsgeschichte führt Jadis Diggory in Versuchung. Das Hörspiel erweckt den Kinderbuchklassiker zu neuem Leben und befriedigt die Neugier all jener, die zwar die drei verfilmten Bände kennen, sich aber schon immer gefragt haben, wie denn eine fremde Welt in einen alten Kleiderschrank kommen konnte. Das ist hier nicht ganz so logisch, denn ich meine, dass der erste ursprüngliche Narnia-Band, „der König von Narnia“ auf dem Land beginnt, weil die Geschwister vor den Bombenangriffen auf London zum Onkel aufs Land geschickt werden und hier befindet sich das Arbeitszimmer mitten in London. Allerdings darf Diggory am Ende der Geschichte endlich wieder aufs Land ziehen, doch wie die Sache mit Narnia und dem Kleiderschrank möglich war, ist mir noch immer nicht klar. Dafür erfährt man aber, wie die einsame Laterne dorthin kam, die den vier Kindern beim Eintreten in die Welt von Narnia den Weg leuchtete und natürlich wieso ein so wunderbares Land von einer so grässlichen Hexe terrorisiert wird.

Dieses Hörspiel wurde für den Rundfunk von SWR/NDR produziert und ist entsprechend aufwendig in Szene gesetzt mit einigen sehr namhaften Sprechern wie Pierre Besson und Uve Teschner sogar in den Nebenrollen und Friedhelm Ptok als Erzähler, begleitet von Klängen und Geräuschen. Wenn man die Augen schließt wird man mit in das London der fünfziger Jahre und in den stillen Wald zwischen den Welten mitgenommen. Im Auto in der Raumklang klasse und dieses Hörspiel ab 10 Jahren ist wirklich für die ganze Familie zu empfehlen, also perfekt für gemeinsame Autofahrten. Da das Hörspiel im Rundfunk in zwei Teilen ausgestrahlt wurde, beginnt die zweite CD mit einer kurzen Zusammenfassung dessen, was bisher geschah. Das finde ich ganz hilfreich, bei längeren Hörpausen, oder wenn man zwischendrin mal kurz abgelenkt war, sie kann aber auch einfach übersprungen werden.

C.S. Lewis war ein irischer Literaturprofessor der englische Literatur sowohl in Cambridge als auch in Oxford lehrte. Eigentlich war er ein eingeschworener Junggeselle, bis er Joy Davidson und ihre Kinder kennenlernte. Lewis war lange Jahre sehr gut mit Tolkien befreundet, der ebenfalls Literaturprofessor in Oxford war. Seine harsche Kritik an den erfolgreichen Narnia Büchern, verbunden mit persönlichen Angriffen, beendete die langjährige Freundschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2020

Mein Hörhighlight des Monats!

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
0

Penelope Stevens, oder kurz Nell ist Anfang/Mitte vierzig und fühlt sich komplett gescheitert! Nach ihrem BA in Literaturwissenschaften arbeitete sie in einem renommierte Londoner Verlag als Lektorin und ...

Penelope Stevens, oder kurz Nell ist Anfang/Mitte vierzig und fühlt sich komplett gescheitert! Nach ihrem BA in Literaturwissenschaften arbeitete sie in einem renommierte Londoner Verlag als Lektorin und bekam ein Spitzenangebot als Kinderbuchredakteurin in New York. Es klang wie ein Traum, doch Singles in New York haben es auch nicht leicht. Als sie dann den witzigen, erfolgreichen Koch Ethan kennenlernte, folgte sie ihm nach Kalifornien. Dort verwirklichten sie sich ihren Traum von einem eigenen Büchercafé, das super anlief, aber vor kurzem dennoch pleite ging. So zerbrach diese Beziehung kurz vor dem Ablauf ihres Visums, so dass sie als gescheiterte Existenz zurück kehrt. Sie muss ein Zimmer zur Untermiete bei einem durchstrukturierten Vermieter mit Energiespartick und einem von ihr an den Wochenenden zu versorgenden riesigen Hund Artemis, nehmen, weil sie sich keine Wohnung leisten kann. Auch beruflich sieht es nicht rosig aus, drum übernimmt sie den Job als Nachrufschreiberin. Gleich bei ihrem ersten Auftrag lernt sie die über achtzigjährige Cricket, Witwe des gerade verschiedenen Theaterautors Monty kennen, deren Motto lautet: Du brauchst keine Angst haben alt zu werden, Du musst nur Angst haben langweilig zu werden! Ach ja, bei einem einsamen Spaziergang an ihrem Geburtstag begegnet sie gleich noch einem hundelieben knackigen Mann unter Fünfzig...

Ich fand den Titel so lustig, dass ich sehr neugierig auf diese Geschichte war und sie unbedingt hören wollte. Der Einstieg erfolgt sehr direkt, unmittelbar in eine Podcast-Folge und zeugt von einem anderen Humor, als erwartet, reflektierter, reifer, selbstironischer. Damit hatte ich am frühen Morgen so noch nicht gerechnet und es hat meinen erwachenden Intellekt erst einmal überfordert. Aber relativ bald packte es mich dann und ich konnte nicht mehr aufhören. Beim erneuten Hören konnte ich diese Anfangsschwierigkeiten allerdings nicht mehr feststellen und amüsierte mich besser, als beim ersten Hören.

Nell steht da, kurz vor Silvester, vor einem Scherbenhaufen an Leben, so wie es sich anfühlt. In London ging das Leben für ihre Freunde weiter, nur zum Besten, nur sie selbst hat nichts vorzuweisen, außer einem Handy, auf dem ihr Bilder von den perfekten Leben all der anderen Menschen ihrer Generation entgegen leuchten... Doch Nell ist keine der Personen, die das Gras in Nachbars Garten immer grüner finden, sie hadert einfach nur damit, dass ihr Leben gar kein bisschen so verlief, wie sie es geplant hatte. Ein nicht gerade seltener Plot in der Frauenliteratur, aber dennoch eine besonders schöne Geschichte. Denn Nell berappelt sich, was auch an der gerade verwitweten Cricket liegt, die einfach nur cool und liebenswert ist und als Schauspielerin und Autorengatten, so manche Lebensweisheit beizutragen hat. Aber auch Nell ist ja keine Dumpfbacke, sondern das Jonglieren mit Worten gewohnt, so dass sie ihre Gedanken sprachlich erquickend und mit erheiternder Selbstironie zu verpacken vermag. Ich habe in Nell nicht eine Sekunde lang die Loserin gesehen, für die sie selbst sich bisweilen hielt. Sie beginnt das neue Leben in London mit einem neuen Notizbuch, in das sie sich bemüht jeden Tag 5 Dinge zu notieren, für die sie dankbar ist. Da dies für sie aktuell aber nicht so einfach ist, gestattet sie sich mit 3 solchen Dankbarkeitsempfindungen zu beginnen. Auch diese sind nicht immer ganz ernst gemeint, was zu ihrer eigenen Erheiterung beiträgt, da es hilft, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Seither versuche ich auch, derartige Momente der Dankbarkeit jeden Tag neu in meinem Leben zu entdecken. Eine schöne Angewohnheit, die ich hoffentlich beibehalten werde, da sie auch in Coronazeiten hilft, den Blick auf das Hier und Jetzt zu richten und Momente des Glücks zu würdigen, ohne vorher Yoga machen zu müssen.

Dieses Buch gibt es in gekürzter und ungekürzter Fassung als Hörbuch. Ich habe die gekürzte Fassung genossen und keinerlei Einschnitte bemerkt und nichts vermisst. Aber für all jene, die nun interessiert sind, aber prinzipiell keine gekürzten Hörbücher mögen, dieses gibt es in beiden Varianten.

Den Originaltitel: „confessions of a forty-something f#

k up“ finde ich viel treffender, wenn auch nicht so witzig, wie die deutsche Version, aber sonst habe ich an der Übersetzung nichts zu kritisieren.

Sprecherin Verena Wolfien klingt erwachsen und gereift, ohne alt zu klingen. Man nimmt ihr die forty-something f

#k up, mit Selbstironie und der Entschlossenheit nicht klein beizugeben ohne weiteres ab. Vor allem klingt sie unglaublich freundlich und wenn man sich in die Geschichte hineinhört, ist dies auch der ganz entscheidende Wesenszug von Nell: sie bleibt freundlich, auch wenn andere schon längst giften würden, sticheln oder mit sarkastischen Kommentaren verletzten würden. Dieser Wesenszug macht es der Hörerin so leicht, sich mit ihr zu freuen, wenn Licht am Ende des Tunnels auftaucht und setzt ein Zeichen gegen die leider viel zu häufige Missgunst.

Ein wirklich wunderbares Hörbuch, das vielleicht die Welt nicht neu erfindet, das mich aber tatsächlich immer wieder mit seinen Wendungen überrascht hat und beim zweiten Hören fast noch besser gefallen hat, als beim ersten Mal. Lange habe ich meinem Mann nicht mehr so viele Gedanken zu meinem aktuellen Hörbuch mitgeteilt... Ja, auch mit Mann und Kindern und ohne Hund kann man sich in dieser charmanten Erzählung wiederfinden, man sollte allerdings mind. 35 Jahre alt sein – sorry, keine Jugenddiskriminierung beabsichtigt, nur eine Altersempfehlung! Für mich definitiv ein Hörbuchhighlight!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2020

Magisches Aschenputtel

Magic Tales - Verhext um Mitternacht
0

Eine moderne, magischere Form des Aschenputtelmärchens, erzählt aus zwei Perspektiven:
Der junge Tristian ist der Sohn eines mächtigen Hexenmeisters gewesen, die Identität seiner Mutter nicht bekannt. ...

Eine moderne, magischere Form des Aschenputtelmärchens, erzählt aus zwei Perspektiven:
Der junge Tristian ist der Sohn eines mächtigen Hexenmeisters gewesen, die Identität seiner Mutter nicht bekannt. Als sein Vater als dunkler Magier der Blutmagie bezichtigt, im Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet wird, ändert sich alles für ihn. Seine Stiefmutter und Stiefbrüder Chris und Noah verspotten ihn und demütigen ihn regelmäßig mit verbotenen magischen Streichen sogar in der Schule. Nur sein Hund Roger, der ihm noch von seinem Vater blieb und seine beste Freundin Mara, geben ihm Halt und Trost. Eines Tages taucht die schöne Austauschschülerin Ela aus Rom auf ihrer Schule auf und erstaunlicherweise erliegt sie nicht Chris und Noahs Charme, sondern interessiert sich für die schlaue Aussenseiterin Alex und den misstrauischen Tristan. Was er nicht weiß: Ela ist die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie, unterwegs in geheimer Mission, auf der Suche nach Dunkelhexen, die das anstehende Ritual, das die Einigkeit zwischen Menschen und Hexen garantiert, gefährden. Wie sehr wünschte sich Ela, dass in Tristan auch nur ein Funke Magie stecken würde, um ihr als Auserwählter als Partner beim Ritual beistehen zu können, doch er praktiziert nur Kampfkünste und verabscheut Magie!

Mitternacht ist der Moment, an dem die Kräfte der Magie schwinden und nur sehr mächtige Hexen es vermögen ihre Illusionen aufrecht zu erhalten. Nein, Aschenputtel ist nicht um Mitternacht in Gefahr, Mitternacht betrifft alle Hexen und sofern diese magische Kleidung tragen, könnte dies peinlich für sie werden....

Klassische Märchen neu zu erzählen, in einem anderen Kontext ist gerade sehr populär und Aschenputtel/Cinderella/Cendrillion ist eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen, so daß man seine Strukturen schnell wieder erkennt. Daher liegt dann der Spaß im Wiedererkennen und in einer guten Erzählung und interessanten neuen Varianten, sofern sie geboten werden.

Hier sind z. B. die Rollen vertauscht: Tristan ist nicht der Prinz in der schimmernden Rüstung, sondern der verstoßene Sohn, des verstorbenen Hausherren, der von seiner Stiefmutter und seinen Stiefbrüdern regelmäßig gedemütigt wird. Er wurde aus seinem Zimmer verbannt, in den Keller. Da er über keinerlei Magie zu verfügen scheint, wird er verspottet und durch verbotene magische „Streiche“ in der Schule lächerlich gemacht... Ela ist keine Prinzessin, aber die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie und die für das Ritual Auserwählte. Das ist vor allem ein böses Omen, denn diese große Ehre, könnte sie auch leicht das Leben kosten, weshalb sie zu ihrem eigenen Schutz bislang vor der Öffentlichkeit ferngehalten wurde und erst beim großen Hexentreffen zur Erneuerung des Bannes in die Hexengesellschaft eingeführt werden soll.
Es gibt hier keine Schichtunterschiede wie Adel und Gesindel, es geht um Hexen, Wissende (Menschen, die Magie immerhin sehen können) und Unwissende (die meisten Menschen).

Beide fühlen sich auf Anhieb zu einander hingezogen und durch ihre Herkunft aber auch durch scheinbar unüberwindbare Gräben getrennt. Aber nein, wir wechseln nicht zu Romeo und Julia, immerhin ist dies ein modernes Märchen ab 13 Jahren. Beide umgibt ein Geheimnis, doch nicht beide wissen davon.... Das finde ich sehr interessant gemacht, wobei die Neugierde auch immer wieder geschickt gesteigert wird. Wer ist Tristans Mutter und warum ist sie geheim und warum ist er nicht magisch? Zum Teil werden die Rätsel gelöst, aber zum Teil auch nicht. Ein „Warum“ lässt mich noch immer grübeln, da finde ich die Erklärung nicht so logisch.

Ela und Tristan sind sehr sympathisch, interessanter fand ich aber fast die zwiespältigeren Personen Alex und Chris. Ela hat aufgrund ihrer Bestimmung kein ganz unbelastetes Verhältnis zu ihrer Schwester Gloria, die auch immer wieder ins Zentrum dieser Geschichte drängt. Durch die zahlreichen Personen, sollte man also durchaus genau hinhören. Fanny Bechert mag ich als Sprecherin für Ela sehr gerne. Sie klingt jung, dynamisch und bisweilen verletzlich. Allerdings hätte ich mir einen zweiten, männlichen Sprecher für Tristan gewünscht. Da ich Hörbücher immer nebenbei höre, brauche ich einen deutlichen akustischen Reiz und nur die Erwähnung des Perspektivwechsel kann leicht mal überhört werden, so dass ich dann etwas verwirrt war, weil Ela und Tristan gleich klingen. Das ist nicht unangenehm und mir deutlich lieber, als jemand der mit schlecht verstellter Stimme spricht, aber gerade für Hörer, die zum Einschlafen oder nebenbei hören, nicht wirklich deutlich genug.

Dennoch hat mir das Hörbuch gut gefallen. Es war abwechslungsreich, mit erfrischenden Ideen, spannenden Zwischenereignissen und einem großen Showdown mit anschließender glücklicher Auflösung. Was will der magische Märchenfan ab 13 mehr? Seufz!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2020

Irre witzig!

Luis und Lena - Die Zahnlücke des Grauens
0

Luis (12) besuchte in Berlin eine naturwissenschaftliche Schule, wo er als Nachwuchsforscher glücklich unter befreundeten Nerds war. Doch dann beschließt seine Mutter, für eine neue Stelle als Zahnarzthelferin ...

Luis (12) besuchte in Berlin eine naturwissenschaftliche Schule, wo er als Nachwuchsforscher glücklich unter befreundeten Nerds war. Doch dann beschließt seine Mutter, für eine neue Stelle als Zahnarzthelferin nach Bayern zu ziehen, in einen kleinen Ort, mit nur einem Gymnasium. Dort werden sich alle schon seit dem Kindergarten kennen, da muss er gleich einen guten Eindruck machen und so plant er diesen perfekt. Doch seine überbesorgte Mutter macht ihm einen Strich durch die Rechnung, da das Outfit nicht warm genug ist und ohne Helm zu fahren ist viel zu gefährlich. Durch das Umziehen kommt er noch zu spät und alle starren ihn an. Als es kaum noch schlimmer geht, wird er auf den letzten freien Platz neben Lena gesetzt, die alle für etwas irre halten, weil sie behauptet Kobolde sehen zu können. Um diesen miesen ersten Eindruck los zu werden, kauft er sich Eishockeyschlittschuhe und -schläger und marschiert zum Weiher. Beim gemeinsamen Training mit den Jungs wird er binnen Rekordzeit berühmt, als ihm ein Schneidezahn ausgeschlagen wird. Eine Trophäe, die ihm die sofortige Aufnahme in das Team sichert und die wie ein Schatz im Schrank des Vereinsheims aufbewahrt wird. Alles scheint bestens, bis nachts eine Zahnfee durch sein Zimmer schleicht und die Herausgabe des Zahns fordert! Das geht natürlich nicht, drum verfolgt sie ihn auf Schritt und Tritt und außer ihm und Lena, kann niemand sie sehen. Nun wird es oberpeinlich und echt brenzlig!

Dass Luis in die 6c geht, wie meine Jüngste, fand diese prima. Wir haben uns gemeinsam aufgeregt, wie man denn als Mutter einfach so, wegen eines völlig normalen Jobs so weit wegziehen kann und dann noch von seinem Kind verlangen, dass es das in Ordnung und schnell Freunde findet!
Die Geschichte ist allerdings so lustig geschrieben, dass wir darüber schnell hinwegsehen konnten. Es hat mir großen Spaß gemacht sie meiner Tochter laut vorzulesen und wir mussten immer wieder lachen! Daher können wir uns gut vorstellen, dass diese Geschichte auch sehr gut als Hörbuch funktioniert! Wir haben allerdings auch mit Luis und Lena gelitten. Mit Luis, weil er doch eigentlich ein Nerd ist und aufgrund des Umzugs gezwungen wird, sich mit einer gefährlichen Sportart zu beschäftigen, die die übrigen Jungs praktizieren, seit sie laufen können. Luis ist halt eher der Denker, als der Sportler, rein rational. Ganz anders als Lena, die eher fühlt, als wissenschaftlich vorzugehen. Daher wird sie auch für eine Spinnerin gehalten, allerdings zu Unrecht, wie Luis feststellen muss, außerdem ist sie eine prima Freundin. Wir mochten beide auf Anhieb, was ganz klar macht, dass Außenseiter auch eigentlich richtig klasse sein können und man ihnen unbedingt eine Chance geben sollte. Das gilt allerdings auch für Zahnfeen in Not, auch für diese sollte man immer ein Herz und ein Stück Schokolade bereithalten!
Diese Geschichte ist aber auch eine Liebeserklärung an die bayrische Provinz. Der Großstädter fühlt sich anfangs völlig verloren, gerade angesichts seiner wilden Mitschüler mit den eigenartigen Spitznamen. Als er sie näher kennenlernt, merkt er, dass diese wilden Typen echte Freunde, mit dem Herzen am rechten Fleck sind und das beste aus dem machen, was ihnen die Gegend so bietet.

Dieses Abenteuer ist irre witzig, voller Pointen und Wendungen, aber auch in sich abgeschlossen, obwohl sich schon die nächsten Schwierigkeiten am Schulhofhorizont bemerkbar machen. Alle Zeichen deuten auf Fortsetzung (so rein im analytischen Sinne!), wir würden uns darüber auf jeden Fall freuen!

Ach ja, natürlich ist dieses Buch wahrscheinlich offiziell ein Comicroman, da er erfreulicherweise von Daniel Stieglitz reich illustriert ist, manchmal mit Sprechblasen und manchmal mit Bilderfolgen... aber an alle Eltern: es ist vor allem ein Buch, mit vollständigen, grammatikalisch korrekten Sätzen. Die zahlreichen Illustrationen, die nur die Schmankerl, die das lästige Lesen versüßen, mit spitzer Feder.

Thomas Winkler arbeitet übrigens in Bayern als Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik, wenn er nicht gerade Kinderbücher schreibt. Daher ist ihm wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass in Berlin das Gymnasium erst mit der 7. beginnt ;) Allerdings beherrscht er etwas, was gute Lehrer auszeichnet und was mich von Lehrern geschriebene Bücher so schätzen lässt: er weiß, was Kinder in dem Alter verstehen und was nicht. Alle Begriffe, die meine Tochter nicht kannte (es waren nicht viele) wurden umgehend erklärt und das auch noch verständlich. Was will man mehr!?

Ein witziges Buch für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren, um Freundschaft und die verrückten Unerklärlichkeiten des Universums, mit Lachgarantie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere